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Alte Verkehrsschilderfotos aus der DDR

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Geschrieben

Hallo,

:? Behauptet hier wirklich jemand ernsthaft, dass diese Schriften nur in Nazideutschland (bis 1941) verwendet wurden? Würdest du andererseits bestreiten wollen, dass Tannenberg & Co. heutzutage bei den meisten Deutschen Assoziationen wecken dürften, die mit den Nazis zu tun haben?

Klar. Die Tannenberg sieht total schei*e aus! Die will man gar nicht lesen. Und da ist die Assoziation zu Nazi nicht mehr weit. Oder sehe ich das falsch?

:?

Hier eine schöne Karikatur von Wolfgang Gießler (http://www.wolfgang-giessler.de/), Kunstführer:

1.jpg

Die Karikaturen gibt es auch als Postkarten zu kaufen. Diesen Kunstführer habe ich als echte Karte.

:D

MfG

Geschrieben

Selbst wenn sie häßlich wäre, entbehrte immer noch der Gedankengang, daß Häßlichkeit Nazi-Assoziationen hervorrufen müßte — zurückhaltend formuliert — einer gewissen Stringenz. Da müßten ja so viele Schriften, Bauwerke, Gebrauchsgegenstände (und so viele Leute) Nazi-Assoziationen hervorrufen, man würde sich glatt vom Dritten Reich umzingelt wähnen müssen.

Schlüssiger ist umgekehrt eher, daß Uwe die Schrift deshalb häßlich findet, weil er mit ihr Nazi-Assoziationen verbindet. Aber darum ging es ja gerade: Das Potential dieser Schriften kann man nicht sehen, solange man sie nicht ideologiefrei betrachtet.

Eigentlich haben sie mit ihrer quasi bauhäuslichen Strenge und ihren gotischen Proportionen eine ganz eigene Schönheit und Formensprache. Man stelle sich zum Vergleich ein Gebäude vor, das zwar die Proportionen und Formen einer gotischen Kathedrale aufnimmt, aber der Verzierungen entkleidet ist. Da würde ja auch niemand auf Nazi-Assoziationen kommen.

Geschrieben

Hallo,

Schlüssiger ist umgekehrt eher, daß Uwe die Schrift deshalb häßlich findet, weil er mit ihr Nazi-Assoziationen verbindet.

Nö. Ich finde sie hässlich weil sie hässlich aussieht. Es gibt viele gebrochene Schriften die um Klassen besser aussehen. Und bei einigen dieser Schriften wäre der Zeitgeist der 1930er eher zu vermuten als bei diesem verunglückten Experiment. Ein gutes Beispiel wäre die Potsdam. Extrem technokratisch und hart, so wie die NS-Ideologie, ihrer Auffassung nach, unterwertiges Menschenmaterial betrachtet und behandelt hat. Die würde also voll für NS-Retro-Design passen.

Die Tannenberg kannte ich zuerst mal von Bahnhofsschildern und erst später habe ich sie gelegentlich auf alten Plakaten des RAD gesehen. Sie war aber IIRC keine von den Nazis besonders geförderte Schrift. Da wäre eher die Futura des entarteten Paul Renner zu nehmen.

Manchmal, aber nur manchmal ... ist es wirklich nur die Ästhetik und das Äußere das einem abstößt. Da kommt es auf diese Assoziationen dann echt nicht mehr drauf an. Aber so gesehen passt die Tannenberg zu NS-Ideologie: Sieht schei*e aus und braucht man wirklich nicht.

:mrgreen:

MfG

Geschrieben
Da müßten ja so viele Schriften, Bauwerke, Gebrauchsgegenstände (und so viele Leute) Nazi-Assoziationen hervorrufen, man würde sich glatt vom Dritten Reich umzingelt wähnen müssen.

:kicher: Ich hab mir ja schon immer gedacht, dass die Merkel Teil einer Verschwörung ist ... ja.gif

Das Potential dieser Schriften kann man nicht sehen, solange man sie nicht ideologiefrei betrachtet.

Jo, das bringen leider die wenigsten fertig – und selbst wenn, irgendein Moralinsaurer Mahner™ findet sich bestimmt ... nudgenudge.gif

Eigentlich haben sie mit ihrer quasi bauhäuslichen Strenge und ihren gotischen Proportionen eine ganz eigene Schönheit und Formensprache.

Find ich auch ... Es sind halt Plakat-, beziehungsweise Werbeschriften: reduziert, klar, auffällig. Zumindest gemessen am Ursprung.

