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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Frage eines "Laien": Überschriften, Aufzählungen und Einzüge

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo an alle,

ich bin neu hier und eigentlich auch ein typographischer Laie, hatte aber gerade eine hitzige Diskussion mit Kolleg(inn)en über Überschriften, Aufzählungen und Einzüge.

Die Ansicht meiner Diskussions-Gegenüber(innen) war, man müsse nach numerierten Überschriften den nachfolgenden Text mit einem zusätzlichen Einzug auf der linken Seite (alle Zeilen, nicht nur die erste) setzen. Das werde sogar in den Formatierungsvorgaben wissenschaftlicher Arbeiten explizit gefordert. M.E. ist das falsch.

Daneben drehte sich die Diskussion noch um einen generellen (linken) Einzug von Aufzählungen, wie ihn z.B. Word in den Standardeinstellungen produziert.

Ich halte das für eine unsägliche, aus Amerika eingeschleppte Unsitte.

M.E. müssen die Aufzählungszeichen linksbündig mit den Überschriften bzw. dem vorstehenden Text sein, der Inhalt der einzelnen Aufzählungspunkte natürlich mit einem hängenden Einzug.

Daß man nach numerierten Überschriften generell einen zusätzlichen Einzug machen muß, scheint mir völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein.

In irgendwelchen Webquellen bzw. dem bißchen an Material, was ich zu Typographie habe, finde ich dazu leider nichts.

Es geht hier wohlgemerkt nur um Printlayout, nicht um Webdesign.

Geschrieben

Generell gilt: Überschriften sollten sich deutlich vom folgenden Fließtext abheben, damit sie als Überschriften sofort erfaßt werden. Zusätzlich muß man im Fließtext irgendwie Absätze verdeutlichen. Dies kann z.B. durch einen Einzug der ersten Zeile oder aber durch einen deutlichen Abstand der Absätze untereinander erreicht werden. Dies negiert bereits, daß es da eine »Regel« gibt: Wenn ich mich für einen Abstand der Absätze ohne Einzug entschieden habe, warum sollte ich dann davon nach Überschriften im ersten Absatz davon abweichen? Wenn die Überschriften vom Fließtext deutlich abgesetzt sind, dann ist ein solcher Einzug nicht notwendig. Dies gilt i.A. auch dann, wenn ich generell mit Einzügen arbeite. Wenn sich die Überschrift deutlich vom Fließtext abhebt, dann muß ich den Beginn des »nächsten« Absatzes ja nicht explizit kenntlich machen, das ergibt sich von selber. Ich persönlich empfinde Einzüge nach Überschriften normalerweise sogar als störend; ich würde nach Überschriften den ersten Absatz immer ohne Einzug setzen, die folgenden dann mit. Ich muß allerdings anmerken, daß ich sehr schöne Arbeiten gesehen habe, in welchen ganz bewußt nach Überschriften ein Einzug gesetzt wurde. Dies kann sich, wenn es gut gemacht ist, harmonisch ins Gesamtbild einfügen. Das hängt aber vom Gespür des Gestalters ab.

In diesem Sinne: Eine Regel gibt es sicher nicht, ich persönlich würde es nicht empfehlen sondern eher davon abraten, aber wie so oft gilt: Alles kann, nichts muß (als freies Typografski-Zitat zu verstehen. :D ).

»Erste Hilfe in Typografie« von Willberg und Forssman widemt sich kurz aber prägnant Überschriftsystemen in wissenschaftlichen Arbeiten, mit und ohne Nummerierung. Das Buch kann ich wärmstens empfehlen. Wenn Du in Deiner Bibliothek an »Lesetypografie« der gleichen Autoren heran kommst, dann findest Du hier auch einiges an Hinweisen und Beispielen.

Und was Aufzählungen angeht: Auch hier geht es doch vorallem darum, die Aufzählungen deutlich vom Fließtext abzuheben. Dies kann sehr wohl durch einen generellen Einzug geschehen. Man kann es aber auch durch eine andere Schriftart, einen Auszug, deutliche Abstände etc. verdeutlichen. Ich halte hier Einzüge für recht geeignet, aber es gibt viele andere Möglichkeiten, Word würde ich da »als Beweis« in jedem Fall nicht über den Weg trauen.

