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ZDF-Schrift

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Geschrieben

Hallo,

weiß jemand, wie die Schrifttype der alten ZDF Schrift aus den achtiger Jahren heißt. Ich konnte nur soviel rausfinden, dass das Design von Otl Aicher entwickelt wurde, aber nicht, welche Type er benutzt hat.

Vielen Dank schon Mal

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hallo,

ich hatte 1989 einmal das große Glück, mit Otl Aicher sprechen zu dürfen. Damals war ich ungf. Anfang 20 und hatte mich seinerzeit sehr für Typografie interessiert. Leider habe ich den Brief aus dem Büro Aicher nicht mehr, aber ich gebe ihn einmal folgendermaßen wieder:

Der ZDF-Hausschrift liegt die Univers zugrunde. Da Fernsehbilder mit einer Auflösung von 625 Zeilen eckige Buchstaben an den Kanten rund erscheinen lassen bzw. das menschliche Auge eckige Schriften abgerundet wahrnimmt, hatte man sich von vornherein dazu entschieden, eine "runde" Schrift zu verwenden, um diese Unsauberheiten auszugleichen. Das ist mit heutiger Technik eine andere Sache, denn das damalige Verfahren zum Einblenden von Schriften basierte noch nicht so stark auf Computertechnik, sondern eher auf "Ausstanzen" von Hintergrundfarben, wie man es von einer "Bluebox" z. B. kennt. Dadurch kam es an Kanten und Serifen auch zu solchen unerwünschten Effekten.

Die Univers wurde dann für das ZDF abgerundet und in Details noch angepaßt.

Ich finde, dass man ihr die Univers-Herkunft sehr gut ansieht und die Univers auch eine sehr geeignete Wahl (damals) gewesen ist.

Die Schrift wurde dann zur großen Programmreform des ZDF am 1. 4. 1973 eingeführt.

Leider gibt es sie nirgends zu kaufen. Das ZDF ist da auch eher abweisend bei derartigen Anfragen und hat die Schrift auf Schriftgeneratoren (das sind die Geräte, die sie in das TV-Bild einblenden) digitalisiert.

Das DDR-Fernsehen hatte 1984 eine von Prof. Axel Bertram entwickelte Schrift eingeführt, die ebenfalls abgerundete Serifen hatte und auf einer Antiqua basierte (nannte sich "videtur" (lat.: man sieht sie)).

  • Gefällt 1
  • 7 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

… aber angeregt durch eine ganz andere Geschichte in einem anderen Forum und durch Zufall bin ich hier auf diesen Thread gestoßen und kann da noch aus nostalgischen Gründen zur damaligen Technik was beitragen.

… denn das damalige Verfahren zum Einblenden von Schriften basierte noch nicht so stark auf Computertechnik, sondern eher auf "Ausstanzen" von Hintergrundfarben, wie man es von einer "Bluebox" z. B. kennt …

Das damalige Verfahren beruhte auf folgender technischen Grundlage: man nehme ein Reißbrett, eine Reißschiene, fixiere mit Hilfe von Tesa oder Pushpins schwarzen Fotokarton. Dann benutze man eine feine TK-Mine um die Schriftlinie zu ziehen und dann lege man los: mit Falzbein und Letraset! Ich will nicht angeben, aber ich bin mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer der deutschen Rekordhalter im Abrubbeln von weißem Letraset auf schwarzen Untergrund. ;-) Letraset war das Geheimnis. Die Zeilen wurden dann ausgeschnitten und je nach Verwendungszweck und Ausrichtung auf entweder schwarzen Präsentationspappe für statische Titel ausgerichtet oder für "Rolltitel" auf Rollenware schwarzen Fotokartons aufgeklebt. Das Ganze dann schön ausgeleuchtet vor die Schriftkamera und dann wie von Schniefkaiman beschrieben per "Stanze" eingeblendet. Zu der Zeit als ich das noch "Unter den Eichen" in Wiesbaden einen ganzen Schichttag lang machen durfte und dann später im damals pfuschneuen Sendezentrum auf dem Lerchenberg in Mainz weiter neben dem Studium als "fester Freier" in der ZDF-Grafik, wurden die ersten Chyron-Schriftgeneratoren getestet. Merkwürdigerwise wurden nur die langjährigen festen Grafiker daran geschult, die erstaunlicherweise keine Lust auf so neumodische "Ferz" hatten. ;-) "Des werd nix mit dem neimodische Elektrozeichs!"

Gruß Micha

P.S. Der Lagerschrank für die Letrasetbögen auf dem Lerchenberg war unglaublich, eine rießige Wand Schubladen voll mit Letraset in allen möglichen Schriftgrößen aber alle nur ein einer einzigen Schrift: der Hausschrift vom ZDF von Otl Aicher.

Und noch was zu den Letrasetbögen: Damit das auch genau nach Aichers Vorstellungen abgerubbelt wurde, war die Kegelbreite unter jedem Buchstaben markiert.

bearbeitet von Lichtschutzfaktor56

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