Ralf Herrmann Geschrieben April 23, 2010 Geschrieben April 23, 2010 Diskussionsbereich zum Artikel: Mythos Wortbilder – Wie lesen wir wirklich?
GePix Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 Heute kam das Typojournal 2 - super! Wie lese ich? Ich weiß nur, wenn ich mal in Darmstadt bin, dass ich mich regelmäßig über die Straßenschilder aufrege, die ich nicht entziffern kann, wenn ich im Auto sitze und mich zurechtfinden möchte. Selbst meine Frau als Beifahrerin mit ihren Adleraugen hat da Schwierigkeiten. Warum? Alles in Versalien! und das in einer Stadt, die sich Kunst und Kultur auf die Fahnen schreibt ... Gerd
Joshua K. Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 Den Artikel habe ich (noch) nicht gelesen. Trotzdem hier mein Senf dazu: Unter gewöhnlichen Umständen (normale Lesetypographie) helfen meiner Meinung nach Wortbilder, Wörter schneller zu erfassen. Nicht mehr, und nicht weniger.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 7, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 7, 2010 Dann musst du den Artikel mal lesen. Er argumentiert, dass es die ominösen Wortbilder gar nicht gibt.
Minimalist Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 Dann musst du den Artikel mal lesen. Er argumentiert, dass es die ominösen Wortbilder gar nicht gibt. Ebenfalls ohne den Artikel gelesen zu haben (ich glaube ich muss auch mal ne kleine Investition in Deine Veröffentlichung tätigen :D ) - wie kommt es dann, dass man sich öfters mal (auch [oder vielleicht gerade?] als sehr geübter Vielleser) bei sehr ähnlich aussehenden Wörtern verliest, bzw. einem ein Schreibfehler der ein sehr ähnliches Wortbild ergibt oft nicht auffällt? :D
Joshua K. Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 Ich werd mir den Aufsatz durchlesen; hab gerade das Heft bestellt. :D Wäre allerdings nicht der erste Artikel, der gegen Wortbilder argumentiert und mich nicht überzeugen kann.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 7, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 7, 2010 wie kommt es dann, dass man sich öfters mal (auch [oder vielleicht gerade?] als sehr geübter Vielleser) bei sehr ähnlich aussehenden Wörtern verliest, bzw. einem ein Schreibfehler der ein sehr ähnliches Wortbild ergibt oft nicht auffällt? :D Das spricht eigentlich nur dafür, wie viel beim schnellen Lesen weggelassen/erraten wird. Der Effekt lässt sich sich sowohl mit, als auch ohne Wortbildmodell erklären und sagt also nichts über selbiges aus.
Diomedes Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 wie kommt es dann, dass man sich öfters mal (auch [oder vielleicht gerade?] als sehr geübter Vielleser) bei sehr ähnlich aussehenden Wörtern verliest, bzw. einem ein Schreibfehler der ein sehr ähnliches Wortbild ergibt oft nicht auffällt? :D Ich vermute mal, dass das mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir wahrnehmen. Vielleicht ist es Dir auch schon aufgefallen, dass Kleinkinder alles sehr genau anschauen und sogar in den Mund nehmen. Sie müssen das tun, um ihre «Musterbibliothek» zu füllen. Du als erwachsener Mensch vefügst über eine gut gefüllte Musterbibliothek und kannst von ihr ausgehend sogar abstrahieren: Du weisst, wie sich meine grosse Zeh in Deinem Mund in etwa anfühlt, ohne sie oder mich je gesehen zu haben. Die Musterwahrnehmung bewirkt jetzt aber nicht nur, dass Du abstrahieren kannst. Durch sie ist es Dir möglich, viel schneller wahrzunehmen. Du brauchst sogar nur einen Teil eines Ganzen zu sehen, vergleichst diesen Teil mit den Mustern in Deiner Bibliothek und ergänzt dann blitzschnell den Rest. Die Musterwahrnehmung ist also ein sehr mächtiges Wahrnehmungsinstrument. Die Mächtigkeit zeigt sich dabei insbesondere auch dann, wenn die Musterwahrnehmung an ihre Grenzen stösst und uns beim schnellen Hinschauen narrt, ärgerliche Fehler überlesen lässt oder Zauberkünstlern den grössten Teil ihrer Illusionen erst ermöglicht.
