Gast bertel Geschrieben November 3, 2010 Geschrieben November 3, 2010 ist hier im Forum kein Steinmetz oder Bildhauer zugegen? Erwin Krump fällt mir da spontan ein. Edith sagt: Ich erinnere den geschätzten Kollegen Minimalist an die Nachbarin!
Minimalist Geschrieben November 3, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 3, 2010 :kicher: Manchmal ist es eben echt schwer, sich zu beherrschen ... ;)
Erwin Krump Geschrieben November 3, 2010 Geschrieben November 3, 2010 Liebe Kolleginnen und Kollegen. Nachdem ich im Zusammenhang mit dem Thema Grabsteine im Forum genannt wurde, möchte ich meine persönliche Sicht, weniger als Typograf sondern als Bildhauer, auf dieses Thema darstellen. Grabplatten, Beschriftung etc. fallen in den Arbeitsbereich des Steinmetzes und sind fast zu 100 Prozent Maschinenarbeit. Meine eigene bildhauerische Arbeit beschränkt sich auf Skulpturen. Auf mich wirkt in erster Linie der Gesamteindruck (s. Abbildungen), den ein Friedhof auf mich hinterläßt, weniger der einzelne Grabstein. Als Typograf muss mir auch klar sein, dass Grabinschriften keine Buchtitel oder sonstige Druckerzeugnisse sind, auch wenn der einzelne Stein eine gute optische Wirkung ergeben würde. Zum Thema Grabsteine darf auch nicht unerwähnt bleiben: Große Steinmetzbetriebe lassen oft in Indien produzieren. Dort arbeiten Kinder(!) um einen Hungerlohn und ruinieren sich ihre Gesundheit (Staublunge). Diese Produkte werden mit hohen Gewinnen bei uns an den Kunden weiterverkauft. Der Trend, alles billigst anzubieten kennt auch hier keine Moral. Zu den Abbildungen: Bild 1 – Von mir gefertigte Skulptur anstelle eines Grabsteines. Die Steinplatte mit Namen (nicht im Bild) wurde davor horizontal montiert. Bild 2 und 3 – Friedhof Brompton in London. Nicht jeder Stein steht für sich, sondern die Steine zusammen ergeben ein Ganzes. Interessant das Zusammenspiel mit der Natur.
Carlito Palm Geschrieben November 3, 2010 Geschrieben November 3, 2010 Grabplatten, Beschriftung etc. fallen in den Arbeitsbereich des Steinmetzes und sind fast zu 100 Prozent Maschinenarbeit. heißt das also, dass a) der steinmetz seine eigenen schriften hat und damit mittels fräse graviert oder b) er auch sowas wie bezierkurven weiterverarbeiten kann. weil ich das eben auch schon mal hatte: kann der mit unseren daten weiterarbeiten, oder druckt sich der mein pdf aus und bastelt das dann mehr schlecht als recht nach?
Kathrinvdm Geschrieben November 3, 2010 Geschrieben November 3, 2010 Also, ich habe bei meinen Grabsteinprojekten offene Vektordaten geliefert und die Steinmetze haben sie weiterverarbeitet. Grundsätzlich haben die Steinmetze aber auch eigenen Schriften, die man sich aus einem Katalog aussuchen kann. Meist sind das Schriften, die die nötige Stabilität mitbringen, damit sie sich gut in Stein umsetzen lassen. Die von mir gewählte Berkeley OldStyle musste ich damals noch gezielt modifizieren, da die Serifen in der gewählten Schriftgröße zu fein gewesen wären.
Perplex Geschrieben November 4, 2010 Geschrieben November 4, 2010 Die von mir gewählte Berkeley OldStyle musste ich damals noch gezielt modifizieren, da die Serifen in der gewählten Schriftgröße zu fein gewesen wären. Hast Du davon noch ein Bild (vorher/nachher)?
