Ein_Holger Geschrieben Oktober 12, 2008 Geschrieben Oktober 12, 2008 Hallo, vor einiger Zeit trieb mich hier im Forum die Frage um, welche Kriterien aus wissenschaftlicher Sicht denn nun für die Entscheidung herangezogen werden können, welche Schrift für welchen Zweck passt. docma-Abonnenten wissen es, allen anderen würde ich gern ein neues Buch zum Thema zur Kenntnis geben: http://www.docma.info/Kopf-und-Bauch.5191.0.html Mich würde es tatsächlich sehr interessieren, aber der Preis ist heiß... Gruß Holger Kopf und Bauch Woher kommen eigentlich die Entscheidungskriterien dafür, ob eine bestimmte Schrift für den Satz eines Textes passt? Technische Texte serifenlos, literarische mit Serifen, Anzeigen, Plakate und Titelseiten mit Auszeichnungsschriften? Wenn dem so wäre, würden ein paar Dutzend Fonts ausreichen. Tatsächlich aber gibt es Tausende und Abertausende, und noch dazu gelten manche von denen in der Werbewelt als in, andere als out. An diese Wertungen muss man sich nicht halten, aber es wäre immerhin ganz hilfreich, wenn man zumindest wüsste, warum es so ist. Bekäme man in diesem Zusammenhang gleich noch ein paar sachliche Argumente dafür geliefert, was denn nun die „passende Schrift“ für dieses oder jenes Projekt sein könnte, wäre das sehr erfreulich. Stephanie und Ralf De Jong versuchen das In ihrem neuen Buch. Und stellen drei Grundthesen auf: Schriftwahl beruht auf Verständnis; Schriftklassifikation brauchen nur Historiker; Details sind unwichtig – schaut aufs Schriftbild! Das Buch gliedert sich in zwei Teile: Grundwissen und die Vorstellung und ausführliche Beschreibung der 250 Lieblingsfonts der Autoren. Nicht ganz so grundlegend wie die beiden Bände „Detailtypografie“ und „Lesetypografie“, aber eine sinnvolle, empfehlenswerte Ergänzung für Schriftanwender. Schriftwechsel – Schrift sehen, verstehen, wählen & vermitteln von Stephanie und Ralf de Jong Gebunden: 360 Seiten, 21?x?30 cm Verlag Hermann Schmidt 2008 89,00 Euro
TYPOGRAFSKI Geschrieben Oktober 12, 2008 Geschrieben Oktober 12, 2008 ich bin der meinung, dass man nicht auf alles im leben eine antwort suchen sollte, sonst werden theorien festgelegt an die sie alle dann halten und es würde nichts neues entstehen. warum gibt es so viel sorten wein oder so viel musik?
Norbert P Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 In der aktuellen "form" war ein ziemlicher Verriss (von Kurt Weidemann) zu lesen. Tenor: 250 Lieblingsschriften sind mindestens 240 zu viel. Und da kann man sich schon fragen: Wer braucht so eine subjektive Auswahl als Handlungsanweisung? Heinrich hat recht: Da werden "Regeln" postuliert, wo keine gebraucht werden.
Gast ChristianBüning Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 siehe auch hier: http://www.fontblog.de/alter-ohne-weisheit-oder
Norbert P Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 Also da macht de Jong zwar seinem Ärger Luft, mehr aber auch nicht. Um da mitzuhalten, sprich: mir das Buch genau anzugucken, sind mir 89 Ocken zu schade - denn ich habe bei allem, was ich hierzu an Positivem wie Negativem gelesen habe, immer noch nicht verstanden, wozu diese Buch eigentlich so dringend gebraucht wird.
Gast ChristianBüning Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 to be honest: ich habs hier stehen und hab erst zwei frühstückspausen reingeschaut. Mir geht es ähnlich, ich kann es nicht so direkt einordnen. Vielleicht gibt sich das noch, wenn ich es mal ausführlich gelesen habe. Und eine passende Schrift zu finden, ist meist eine Mischung aus Erfahrung und Intuition, gepaart mit Tageslaune und Vorlieben, die man gut filtern muss.
