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Schriften der Industrialisierung

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo Typogemeinde,

für meine Abschlussarbeit recherchiere ich gerade nach diversen Inhalten zur Schriftgeschichte – mit besonderem Augenmerk auf die Entwicklung der Außenbeschriftung von Unternehmen. Habe mich da auch schon durch die einschlägigen Bücher der Schriftgestaltung am Bauwerk gearbeitet, aber zu manchen Bereichen fehlt mir einfach noch etwas Stoff. Daher meine Fragen:

Kennt jemand noch Bücher/Links zu Außenbeschriftungen, welche vor allem zu Zeiten der Industrialisierung entstanden sind? In dem Zusammenhang wären Bilder eine Hilfe, vielleicht auch ein paar unbekanntere Abbildungen und Fakten zu den ersten serifenbetonten Linearantiquas. (um mal den Bereich aufzuzeigen)

Zweite Frage bezieht sich auf den nahezu ausgestorbenen Beruf des Schriftenmalers. Gibt es da überhaupt Literatur? Habe hier viele Proben, wie man Schrift mit diversen Mitteln schreiben kann, aber direkt auf den Beruf wird kaum eingegangen. Kennt vielleicht sogar noch jemand einen Schriftenmaler oder hat einen Anhaltspunkt, wo ich mich dazu informieren könnte?

Gibts noch irgendwo Landstriche, wo es noch sehr viel alte (handgemachte) Typografie zu entdecken gibt?

Viele Fragen, aber vielleicht hat ja jemand ein paar Anhaltspunkte, die mir in der Recherche weiterhelfen könnten.

Besten Dank und einen schönen Sonntag wünscht

Stefan

Geschrieben
im dessauer theater gibt es noch schriftenmaler, wenigstens sieht man es immer wieder an der fassade des theaters, da hängen stoffbannen die handbemalt sind.

In der Tat, bei Theatermalern gehört das noch zur Ausbildung und viele Bühnen nutzen das noch (ist vermutlich, wenn man ohnehin die Abteilung im Haus hat aschneller und billiger aus ausplotten). Wenn Du magst mach ich nachher mal ein Photo in Dortmund (dort ist es allerdings eine langweilige fette Helvetica, die eingesetzt wird.

Geschrieben

es gab damals eine zeitschrift für schriftmaler die nannte sich auch so.

'der schriftmaler' ausgaben sind ab und zu mal bei ebay zu ergattern

oder auch bei zvab.

generell sollte man dort mal etwas genauer suchen, der callway verlag

hat damals einiges in dieser richtung herausgebracht.

http://cgi.zvab.com/SESSz10813946791120 ... 26rpp%3D10

ansonsten ist auch das buch von ernst bentele sehr lehrreich:

http://www.signform24.info/index.php?op ... 27&catid=3

in der mitte der seite + nachfolgende bilder.

"Schriftgestaltung am Bauwerk von Günther Baumgart" ist mir auch schon

oft begegnet, habe aber noch nie einen blick reingeworfen bzw. es mir

zugelegt. vielleicht hat es ja hier einer und kann was dazu sagen.

Geschrieben

Hallo Zusammen,

vielen Dank schon einmal für die Tipps und Buchvorschläge.

@Typografski: vielen Dank für den Tipp. Wenn das Gute so nahe liegt, werden wir dort auf jeden Fall mal anfragen.

@Okela: Hast du das Buch selber bzw. kannst du genau sagen, ob sich der Kauf lohnen würde?

@hey: Fotos sind immer gern gesehen!

@rm: Auch dir vielen Dank für die Links. Der Schriftenmaler ist uns in unserer Recherche auch schon über den Weg gelaufen. »Schrift am Bau« von Günter Baumgart ist wahrscheinlich DAS Buch, wenn es um die Geschichte der Außenbeschriftung geht. Ein Blick hinein kann nicht schaden. Ansonsten steht Ernst Bentele auch mit auf unserer Liste. Wir haben hier noch »Werbung im Stadtraum« von Dietmar Kreutzer, welches zwar von der Gestaltung her zu wünschen lässt, aber in jedem Fall sehr informativ ist. Ebenfalls interessant, wenn auch etwas subjektiv, ist das Buch »Aussenwerbung: Werbung am Bau und im öffentlichen Raum« von Leopold Nettelhorst aus den 50er Jahren (ebenfalls bei Callwey erschienen).

Hat noch jemand Bezugsquellen oder Tipps? Sind über jeden Ansatz oder Hinweis dankbar.

Einen schönen Abend wünscht,

Stefan

Geschrieben

Kennt vielleicht sogar noch jemand einen Schriftenmaler oder hat einen Anhaltspunkt, wo ich mich dazu informieren könnte?

In Weimar an der Bauhausuni hat mal jemand ein Praktikum bei einem Schriftenmaler irgendwo außerhalb von Deutschland gemacht (ich glaube spanischsprachiger Raum). Muß so um 1999 rum gewesen sein. Dazu gab es eine nette kleine Broschüre. Habe ich damals in der Buchbinderlehre gebunden. Müßte dort in der Hochschulbibo zu finden sein.