Kathrinvdm Geschrieben November 4, 2010 Geschrieben November 4, 2010 Oh weh, da muss ich tief im Archiv graben … Ich schaue heute Abend mal nach. :)
CADtp Geschrieben November 4, 2010 Geschrieben November 4, 2010 Bestimmt nicht maschinengefräst: Glendalaugh, Irland, 2005
Perplex Geschrieben November 5, 2010 Geschrieben November 5, 2010 zwar fast ohne Schrift, aber ebenfalls nicht gefräst ... Quelle: http://kapuziner.twoday.net/stories/4564418/
Þorsten Geschrieben November 6, 2010 Geschrieben November 6, 2010 Friedhof Brompton in London. Nicht jeder Stein steht für sich, sondern die Steine zusammen ergeben ein Ganzes. Interessant das Zusammenspiel mit der Natur. Schön. Das erinnert mich an einen Kleinstadtfriedhof, dessen alter Teil komplett von Efeu überwuchert ist. Es gibt dort keine Wege mehr, man läuft auf einem Efeuteppich, und das Efeu rankt sich auch um die Baumstämme. Höhere Grabsteine ragen aus dem Efeuteppich heraus, flachere sind gar nicht oder nur durch einen Efeuhuckel zu erkennen. Wenn das kein Bezug zur Natur (die sich halt irgendwann alles wiederholt) ist! Leider habe ich im Moment kein Foto von der Gesamtansicht (ich werde das nächste Mal, wenn ich in der Gegend bin, eins machen). Hier ist ein einzelnes Grab: (Früher stand auf dem Stein noch ein Marmor-Engel, der aber schon vor Jahrzehnten geklaut wurde.) Weiß irgendjemand was zu den verwendeten Schriften? Neben einigen interessanten Buchstaben formen (gebrochenes S; A, J und r der Serifenlosen) fand ich es noch ganz spannend, wie der gesamte Text auf dem Stein konsequent als Satz behandelt und entsprechend mit Interpunktion versehen wurde, incl. des Nachnamens.
Kathrinvdm Geschrieben November 6, 2010 Geschrieben November 6, 2010 Die von mir gewählte Berkeley OldStyle musste ich damals noch gezielt modifizieren, da die Serifen in der gewählten Schriftgröße zu fein gewesen wären. Hast Du davon noch ein Bild (vorher/nachher)? Ich habe nachgeschaut, leider liegt die entsprechende Platte bei mir zu Hause und ich bin gerade auf Reisen. Nächste Woche kann ich den Vergleich nachliefern. :)
Elena G. Geschrieben November 30, 2010 Geschrieben November 30, 2010 (bearbeitet) Nix so besonderes, aber ich mag's mal trotzdem zeigen: Das Grab Kurt Tucholskys in Mariefred, Schweden. Er liegt dort begraben, weil es der Ort ist, in dem seine Liebesgeschichte "Schloss Gripsholm" spielt und weil er politisch motiviert eh nicht mehr in Deutschland lebte (gelebt hat er allerdings in Göteborg). Das Zitat aus Goetes Faust II wurde erst nachträglich angebracht. Tucholsky selbst hatte mal "Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauez - Gute Nacht!" (für sein Pseudonym allerdings) vorgeschlagen. Man kann öfter mal sehen, dass Zitronen auf dem Grab liegen - eine Hommage an "Deutsche, kauft deutsche Zitronen". [WIKIBILD][/WIKIBILD] bearbeitet November 30, 2010 von Klein-Ela
Thomas Kunz Geschrieben November 30, 2010 Geschrieben November 30, 2010 (bearbeitet) Das ist zwar kein Grabstein, sondern nur die Inschrift zu einer Statue, aber schaut euch mal die Jahreszahlen an. Ich lese: »1707–1907«. Gelebt hat Carlo Goldoni von 1707 bis 1793. bearbeitet Januar 27, 2011 von Pomeranz Bild extern eingebunden
Kathrinvdm Geschrieben November 30, 2010 Geschrieben November 30, 2010 »07« lässt sich eben einfacher gravieren als »93« …
Minimalist Geschrieben November 30, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 30, 2010 Dann wäre 17 aber noch einfacher gewesen, oder 11
Kathrinvdm Geschrieben November 30, 2010 Geschrieben November 30, 2010 (bearbeitet) Ja stimmt. bearbeitet November 30, 2010 von Kathrinvdm
Thomas Kunz Geschrieben November 30, 2010 Geschrieben November 30, 2010 Ich nehme mal an, dass die Statue zu seinem 200. Geburtstag aufgestellt wurde. Trotzdem ist die Inschrift schon sehr irritierend.
