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Satzspiegel für wissenschaftliche Arbeit

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Geschrieben

Hallo zusammen,

ich suche nach einer Regel für den Satzspiegel einer wissenschaftliche Arbeit mit Klebebindung. Jedes Institut möchte ja meist einen anderen Satzspiegel. Was ist denn nun aber richtig bzw. an welche Regel kann man sich halten, wenn es keine vordefinierten Angaben gibt?

Hier sind einige meiner Gedanken und Fragen. Wäre toll wenn mir einer helfen kann:

- Bei einer Klebebindung brauche ich ja einen Bundsteg von min 2,5 cm oder?

- Welches Verhältnis könnte man für eine wissenschaftliche Arbeit daraufhin definieren?

- Der rechte Rand müsste wohl min 0,5 cm kleiner als der linke sein, damit es optisch harmoniert, oder?

- Welches Maß bekommt dann der Kopfsteg? Vielleicht wie der Außensteg?

- Und der Fußsteg? Eventuell wie der Bundsteg?

Grüße Nandiny

Geschrieben

Eine fundierte Antwort hängt von sehr vielen Parametern ab. Wird auf A4 gedruckt? Wird das, wie manchmal noch bei Dissertationen üblich, auf A5 verkleinert? Wird einseitig oder doppelseitig bedruckt?

Als generelle Richtlinie für die Zeilenlänge von Arbeiten, die sich an professionelle Leser wenden, gilt, daß sie rund 80 Anschläge nicht überschreiten sollten. Selbst bei einer Schriftgröße von 12 pt (von der im Regelfall abzuraten ist) ist das ziemlich wenig, Du hast also generell eher zu viel als zu wenig Platz für die Seitenränder.

Wenn einseitig gedruckt wird, dann gilt als generelle Richtlinie, daß die Seitenränder links und rechts gleich sein sollen und m.E. sieht das oftmals auch am besten aus. Wenn beidseitig bedruckt wird, dann wirkt es m.E. am harmonischsten, wenn die inneren Seitenränder kleiner sind als die äußeren.

Da kommen dann allerdings auch noch technische Aspekte dazu. Ich persönlich nutze den rechten Rand gerne für Anmerkungen und Notizen bei Arbeiten, je mehr Rand desto besser. Ich bin kein Freund des doppelten Zeilenabstandes; ich sehe es lieber, wenn ein 1 1/2facher oder besser noch kleinerer ZAB gewählt und dann rechts viel Platz gelassen wird. Dann steht die Textkolumne zwar bei einseitigen Arbeiten nicht mittig, das ist mir im Zweifelsfall als Korrektor aber egal.

Für meine Dissertation habe ich mich für einen Kompromiß entschieden. Die wurde Doppelseitig gedruckt; ich habe den Rand auf beiden Seiten gleich auf 35 mm gesetzt. Durch die Bindung stehen die Seiten dann optisch etwas zum Bund versetzt (Du mußt in der Tat für eine Klebebindung 5–7 mm auf der linken Seite hinzurechnen). Mit der Minion Pro in 11 pt komme ich damit auf etwas über 80 Anschläge pro Zeile. Allerdings ist der äußere Rand mit 35 mm für Anmerkungen relativ klein. Bequemer wäre 30 mm innen und 50 mm außen gewesen; ich fand letztlich dann aber den gewählten Seitenspiegel optisch schöner und bin dabei geblieben.

Das ist aber nur ein Beispiel von vielen. Ich würde einzig darauf beharren, daß unten deutlich mehr Platz gelassen wird als oben. Aber das ist mein persönlicher Geschmack, ich mag es wenn unten viel Platz auf der Seite ist (und es gibt gute aber auch viele schlechte Gegenbeispiele).

Grüße,

Christian

Geschrieben

Wow super, das war sehr ausführlich. Danke Christian.

Also wie so oft bei der Typografie muss man alle Möglichkeiten berücksichtigen und in die Entscheidung mit einfließenlassen. Letztendlich entscheidet dann der eigene Geschmack, wenn keine Vorgaben gegeben sind.

Ok damit kann ich auf jeden Fall was anfangen.

Viele Grüße

Nandiny

Geschrieben

Dieser Aufsatz behandelt doppelseitige Satzspiegel recht gut und ausführlich:

http://archiv.dante.de/tex/typographie/satzspiegel/

Bei einseitigem Druck sehen die Ränder meiner Meinung nach harmonisch aus, wenn der obere, rechte, und linke Rand gleich breit sind und zum unteren Rand das gleiche Verhältnis haben wie die Seitenbreite zur Seitenhöhe. Also:

Seitenbreite : Seitenhöhe = oberer Rand : unterer Rand.

Bei einem oberen und seitlichen Rand von 35 mm (1/6 einer DIN-A4-Seite) wäre der untere Rand dann:

35 mm × 297 mm : 210 mm = 49,5 mm.

Bei der Festlegung des Satzspiegels mußt Du allerdings noch den Abstand berücksichtigen, der durch die Bindung verloren gehen wird — dieser Abstand wird von der Seitenbreite abgezogen. Wieviel das ist, hängt von der Bindung ab.

Hier findest Du eine Ausgabe der „TeXnischen Komödie“, in der in einem Aufsatz erklärt ist, wie man den nötigen Bindeausgleich bestimmt:

http://www.dante.de/DTK/Ausgaben/dtk04-1.pdf

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