Gast bertel Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 Bisschen groß, das Bild, aber einfach toll :D http://www.shorpy.com/node/8077?size=_original
Frakturfreak Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 “Do not spit on the floor to do so may spread desease.”
Schwalbenkoenig Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 “Do not spit on the floor to do so may spread desease.” Und daneben der Trinkhahn mit einem einzigen Becher für alle im Saal. Danke, Bertel, für diese Reminiszenz.
Schwalbenkoenig Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 Übrigens, setzten unsere Kollegen von der schwarzen Kunst früher auch in Anzug und Krawatte oder war das hier auch nur fürs Foto?
Gast bertel Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 Die wussten noch, wie man aus dem Haus geht … Was mir auch auffiel: Es hat kaum einer eine Brille auf – trotz einer für die Augen sehr anstrengenden Tätigkeit. Da sieht man welchen Entwicklungsrückschritt uns Fernsehen und Monitore wohl gebracht haben.
ThierryM Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 Es hat kaum einer eine Brille auf – trotz einer für die Augen sehr anstrengenden Tätigkeit. Da sieht man welchen Entwicklungsrückschritt uns Fernsehen und Monitore wohl gebracht haben. oder leute mit schlechten augen wurden dort nicht eingestellt. auch so kommt es dazu, dass nur ein paar fossilien, deren augen mit den berufsjahren gealtert sind, brille tragen.
TYPOGRAFSKI Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 ich habe ca. zehn mit einer brille entdeckt, bertel braucht auch eine
Pachulke Geschrieben April 26, 2010 Geschrieben April 26, 2010 Übrigens, setzten unsere Kollegen von der schwarzen Kunst früher auch in Anzug und Krawatte oder war das hier auch nur fürs Foto? Nein, das war Standard. Deshalb hat man die Schriftsetzer auch »Stehkragenproleten« genannt. Das war halt die Elite der Polygraphie, beinahe schon Bildungsbürgertum. … Was mir auch auffiel: Es hat kaum einer eine Brille auf … Kontaktlinsen natürlich! :wink:
Gast bertel Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 ich habe ca. zehn mit einer brille entdeckt, bertel braucht auch eine Zehn mit einer Brille? Glaubichjanich …
Carlito Palm Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 also ich find ja diese schwarzen schirmchen über der stirn süüß! (oder doch eher affig?) haben die lampen dort so geblendet?
TypoMac Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 ... diese schwarzen schirmchen über der stirn ... eher affig? Nee; dodahl cool! Schützt wohl tatsächlich die Augen vorm Neonlicht. Fänd ich heut auch noch praktisch, wenn's nich so unüblich wär. Sieht man übrigens des Öfteren in alten Filmen (Hitchcock-Thriller, Bogart-Krimis, Dr. Mabuse, Edgar Wallace u.Ä.), in denen Journalisten, Buchhalter, Sekretäre, Erfinder usw. vorkommen. Menschenskinder, haben die riesige Touchscreens da rumstehn. Könnte also auch ein Bild aus der Zukunft sein... :o
Michael Wassenberg Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 ... Deshalb hat man die Schriftsetzer auch »Stehkragenproleten« genannt. ... Ich kannte bisher nur den Begriff »Stehkragenproletarier«. Mutiert durch die abwertend-diskriminierende Konnotation von »Stehkragenprolet« der stolze Arbeiter mit Klassenbewußtsein nicht zu einem unkultivierten Angehörigen des Pöbels? Woher kommt diese Bedeutungsverschiebung? Bloß ein Tippfehler? Oder kann man beide Begriffe wirklich synonym verwenden?
Þorsten Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 ... Deshalb hat man die Schriftsetzer auch »Stehkragenproleten« genannt. ... Ich kannte bisher nur den Begriff »Stehkragenproletarier«. Mutiert durch die abwertend-diskriminierende Konnotation von »Stehkragenprolet« der stolze Arbeiter mit Klassenbewußtsein nicht zu einem unkultivierten Angehörigen des Pöbels? Woher kommt diese Bedeutungsverschiebung? Bloß ein Tippfehler? Oder kann man beide Begriffe wirklich synonym verwenden? Ich kann natürlich auch nur mutmaßen, aber vielleicht lässt sich das sprachökonomisch begründen. Der Begriff Proletarier ist diesseits von Sahra Wagenknecht heutzutage prinzipiell negativ besetzt. (Oder gibt es Arbeiter, die sich selbst ernsthaft als Proletarier bezeichnen?) Und wenn das so ist, kann »Prolet« schlecht noch abwertender sein. Warum soll man sich die drei »überflüssigen« Silben dann nicht sparen? Ansonsten gefallen mir in dem Bild am besten die älteren Herren, die sich dem Belegschaftsfoto verweigern und einfach weiter arbeiten. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die murmeln: »Lasst mich bloß mit diesem Kokolores in Ruhe; ich habe zu tun.«
