MMa 272 Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Ich bin Schreiner. Eine Schrift zu setzen gehört nicht zu meinen Alltagsaufgaben. Mein aktueller Auftrag ist es, Buchstaben zu fertigen und damit ein Gedicht zu setzen. Die Buchstaben sollen für eine Ausstellung an einer Wand befestigt werden und aus dünnem Sperrholz ausgesägt werden. Ich schätze, dass ein kleines a etwa 3-4 Zentimeter groß sein wird; muss damit aber noch experimentieren. Ich habe mich für eine Times New Roman medium entschieden. Die Süddeutsche Zeitung verwendet diese Schriftart auch in Überschriften, also groß, zum Beispiel auf der letzten Seite der Wochendbeilage, das fand ich ansprechend. Die Süddeutsche verwendet den Schnitt von Berthold. Meine Frage: Ist dieser Schnitt auch als Zeichensatz für den Ausdruck über den Computer erhältlich?
Gast bertel Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Du wirst mit den dünnen spitz zulaufenden Serifen einer Times keinen Spaß haben, wenn du das aus Sperrholz aussägen sollst, die Serifen werden dir dabei kaputtgehen. Ich würde grundsätzlich zu einer serifenlosen Schrift raten, oder zumindest zu einer mit "sägefreundlicheren" Serifen. Oder gar zu einer anderen Produktionsweise, z.B. lasergeschnitten aus Metall, dann wäre eine Times durchaus gut machbar. Bei einer aus Holz gesägten vermute ich auch dass keiner, wirklich keiner, den Unterschied zwischen den Times diverser Hersteller sieht, da kannst du genauso gut eine andere verwenden. Linotype oder Fontshop.
MMa 272 Geschrieben Februar 20, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 20, 2010 Vielen Dank für Ihre Antwort. Bei der Fertigung einer Sperrholzschrift bin ich nicht ängstlich. Ein von mir ausgesägtes 3 Zentimeter hohes n ist am Ende der Serife 1 Millimeter breit. Die Serife endet ja nicht als Pinselstrich. Ich bin da guter Dinge. Die Teile zu fertigen ist viel Arbeit, aber die nur 1,5 mm dicken Buchstaben sehen wunderbar aus. Wahrscheinlich haben Sie recht, was die Auswahl des Schnitts angeht. Ich glaubte, kleine Unterschiede festgestellt zu haben, aber die Ungenauigkeiten beim Feilen und Schleifen sind vermutlich größer: Es ist ja eine handwerkliche Arbeit, keine computerunterstützte Maschinenarbeit. Ich habe den von Ihnen angegebenen Link gleich angeklickt, stoße aber an eine Maximalgröße für die Schrift von 100 Punkt. Ich werde mein Anliegen (Minuskel sollen 3-4 Zentimeter groß sein!) bei Linotype vortragen.
Dieter Stockert Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Ich habe den von Ihnen angegebenen Link gleich angeklickt, stoße aber an eine Maximalgröße für die Schrift von 100 Punkt. Wieso das? Es handelt sich doch um vektorbasierte Schriften, die kann man ohne Qualitätsverlust so groß machen kann wie man will, und wenn's zweihundert Meter sein müssen. (Es kann höchstens sein, dass das Programm, mit dem man arbeitet, da Grenzen setzt.)
Gast bertel Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Wenn du (das "Du" ist hier Usus, "Sie" sagt eigentlich keiner) von 30-40 mm Höhe für ein a ausgehst sollten die Serifen technisch kein Problem sein, da geb ich dir Recht. Beim händischen Bearbeiten kommt dann eh deine eigene Note dazu. Was mir eher Sorgen machen würde: Ist die Times als "Allerweltsschrift" die richtige für ein Gedicht, das auf einer Ausstellung zu sehen sein wird? Oder gibt es nicht andere Fonts, die eigenständiger sind, besser zum Ausstellungskonzept passen, den Inhalt des Gedichts unterstreichen können, einen gewünschten Kontrapunkt zur Ausstellungstypografie bieten usw.? Was meint der Dichter dazu? Was meint die Ausstellungsleitung dazu? Ich denke dass da ganz guter Input kommen könnte.
