Samoht Geschrieben Mai 20, 2010 Geschrieben Mai 20, 2010 Hallo liebes Forum, als Typographieneuling bräuchte ich mal einige Tipps für meine Dissertation im Maschinenbau. Ich setzte mit Latex, im A4-Format (Eingereicht wird die Diss in A4). Das "Buch" wird dann allerdings in A5 gedruckt, d. h. der Verlag nimmt eine entsprechende Verkleinerung der Seiten vor bzw. ich mache das (muss ich mich noch schlau machen :D ) Eine Bedingung von mir ist, das ich gerne OldStyleNumbers verwenden würde. Formeln kommen vor, allerdings nicht übermäßig viele. Ich habe mir nach dem Lesen verschiedener Beiträge folgende Varianten überlegt: 1) Brotschrift Palatino in 11pt + Latex Optima Klon für Überschriften. In Latex sähe das dann folgendermaßen aus: \usepackage[T1]{fontenc} \usepackage[osf,sc]{mathpazo} \usepackage{courier} \renewcommand{\sfdefault}{uop} % ---> URW Classico Optima Clone \renewcommand{\rmdefault}{pplj} % ---> Mathpazo Palatino \linespread{1.05} (Auf A5 verkleinert, erschien mir die Schrift recht klein..., Palatino an sich ist recht seitenfüllend im Vergleich zu zB lmodern, daher hatte ich in 11pt gesetzt) 2) Wie 1) nur Bera Sans für die Überschriften \usepackage[T1]{fontenc} \usepackage[osf,sc]{mathpazo} \usepackage{courier} \usepackage{bera} \renewcommand{\sfdefault}{fvs} % ---> Bera ! \renewcommand{\rmdefault}{pplj} % ---> Mathpazo Palatino \linespread{1.05} 3) lmodern mit OSN in 12pt \usepackage[T1]{fontenc} \usepackage{lmodern} \usepackage{cfr-lm} Das sind jetzt alles kostenlose Varianten, die gerne hier mal zur Diskussion stellen würde! ich hab von Schriften wie z.B Frutiger für die Überschriften gelesen. Ebenfalls gut gefallen hat mir die Kombination Minion/Myriad die der User CRudolph hier im Forum vorgestellt hat. Mit welchen Kosten müsste ich den dann ungefähr rechnen, welche Schnitte benötige ich genau? (Wie gesagt, ich bin Neuling, sorry) Welche Kombination würde Ihr noch vorschlagen?
CRudolph Geschrieben Mai 20, 2010 Geschrieben Mai 20, 2010 Das "Buch" wird dann allerdings in A5 gedruckt, d. h. der Verlag nimmt eine entsprechende Verkleinerung der Seiten vor bzw. ich mache das (muss ich mich noch schlau machen :D ) Muß das wirklich als Buch produziert werden? Das ist eigentlich schon lange nicht mehr aktuell. Früher wurden ja die gedruckten Exemplare an die Uni-Bibliotheken geschickt, das wird aber heute von den meisten Unis nicht mehr bezahlt. Es hat sich eigentlich alles in den Online-Bereich verschoben. Aber sei es wie es sei, wenn es in den Druck gehen soll, dann würde ich unbedingt darüber nachdenken, ob Du die Arbeit nicht konzeptionell auf A5 abstimmst. Insbesondere die Abbildungen werden i.A. ziemlich unschön wenn man sie mehr oder weniger unmotiviert von A4 auf A5 verkleinert und die Schrift auch gerne zu klein. Wenn Du das Layout konzeptionell auf A5 abstimmst, dann kannst Du diesen Problemen entgegenwirken. Beim Schritt von A5 auf A4 würde ich dann vorallem die Seitenränder aufbohren – großzügige Seitenränder machen bei A4 sowieso einen guten Eindruck. Schrift und Abbildungen würde ich dann insgesamt nur wenig vergrößern. Du könntest also z.B. mit einer »Zwischenlösung« arbeiten, die sich problemlos auf A4 drucken und durch minimale Verkleinerung des Inhaltes und Beschnitt der Seitenränder auf A5 ausgeben läßt. Auf diese Weise wirst Du beiden Ausgaben gerecht ohne das Layout gleich zweimal machen zu müssen. Was die Schriften angeht: da kommt es u.a. ja drauf an wie diffizil Du auszeichnen möchtest. Die Minion Pro ist in vier Schnitten im Acrobat Reader enthalten und kann genutzt werden. Die Palatino ist wenn ich mich nicht irre bei vielen LaTeX-Paketen mit dabei. Das würde Dich also zunächst einmal überhaupt nichts kosten. Ich persönlich würde mir dann