Minimalist Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 Das spricht eigentlich nur dafür, wie viel beim schnellen Lesen weggelassen/erraten wird. Stimmt :) Der Effekt lässt sich sich sowohl mit, als auch ohne Wortbildmodell erklären und sagt also nichts über selbiges aus. Und wie lautet die gängige Gegenthese zum Wortbildmodell? :D
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 7, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 7, 2010 Musst du hier lesen: http://typojournal.typografie.info Das ist hier das Diskussionsforum für die Leser der Ausgabe. :D
Minimalist Geschrieben Juni 7, 2010 Geschrieben Juni 7, 2010 -hehe- Okay, überredet, sobald ich mal etwas Luft habe um mich dem Genuss auch hingeben zu können werde ich mir die beiden bisher erschienenen mal bestellen, die Artikelübersicht macht ja wirklich Appetit :D
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 7, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 7, 2010 Von der ersten Ausgabe ist allerdings gerade die letzte Kiste angebrochen. Die wird in Kürze ausverkauft sein und auch nicht wieder aufgelegt.
Joshua K. Geschrieben Juni 12, 2010 Geschrieben Juni 12, 2010 So, hab den Artikel nun gelesen. Vorab: Das Heft ist wirklich sehr schön und auch interessant, Glückwunsch! Wer es noch nicht bestellt hat, sollte es also schleunigst tun. :D (Bloß einige Tippfehler trüben den Eindruck ein kleines bißchen.) Nun nochmal zur Sache: Ich stimme dem Aufsatz insofern zu, als Wortbilder alleine (ohne Erkennen der einzelnen Buchstabenformen) sicher nicht lesbar sind. Daß Wortbilder aber überhaupt keine Rolle für die Lesbarkeit spielen, glaube ich nicht. Wenn wir Gesichter erkennen, tun wir das durch viele verschiedene Merkmale. Ein Merkmal alleine reicht selten aus. Ändert sich ein Merkmal oder fehlt ganz (hat jemand beispielsweise seine Haare anders frisiert oder ganz abrasiert), kann man das Gesicht trotzdem noch erkennen — aber es dauert möglicherweise ein bißchen länger. So verhält es sich meiner Meinung nach auch mit den Wortbildern: Auch ohne sie können wir Wörter natürlich erkennen, aber sie helfen uns, die Wörter etwas schneller zu erkennen. Gewisse Wortbilder sind charakteristisch, gerade auch bei (häufigen) kleinen Wörtern (z. B. „und“) und unser Gehirn lernt sie zwangsläufig, weil wir sie immer und immer wieder lesen; so prägen sie sich uns ein. Damit ist freilich noch nicht gesagt, wie groß die Rolle ist, die Wortbilder tatsächlich beim Lesen haben. Es wird zwar immer wieder gegen Wortbilder argumentiert, einen Beweis dafür, daß sie gar keine Rolle beim Lesen spielen, konnte ich aber nicht finden. Ich habe schon Studien gelesen, die angeblich zeigen, daß Wortbilder keine Rolle beim Lesen spielen, die aber tatsächlich nur untersucht haben, ob Wörter überhaupt erkannt werden, und nicht, wie schnell sie erkannt werden! Wenn also jemand einen solchen Beweis hat: Her damit! So lange bin ich aber weiterhin der Meinung: Wortbilder helfen uns, (so klein ihre Rolle auch sein mag,*) beim Lesen! ________________ *) Man muß dabei ja bedenken, daß sich auch eine geringe Hilfe, umgerechnet auf einen längeren Lesezeitraum, durchaus bemerkbar macht.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 12, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 12, 2010 Ich stimme dem Aufsatz insofern zu, als Wortbilder alleine (ohne Erkennen der einzelnen Buchstabenformen) sicher nicht lesbar sind. Genau das ist ja aber die einzige Existenzgrundlage für ein Wortbildmodell. Dass das Wortbild als solches gelesen werden kann, ohne dass man die Einzelbuchstaben überhaupt erfassen müsste. Wenn Wortbilder nur mit »reinspielen«, also doch Buchstaben gelesen werden, dann bleibt nichts weiter übrig, als dass Ober- und Unterlängen (von Einzelbuchstaben!) eine positive Wirkung haben. Das ist ja aber ohnehin (in unseren Kreisen) unbestritten.
Joshua K. Geschrieben Juni 12, 2010 Geschrieben Juni 12, 2010 Wenn Wortbilder nur mit »reinspielen«, also doch Buchstaben gelesen werden, dann bleibt nichts weiter übrig, als dass Ober- und Unterlängen (von Einzelbuchstaben!) eine positive Wirkung haben. Nein! Es ist doch ein großer Unterschied, ob die Formen (Bilder) ganzer Wörter dazu beitragen, diese Wörter zu erkennen, oder ob Ober- und Unterlängen bloß dazu beitragen, einzelne Buchstaben zu erkennen. (Und meiner Meinung nach ist eben beides der Fall!)
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