1_misse Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 (bearbeitet) Hallo, zunächst will ich mich kurz vorstellen: Ich heiße Michael und bin in der IT-Welt tätig. Ich bin recht penibel, was Formalia angeht, an Sprache interessiert und bemühe mich auch um gute Typografie. Mir gefällt "Typographie" selbstverständlich besser :D Nun, ich will einen Text setzen, eine Geschichte aus mittelalterlicher Zeit und suche eine schöne Schrift; sie sollte eine Serifenschrift sein wie "Bodoni" oder "Bookman Old Style" - schön konservativ, vielleicht altertümlich. Stellt Euch vor, Ihr wolltet einen Luther-Text setzen, aber nicht in Fraktur. Idealerweise wäre es eine OpenType-Schrift. Ich setze mit XeTeX, das unterstützt OT-Features sehr gut. Dadurch bin ich überhaupt erstmal zu dem "guten Schriftsatz" gekommen. Danke, Michael P.S.: Zu Latex habe ich mir mittlerweile eine Meinung gebildet. Gut ist, dass wahrscheinlich das Ergebnis vorhersagbar gleich ist. Schlecht ist, dass das wahrscheinlich Theorie ist und man in 10 Jahren vermutlich den gleichen Inhalt nicht nochmal erzeugen kann. Schließlich gilt es, einen ganzen Wald von Hilsprogrammen, Beziehungen zwischen selbigen und Schriften wiederherzustellen. bearbeitet Dezember 6, 2010 von 1_misse 1
Pachulke Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 Lieber Michael, willkommen im Forum zunächst. Geht es Dir mehr um eine ästhetische Anmutung oder um eine historisch korrekt passende Schrift? Im zweiten Fall müßtest Du den Begriff »Mittelalter« etwas mehr (zeitlich) eingrenzen. Wie lang ist der Text und welcher Art? Bei einer Glückwunschkarte müßte man andere Ansprüche an Lesbarkeit stellen als bei einem längeren Lesetext, bei einem Comic andere als bei einem Roman. Auch die regionale Einordnung ist beim Thema Mittelalter relevant. Brauchst Du nur einen Einzelschnitt oder eine ausgebaute Schriftfamilie? Darf die Schrift Geld kosten?
TYPOGRAFSKI Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 hallo, wie wärs damit? http://emigre.com/ot.php?id=196
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 hallo, wie wärs damit?http://emigre.com/ot.php?id=196 Was machst Du denn hier? Geh Du dich mal lieber feiern lassen! Alles Gute!
Minimalist Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 Was der verehrte Kollege Pachulke bereits gesagt hat ;) Und Bodoni und dergleichen kannst Du im Prinzip gleich abschminken, das ist eine gaaaaaanz andere Epoche :)
1_misse Geschrieben Dezember 6, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 6, 2010 (bearbeitet) Nun, es ist fiktiver Text aus dem Themenkreis "Religion", "Katholizismus", "Luther-Zeit". Es soll so ein bißchen kirchlich anmuten, "ewig", "erhaben". Initialen sollen vorkommen. "Welche Schrift würde der Papst für seine Texte verwenden"? Das sind so die Fragen, die mir in den Sinn kommen. Nicht mehr als EUR 50. Danke! Also es soll schon eine gut lesbare Schrift sein. Ich sage mal, bei Adobe Caslon fehlt mir so etwas das historische und konservative Element. Ich brauche neben dem Standardschnitt zus. vermutlich Bold und Kursiv. Typografski, die Schrift ist mir evtl. zu schlicht. Bin nicht sicher, ich glaube ich müsste auch mehr Beispieltext sehen. bearbeitet Dezember 6, 2010 von 1_misse
Pachulke Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 Klick Dich mal bei Pia Frauss durch. Da hast Du eine große Auswahl Zierschriften, die grob im Zeitraster liegen und für nichtcommerziellen Gebrauch kostenlos sind, dafür aber auch nicht perfekt. Eine bessere Leseschrift ist die Tierra Nueva des Collegen Nagel, von der Du mit 49 € innerhalb Deines Limits einen Schnitt bekommen könntest. Dafür hättest Du freilich auch eine Qualitätsschrift. Ein liebevoll gestaltetes Schriftmuster-Pdf findest Du auf der Seite.
