Matze403 Geschrieben August 7, 2010 Geschrieben August 7, 2010 Hallo zusammen, ich bin absoluter Laie, was Typografie betrifft. Aber um meine Arbeiten an der Uni optisch schön zu gestalten, habe ich mich ein bisschen eingelesen. Leider kann ich aufgrund der teilweise genauen Vorgaben recht wenig am Erscheinungsbild ändern. Aber einige Punkte bleiben noch, die ich optisch frei gestalten kann. Nun habe ich hier im Forum und im Internet gesucht, bin mir aber trotzdem nicht ganz sicher. Daher hoffe ich hier auf Hilfe. Wie gesagt die Vorgaben sind recht genau (Zeilenabstand, Ränder etc.) Die Schriftart sollte in etwa dem Stil von New Times Roman oder Arial folgen. Ich persönlich finde diese Schriften gar nicht schön. Ich habe ein bisschen rumgespielt und finde die Kombi Myriad Pro /Minion Pro sehr ansprechend. Ich schreibe eigentlich nur Text mit Fußnoten, also ohne Abbildungen oder Formeln. Welche Kombinationen würde es noch geben? (Adobe Garamond? Adobe Garamont Premier Pro?) Sie sollten eben zu wissenschaftlichen Arbeiten passen und sich nicht allzu sehr von Time New Roman bzw. Arial unterscheiden (der offiziellen Vorgabe). Wie steht es mit der Kombi Cambria/Calibri? Was wird denn allgemein am Angenehmsten empfunden? (Nur weil es mir gefällt, muss es ja noch lange nicht dem Korrektor gefallen bzw. zu wissenschaftlichen Arbeiten im Fach Germanistik bzw. Geschichte passen) Noch ein wichtiger Punkt: Wie soll ich die Überschriften formatieren? Meine Suche ergabe: Sans Serif für Überschriften, Serif für den Text. Wie steht es mit dem Abstand von Überschrift zu Unterüberschrift und Text? Gibts es da auch Anhaltspunkte (Zeilenabstand ist mit 1,5fach leider nicht änderbar). Soll die Überschrift dann noch fett gesetzt werden? Im Moment habe ich den Text auf 12p Minion Pro (12p sind Vorgabe) und die Überschriften auf Myriad 18/16/14 und immer fett. Gibt es da etwas zu verbessern? Ich hoffe Ihr könnt mir helfen, meine Arbeiten im Rahmen der Vorgaben optisch zu verbessern. Grüße, Matthias
Sebastian Nagel Geschrieben August 7, 2010 Geschrieben August 7, 2010 Myriad Pro /Minion Pro sehr ansprechend. Adobe Garamond? Adobe Garamont Premier Pro? Cambria/Calibri? Fach Germanistik bzw. Geschichte Wenn wir mal davon ausgehen, dass du nicht den Innovationspreis für Typografie gewinnen willst, ist Myriad + Minion eine absolut sichere Bank. Solide, zurückhaltend, aufeinander abgestimmt. Adobe Garamond wäre ein adäquater Minion-Ersatz, geht vielleicht ein klein wenig mehr in die "literarische" Richtung. Garamond Premier ist schon viel "geschmäcklerischer". Flair kann u.U. schön sein (dann kannst du auch noch die Adobe Jenson ansehen), oder aber auch unpassend. Cambria/Calibri: eine Möglichkeit, wobei ich zur Cambria eher Naturwissenschaften und Mathematik assoziiere. Und Calibri ... wirkt etwas weichgelutscht. Wenn du die Alternativen von oben besitzt, würde ich diese beiden hier eher nicht verwenden. Calibri ist übrigens formal ziemlich weit weg von der Arial: erstens viel weichtgelutschter, und zweitens, vergleiche mal die Enden von "a" und "e" – bei der Kalibri sind sie geöffnet, bei der Arial ganz in sich gekehrt. Das trifft auch auf die Myriad zu, die ist aber immerhin nicht so "rund", sondern exakter gezeichnet. Wenn also der Lektor / Dozent nicht darauf besteht ... würde ich das unter "freie