TobiW Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Ich kann zwar nix konstruktives beitragen O:-) Aber ich – und vermutlich auch die andren – fänd's nett, wenn du zu gegebener Zeit mal Fotos von der Entstehung / dem Ergebnis zeigst… Liebe Grüße Tobi
RobertMichael Geschrieben Februar 20, 2010 Geschrieben Februar 20, 2010 Meine Frage: Ist dieser Schnitt auch als Zeichensatz für den Ausdruck über den Computer erhältlich? ja, die times new roman oder auch 'times' ist eine system-schrift die mit jedem computersystem ausgeliefert wird. darum auch die bedenken von bertel, die times ist halt etwas langweilig, eine allerweltsschrift. sie ist jedoch nicht schlecht gezeichnet oder 'technisch überholt'. hier ein paar infos zur times: http://www.100besteschriften.de/6_Times.html#a6 Ich habe den von Ihnen angegebenen Link gleich angeklickt, stoße aber an eine Maximalgröße für die Schrift von 100 Punkt. die times ist natürlich mehr oder weniger ohne größenbegrenzung zu verwenden, dass was du maximalgröße nennst ist nur die ansicht auf der webseite der hersteller. es gibt wie gesagt schönere und moderne schriften und selbst wenn man einen klassischen eindruck schaffen möchte könnte ich mir bessere alternativen vorstellen. wir können dir hier gerne dabei helfen ein paar passende schriften zu finden, aber generell machst du mit der times nichts falsch. viel wichtiger eigentlich ist, wie die schrift später gesetzt bzw. angebracht wird. sind die buchstabenabstände (kerning) und die wortabstände gut gewählt?
Foniq Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Ich bin Schreiner. Eine Schrift zu setzen gehört nicht zu meinen Alltagsaufgaben. Mein aktueller Auftrag ist es, Buchstaben zu fertigen und damit ein Gedicht zu setzen. Die Buchstaben sollen für eine Ausstellung an einer Wand befestigt werden und aus dünnem Sperrholz ausgesägt werden. Ich schätze, dass ein kleines a etwa 3-4 Zentimeter groß sein wird; muss damit aber noch experimentieren. Ich habe mich für eine Times New Roman medium entschieden. Die Süddeutsche Zeitung verwendet diese Schriftart auch in Überschriften, also groß, zum Beispiel auf der letzten Seite der Wochendbeilage, das fand ich ansprechend. Die Süddeutsche verwendet den Schnitt von Berthold.Meine Frage: Ist dieser Schnitt auch als Zeichensatz für den Ausdruck über den Computer erhältlich? Seit wann gibt es eigentlich eine Times von Berthold? In der aktuellen Kollektion http://www.bertholdtypes.com/bq_library ... ary.html#T ist jedenfalls keine und es würde mich wundern, wenn das jemals anders war. Abgesehen davon bin ich auch dafür nach einer anderen Schrift zu suchen, die besser zum Gedicht und/oder der Ausstellung passt. Was das Handwerkliche angeht: Hast du schon mal dran gedacht, die Buchstaben aus Sperrholz lasern zu lassen? Es gibt Firmen, die sich auf solche Laserschnitte spezialisiert haben. Das würde dir viel Arbeit ersparen, gar nicht mal besonders teuer werden und du bekommst super-sauber geschnittene Buchstaben zurück, die an den Kanten, was ja ganz urig aussieht, leicht angesengt sind.
MMa 272 Geschrieben Februar 21, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 21, 2010 angenehm, so in eine Debatte gezogen zu werden, welche Schriftart angemessen ist. Damit es sich besser diskutieren lässt, hier das Gedicht: Thomas Brasch Lied Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber die ich kenne, will ich nicht mehr sehen, aber wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber wo ich sterbe, da will ich nicht hin: Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin. Vom Fertigen (Laubsäge, Feilen, Schleifpapier) her gesehen, erscheint mir eine dynamische Antiqua das richtige zu sein. Ein kleines l in einer Grotesk zu fertigen, da sehe ich mich gleich an der Kreissäge und eine dünne Leiste in Stücke schneiden, aber was wäre mit dem "aber"? Folge: Ein Durcheinander an Fertigungsmethoden. Eine Antiqua mit den ungleichen Strichstärken und Serifen verzeiht kleine Ungenauigkeiten, so erscheint's mir. Jeder Buchstabe wird einzeln gefertigt. Aber stellt euch vor, das häufige Wort "will" wäre in einer Futura gesetzt: Ich fürchte, jedes Zehntel an größerer Strichlänge oder kleinerer Strichdicke würde auffallen. Auch die Gleichmäßigkeit der Strichdicke müsste streng beachtet werden, weil i und ein doppeltes l gleich nebeneinander stehen. Bei Durchsicht der Schrifttypen, die mir mein Computer (OpenOffice.org 2.0) anbietet, fand ich die "Thorndale AMT", die mir sehr ähnlich einer Times new roman erscheint. Ich weiß wenig, wie das Urheberrecht hier funktioniert. Aber leider ist die Möglichkeit begrenzt, die Buchstaben zu vergrößern: Bei 96 Punkt ist Schluss. Nach meiner ersten Einschätzung brauche ich aber eine Schriftgröße von 112 oder 120. Ich muss es ausprobieren. Was die Auszeichnung Berthold angeht, habe ich diese Angabe von der "Süddeutschen Zeitung" erhalten. Ich wusste bis dahin nicht, dass es verschiedene Schnitte gibt. Hier hat es leicht wieder angefangen zu schneien. Ich wünsche: einen schönen Sonntag.