Alpha Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 to be honest:Und eine passende Schrift zu finden, ist meist eine Mischung aus Erfahrung und Intuition, gepaart mit Tageslaune und Vorlieben, die man gut filtern muss. Wohl richtig, dennoch sollte man sich, wenn man etwas gestaltet hat und damit zufrieden ist, durchaus fragen, warum man dieses und jenes so gewählt hat. So sammelt man ja Erfahrung, die auch wirklich bewusst wiederverwendbar ist. Schriftmischung sollte kein Mythos bleiben, sondern begründbar (meistens). Typografische Gestaltung und Formgebung ist bis zu einem gewissen Grad durchaus lehrbar. Die hier viel zitierten Willberg-Publikationen zum Thema Schriftmischung halte ich persönlich nur für eingeschränkt gültig und teilweise sogar einer Fortentwicklung hinderlich. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es sich hier um Einstiegswerke handelt. Alpha
TYPOGRAFSKI Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 das buch hat schon seine daseinberechtigung es gibt viele gute gestalter die typomässig nicht viel erfahrung haben es aber wollen und mit so einem buch können sie den einstieg in die undendlichen welten der typowelt finden.
CRudolph Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 Und eine passende Schrift zu finden, ist meist eine Mischung aus Erfahrung und Intuition, gepaart mit Tageslaune und Vorlieben, die man gut filtern muss. Wenn ich mich nicht irre, dann wurde das auch im Fontblog-Beitrag diskutiert: Es erscheint mir, als wären professionelle Designer nicht wirklich die Zielgruppe des Buches. Die meisten von Euch werden doch die 50 ausführlich besprochenen Schriften mehr oder weniger gut kennen; die 200 angerissenen Schriften dienen sowieso nur dazu, einen Überblick zu bekommen. Aber ich weiß aus eigener, leidvoller Erfahrung, daß es extrem schwer ist, einen Überblick über gute Schriften zu bekommen, wenn der Umgang nicht zum täglichen Brot gehört. Und genau hier ist m.E. das Buch absolut unersetzlich. Es stellt sehr klar heraus, worauf man achten muß, damit eine Schrift einem Projekt auch wirklich gerecht wird und zusätzlich liefert es vergleichsweise ausführliche Informationen darüber, wie gut die entsprechenden Schriften ausgebaut sind und genau das ist z.B. für Typografie im technischen Bereich Gold wert! Ich bin z.B. zwingend auf Fonts angewiesen, welches ein vollständiges Griechiches Alphabet beinhalten und ein Blick in die Tabelle des Buches liefert mir genau diese Information und ich kann zusätzlich auch noch die Anmutung der Schrift studieren und entscheiden, ob ich sie überhaupt leiden mag oder nicht. Genau damit muß ich täglich umgehen und aus dieser Perspektive ist das Buch eines der besten, welches ich seit langer Zeit in den Händen gehalten habe. Grüße, Christian
Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 das buch hat schon seine daseinberechtigung es gibt viele gute gestalter die typomässig nicht viel erfahrung haben es aber wollen und mit so einem buch können sie den einstieg in die undendlichen welten der typowelt finden. Sehe ich genauso. Frage mich nur, ob es wirklich richtig positioniert ist. Eigentlich ist es eben ein Buch für Einsteiger und hätte viel besser in die Preislage der Willberg-Bücher gepasst. Für die Anfänger ist es sonst zu teuer und für die Profis ist es nicht mehr nötig. Und zum Thema allgemein: Jegliche verallgemeinernden Thesen zum Thema Schriftwahl sind nicht zielführend. Weder: Man braucht nur eine handvoll Schriften. Noch, dass man allein das Auge entscheiden lassen könne, und auch nicht, dass man das Thema einfach als eine folge von Parametern wissenschaftlich abarbeiten könnte. Man muss die Schriftwahl immer aus allen diesen Winkeln betrachten, um es gut zu machen. Und das braucht nun mal eine Menge Erfahrung.
Alpha Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 Schade nur, dass es kein "Erfahrungs-Wiki" gibt. Viel Erfahrung wird unter Intuition etc. abgehandelt, obwohl man sie sehr wohl aufschreiben kann. Gerade solche persönlichen gestalterischen Einsichten sind sehr wichtig und werden bei vielen Publikationen nur zwischen Tür und Angel und nicht konzentriert oder systematisch vermittelt. Schade drum
Gast ChristianBüning Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 in »Handwerk« von Richard Sennett wird sehr schön der Untergang von Stradivaris Werkstatt beschrieben, weil er sein immanentes Wissen, also seine Erfahrung, nicht an seine Söhne weitergeben konnte. Immanentes Wissen weiterzugeben ist nicht einfach, weil der Träger des Wissens nicht mehr weiß, dass sein Wissen etwas Besonderes ist. (Das ist doch klar, das muss doch so gemacht werden). Der Träger müsste seine eigene Position relatvieren können und den Weg dorthin nachvollziehbar machen. Das ist höhere didaktische Schule und eher die Ausnahme als die Regel.