Grüße,

Christian

Geschrieben

Dafür gibt es keine Regel, von Fall zu Fall kann die eine oder die andere Lösung die bessere sein. Je nach dem ob eine stärkere Betonung der Hierarchie einer Gliederung oder ein harmonisches Erscheinungsbild bevorzugt wird kann man sich so oder so entscheiden. Ersteres könnte z.B. bei knappen Handzetteln oder Power-Point-Präsentationen Vorteile haben. Die Regeln für die Typographie wissenschaftlichen Schreibens variieren stark von Fach zu Fach, Zeitschrift zu Zeitschrift, teils auch von Lehrstuhl zu Lehrstuhl.

Geschrieben

Danke für die schnellen Antworten.

Es geht mir eigentlich auch gar nicht um das "das kann man so machen", sondern mehr um die Aussage "das muß man so machen", die ich für völlig falsch halte.

Zur Illustration, was ich eigentlich meine, habe ich ein Bild (mit sinnfreiem Text) hinzugefügt (daß die ganze Gliederung unlogisch ist, soll hier keine Rolle spielen, und das ganze Ausmaß der "Alle Aufzählungen mit Extra-Einzug"-Ideologie ist darauf auch nicht sichtbar).

Es geht eigentlich um eine Art Vertragsformular, aber schließlich sind wir ein Verlag, und da geht es ja auch um die Ehre…

t296544_Testtext3.PNG

Geschrieben

Die Regel, daß nach numerierten Überschriften der folgende Text um die Breite der Numerierung eingezogen werden muß, gibt es nicht; sie wäre auch ziemlich unsinnig. Man denke nur an wissenschaftliche Arbeiten, in denen Numerierungen schonmal vier Ebenen haben können (1.2.3.4) — da müßte ja der Text immer weiter eingerückt werden.

Auch Aufzählungen müssen nicht eingezogen werden, machen kann man das aber durchaus. Als Unsitte empfinde ich es, wenn der ganze Text (oder große Teile) als Aufzählung gegliedert ist, z.B. in Merkblättern, Handzetteln zu Vorträgen o. ä.; da sollten die Aufzählungen nicht eingezogen werden.

Geschrieben

Welchen Sinn soll denn ein solcher Einzug haben? Layout und Typografie sind doch nicht einfach ein Kompendium, nach welchem man nach Schema F einfach ein Dokument erstellt. Ein gut gestaltetes Dokument ist gegliedert, weil es die Erfassung des Textes, der Daten oder was auch immer vereinfacht. Nicht weil das so sein muß. Abgesehen von den schon gebrachten, sehr richtigen Argumenten kann ich keinen Sinn im Einzug eines kompletten Absatzes nach einer Überschrift sehen. Das sollen Dir Deine Kollegen mal erklären. Wenn sie mit einem handfesten Grund aufwarten können, dann bin ich gespannt, den zu hören. »Das ist halt eine Regel« oder »Das macht man eben so« gilt aber im Regelfall erstmal nicht.

Und aus der Literatur der Biowissenschaften kann ich Dir versichern: Ich arbeite mich regelmäßig durch Artikel und Fachbeiträge von rund 50 Fachjournalen, welche in allen möglichen Ländern der Welt veröffentlicht werden, nicht nur in Europa oder den USA. Ein solcher Einzug ist mir dabei noch nie untergekommen.

Grüße,

Christian

Geschrieben

An der Art der Gliederung der Idee der Gestaltung ist meiner Meinung nach nichts auzusetzen. Die Aufzählung wird gestalterisch abgesetzt und der Absatz von Punkt 4 ist diesem eindeutig zugeordnet. Im Prinzip würde ich es auch machen … Von der Gestaltung her nicht unbedingt, aber das steht ja auch erstmal nicht zur Debatte.

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