überlegen, ob ich mir für Überschriften nicht einen halbfetten Schnitt (regular & kursiv) dazukaufen würde. Die Welt kostet sowas auch nicht. Du könntest dann ggf. darüber nachdenken, ob Du die Mischung nicht ganz vermeidest und die Überschriften auch in der Grundschrift setzt. Wenn man sich da etwas Mühe gibt, dann sieht das ganz ausgezeichnet aus, wie man u.a. bei Robert Bringhurst sehen kann. Was Deine konkreten Vorschläge angeht: Ich persönlich kann ja weder CM noch LM leiden; die würde ich im Leben nicht einsetzen. Für Dein spezielles Problem würde ich bei den von Dir genannten die Palatino bevorzugen, weil die auch in kleinen Schriftgraden noch sehr gut lesbar ist. Allerdings würde ich sie nicht mit der Optima paaren. Vielleicht bringen Dich diese Überlegungen einen Schritt weiter? Grüße, Christian
Samoht Geschrieben Mai 20, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 20, 2010 Danke Christian für Deine ausführlichen Kommentare. Wir hatten ja gestern schon mal das Vergnügen per pn. Problem übrigens mittlerweile gelöst Also wie gesagt, ich bin nicht der Typografieprofi, aber die Arbeit soll doch nach was ausschauen. Du hast schon recht mit der Onlineveröffentlichung, allerdings überlege ich ob ich nicht doch den klassischen weg mit der Buchveröffentlichung einschlage. Ich finde, das hat was. Bzgl. Palatino + Optima: Wird hier doch ausdrücklich empfohlen: http://www.typografie.info/typoforum/viewtopic.php?f=7&t=2347 Was mich interessiert ist, welche Schriftart einem ingenieurwissenschaftlichen Werk am besten stehen würde. Ich denke das können mir die Profis aus dem Forum am besten beantworten.
CRudolph Geschrieben Mai 20, 2010 Geschrieben Mai 20, 2010 Du hast schon recht mit der Onlineveröffentlichung, allerdings überlege ich ob ich nicht doch den klassischen weg mit der Buchveröffentlichung einschlage. Ich finde, das hat was. Natürlich hat es was, kostet aber einen Haufen Geld und die Mehrheit der Leute, die das zu meiner Zeit noch machen mußten, hat hinterher wild Exemplare verschenkt weil die zu nichts gut waren. Ich wollte es nur gesagt haben! Erfahrungsgemäß interessiert sich für Dissertationen später niemand mehr. Das ist zumindest in den Biowissenschaften so, traurig aber wahr. :wink: Bzgl. Palatino + Optima: Da Palatino hat einen sehr starken Eingencharakter. Wenn Du die nur in 11 pt setzt, dann läufst Du schon die Gefahr, daß Deine Arbeit als etwas »Altbacken« empfunden wird. Ab 10 pt abwärts fallen die Eigenheiten der Schrift nicht mehr so stark ins Auge und die extrem gute Zeilenbildung und gute Lesbarkeit überwiegen. Mir persönlich gefällt sie und ich finde auch daß sie im technischen Kontext gut funktioniert wenn sie nicht zu groß gesetzt wird; man muß sich aber über die Ausstrahlung aber im Klaren sein. Ob man das jetzt ausgerechnet mit einer Schrift komplementieren möchte, die von der Kosmetik-Industrie totgehudelt worden ist – das ist vermutlich Geschmackssache, ich persönlich würde das aber für eine technische Arbeit nicht machen. Grüße, Christian
Joshua K. Geschrieben Mai 22, 2010 Geschrieben Mai 22, 2010 Wenn Du die Palatino in 11 pt auf die Hälfte verkleinerst, hat die Schrift ja nur noch 5,5 pt (Fußnoten usw. sind entsprechend noch kleiner!), das ist viel zu klein. Es sollten wenigstens 8 pt sein. Wenn man jetzt umgekehrt eine DIN-A5-Seite mit 8-pt-Schrift auf die doppelte Größe aufzieht, ist die Schrift zu groß. Damit es vernünftig aussieht, muß man auf jeden Fall Anpassungen machen. Wenn man aber ordentliches LaTeX schreibt und nicht zuviel „trickst“ (manuelle Umbrüche uä.) ist es doch vergleichsweise einfach, zuerst eine A4-Fassung, und später eine A5-Fassung mit anderer Schriftgröße, anderen Rändern usw. zu erzeugen. Zur Schrift: In der von Dir