Joshua K. Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 Eine Suche nach dem Erscheinungsjahr ist möglich auf http://www.global-type.org (im Bereich Schriften ? Schriften suchen). Dort kannst Du beispielsweise auch „18“ eingeben, um Schriften zu suchen, die 1800 bis 1899 veröffentlicht wurden. Eine Art Standardwerk zur Geschichte der Fraktur ist Kaprs Fraktur – Form und Geschichte der gebrochenen Schriften. Heutige Anwendungsbeispiele sind zum Beispiel hier zu sehen: Slanted #10 – Heavy Metal. Lovers. Ein Fraktur-Duden (d.h. ein Duden, der aus Fraktur gesetzt ist) ist hilfreich, um die Schreibweise von Wörtern nachzuschlagen. Außerdem stehen auch Satzregeln drin. Weitere Veröffentlichungen zu gebrochenen Schriften findest Du im Netzladen des Bundes für deutsche Schrift und Sprache. Der Bund gibt auch eine vierteljährlich erscheinende Zeitschrift (Die deutsche Schrift) mit Beiträgen zur gebrochenen Schrift, aber auch zur deutschen Sprache heraus. Pachulke, was die Anführungs-/Zollzeichen angeht, irrst Du Dich: Dieses Zeichen: " ist kein Zoll-/Minutenzeichen (obwohl das ständig behauptet wird), sondern ein mit der Schreibmaschien eingeführtes Ersatzzeichen, das als Anführungs-, Zoll- und Sekundenzeichen benützt werden kann. Es als Anführungszeichen zu benützen ist also genauso richtig wie es als Zoll- oder Sekundenzeichen zu verwenden. Das typographische Zeichen für Zoll/Sekunden liegt auf der Unicode-Stelle 2033. Beispiel: 15?
Pachulke Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 … ein mit der Schreibmaschien eingeführtes Ersatzzeichen, das als Anführungs-, Zoll- und Sekundenzeichen benützt werden kann. Es als Anführungszeichen zu benützen ist also genauso richtig wie es als Zoll- oder Sekundenzeichen zu verwenden. Grund dafür war ja die technisch erzwungene Beschränkung der Zeichenzahl auf der mechanischen Schreibmaschine. Ich habe hier zum Beispiel Schreibmaschinen, die aus diesem Grunde keine Null haben, so daß man stattdessen das O verwenden mußte; eine andere Bauart hat keine Eins, diese wurde durch das l substituiert. Die Schreibmaschinen, die ich hier habe, haben alle nur 9 Ziffern. Trotzdem würde doch niemand sagen, daß es »genauso richtig« wäre, das O für die Null oder das l für die Eins zu verwenden, nur weil das ein technischer Kompromiß einer mehr oder weniger verflossenen Technologie einmal mit sich gebracht hat.
Joshua K. Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 Ich habe ja auch nicht geschrieben, daß ich es (mit unseren heutigen technischen Möglichkeiten) richtig finde, sondern daß es genauso richtig ist, die „Mehrzweckstriche“ als Anführungszeichen zu verwenden, wie sie als Zollzeichen zu verwenden! Sie sind für beide Zwecke gleich richtig oder gleich falsch.
Pachulke Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 Können wir uns auf »gleich falsch« einigen?