Ebenfalls in Weimar hat Jay Rutherford das Projekt "words on the wall" gamacht – dabei gings darum, kluge Sätze in Anlehnung an frühere Fassadenbeschriftung an die Wand zu schreiben. Kannst Du mal bei ihm nachfragen, ich finde auf die schnelle keine Dokumentation.

Grüße

Helmut

Geschrieben

@Stefan:

Ja, ich habe es und ja, ich finde es lohnt sich. Bei einer kurzen Recherche habe ich es für unter 20 Euro gesehen.

Es enthält eine kurze Schriftgeschichtsbetrachtung – auch jüngerer Geschichte. Daneben haupstächlich How-to-Themen. Von plastischen Buchstaben, Leuchtbuchstaben, über Ladenfrontgestaltung bis zu Lieferwagen.

Das ganze besteht aus einem Buch und buchstabentafeln in einer Mappe.

Geschrieben

Vielen Dank für die zahlreichen Links und Bilder – das hilft uns ein ganzes Stück weiter. Ihr seid wirklich eine große Hilfe.

@hey: der Fluchtweg sieht großartig aus. Da will man öfters mal spontan flüchten. Die Helvetica dagegen wackelt schon extrem, aber irgendwie auch wieder sympathisch.

@BuchStabe: vielen Dank, die Links sind wirklich äußerst hilfreich (zumal Weimar von hier aus auch relativ problemlos zu erreichen ist)

@Pachulke: die Feuerwache aus der Spinnerei hatte ich auch noch im Archiv – sehr schön. Leipzig wird sicherlich in den nächsten Tagen aber auch nochmal abgegrast und dokumentiert.

@Okela: okay, dann weiß ich Bescheid und werd schauen, wo ich es ordern kann.

Beste Grüße,

Stefan

Geschrieben

Ich bin es noch einmal.

Mir stellt sich schon den ganzen Tag die Frage, ob es Schriften gibt, welche für den Einsatz zur Außenbeschriftung bzw. Schildermalerei extra angefertigt worden? Egal ob aus jüngerer oder älterer Zeit.

Mir fällt in dem Zusammenhang zum Beispiel die Franklin- und News Gothic von Morris Fuller Benton ein, welche ja Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund vielerlei Forderungen seitens des Werbesektors entwickelt wurde. Aber als reine Werbeschrift geht sie andererseits auch nicht so recht durch. Wahrscheinlich ist der Bereich von Außenbeschriftung auch zu klein gefasst, als das man dafür extra etwas entwickelt, oder? Von den reinen »witzigen« Freefonts, welchen man ständig begegnet, mal ganz abgesehen.

Beste Grüße,

Stefan

Geschrieben

Das Sign-Painter-Kit von House Industries könnte in diese Kategorie fallen (in der Realität wird es wohl eher zum Nachbilden einer Schildermalerarbeit-Anmutung gebraucht werden).

Vielleicht könnte sich für auch ein Seitenblick zu typographisch ambitionierte Schaufensterdekorateuren lohnen. Hier ein nur halb passendes Beispiel:

741040.34ae6cf51.l.jpg

Geschrieben

Nochmal drüber nachgedacht ist der Weg woll tatsächlich in der Regel der umgekehrte: Satzschriften werden nach dem Vorbild der Schildermaler gefertigt. Font Diner machen das z.B. oft und in vielen Fällen gelungen. Und ihrer Schöpfungslegende nach soll die Gotham ihre Vorbilder ja auch in Gebäudebeschriftungen haben. Das gibt es aber auch sicher nicht erst seit gestern, wenn man an Schriften wie die Reporter denkt.

Geschrieben
Ich bin es noch einmal.

Mir stellt sich schon den ganzen Tag die Frage, ob es Schriften gibt, welche für den Einsatz zur Außenbeschriftung bzw. Schildermalerei extra angefertigt worden? Egal ob aus jüngerer oder älterer Zeit.

Na sicher doch. Denn die Schriftenmappen der Schildermaler sind eine sehr beliebte Digitalisierungsvorlage für heutige Schriftgestalter. Leider verschweigt man aber wohl gerne diese Quellen. Hab z.B. den hier letztens in einer Mappe gefunden – und ein paar Tage später die passende Digitalisierung. (Mit einer ganz anderen Geschichte als Beschreibungstext)

Geschrieben

Na eben, die »Gotham« ist ja mit ihrer Geschichte durchaus eine der bekannteren Schriften, die es von den Wänden auf das Papier geschafft hat. Auch die »Bello«, wahrscheinlich ohne direktes Vorbild, darf ja auch gern mit in die Gruppe der bekannten Schilderschriften.

Bei der Movie Script sieht man dann jedoch leider auch, dass man für die Verbindungen der Buchstaben wohl nicht allzu viel Zeit aufgewendet hat – da hat es die analoge Malerei wirklich besser. Das Sign-Painter-Paket von House Industries war mir neu; danke für den Link. Hab vorhin auch die Futura-Script von Elsner+Flake entdeckt – auch irgendwie ziemlich seltsam aus DER konstruierten Schrift schlechthin (um es mal zu verallgemeinern) eine Script zu basteln.

Ich danke euch, für eure tatkräftige Unterstützung!

Einen schönen Abend wünscht,

Stefan

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