Interpretation" durchgehen lassen, denn diese Schriftvorgaben sind ja oft so auf Arial/Times formuliert, damit die Studenten nicht mit Comic Sans und anderen lustigen Fun-Font-Ideen ankommen - sie sollen also nicht abgrenzen von besserer Typografie, sondern von schlechterer. Bei mir hat da immer geholfen, eine Seite probezusetzen und diese dann dem Verantwortlichen unter die Nase zu halten und zu fragen "ok so?" Meistens kam kein Einwand, auch wenns weder Times noch Arial, und noch nicht mal der "richtige" Zeilenabstand war. Noch ein wichtiger Punkt: Wie soll ich die Überschriften formatieren? Meine Suche ergabe: Sans Serif für Überschriften, Serif für den Text. Wie steht es mit dem Abstand von Überschrift zu Unterüberschrift und Text? Gibts es da auch Anhaltspunkte (Zeilenabstand ist mit 1,5fach leider nicht änderbar). Soll die Überschrift dann noch fett gesetzt werden? Im Moment habe ich den Text auf 12p Minion Pro (12p sind Vorgabe) und die Überschriften auf Myriad 18/16/14 und immer fett. Gibt es da etwas zu verbessern? Sans für Überschriften, Serif für Text ist üblich – auch da machst du bestimmt nichts falsch. gerade wenn's Germanistik ist, könntest du sogar alles in Serifenschrift setzen, das würde auch nicht negativ auffallen. Vergleiche mal Buchtitel von literarischen Texten und Sachbüchern – bei den Ersteren sind sogar auf den Titeln Serifenschriften zu finden. Fett oder nicht fett: ich neige dazu, möglichst wenig doppelt auszuzeichnen. D.h. wenn die Überschrift schon größer ist als der normale Text, dann muss ich sie nicht auch noch fett machen, denn eine Unterscheidung ist ja schon getroffen. Ich mache die unterste Überschriften-Hierarchie gerne gleich groß wie der Fließtext (und halbfett), weil diese oft nicht mehr referenziert werden muss, sondern nur eine Strukturierung während des Lesens darstellt, und weil man grade bei wissenschaftlichen Texten sonst eine unheimlich große Zahl an verschiedenen Schriftgrößen erhält. Optisch unruhig, in der eindeutigen Unterscheidbarkeit schwierig (ist das jetzt eine Ü2 oder doch Ü3?). Ohne deinen Text jetzt also zu kennen, würde ich blind sagen: 18 / 15 / 12halbfett und 12 für drei Überschriften und Fließtext nehmen dem Text etwas eine potentielle Überstrukturierung. Die Abstände vor und nach Überschriften sind eine eigene Wissenschaft ... Da du Adobe-Schriften erwähnst, die mit Indesign mitgeliefert werden, gehe ich mal davon aus, dass du dieses Programm hast/verwendest. In schön gesetzten Texten gibt es meist einen Grundlinienraster (z.B. 4,5mm). Dieser gibt den Grundrhythmus der Seite vor, an dem sich mal alle "gewöhnlichen" Zeilen ausrichten (dafür gibt es auch eine Funktion in Indesign, die einem diese Arbeit halbautomatisiert abnimmt). Überschriften kann man nun im einfachsten Fall auch auf eine volle Grundlinie ausrichten, das hieße dann, dass vor einer solchen zwei Leerzeilen kommen, dann die Überschriftenzeile, danach eine Leerzeile, und dann wieder Text, der den Grundlinienraster wieder aufnimmt. Das ergibt einen sehr luftigen Satz, für stark strukturierte Texte *zu* luftig. Wenn man nun Überschriften auf Halbzeilen setzt, ergeben sich andere Möglichkeiten, z.B. zuvor 1,5 Zeilen, dann die Überschriftenzeile, dann eine halbe Zeile, und dann übernimmt wieder der Text den Grundrhythmus. Eine Überschrift benötigt also gesamt nur drei Zeilen statt wie bei der Vollzeilen-Methode vier. Dass sie etwas nach unten versetzt ist, stört den Rhythmus nicht, da er sofort danach wieder aufgenommen wird, und die Überschrift ohnehin ein "Sonderelement" ist. Schwieriger wird es, wenn mehrere Überschriften direkt aufeinanderfolgen, da hilft nur schauen, denken und probieren ... 1