CarlosEscoban Geschrieben November 14, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 14, 2010 @Joshua: Saugeil, besser hätte mir nicht geholfen werden können! Besten Dank. Abgefahren was es alles gibt, "Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V." Das sieht doch stark nach dem richtigen Material aus und kost ja nur nen Apple und 'n Ei :P "Schreibschule der deutschen Schrift" für 2,50 Taler ist gebongt. Die Slanted sowieso, da dürfte was Gutes vertreten sein. Zum Thema noch: Ich ziehe ansonsten ja nicht groß über Bücher her, aber das "Fraktur mon Amour"-Buch hätte sich der Schmidt Verlag sparen sollen. Null Gehalt über Satzregeln und selbst die dargestellten Anwendungsbeispiele sind zu 90% einfach 0815. Viele davon wurden mit einem Programm Namens Kaleidotype gestaltet und zu Mustern verwurstet. Ok, das Programm scheint wirklich coole Sachen zu können, aber dann sollte man es auch sauber anwenden, denn viele der gefüllten Seiten wirken einfach absolut unharmonisch. Darum für 50 Taler Finger von lassen. Die meisten Free-Fonts auf dazugehöriger CD hatte auch ich schon lange Jahre auf dem Rechner. Was ich meinerseits grundsätzlich empfehlen kann, ist mit Frakturschriften Muster zu erstellen, die sehen grundwegs sehr stark aus. "Kaleidotype" wird auf jeden Fall mal ausgetestet. @Pachulke: Genau diese Debatten um ein Paar lausige " in nem Forentext meinte ich, det is doch feinste Hirnwichserei Atze :D Ich habe ja schon mehrmals anmerken lassen, dass ich das mit Absicht mache um genau solche kleinen Pedanten wie dich ein wenig zu necken :) Det ist ein Forumseintrag und keine Buchgestaltung. Ich kenne die 99 66 Regel seit dem ersten Semester und wende sie auch entsprechend bei Wichtigkeit an, nur habe ich keinen Bock hier einen Alt-Code nach dem anderen einzutippen um ein » oder “ zu bekommen. Wenn mir Word oder welch ein Prog auch immer anstatt " die richtigen Zeichen setzt, begrüße ich das, aber es juckt mich auch nicht wenn nicht, weil es mir genauso Latte ist ob ich meinen Einkaufszettel mit Tuschefeder in feinster Kalligrafie setze oder schnöde versifft mit nem Edding dahinschmiere. Das hat nix mit Verweigerung zu tun, sondern mit der Frage nach Zweck/Aufwand sich im Alltag mit solchen Fragen den Kopf zu zermartern, denn da gibts wesentlichere Dinge. Ich kenne den Scheiß aus den anderen Sparten und zuviel Fachwissen artet schnell in Fachidiotie aus, das meinte ich mit Hirnwichse. Es ist ein Wort, das genau dieses Problem auf den Punkt bringt. Blick dich mal in PC-Foren um, da kommt genau der selbe Mist raus, aber die eigentliche Frage wird dadurch nicht beantwortet. Ich habe einfach nach langer Zeit wieder gelernt erst die nackte Braut auf dem Partyflyer zu besabbern und DANACH das Layout zu feiern oder zu bemängeln. Bei jedem, wo es verkehrt herum läuft, läuft generell was verkehrt (OK Kathrin, du bekommst einen Chippendales-Flyer -hier werden alle gleichberechtigt ). Macht mal euren Kopf bissl frei von Korinthenkackerei, Joshua weiß worum es geht und hat es mit seiner Antwort mehr als perfekt auf den Punkt gebracht, vielen Dank dafür! Take it easy, allerdings super Exkurs was diese Schreibmaschinensache angeht und das zeigt mir, dass man euch sehr wohl mit falschen Satzzeichen provozieren muss (und lustigerweise auch kann), damit ihr auf Trab kommt. Ich hab so ein Ding übrigens das letzte mal vor 18 Jahren gesehen, braucht die Welt nicht mehr und Tippex ist auch Geschichte… Also, auseinander Jungs! *lach* -(?.?)