Norbert P Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 Das eigene immanente Wissen erklären zu wollen ... da hat man doch gleich Angst, dass man es auf einen Schlag verliert, wenn man versucht, es zu analysieren. :?
Gast ChristianBüning Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 du sagst es. wer lässt sich schon gerne in den topf gucken
Gast njr Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 wer lässt sich schon gerne in den topf gucken Die de Jongs vielleicht? — Und dafür, dass sie ihr Wissen mit mir teilen mögen, zahl' ich denen sogar gerne was via Buchkauf. Auch wenn mir weder ihr noch irgend ein anderes Buch je zur Bibel werden wird. Diesbezüglich halt ich's nämlich voll mit TYPOGRAFSKI und feile auch ganz gerne an den «Theorien» … … sonst werden theorien festgelegt an die sie alle dann halten und es würde nichts neues entstehen.warum gibt es so viel sorten wein oder so viel musik? Danke, TYPOGRAFSKI. *** SCHRIFTWECHSEL Schrift sehen, verstehen, wählen und vermitteln Titel und Untertitel des Buches stimmen für mich mit dem Inhalt bestens überein. Mir ist's EIN Handbuch, EIN Werkzeugbuch. EIN Fachbuch. EINE Anleitung. EIN Nachschlagewerk. Nicht mehr. Aber vor allem auch nicht weniger. Grüße, Norbert Zwo
Ein_Holger Geschrieben Oktober 13, 2008 Themen-Ersteller Geschrieben Oktober 13, 2008 Ach Leute, als alter Ossi muss ich das mal grade rücken. Es ist viiiiiel besser, wenn man statt hunderter eben nur ein Gut (Schrift) nur Verfügung hat. Kennt ihr das nicht (wer ne Frau/Freundin hat und ein Mann ist muss das kennen...): Was soll ich essen? (dreißig Gerichte, aber frau kann keine Auswahl treffen) Was soll ich anziehen? (zehn Hosen, aber frau kann keine Auswahl treffen) Und so weiter. Eine Bockwurst reicht zum satt werden, eine Jeans reicht 20 Jahre zum was anhaben und nicht frieren. Wenns eben nur eine Bockwurst gibt und sonst nichts, reicht die Wurst. Eine einzige Schriftart (mit allen notwendigen Zeichen) würde weltweit genügen, um alles wichtige der Erdbevölkerung schriftlich zu kommunizieren. Aber man braucht ja Distinktionsmerkmale, um Geschmack zu zeigen und so weiter. Also baut man zwölftausend Schriften und jeder findet ohnehin, dass die jeweilige gerade so passt oder auch nicht und man es viiiiel besser machen könnte. Ich muss jetzt ein Bier trinken, diese Reflexion hat mich völlig erschöpft.
Pachulke Geschrieben Oktober 13, 2008 Geschrieben Oktober 13, 2008 Ich muss jetzt ein Bier trinken … Dir ist aber schon klar, daß wir nach Deinen obigen Einlassungen zur Selbstbeschränkung jetzt wissen wollen, für welches Bier Du Dich entschieden hast.
Ein_Holger Geschrieben Oktober 13, 2008 Themen-Ersteller Geschrieben Oktober 13, 2008 Ich muss jetzt ein Bier trinken … Dir ist aber schon klar, daß wir nach Deinen obigen Einlassungen zur Selbstbeschränkung jetzt wissen wollen, für welches Bier Du Dich entschieden hast. Also mein Bester, Du meintest mich nun sicher in der Falle der Eigenlogik gefangen. Aber da werfe ich dir dieses ins Gesicht: "der Wegweiser geht auch nicht den Weg, den er weist." Und deshalb treffe ich nun eine Auswahl unter vielen leckeren Bieren und siehe da, es ist ein reichhaltiges Ur-Saalfelder mit dem von mir so verehrten Bügelverschluss. Ein Prost nach Leipzig!
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