erwähnten Diskussion hatte ich die Optima vorgeschlagen. Daß sie sich gut mit der Palatino mischen läßt, hat Hermann Zapf selbst bewiesen. Eine Grotesk ohne die Strichstärkenunterschiede der Optima wirkt aber moderner und auch technischer; ich würde deshalb eher die Bera nehmen. Die Bera sieht aber ehrlich gesagt im Druck nicht so toll aus. Im Programmverzeichnis des kostenlosen Adobe Readers findet man die Minion und die Myriad. Die beiden Schriften passen gut zueinander, es gibt auch LaTeX-Pakete dazu im CTAN. Du kannst die Myriad aber auch zusammen mit der Palatino verwenden. Die Latin Modern wirkt auf jeden Fall technischer, nüchterner als Palatino und Minion. Dazu würde ich dann die Helvetica für Überschriften verwenden. Die New Century Schoolbook wäre ’ne Alternative zur LM, wenn Dir die zu dünn ist. Wenn Du eine Schrift kaufen möchtest, gibt es unzählige Möglichkeiten! Mit XeTeX kannst Du einfach die im System installierten Schriften verwenden. Wie wär’s zum Beispiel mit einer dieser Textschriften? [specimen=Wissenschaft:21im8gvw]29190[/specimen:21im8gvw] [specimen=Wissenschaft:21im8gvw]256[/specimen:21im8gvw] Mußt Du komplizierte Formeln setzen? Dann ist die Auswahl an geeigneten Schriften mit passenden Mathematikschriften allerdings sehr eingeschränkt.
Antonioinotna Geschrieben Mai 23, 2010 Geschrieben Mai 23, 2010 Wenn Du die Palatino in 11 pt auf die Hälfte verkleinerst, hat die Schrift ja nur noch 5,5 pt (Fußnoten usw. sind entsprechend noch kleiner!), das ist viel zu klein. Es sollten wenigstens 8 pt sein. Es ist meiner Meinung nach nicht so, dass eine Verkleinerung von A4 auf A5 zu einer 50% kleineren Schriftgröße führt. Es wird nämlich lediglich die Fläche um 50% verkleinert, nicht jedoch beide Seitenlängen. Damit aus einer 11pt Schrift auf A4 5.5pt werden, muss man auf A6 verkleinern. Gruß, Anton, der gerade seinen ersten Beitrag schrieb.
CRudolph Geschrieben Mai 24, 2010 Geschrieben Mai 24, 2010 Das ist genau richtig, die Fläche wird halbiert, nicht die Höhe/Breite. Elemente auf einer A4-Seite müssen etwa auf 70% verkleinert werden um auf A5 zu passen; bei einer Palatino in 11 pt landet man da bei knapp 8 pt. Das ginge also vermutlich gerade noch. Ich würde es trotzdem für A5 konzipieren ... Christian
Joshua K. Geschrieben Mai 24, 2010 Geschrieben Mai 24, 2010 Ihr habt natürlich recht, da hatte ich ’nen Denkfehler – Danke für die Richtigstellung. Und willkommen im Forum, Anton!
Gast Geschrieben Mai 27, 2010 Geschrieben Mai 27, 2010 Ingenieurswissenschaften? Wäre die Gill Sans möglich, was meinen die Experten?
Minimalist Geschrieben Mai 27, 2010 Geschrieben Mai 27, 2010 Hmnja... Ist prinzipiell eine schöne Schrift, aber da der OP Wert auf Mediävalziffern legt müsste er sich die OsF-Schnitte davon kaufen. Ich persönlich bin mir aber nicht so sicher dass mir die Mediävalziffern der Schrift gefallen, sind halt nicht original von Eric Gill sondern irgendwann Ende der 90er entworfen worden...
CRudolph Geschrieben Mai 27, 2010 Geschrieben Mai 27, 2010 Wenn es in die Gill-Richtung gehen soll, dann würde ich persönlich ja eher die Anselm Sans von Herrn Štorm empfehlen. Mit der läßt es sich ganz ausgezeichnet arbeiten, sie hat Griechische und Kyrillische Buchstaben und natürlich auch Mediävalziffern (wobei die »8« etwas gewöhnungsbedürftig ist). Für eine technische Arbeit finde ich persönlich allerdings die Richtung völlig verkehrt; zu rund, zu warm. Ich würde da eher auf die Klavika oder, wenn es etwas abgemildert sein soll, auf die Foundry Form Sans setzen. Wenn's für Überschriften sein soll würde ich persönlich auch mal mit der Tungsten experimentieren, obwohl die auch einen relativ warmen touch hat. Grüße, Christian
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