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Fonts unterschiedlich interpretieren (darstellen)

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo!

Im Rahmen der Uni-Lehrveranstaltung "Digital Preservation" (Kernthema digitale Langzeitarchivierung) muss ich mit dem Teilbereich wie man Dokumente faken (Malicious authenticity) kann, auseinandersetzen. Dabei geht es weniger darum, wie man Dokumente (unbemerkt) bearbeiten kann, sonder wie kann man über in Dokumenten eingebettete Objekte dem Benutzer was vorgaukeln kann, was gar nicht da ist (z.B. durch Makros, JavaScript, Fonts, etc.).

Auf was ich jetzt konkret hinaus will ist bzw. warum ich hier poste: es besteht ja in PDF die Möglichkeit Schriften einzubetten. Meine Frage ist nun: gibt es Schriften, die auf verschiedenen Systemen anders interpretiert (dargestellt) werden. Also z.B. die Darstellung von Zahlen (der dargestellte numerische Wert) ist auf System A eine andere als auf System B. Oder der dargestellte numerische Wert ist im Jahr 2008 ein anderer als z.B. 2007.

Kann man sowas mit Schriften überhaupt machen? Bzw. existieren solche Schriften?

Ich weiss, ich mache mich mit dieser Frage nicht gerade beliebt, aber von Seiten der Übungsleitung wird behauptet sowas geht, ich finde jedoch nichts dazu (auch in wissenschaftlichen Publikationen nicht) und Ziel der Übung ist es sowas praktisch zu demonstrieren.

Ich hoffe jemand kann meine Frage beantworten.

Geschrieben

Sehr interessantes Thema! Auf reiner Schriftebene ist mir persönlich nichts

bekannt. Aber ich erinnere mich an eine findige Truppe, die erfolgreich

Angriffe auf EPS und ebenso PDF durchgeführt haben. Präsentiert haben die Agressoren es am Beispiel eines Peer Reviews, mit einer manipulierten Datei, die je nach Umgebungsvariablen unterschiedliche Versionen angezeigt hat. Leider habe ich gerade keine Quelle zur Hand. Sollte das aber in Deine Richtung gehen, gib einfach bescheid, dann such ich mal.

Alex

- der neidisch staunt, was man alles so studieren kann

Geschrieben

man kann eine schrift so modifizieren, dass auf dem codewert der "8" eine "9" zu sehen ist. logisch betrachtet steht das immer noch eine 8, der betrachter sieht aber eine 9. wenn du also eine schrift, die im pdf eingebettet ist, durch eine modifizierte version austauschst, bei der codewert und abbildung nicht übereinstimmt, kannst du den betrachter täuschen.

oder habe ich deine frage ganz falsch verstanden?

verschiedene systeme interpretieren die gleiche schrift anders: das hat damit zu tun, dass fonts früher (vor unicode und opentype) nur 256 Zeichen haben konnten. je nach einsatzgebiet (technisch oder geographisch) waren diese 256 zeichen verschieden belegt, und dem dokument musste mitgegeben werden, nach welchem dieser schemata es codiert ist. wenn du diese information veränderst, kommt meist buchstabensalat raus... nicht gerade etwas was der betrachtet nicht bemerkt... du könntest auch eine modifizierte codepage (so heißen diese schemata) einschleusen, die z.b. 8 und 9 vertauscht. ob das in pdfs überhaupt geht: über den internen aufbau von pdf-dokumenten kenn ich leider auch nicht so genau.

meines wissens ist eine tabelle an bildchen (glyphen) enthalten, diese sind durchnummiert und auch deren codewert ist festgehalten. so kann das dokument angezeigt werden (nummern) und dessen logischer inhalt bleibt ebenfalls erhalten (codewerte). wenn du nun zwei bildchen austauschst ...

wirre gedankengänge... vielleicht sind sie ein ansatzpunkt für dich...

Geschrieben
Aber ich erinnere mich an eine findige Truppe, die erfolgreich Angriffe auf EPS und ebenso PDF durchgeführt haben. Präsentiert haben die Agressoren es am Beispiel eines Peer Reviews, mit einer manipulierten Datei, die je nach Umgebungsvariablen unterschiedliche Versionen angezeigt hat. Leider habe ich gerade keine Quelle zur Hand. Sollte das aber in Deine Richtung gehen, gib einfach bescheid, dann such ich mal.

Hmmm, du meinst man packt mehrere Versionen eines PDF's in eine PDF-Datei und switch dann je nach Umgebungsvariable. Auch ein sehr interessanter Ansatz. Wenn du diesbzgl. Unterlagen hättest, wäre ich dir sehr verbunden (aber betreib keine aufwendige Suche!).

man kann eine schrift so modifizieren, dass auf dem codewert der "8" eine "9" zu sehen ist. logisch betrachtet steht das immer noch eine 8, der betrachter sieht aber eine 9. wenn du also eine schrift, die im pdf eingebettet ist, durch eine modifizierte version austauschst, bei der codewert und abbildung nicht übereinstimmt, kannst du den betrachter täuschen.

oder habe ich deine frage ganz falsch verstanden?

Genau das ist es was ich will bzw. mir vorstelle. Wenn man jetzt das ganze auch noch dynamisch (z.B. Zuordnung durch Zufall) auf Font-Ebene gehen würde, wäre es perfekt.

Geschrieben

Es gibt Theaterverlage, die solche Maßnahmen als eine Art Kopierschutz in PDFs, die sie zur Ansicht bereit stellen, anwenden. Dort werden sechs anscheinend zufällig belegte Varianten der TNR verwendet, so dass für Menschen der Text lesbar ist, beim kopieren oder weiterbearbeiten nur Buchstabensalat zu lesen ist. Es ist anzunehmen, dass es dafür Softwarelösungen auf dem Markt gibt.

Geschrieben

Es gibt Theaterverlage, die solche Maßnahmen als eine Art Kopierschutz in PDFs, die sie zur Ansicht bereit stellen, anwenden. Dort werden sechs anscheinend zufällig belegte Varianten der TNR verwendet, so dass für Menschen der Text lesbar ist, beim kopieren oder weiterbearbeiten nur Buchstabensalat zu lesen ist. Es ist anzunehmen, dass es dafür Softwarelösungen auf dem Markt gibt.

  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Bedingt durch Prüfungen und andere Übungen musste ich das Thema ein wenig auf die Seite legen. Greife es aber jetzt wieder auf um auch diese Übung abzuschließen.

@Schlaflos

Danke für den Link.

@Sebastian

Wie aufwendig ist es eine derartige Font zu erstellen bzw eine vorhandene entsprechende zu editieren?

Ich würde das ganze nämlich über ein "Hintertürchen" anwenden. Und zwar über eingebettete Schriften und Forms in PDF. Das sollte für meine Zwecke als Demonstration reichen. Nur dazu würde ich jetzt 1-2 Varianten einer Schrift benötigen, wo jeweils ein paar Ziffern vertauscht sind.

Geschrieben

Die Anzeige der Zeichen in einem PDF ist fest verdrahtet – da kann man schwer etwas manipulieren. Es wird nämlich nicht der Font als solcher benutzt (wie im Betriebssystem), sondern nur eine Teilmenge ohne aktive Rendering-Features wie Kerning, OpenType etc.

Beim Copy&Paste kann man dagegen sehr einfach schummeln. Denn das funktioniert bei PostScript-basierten Fonts einfach über die benutzten Glyphnamen. Wenn man im Font die »8« einfach »nine« nennt, dann wird dieses Zeichen, das korrekt als 8 dargestellt wird beim Copy&Paste als 9 in die Zwischenablage eingefügt.

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