- Allerdings, wenn diese " Sache jetzt schon so ordentlich ausdiskutiert wurde stellt sich mir wieder eine Frage: Gibt es ein Programm, das diese Sonderzeichen leichter zugänglich macht? So in der Art wie das Glyphen-Fenster bei Illustrator, damit man auf die Alt-Codes verzichten kann? Ich setze mein Zeug oft mit copy & paste, anstatt dauernd nach den Nummern zu glotzen, weil selbst das schneller geht. Nein, ihr werdet mir nicht empfehlen diese Codes auswendig zu lernen! Man ich bin froh wenn ich mir nur meine Geheim PIN von der EC Karte behalten kann. Das liegt wohl in meiner etwas expressiven Natur unter gewissen Umständen, aber hey ich bin Kreativer, fuck- ich darf alles, was keinem anderen Weh tut! Wie genau heißen die Substanzen, die diese Umstände hervorrufen? Sind die legal? Achso, die Substanz heißt "Fäkalhumor" und ist manchmal sogar am Rande der Legalität, sofern das Wort zur Tat wird Ich bin jedenfalls froh, dass wir das Thema »autoerotische Handlungen« nun abgehakt haben und fortfahren können. EDIT Kleine Zusatzfrage: Gibt es irgendwo eine übersichtliche (!) PDF mit einer kompletten Liste der Alt-Codes zum runterzwiebeln? Ich bin nur auf das hier gestoßen http://alt-codes.org/list/
Dieter Stockert Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 Achso, die Substanz heißt "Fäkalhumor" und ist manchmal sogar am Rande der Legalität, sofern das Wort zur Tat wird Ich bin jedenfalls froh, dass wir das Thema »autoerotische Handlungen« nun abgehakt haben und fortfahren können. Na da kann ich doch versuchen, wieder eine 'on-topic'-Kurve zu steuern. In Arno Schmidts Mammutwerk "Zettel's Traum" spielt die Sexualität in verschiedensten Spielarten nämlich eine tragende Rolle, und Victor Arevalo schreibt in der Arno-Schmidt-Mailing-Liste zur eben erschienenen ersten richtig gesetzten Ausgabe des Werkes: "Die Neusetzung von Friedrich Forssman ist ein Meilenstein in der Kunst der Buchgestaltung und führt eine kopernikanische Wende in der Wissenschaft der Typografie herbei."
Þorsten Geschrieben November 14, 2010 Geschrieben November 14, 2010 Gibt es ein Programm, das diese Sonderzeichen leichter zugänglich macht? […] damit man auf die Alt-Codes verzichten kann? Ja, X11. Dort gibt es das Konzept der (konfigurierbaren) Compose-Taste ?, mit der man Unicode-Zeichen eingeben kann. Für ca. 5000 dieser Zeichen gibt es vordefinierte und größtenteils intuitive Tastensequenzen; für alle anderen kannst du dir die Sequenzen selbst definieren. Beispiele: ? > > ergibt » ? > " ergibt ” ? - - . ergibt – ? - - - ergibt — ? 1 2 ergibt ½ ? ' a ergibt á ? s s ergibt ß ? S S ergibt ? ? o c ergibt © ? T M ergibt ™ usw. usf. Am besten funktioniert X11 allerdings in Linux und anderen unixoiden Systemen, wo es das native Grafiksystem darstellt. Auf Mac OS X und Windows läuft X11 auch, ist aber nicht wirklich gut in die jeweiligen Systeme integriert. Dort muss man sich mit sehr eingeschränkten Ersatzmechanismen abhelfen. OS X hat fest eingebaute Tastatursequenzen für einige Zeichen, die leider oft überhaupt nicht intuitiv sind (z.B. ? G für © oder ? 2 für ™). Mit dem kostenlosen Hilfsprogramm DoubleCommand kann man sich selbst eigene Tastatursequenzen basteln. Für Windows gibt es das kostenlose AllChars, das aber leider nicht Unicode-fähig ist (du kommst immer nur an die Zeichen der aktuellen 8-bit-Codepage heran) und das kostenpflichtige AccentComposer.