Geschrieben

Uwe, auch wenn Du’s noch mehrfach wiederholst und mit ekligen Wörtern ausschmückst, es bleibt Deine Meinung, so lange Du uns nicht zeigst, was an der Schrift selbst nicht stimmen sollte.

Geschrieben

Ich wollte die von Uwe B. gelobte Schrift "Potsdam" mal anschauen und bin auf zwei unterschiedliche Schriften gestossen, die so genannt werden:

http://www.fontspace.com/manfred-klein/potsdam

http://www.schriftarten-fonts.de/fonts/ ... tsdam.html

Jetzt bin ich verwirrt. Bei der manfred-klein-Variante fällt mir -bittschön, bin Laie- eine große Ähnlichkeit zur Tannenberg auf.

Kann jemand hilfreich sortierend kommentieren? Wenn ja, bitte das hier zu tun.

Geschrieben

Erst mal: Die Tannenberg-ähnliche ist meines Wissens die »echte« Potsdam, die andere eine zufällig gleich benannte.

Zweitens: Wenn man sich Uwes Satzbau ansieht, läßt er gegenteilige Interpretationen des Inhalts zu. Er könnte die Potsdam als gutes Beispiel an sich gemeint haben oder auch als gutes Beispiel für typographische Umsetzung der NS-Ideologie. Hier paart sich die Unschärfe des Urteils mit der des Ausdrucks. Du mußt Dich also Deiner Verwirrung nicht schämen. :wink:

Geschrieben

Hallo,

Wenn man sich Uwes Satzbau ansieht, läßt er gegenteilige Interpretationen des Inhalts zu. Er könnte die Potsdam als gutes Beispiel an sich gemeint haben oder auch als gutes Beispiel für typographische Umsetzung der NS-Ideologie.

Beides! Ich habe beides gemeint. Typografisch gut umgesetzt und auch passend zur Außendarstellung der NS-Ideologie. Dabei habe ich noch keine Wertung der Ideologie vorgenommen. Die Verwirrung ergab sich wohl eher wegen der verspielten Märchenschrift des gleichen Namens.

MfG

Geschrieben

Danke für die partielle Entwirrung. Sehen wir also von der schnörkeligen Namenscousine ab und vergleichen wir Potsdam und Tannenberg.

Ganz abseits der Wertung einer Ideologie: was macht die eine typographisch gut/korrekt/richtig/schön und die andere typographisch schlecht/falsch und häßlich?

Trotz aufmerksamen Zaungastdaseins könnte ich das nicht schlüssig herleiten, wenn mich denn einer fragte -bittschön, bin halt Laie- :) :?

Geschrieben

Da bist Du ja nicht der Einzige, diese Frage hat ja Hans Peter Willberg schon in »Typolemik« gestellt. Ich hab’s gerade nicht zur Hand aber im Prinzip sagt er, daß der Schritt von den Serifenschriften zu den Serifenlosen als revolutionäre Vereinfachung angesehen wird, während der im Prinzip gleiche Schritt in den gebrochenen Schriften oftmals als »brutale Vereinfachung« oder »Verzerrung« dargestellt wird (man mag mich korrigieren wenn mich meine Erinnerung hier trügt). Das ist in jedem Fall eine interessante Frage, denn Gleiches muß zunächst einmal gleich behandelt werden. Ob und wie man das argumentatorisch löst ist dann wieder eine ganz andere Frage, auf die zumindest ich mich hier gar nicht einlassen möchte.

Grüße,

Christian

Geschrieben

Hallo,

Das ist in jedem Fall eine interessante Frage, denn Gleiches muß zunächst einmal gleich behandelt werden. Ob und wie man das argumentatorisch löst ist dann wieder eine ganz andere Frage, auf die zumindest ich mich hier gar nicht einlassen möchte.

Daher auch meine polemische Argumentation. Sie sollte provozieren und zum selber Denken anregen. Jeder muss da für sich entscheiden was nach seiner Sicht der Welt richtig und falsch ist. Es gibt nur eine Wahrheit ... aber verschiedene Blickwinkel darauf.

MfG

Geschrieben
Hans Peter Willberg »Typolemik«

Für alle, die das Buch nicht vorliegen haben, zitiere ich hier mal:

»Die Nazionalsozialisten (so mein Vorschlag für die neue Rechtschreibung) haben eine ganze Schriftgattung umgebracht, die so genannte ›Fraktur‹. […]

Einmal durch die formale Verunstaltung, durch die brutale Vereinfachung der reichen gotischen Textur zur ›schlichten Gotisch‹, die von den Setzern treffend ›Schaftstiefelgrotesk‹ genannt wurde. […]

Doch was den ersten Punkt betrifft, den Schriftmord durch die Brutalisierung der Form, sind mir inzwischen gleich zweifache Zweifel gekommen.

