Alex_E Geschrieben Februar 18, 2009 Geschrieben Februar 18, 2009 Bei uns im Verlag gabs verschiedene versionen, wie der Text neben der Seitenzahl heisst, bei uns enthält das, wie Werktitel, Autor und Erscheinungsdatum. Ist also eigentlich ein toter Kolumnentitel, aber eben unten an der Seite. Es kursierten bisher die Bezeichnungen Norm, wohl abgeleitet von der Bogennorm, wird aber jetzt ersetzt durch den Begriff Kustode. Kann mich da jemand aufklären?
Alpha Geschrieben Februar 18, 2009 Geschrieben Februar 18, 2009 Meinst Du diese Bogenbezeichnung, die man in älteren Büchern noch findet?
Pachulke Geschrieben Februar 18, 2009 Geschrieben Februar 18, 2009 Der Text den Du in der untenstehenden Beispielabbildung oben neben der Seitenzahl siehst, ist der lebende Kolumnentitel (hier: Welche Auffassung …). Das, was Du hier unten am Fuß der Seite siehst, ist die Norm bzw. Signatur. Während der Kolumnentitel auf jeder Textseite steht, kommt die Norm nur auf der ersten und dritten Seite eines jeden Druckbogens vor. Sie enthält die Bogennummer (hier: 3) und möglicherweise den Kurztitel (hier: Stalin, Werke …). Die Norm ist in Prime (auf der ersten Bogenseite) und Sekunde (auf der dritten Bogenseite) geteilt. Bei der Sekunde steht hinter der Bogennummer ein Stern, der Kurztitel wird hier meist weggelassen. Jede Druckform (Schön- und Widerdruck) hat also je eine Signatur. Da der dritte Bogen hier bei Seite 33 beginnt, kann man sehen, daß dieses Buch in Bogen je 16 Seiten gedruckt wurde. Die Bogennorm war wichtig als Orientierungshilfe für den Schriftsetzer, den Drucker und den Buchbinder, um die Bogen vom Blei bis zum Buchblock jederzeit auf den ersten Blick auseinanderhalten zu können. So standen z. B. die Bleiseiten immer so auf dem Satzbrett, daß Prime und Sekunde nach vorn zeigten, so daß das schwere Satzbrett kaum aus dem Satzregal herausgezogen werden mußte, um den richtigen Bogen zu identifizieren. Da die Satzbretter mehrmals durch die Setzerei transportiert wurden (z. B. bei jedem Korrekturgang zur Abziehpresse und wieder zurück in die Gasse des jeweiligen Setzers) kann man sich schon hier die Wichtigkeit der Signatur vorstellen. Für aufwendigere Bücher wurde die Bogennorm außerhalb des Beschnitts gestellt, beim endgültigen Beschnitt des Buchblockes wurde sie mit weggeschnitten. In heutigen Büchern findet man kaum noch sichtbare Bogensignaturen; ob dies daran liegt, daß man sie heute grundsätzlich außerhalb des Beschnitts stellt oder ob sich die Signatur aufgrund der Automatisierung völlig überlebt hat, kann ich nicht sagen. Das Wort Kustode hat mehrere Bedeutungen, jedenfalls kann ausgeschlossen werden, daß Du in einem heute gedruckten Buch eine Kustode findest. Zu meiner Zeit war die Kustode eine persönliche Signatur des (Maschinen-)Setzers, die zu Abrechnungs- und Kontrollzwecken diente und beim Umbruch aus dem Produktionsablauf in Richtung Altblei verschwand. Der Text neben der Seitenzahl kann also eigentlich nur der Kolumnentitel sein, weil die Signatur nie neben der Seitenzahl stehen sollte (auch dann nicht, wenn die Seitenzahl am Fuß der Seite steht), sondern immer deutlich nach unten abgesetzt.
Alex_E Geschrieben Februar 19, 2009 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 19, 2009 schonmal vielen Dank für die ausführliche Antwort. O.k. dass Kustode ein eher veralteter Begriff ist, habe ich schon vermutet :D Im Gegensatz zu der beschriebenen Bogennorm, befindet sich das bei uns auf jeder Seite, ist alelrdings auch kein echtes Buch, sondern ein Loseblattwerk. hier mal eine Beispielseite: es geht und den Text neben dem Pfeil. Das Wort Kolumnentitel verbinde ich eben immer mit oben, und da haben wir ja auch einen :?
Pachulke Geschrieben Februar 19, 2009 Geschrieben Februar 19, 2009 Stimmt, Kolumnentitel ist das, was Ihr da oben habt. Das Problem rührt daher, daß die Seite halt etwas unorthodox aufgebaut ist; dieses Etwas, das Ihr da unten stehen habt, kommt in keiner DIN vor und fällt deshalb auch durch das Raster der Bezeichnungen üblicher Seitenelemente. Also kann man das im Prinzip auch nennen, wie man will, Ihr könnt »Meyer« dazu sagen, »Hugo«, »Kennzeichnungsbereich zur Verbesserung der Spontanidentifikation eines Einzelelements innerhalb einer Printmedienkollektion« oder »Dingsbums«, es wird Euch niemand dafür steinigen. Am ehesten ist das natürlich eine Art von Signatur, aber eben nicht die Signatur. Der Seitenaufbau ist übrigens ohnehin sehr überdenkenswert. Das könnte man sicher mit ein paar Handgriffen übersichtlicher und professioneller machen.
Alex_E Geschrieben Februar 19, 2009 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 19, 2009 o.k. trotzdem danke für die Aussage , ist mal nicht schlecht sowas von ganz aussen zu erfahren ohne Betriebsblindheit, wobei ich die Chancen am Seitenaufbau was zu ändern als sehr gering einschätze ... haben wir immer so gemacht ... Verlagslayout ... usw. Hat mich jetzt mal interessiert, falls man sich mal mit Leuten ausserhalb unterhält, nicht dass die einen ganz komisch anschauen, denn in der einschlägigen Literatur bin ich nicht recht fündig geworden.
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