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Anführungszeichen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Klar, den Sinn darf man nicht verändern. Aber anstatt etwas wörtlich wiederzugeben, kann man es doch auch sinngemäß, eben indirekt, wiedergeben.

Beispiel:

Karl: „Ich geh jetzerd hääm, Jungs!“ → Karl sagte seinen Freunden, daß er nun nach Hause gehe.

Geschrieben (bearbeitet)
Klar, den Sinn darf man nicht verändern. Aber anstatt etwas wörtlich wiederzugeben, kann man es doch auch sinngemäß, eben indirekt, wiedergeben.

Beispiel:

Karl: „Ich geh jetzerd hääm, Jungs!“ → Karl sagte seinen Freunden, daß er nun nach Hause gehe.

Das ist ein Bericht und keine indirekte Rede. Die Regeln der indirekten Rede finden Sie in jeder Grammatik: Es wird buchstabengetreu wiedergegeben, was wörtlich gesagt wurde, und nach genau vorgegebenen Regeln wird das finite Verbum vom Indikativ in den Konjunktiv 1 versetzt, die erste Person ggf. in die dritte und absolute Adverbialia der Zeit in relative.

"Gestern bin ich im Kino gewesen." → Er sagte, er sei am Tag zuvor im Kino gewesen.

Das haben Sie auf jeden Fall in der Mittelstufe gelernt, und zwar einmal im Deutschunterricht und dann noch einmal im Englischen, wo es ebenfalls präzise Verschiebungsregeln gibt.

Indirekt heißt die oratio obliqua, weil das Gesagte in einen indirekten, also einem Verb des Sagens untergeordneten Satz umgeformt wird. Wenn Sie dagegen sinngemäß wiedergeben, dann zitieren Sie nicht, sondern berichten. Dann dürfen Sie weder den Konjunktiv 1 noch Anführungszeichen verwenden, weil Sie die Quelle nicht selbst sprechen lassen.

bearbeitet von Belleslettres
Geschrieben
Das haben Sie auf jeden Fall in der Mittelstufe gelernt, und zwar einmal im Deutschunterricht und dann noch einmal im Englischen, wo es ebenfalls präzise Verschiebungsregeln gibt.
nein. und auch nicht im lateinischen und schon gar nicht im griechischen (für den indirekte rede reichlich unnatürlich ist).
Indirekt heißt die oratio obliqua, weil das Gesagte in einen indirekten, also einem Verb des Sagens untergeordneten Satz umgeformt wird.

oder von einem verb des denkens, meinens, träumens, ... die oratio obliqua ist in allen mir bekannten sprachen ein sehr fluides gebilde, welches ausschließlich von, der engländer würde von grammarnazis sprechen, grammatikfetischisten derart reglementiert wird. sprache lebt, sie ist im fluss.

Geschrieben
… die oratio obliqua ist in allen mir bekannten sprachen ein sehr fluides gebilde, welches ausschließlich von, der engländer würde von grammarnazis sprechen, grammatikfetischisten derart reglementiert wird.

Immerhin: »Grammarnazis« würden einen solchen Satz — vielleicht mit Hilfe von Gedankenstrichen oder gar Klammern — so strukturieren, daß er dem Lesefluß etwas mehr entgegenkommt. :twisted:

Geschrieben
… Es wird buchstabengetreu wiedergegeben, was wörtlich gesagt wurde, …

Wie hieße das dann beim Ausgangssatz „Ich geh jetzerd hääm, Jungs!“?

Vielleicht könnest auch du beim "Du" bleiben (das ist hier Usus und es gibt keinen Grund für Ausnahmen) und den Ton auf ein bisschen weniger schulmeisterlich drehen (das ist hier auch Usus). Besten Dank.

Geschrieben

Ich hatte gestern einen Beitrag hier verfasst, der irgendwie nicht angekommen ist. Aber er passt immer noch:

An meiner früheren Arbeitsstelle (Deutsche Rentenversicherung) habe ich hauptamtlich Gutachten erstellt. Da werden die Aussagen der Versicherten in indirekter Rede wiedergegeben, und zwar genau so, wie wir es in der Schule gelernt haben sollten (s.o.). Ich habe aber festgestellt, dass sogar viele Berufsjuristen, die damit dauernd umgehen und sonst jedes Wort auf die Goldwaage legen, das nicht beherrschen.