Matze403 Geschrieben August 8, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben August 8, 2010 Erstmal vielen Dank für die ausführliche und kompetente Antwort. Sie hat mir erheblich weitergeholfen! Schön, dass du Adobe Garamond nicht ausschließt. Ich finde sie eigentlich schöner als Minion. Nur habe ich einige Meinungen im Internet gelesen, dass Adobe Garamont entweder zu "feinsinnig" oder zu "locker" bzw zu "dynamisch" für eine wissenschaftliche Arbeit wäre. (was sich für mich als Laie nicht schlüssig anhört: locker und feinsinnig widersprechen sich meiner Meinung nach) Daher hatte ich mich eher zu Minion/Myriad bewegt. Hier schien keiner grundlegend etwas dagegen zu haben. Mache ich also mit Adobe Garamond nichts falsch? Welche Schrift für die Überschriften könnte ich denn dann nehmen? Bei Myriad bleiben? Wie oft im Internet empfohlen die "Syntax" nehmen? Wenn die Adobe Garamond eher in die literarische Richtung geht, dann würde das ja sogar ganz gut zu meinem Bereich passen. Ausgefallen muss es auch nicht sein. Ich will einfach nur ein schönes, dezentes Schriftbild erreichen. Die Überschriften auch in Serif zu setzen ist ein interessanter Tipp. Gefällt mir sehr gut. Da muss ich noch ein bisschen rumprobieren und überlegen. Die Größe für die Überschriften passt sehr gut. 18/15/12semibold sieht sehr gut aus. Nur durch deinen Tipp mit Semibold habe ich das Prinzip meines Textverarbeitungsprogrammes verstanden, dass Garamond Pro "Fett" Semibold ist und Garamond Pro Bold wircklich fett ist. Nicht lachen, ich bin Laie. :) Aber so sieht das Ganze wirklich edler aus! Danke für den Tipp mit Indesign. Ich selbst habe damit nie gearbeitet. Ich habe eine Lizenz von der Uni, aber nie persönlich genutzt. Meine Freundin hat damit mal Flyer erstellt und seitdem schlummert es auf der Platte. Vielleicht sollte ich mich damit mal eingehender beschäftigen.
Minimalist Geschrieben August 8, 2010 Geschrieben August 8, 2010 Also, mit der Adobe Garamond machst Du erstmal mit Sicherheit nix falsch, das ist eine wunderschöne Schrift :D Wenn Du mal eine A4-Seite hernimmst und einen Absatz in Adobe Garamond und einen in Minion setzt, wird Dir allerdings auffallen, dass die beiden einen ganz unterschiedlichen Charakter haben. Beide Schriften sind von Robert Slimbach gestaltet, und erstere ist eine Umsetzung von Garamonds Originaltypen aus dem frühen sechzehnten Jahrhundert, während letztere eine Neuentwicklung ist. Will heißen: Wenn Du ein ganz klassisches Erscheinungsbild möchtest, dann ist die Adobe Garamond toll, aber dann solltest Du vielleicht auch durchgehend in dieser Schrift setzen - Serifenlose gab es noch nicht, als Garamond wirkte. Wenn es etwas moderner wirken darf, dann ist die Minion toll, mit der Myriad (ebenfalls Slimbach) passt sie natürlich klasse zusammen, und Du könntest, wenn Du es verziert magst, auf dem Cover noch die Poetica (genau, auch Slimbach...) verwenden :D
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