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Schriften Deutsches Kaiserreich 1871-1918

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

gibt es eigentlich irgendwelche "Standardschriften" des deutschen Kaiserreichs (1871 - 1918)?

Speziell die Zeit ab 1900 interessiert mich...

Das wird ja sicherlich nicht alles Fraktur gewesen sein oder? Auch wenn der Otto-Normalbürger das sicherlich mit dem Kaiserreich verbindet...

Danke!

Geschrieben

Standardschriften gibt es nicht, aber natürlich typische Schriften, Antiqua genauso wie Fraktur. Unter den Antiquaschriften waren meines Wissens die Klassizistischen sehr stark in Gebrauch, zumindest am Anfang der Zeitspanne, die Du meinst. Nach der Jahrhundertwende kommen ja schon die Jugendstileinflüsse dazu, bis zum ersten Weltkrieg hat sich eine große Vielfalt an Formen und Schriften entwickelt, eine enorme Zahl an Zierschriften, im Vergleich zu den Jahrhunderten davor muß das geradezu eine Explosion der Vielfalt gewesen sein, so daß man für diese Zeit erst recht nicht mehr von »Standardschriften« sprechen kann, auch wenn es sicherlich Typen gegeben hat, die überdurchschnittliche Verbreitung gefunden haben.

Geschrieben

Die typische Fraktur sah so aus:

5ega3q.png

Heute nennt man diese Form der Fraktur Normal-Fraktur.

(Digital: „Mars-Fraktur“ bei Dipl.-Ing. Helzel, normaler Schnitt kostenlos; „DS-Normal-Fraktur“ bei Delbanco.)

So sah die typische Gotisch aus:

o94zs0.png

(Digital: „Fette Gotisch“ bei versch. Anbietern, z.B. Delbanco; verschiedene bei Helzel, bspw. „Courante Gotisch“ und „Gronau-Gotisch“.)

Und so die typische Altschrift:

mabcxz.png

(Digital: „Old Standard“, kostenlos; „Englische Antiqua“ bei Helzel, normaler Schnitt kostenlos.)

Diese Schriften hatten fast alle Gießereien im Angebot; die verschiedenen Versionen unterschieden sich geringfügig. Sie hießen ursprünglich in der Regel einfach nur „Fraktur“, „Gothisch“ bzw. „Antiqua“, ggf. zusammen mit einer Nummer. Später begannen dann Gießereien, ihnen Namen zu geben, beispielsweise „Schuhmachersche Fraktur“, „Maysche Fraktur“, „Büxenstein-Fraktur“, „Deutsch-Gotisch“ u.s.w.

Um die Jahrhundertwende waren Jugendstilschriften, wie die Eckmann beliebt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden dann viele neue, nicht mehr klassizistische Schriften, die sich an die Formen der Renaissance anlehnten: beispielsweise die Schriften Ehmckes, Kleukens’, Tiemanns, Kochs und Weiß’.

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