TobiW Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Mit welchem Programm hast du denn das Problem mit der Obergrenze von 96pt? In meinem Word (mac:2008) kann ich problemlos auch 150pt und sogar 1500pt verwenden. Hast du eigentlich schon eine Idee, wie du die Buchstabenvorlagen aufs Holz bekommst? Fall nicht: Ich hab grad überlegt, dass du die Buchstaben ja spiegelverkehrt drucken und dann den Ausdruck so wie er ist einfach auf das Holz kleben kannst. Dann könntest du an den Buchstaben entlang sägen und diese hinterher umdrehen, so das das aufgeklebte auf der Rückseite ist und nicht weiter stört… LG Tobi
Foniq Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 @MMa 272 was dein sägetechnisches Problem angeht, so gibt es durchaus auch Groteskschriften, die deinem Vorhaben entgegenkommen: Die Formata (wirklich von Berthold: http://www.bertholdtypes.com/bq_library/BQ_library.html ) ist eine Sans, hat aber trotzdem keine gerade Linie. Jede Gerade ist leicht geschwungen und selbst die Ecken sind angeschrägt. Wenn die Schrift möglichst nix kosten soll, fallen mir so spontan Fontin und Fertigo von Jos Buivenga ein: http://www.josbuivenga.demon.nl/ Die sind ähnlich unentschlossen wie die Person im Gedicht und haben schwammige Konturen, was beim Aussägen, wenn du es durchaus selbst machen willst, sicherlich hilfreich ist. Was dein Problem mit der Schriftgrösse angeht bin ich etwas ratlos. Eigentlich sollte das funktionieren. Lade dir doch mal das neue OpenOffice (Version 3.2) herunter und probiere es damit: http://download.openoffice.org/ Da kannst du auf jeden Fall beliebig grosse Schriftgrade einstellen.
Joshua K. Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Seit wann gibt es eigentlich eine Times von Berthold?In der aktuellen Kollektion http://www.bertholdtypes.com/bq_library ... ary.html#T ist jedenfalls keine und es würde mich wundern, wenn das jemals anders war. Die Firma Berthold wurde 1993 durch Konkurs aufgelöst. Die Firma Berthold Types in Chicago verkauft heute einige (aber nicht alle) Schriften der ehemaligen Firma Berthold; ob sie die Rechte der Schriften erworben hat, ist unklar. Siehe: Die selbsternannten „Rechtsnachfolger“ der Aktiengesellschaft H. Berthold AG Die ehemalige Firma Berthold hatte eine „Times BQ“ im Angebot, die aber von Berthold Types nicht verkauft wird. Sie ist deshalb nicht mehr erhältlich.
Foniq Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Die Firma Berthold wurde 1993 durch Konkurs aufgelöst. Die Firma Berthold Types in Chicago verkauft heute einige (aber nicht alle) Schriften der ehemaligen Firma Berthold; ob sie die Rechte der Schriften erworben hat, ist unklar. Siehe: Die selbsternannten „Rechtsnachfolger“ der Aktiengesellschaft H. Berthold AG Oje. Dieser Wirrkopf in seinem Windmühlenkampf gegen die bösen Font-Fälscher. So ganz aktuell ist die PDF aber nicht mehr. Der Laden firmiert inzwischen als "Berthold Direct Corp." Weiß eigentlich jemand ob sich diese Frage nach der Legitimität der Rechtsnachfolge inzwischen geklärt hat? ... wobei uns das als Verwender eigentlich auch egal sein kann. Wenn man Berthold-Schriften im modernen Opentype-Format haben will, ist das die einzige Quelle. Die ehemalige Firma Berthold hatte eine „Times BQ“ im Angebot, die aber von Berthold Types nicht verkauft wird. Sie ist deshalb nicht mehr erhältlich. Ok. Danke für die Info. Aber selbst damals war die Times ja keine "echte" Berthold-Schrift, sondern sie haben sie nur von Monotype lizensiert.
Dieter Stockert Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber[...] Ah, eines meiner Lieblingsgedichte! Kann man schon irgendwo Näheres zu der Ausstellung sehen?
Dr.Stellamaris Geschrieben Februar 21, 2010 Geschrieben Februar 21, 2010 Bei Durchsicht der Schrifttypen, die mir mein Computer (OpenOffice.org 2.0) anbietet, fand ich die "Thorndale AMT", die mir sehr ähnlich einer Times new roman erscheint. Ich weiß wenig, wie das Urheberrecht hier funktioniert.Aber leider ist die Möglichkeit begrenzt, die Buchstaben zu vergrößern: Bei 96 Punkt ist Schluss. Nach meiner ersten Einschätzung brauche ich aber eine Schriftgröße von 112 oder 120. Ich muss es ausprobieren. Ich arbeite zwar bereits seit längerer Zeit mit OO.o 3, aber ich glaube ich kenne die Lösung deines Problems: Die 96pt sind lediglich die größte Größe, die das Auswahlfeld von OO.o anbietet. Du kannst aber einfach per Hand eine andere Größe bis zu 999pt eintragen. Grüße Dr.Stellamaris
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