Sollte der Textur nicht recht sein, was der Grotesk billig ist? Die Grotesk, speziell die Futura (1928 erschienen), feiern wir als Meisterleistung der Abstraktion, der Reduzierung der Antiqua-Formen auf die Grundformen unter Versicht auf alles Überflüssige. Eine künstlerisch und intellektuell epochale Tat. Bei der Reduzierung auf die Grundform unter Verzicht auf alles Überflüssige sprechen wir im Fall der ungefähr gleichzeitig entstandenen ›schlichten Gotisch‹ von brutaler Vergöberung. Ist das redlich oder schiebt sich das Gefühl vor die Analyse?

Der zweite Punkt des Zweifels ist geradezu ein Eigentor. Denn nachdem ich lauthals den Mord an der Schriftform durch die Nazis und ihre Zuarbeiter angeprangert hatte, fand ich in Fachbüchern die Abbildungen von ebensolchen Schriften, die aber aus dem frühen 15. Jahrhundert stammen. Die Nazis waren nicht kreativ, nicht einmal bei der Brutalisierung der Schrift. Sie haben nur mit feinem Sinn fürs Grobe die ihnen gemäßen Vorbilder gefunden.«

Geschrieben

Irgendwo hab ich ein Bild eines jüdischen Grabsteins aus den 20er Jahren – in schlichter Gotisch. Wenn’s jemanden interessiert, suche ich mal danach. Das wäre dann wohl aber eher was für den Grabsteinfaden. Oder den Schaftstiefelgrotesk-Faden. Wurde das da aber nicht alles schon durchgekaut? Naja, sowas macht immer wieder Freude! :huhu:

Geschrieben
Irgendwo hab ich ein Bild eines jüdischen Grabsteins aus den 20er Jahren – in schlichter Gotisch. Wenn’s jemanden interessiert, suche ich mal danach. Das wäre dann wohl aber eher was für den Grabsteinfaden.

Aus derselben Epoche dort neulich gezeigt:

viewtopic.php?f=1&t=8421&p=73635&hilit=tombstone#p73607

Die erneute Frage: wer weiß was zu den Schriften?

P.S. Brauchen wir eine erneute Strangtrennung? (Es geht ja längst nicht mehr um Verkehrsschilderfotos aus der DDR.)

Geschrieben

Ich häng auch noch mal eins an. (Und kehre damit zum Ausgangspunkt des Threads zurück…) Erstaunlicherweise ist dieses Schild 20 Jahre nach der Wende immer noch ziemlich häufig zu sehen.

j0dtvc.jpg

Geschrieben
Erstaunlicherweise ist dieses Schild 20 Jahre nach der Wende immer noch ziemlich häufig zu sehen.

Warum auch nicht? Ich kann jedenfalls keine Stasiverbindung oder sonstige Inkompatibilität mit der FDGO erkennen. (Oder vermuten Wessis bei dem Schild etwa, dass eine Autobahn in der Nähe sein muss? Ossis verließen ihre Autobahnen und andere Schnellstraßen jedenfalls über Abfahrten.)

Geschrieben

Das ist halt ordentlicher Siebdruck und die Lösungsmittel waren damals wahrscheinlich auch weniger auf ökologische Verträglichkeit ausgelegt sondern darauf, die Pigmente mit dem Untergrund zu verbacken. Das kann schon noch mal zwanzig Jahre hängen, wenn es nicht gerade direkt in der Sonne hängt.

Geschrieben

Erstaunt war ich eher deshalb, weil hier in der Stadt die meisten Häuser inzwischen ja mindestens einmal gründlich saniert worden sind. Und ich hätte dann wohl auch gleich ein neues Schild aufgehängt. Ich war heute nachmittag (angeregt von diesem Thread ) auf einem kleinen Spaziergang und habe ein bißchen nach schriftlichen Überbleibseln aus DDR-Zeiten gesucht. Und dabei stellte ich eben fest, daß dieses Schild das mit Abstand häufigste Überbleibsel ist. An zweiter Stelle kommen diese kleinen Emailschildchen mit „KWV“ drauf, die noch an einigen Hauseingängen zu sehen sind.

Mein Erstaunen und der Verweis auf die Wende hatten keinen politischen Hintergrund. (Das wäre wohl auch etwas konstruiert.)

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