CarlosEscoban Geschrieben November 14, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 14, 2010 PERFEKT, Danke Pomeranz! Also sehe ich das richtig, es gibt keine Alternative zur Alt-Codeverwendung? So eine t9 ähnliche Funktion für Sonder-Satzzeichen wäre mal eine feine Sache in Schreibprogrammen wie Word oder den Adobeprogs. Man soll ja noch träumen dürfen... So langsam spüre ich hier die kopernikanische Wende und manch eine Person hier im Forum mit Sicherheit auch: Nicht die Hirnwichse steht im Zentrum, sondern die Antworten auf fundamentale Fragen und Probleme in der Typografie, die mit Sicherheit nicht nur ich habe. Typografie, sofern ich meine Eindrücke der letzten Jahre bezüglich dieses Themas gesammelt habe, ist aus traditioneller Sicht tot. Schriftsetzen mit Bleisatz? Der reine Schriftsetzerberuf? - vorbei! Mit einigen wenigen Dinosauriern noch vertreten (Kurt Weidemann durfte ich mal live in Weimar erleben, einfach ein cooler Typ!), die sich über ein schlecht gesetztes Buch aufregen, wo Bruttonormal-Lesern höchstens die Mundwinkel nach unten gehen weil keine "Bilder" drin sind...das ist bald vorbei. Der Scheiß wird interaktiver, das digitale "Book 2 go" ist die Zukunft, ebenso wie die weitere Durchflutung solch grausiger Anglizismen in der deutschen Sprache. Audio oder visuell ist Wurst, beides wird zu erheblichen Veränderungen für "das Buch" oder generell das gedruckte Wort führen. Egal wie sehr ihr euch darüber aufregen mögt, vielleicht werdet ihr schon bald euer Ipad zücken und euch freuen zeitgleich in der digitalen Detailtypografie per Fingertipp zum passenden Kapitel zu kommen, während ihr im Flieger am Setzen eures Auftrags seid. Dieser fette Schinken passt nämlich nicht in die Westentasche. Na da kann ich doch versuchen, wieder eine 'on-topic'-Kurve zu steuern. In Arno Schmidts Mammutwerk "Zettel's Traum" spielt die Sexualität in verschiedensten Spielarten nämlich eine tragende Rolle, und Victor Arevalo schreibt in der Arno-Schmidt-Mailing-Liste zur eben erschienenen ersten richtig gesetzten Ausgabe des Werkes: "Die Neusetzung von Friedrich Forssman ist ein Meilenstein in der Kunst der Buchgestaltung und führt eine kopernikanische Wende in der Wissenschaft der Typografie herbei." Zum Topic habe ich durch Joshuas Hinweis auf die Slanted#10 zum Thema Fraktur folgende Textzeilen bemerkt »Mit dieser Ausgabe vervollständigt sich unsere 4-teilige Posterserie und bildet nun zusammengesetzt den 4-Wort-Satz “Porn 4 Type Lovers,” der ein auf uns gemünztes Kompliment (Slanted sei Pornografie für Typografen) von Ivo Gabrowitsch (FontShop International) wiedergibt.« http://www.slanted.de/shop/slanted-maga ... tal-lovers Nun soll mir einer sagen ich war mit Typografie und Wichsen auf der falschen Spur, also mal Handentspannung für Alle!
CarlosEscoban Geschrieben November 14, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben November 14, 2010 Danke Þorsten, das klingt aber noch ziemlich komplex für mich. Werde mich da versuchen reinzufuchsen, im Endeffekt braucht man ja glücklicherweise nur max 10 dieser 5000 existierenden Zeichen, also werde ich es zur Not auch mit Copy & Paste überleben. :) Die PDF-Liste ist schonmal ein sehr guter Ansatz und eine große Hilfe, die sollte in einem Einzelthread für Newbies nochmal hervorgehoben werden, Pomeranz. *Daumen hoch* Die anregende Konversation ist jedenfalls eröffnet FUCK! Das macht Spaß hier!
CarlosEscoban Geschrieben Dezember 13, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 13, 2010 (bearbeitet) Bäm! Back again! Da fehlt doch was...war wohl nicht jugendfrei genug :P Abschließend zum Ausgangspunkt "Fließtextschrift zur Trade Gothic": Es ist nicht die Minion und auch nicht die Caslon geworden. Nach dem Setzen der Minion (Pro) war schnell klar, dass es insgesamt zu kühl und bieder wirkt. Die menschliche Komponente sollte stärker im Kontrast zur Trade Gothic stehen, deshalb ist es die Carniola Roman von Franko Luin geworden. Mein Lieblingsbuchstabe dieses Schnittes ist das kleine »g«. Eine sehr schöne und individuelle Textschrift, die auch sofort den Kunden überzeugt hat. http://new.myfonts.com/fonts/linotype/carniola/carniola/ Verwendet in 12pt, guter regelmäßiger Grauwert im Textblock. Für Fließtext-Headlines die Trade Gothic Bold No. 2 in 19,5pt Titelheadlineschrift die Trade Gothic light in 31,5pt und 50pt (immer von den 12pt Fließtext ausgehend mit dem Faktor 1,618 vergrößert) Geschafft, Amen. bearbeitet Dezember 13, 2010 von CarlosEscoban
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