Minimalist Geschrieben November 30, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 30, 2010 Vielleicht war er auch in Wirklichkeit gar nicht tot ...? :mit elvis anstoß und grins:
elga Geschrieben Februar 14, 2011 Geschrieben Februar 14, 2011 (bearbeitet) Hallo zusammen, da ich selbst Schriften für Grabsteine mache und die Beiträge dieses Themas daher sehr interessant fand, würde ich gerne das Arbeitsfeld eines Schrifthauers etwas näher darstellen, insbesondere um zu verdeutlichen, dass eben nicht alles (vor allem nicht zu 100% !) Maschinenarbeit ist. Um eine Schrift in den Stein zu arbeiten gibt es verschiedene Techniken: Zunächst das Hauen von Hand, mit Fäustel und Eisen oder mit Pressluftpistolen, was nach wie vor die verbreiteste, da günstigste, Methode ist. Erkennbar ist sie an dem Grat, der sich in der Mitte der Buchstaben befindet (Querschnitt ist V-förmig). Fräsen mittels Sandstrahler. Wird auch sehr häufig gemacht, ist allerdings nicht für alle Gesteinsarten geeignet, sobald ein Gestein porös oder nicht homogen ist muss wieder von Hand gehauen werden. Der Querschnitt einer Sandgestrahlten Schrift is U-förmig, ein Grat ist nicht erkennbar. Sandgestrahlte Schriften lassen sich übertief arbeiten, wodurch ein sehr interessanter Schattenwurf entstehen kann. Fräsen mittels Diamantfräsen. Hiermit können nahezu alle Gesteine bearbeitet werden. Der Nachteil hierbei ist allerdings, dass die Maschinen auf Grund sehr hoher Anschaffungskosten und hohem Verschleiß der Diamant-Köpfe für den einfachen Steinmeztbetrieb nicht rentabel sind. Beim Fräsen mittels Diamant sind außerdem die Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich des Schriftsatzes auch begrenzt, da feste Schablonen erstellt werden, Unterschneidungen lassen sich hierbei z.B. nur schwer einrichten. Wir haben in unserem Betrieb einen Sandstrahler, dieser kann aber eben nicht in jedem Fall eingesetzt werden. Muss z.B. eine Nachschrift erstellt werden, muss die Schrift nach wie vor von Hand gezeichnet werden (entsprechend dem vorhergehendem Schrifttypus). Und wird anschließend in der selben Technik in der die vorhergenhende Inschrift gearbeitet war, eingearbeitet. Für neue Inschriften, haben wir unsere eigenen Fonts mit Fontlab entwickelt, setzten diese mit Corel und plotten sie anschließend auf Folien. Diese Folien können dann als Schablone oder/und als Strahlfolie verwendet werden. Wir und etliche andere Steinmetzbetriebe, die ihren Schwerpunkt unter anderem auf gestaltete Grabmale gelegt haben, importieren eben nicht in China oder Indien gefertigte Steine. Vielmehr verwenden wir hier beheimatete Gesteine, und bearbeiten diese selbst. Selbst sogenannte Steine "von der Stange" werden von hier ansässigen Firmen geliefert. Desweiteren gibt es eine Vereinigung die ein Siegel (Signum) entwickelt hat, das zertifiziert, dass Steine aus Indien oder China nicht von Kindern gefertigt wurden und der entsprechende Arbeitsschutz gewährleistet wird. Es liegt hier also wie bei vielen Bereichen auch am Kunden, was für ihn wichtig ist, wofür er sich entscheidet. Hier ein kleiner Eindruck wie Schriftgestalung bei unseren Grabsteinen eingesetzt wird: http://vogel-bildhauer.de/html/grabmale.html bearbeitet Februar 14, 2011 von elga 9
RobertMichael Geschrieben März 19, 2011 Geschrieben März 19, 2011 2340 CONFIG 2341 CONFIG 2342 CONFIG 2343 CONFIG 2344 CONFIG ein paar bilder von einem osmanischen friedhof. die grabsteine der frauen und männer unterscheiden sich (vor allem bei den ganz alten grabsteinen) durch einen fez/turban (mann) und einer rose (frau).
Kathrinvdm Geschrieben März 19, 2011 Geschrieben März 19, 2011 RoMi, sag mal, kommst Du vor lauter Forumspflichtfotoschießen eigentlich auch noch zum Urlaub genießen?
RobertMichael Geschrieben März 19, 2011 Geschrieben März 19, 2011 ja, auch wenn ein städteurlaub immer leicht stressig ist im vergleich zum all-inclusive-pauschal-urlaub, aber meistens muss ich mich eher dran erinnern was fürs forum mitzubringen. da ich meine kamera aber eh überall draufhalte muss ich dann nur noch raussuchen was ins forum passt und was nicht ;)
Kathrinvdm Geschrieben März 19, 2011 Geschrieben März 19, 2011 Dann ist ja gut! Nicht dass Du am Ende einen Forums-Burnout erleidest …
RobertMichael Geschrieben Juni 8, 2011 Geschrieben Juni 8, 2011 Bring uns ja was mit ...! 2910 CONFIG 2911 CONFIG grabsteine auf dem 'piratenfriedhof' borkum, das sind allerdings replikas. die originale stehen im heimatmuseum: http://www.holidaycheck.de/reisetipp-Urlaubsbilder+Heimatmuseum+Diekhuus-ch_ub-zid_70122.html?action=detail&mediaId=1158145411 HUŸS · VROUW heisst übrigens hausfrau wer mir sagen kann was man im hindergrund auf den bildern sieht, ohne google zu nutzen, bekommt einen renomee punkt :) also diese ... naja, schiefen steine die keine steine sind.
Kathrinvdm Geschrieben Juni 8, 2011 Geschrieben Juni 8, 2011 Hmmm, versteinerte Bäume/Baumstämme/Holz vielleicht?
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