Pachulke Geschrieben April 27, 2010 Geschrieben April 27, 2010 ... Deshalb hat man die Schriftsetzer auch »Stehkragenproleten« genannt. ... Ich kannte bisher nur den Begriff »Stehkragenproletarier«. … kann man beide Begriffe wirklich synonym verwenden? Schiere Sprachschlamperei. Ich hatte den Begriff tatsächlich synonym gebraucht, ohne mir die Bedeutungsabstufung gebührend zu vergegenwärtigen. »Stehkragenproletarier« ist wahrscheinlich die historisch korrekte Form, obwohl der Begriff »Stehkragenprolet« eigentlich ja noch viel kontrastreicher ist wegen des größeren Abstandes vom Proleten zum Kragen und damit die ihm innewohnende Ironie fast noch besser ’rüberbringt. edit: Das Wiktionary benennt »Stehkragenprolet« tatsächlich als Synonym für den Stehkragenproletarier und erklärt außerdem: »Handschriftsetzer des 19. und 20. Jahrhunderts wurden salopp auch als Stehkragenproletarier bezeichnet.«
Bleisetzer Geschrieben April 28, 2010 Geschrieben April 28, 2010 Das Bild stammt aus einer englischen Setzerei. Es ist sehr weit verbreitet. Papierabzüge werden regelmäßig für kleines Geld auf Ebay verkauft. Die Setzer waren sich immer schon ihrer (damals) mächtigen Position bewußt. "Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will." Es waren immer die Setzer, die die Unruhestifter waren. Egal, ob in England oder in Deutschland. Sie galten als die Intellektuellen des Graphischen Gewerbes. Ist es heute denn anders? Hier leiste ich mir einen Hauch von Arroganz. Interessant auch die Kopfbedeckungen. In Deutschland trug man "Schiebermütze", in England Bowler. Erinnert Euch an Oliver Twist oder Dickens Weihnachtsgeschichten. Auch die Unterwelt trug damals so etwas. Die Arbeiter der Vorkriegszeit verstanden sich als Proletarier — siehe Klassenkampf lt. Marx. Der Gebrauch des Wortes "Prolet" galt früher nur unter Proletariern selbst als akzeptiert. So ähnlich, wie heute Gangsta-Rapper aus den US sich untereinander mit dem ganz bösen N.-Wort belegen. Kommt der Ausdruck von außerhalb dieser Ghetto-Kid-Szene, so ist das nicht sonderlich gesund für den Betreffenden. Nach '45 ging es dann langsam zu Ende mit dem Klassenbewußtsein der Proletarier. Das Kapital lernte: Gib dem Arbeiter sein Eigenheim und er vergißt die Revolution. Das galt in der BRD ab Beginn der 70er Jahre. Mit dem Sterben des Klassenbewußtseins starb auch die Solidarität. Ein wichtiges Indiz: Der Zusammenschluß erst der Produktioner des Graphischen Gewerbes mit den Journalisten in der IG Medien, dann später das Sammelsurium v.erdi. Mit Klassenkampf hat das nun nichts mehr zu tun. Die Herren von v.erdi sitzen gemeinsam mit den Bossen im Aufsichtsrat. Auch nach mittlerweile fast 40 Jahren: Ich möchte niemals mein Geld woanders verdienen als im Graphischen Gewerbe.
TypoMac Geschrieben April 28, 2010 Geschrieben April 28, 2010 Noch feinere Herrschaften als die Setzer waren um 1900 jedoch die Lithographen: Die sollen sogar mit Zylinderhut aufm Kopp malocht haben.
Maximilian Geschrieben Mai 5, 2010 Geschrieben Mai 5, 2010 … und die Maschinensetzer haben sich ebenfalls durch ihre Garderobe von ihren Kollegen abgehoben.
Bleisetzer Geschrieben Mai 5, 2010 Geschrieben Mai 5, 2010 … und die Maschinensetzer haben sich ebenfalls durch ihre Garderobe von ihren Kollegen abgehoben. Erzähl, bitte. Was war daran anders?
Juergen Geiger Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 Bleisetzer Es begab sich zu der Zeit, als ich nen Job von ner ziemlich bekannten Agentur übernahm. Telefonisch - das war mein Fehler. Es sollte ne Reinzeichnung eines Salesfolders werden. Das Layout sah 24 Punkt vor und da keine Setzerei, in der gebrauchten Menge Bleibuchstaben hatte, wurde kurzerhand der Satz in halber Grösse bestellt. Von der Agentur ! Ich durfte dann den Satz in kleinen "Portionen" bei der Setzerei abholen. ( auch in 12 Punkt waren die Schubladen schnell leer ) Wie das Ganze ein Ende nahm ? Ich schenkte der Agentur die sogenannte Reinzeichnung. Sollten die doch selber die unzähligen, reklamierten Buchstaben auswechseln
Juergen Geiger Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 … :? Hmm. Dem Cajon blieb sicher die Spucke weg. Zu mehr als 3 Punkten reichte es nicht mehr :-{
Frakturfreak Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 … Die Nachricht wird Bleisetzer nicht mehr erreichen. viewtopic.php?f=1&t=8272
Kathrinvdm Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 Darf ich Euch mal was fragen? Als ich im Studium ein Semester lang Bleisatz mache durfte, habe ich mich regelmäßig gefragt, ob Bleisatz nicht gesundheitsschädlich ist. Ich meine, die Schriftsetzer haben doch über viele Jahre jeden Tag die Bleilettern in den Händen gehabt – und Blei ist giftig. Schadet der Hautkontakt? Kathrin
Sebastian Nagel Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 Ich meine, die Schriftsetzer haben doch über viele Jahre jeden Tag die Bleilettern in den Händen gehabt – und Blei ist giftig. Schadet der Hautkontakt nicht? Es wäre famos, wenn Ihr eine Lösung dieser Frage für mich hättet. :? Kathrin Es schadet, und es gab dagegen täglich Milch. Warum? Müssen andere erklären.
Kathrinvdm Geschrieben September 4, 2010 Geschrieben September 4, 2010 Danke für die Info. Edit: Missverständliche Formulierung gelöscht. Ich hatte nicht auf die Datierungen der Beiträge geachtet und daher den traurigen Kontext zu spät mitbekommen.
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