Jedenfalls war es manchmal nicht möglich, die Aussagen in korrekte indirekte Rede umzuwandeln, wegen zu schwacher Deutschkenntnisse des Versicherten oder wegen Sprech-, Sprach- oder Denkstörungen bei bestimmten Krankheiten. Dann habe ich mitunter Kernaussagen in direkter Rede wiedergegeben, dann auch mit Anführungszeichen. In der indirekten Rede habe ich ganz vereinzelt mal ein Wort durch Anführungszeichen markiert, um zu verdeutlichen, dass das so wörtlich gesagt wurde.

Bei Zitaten habe ich gerne das (sic) eingefügt, um anzuzeigen, dass Schreibfehler aus dem Zitat übernommen wurden und nicht auf mein Konto gehen.

Beim Bericht verwenden Journalisten auch den Konjunktiv und manchmal ist im Alltag nicht ersichtlich, ob indirekte Rede gemeint ist (wohl eher selten) oder eine zusammenfassende oder sinnhaltend verkürzte Darstellung.

Geschrieben
Das ist ein Bericht und keine indirekte Rede. Die Regeln der indirekten Rede finden Sie in jeder Grammatik: Es wird buchstabengetreu wiedergegeben, was wörtlich gesagt wurde, und nach genau vorgegebenen Regeln wird das finite Verbum vom Indikativ in den Konjunktiv 1 versetzt, die erste Person ggf. in die dritte und absolute Adverbialia der Zeit in relative.

In Prof. Wilmanns’ Deutscher Grammatik (Berlin 1883) steht zur Indirekten Rede:

„2. Solche Konjunktivsätze braucht man häufig, wenn man die Rede eines andern nach ihrem Inhalt wiederholt; z. B. Die Kundschafter berichteten, sie hätten die ganze Gegend drei Tagesreisen weit durchforscht, ohne eine Spur menschlicher Ansiedelungen zu finden. Das Land sei überall unbebaut, kahle Felsen und grober Kiessand wechselten mit einander. Wasser fehle durchaus, Gras und Bäume mangelten, nur kümmerliches Gesträuch entsprieße hier und da dem dürftigen Boden. Wir dürften es daher nicht wagen die Gegend zu durchziehen; ratsamer scheine es, umzukehren und den Weg durch die Engpässe zu erzwingen. – Solche Satzreihen bezeichnet man als indirekte Rede.“

(Fette Hervorhebung von mir.)

Belleslettres, ich habe auf Deinem Blog den Aufsatz „Wunsch & Möglichkeit“ zur Verwendung des Konjunktivs gelesen. Deine dortigen Behauptungen halte ich für abenteuerlich. Eine Anmerkung dazu (kann man auf Deiner Seite keine Kommentare abgeben?):

Du schreibst zum Konjunktiv als Optativ (Wunschform, z. B. „Er ruhe in Frieden.“):

Seit einem Jahrtausend kann der Konjunktiv Präsens (ich sei) im Hauptsatz keine Wünsche oder Möglichkeit mehr ausdrücken, ja, er kann überhaupt nicht mehr im Hauptsatz verwendet werden, wenn er nicht innerlich abhängig auf einen Ausdruck des Sagens oder Denkens im vorangegangenen Satz folgt und dadurch bereits vorher angekündigt wird: […]

In Schillers Bürgschaft lese ich allerdings: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!“

Der Konjunktiv mag als Wunschform unüblich sein, das heißt aber noch lange nicht, daß er „ganz und gar unmöglich“ ist, wie Du schreibst. Schon gar nicht seit einem Jahrtausend: die Bürgschaft wurde 1799 veröffentlicht, das war vor gerade einmal 212 Jahren!

Für die 3. Pers. Sg. nennst Du ja selbst Beispiele, die zeigen, daß der Konjunktiv für Aufforderungen in gewissen Bereichen durchaus noch üblich ist und verstanden wird.

Ich hoffe sehr, daß in Deutschlehrbüchern weiterhin die überlieferten Regeln für den Gebrauch unserer Sprache vermittelt werden, sodaß Deutschlernende nicht bloß unsere Umgangssprache, sondern auch unsere Klassiker, Grabsteine und Rezeptbücher lesen können!

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