Minimalist Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 Also vereinfacht gesprochen ein Roman, ja? :) Also, das Mittelalter können wir zeitlich etwa einordnen zwischen 500, 600 und 1450, 1500, wobei es da unterschiedlichste Meinungen zu gibt, und eine Zeitreise ins Jahr 1450 (Buchdruck mit beweglichen Lettern) vermutlich bei den meisten Menschen nicht mehr den Eindruck hervorrufen würde, sich im Mittelalter zu befinden ... Eine Rolle spielt auch, wo Du Dich geographisch befindest; 1450 wird es in England noch mittelalterlicher zugegangen sein als in den italienischen Stadtstaaten ... :) Sei dem, wie es wolle, der Buchdruck mit beweglichen Lettern steht jedenfalls am Ende des Mittelalters, oder danach. Jetzt kommt es also drauf an, wo Du hin möchtest; historisch korrekt wäre handgeschrieben, und je nachdem, wie weit Du in der Zeit zurückgehst, auch nicht in dem Alphabet, das heutzutage Standard ist ... Aber das würde sich wohl nur anbieten, wenn Du Requisiten für einen Film herstellen willst ... ;) Bliebe also, sich dem Thema weitestgehend anzunähern, dabei aber die heutigen Gegebenheiten und Leser zu berücksichtigen. Schau Dir mal die Adobe Garamond an, das ist eine Renaissance-Antiqua von Robert Slimbach, deren Vorbild vor 1561 entstanden ist (da ist Claude Garamond verstorben) ... Super lesbar, handwerklich spitze :) Berücksichtige auch, dass kursive Schriften damals noch nicht zum auszeichnen verwendet wurden, sondern die in Italien gern verwendete (italic) Form waren. Später hat man dann ganze Passagen damit ausgezeichnet, beispielsweise wörtliche Rede. Einzelne Wörter damit auszuzeichnen kam erst später auf. Aber das sollte Dich im Sinne der Lesegewohnheiten Deines Publikums auch eher kalt lassen ... :) Initiale ... Hui, die waren im Mittelalter – wie auch sonst ziemlich vieles auf so einer Seite – schön bunt und verziert ... Wenns nah am Original sein soll, würde ich illustrieren, ansonsten ... Schlicht halten, als Reminiszenz, nicht Kopie, einfach drei Zeilen hoch in der Satzschrift, dann fällt es zumindest nicht als unzulänglicher Versuch negativ auf :) Und dann bleibt noch der Umschlag, da kann man mittelalterlich werden, ohne dass die Lesbarkeit so wichtig ist wie bei längeren Texten ... Mantinia (späääätes Mittelalter), Charlemagne (karolingische Vorbilder) und vielleicht noch Sophia (noch nen Tick früher, eher auffällig und ausgelutscht) sind so Namen die man da fallen lassen kann ... :) Tja, jetzt bist Du wieder ;)
ThierryM Geschrieben Dezember 6, 2010 Geschrieben Dezember 6, 2010 eine schöne schriftart mit wurzeln im spätmittelalter, die man viel zu selten sieht, ist die Bei MyFonts ansehen/herunterladen damit kannst du problemlos jeden roman setzen, ohne dass es allzu aus der zeit gefallen oder altmodisch aussieht. bye thierry
1_misse Geschrieben Dezember 7, 2010 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 7, 2010 Adobe Jenson ist sehr schön. Diese, Adobe Garamond oder vielleicht Arno Pro? Arno Pro muss ich mir nochmal genauer ansehen. Die erwähnte "Tierra Nueva" ist mir doch zu extrem.
Kathrinvdm Geschrieben Dezember 7, 2010 Geschrieben Dezember 7, 2010 Die Jenson ist wirklich schön – ich arbeite auch gerade mal wieder damit. Sie lässt sich gut verarbeiten und hat ein schönes Erscheinungsbild.
Joshua K. Geschrieben Dezember 7, 2010 Geschrieben Dezember 7, 2010 Wie schon gesagt, war zur Lutherzeit das Mittelalter sozusagen gerade rum. Angesagt waren damals eher grobschlächtige, derbe Schriften. Deutschsprachiges wurde damals aus der Schwabacher gesetzt, so auch die Lutherbibel. Bei MyFonts ansehen/herunterladen Die wirkt halt nicht besonders fein und erhaben. In Italien war in der Renaissance dagegen die Antiqua die vorherrschende Schrift. Wenn Du also eine eher feine, erhabene, „päpstliche“ Schrift suchst, würde ich auch zu einer frühen, das heißt venezianischen, Renaissance-Antiqua raten. Zu Luther paßt das dann aber eben nicht so gut. Die Jenson wurde schon genannt, eine andere Möglichkeit wäre die Bembo: http://new.myfonts.com/fonts/agfa/bembo-book/ Die Garamond ist dagegen schon eine jüngere Schrift, paßt also zeitlich nicht. 1
Minimalist Geschrieben Dezember 7, 2010 Geschrieben Dezember 7, 2010 Bei MyFonts ansehen/herunterladen Die Garamond ist dagegen schon eine jüngere Schrift, paßt also zeitlich nicht. Sooo viel jünger ist das Original nun auch nicht, die Kursiven sind bei beiden von nach 1500 ... Sind eben Renaissance-Schriften :) Centaur und Arrighi wär auch noch ne schöne Kombination ... :)
Joshua K. Geschrieben Dezember 7, 2010 Geschrieben Dezember 7, 2010 Stimmt, hast recht, die ersten Schriften Garamonds sollen laut Wikipädie von 1530 stammen. Sie gehört halt schon zum jüngeren, französischen Stil. Es kommt eben auch drauf an, wie authentisch mans gerne haben will. Die jüngeren Schriften sind ja auch feiner und passen deshalb möglicherweise noch besser zum Thema. Wenn es also eine etwas feinere, förmlichere Schrift sein soll, wäre die Garamond gar keine schlechte Wahl.
Minimalist Geschrieben Dezember 7, 2010 Geschrieben Dezember 7, 2010 Ja, da steht man hier vor einem Problem: Karolingische Minuskeln kommen eben den Lesegewohnheiten der meisten Zeitgenossen nicht so entgegen ... ;) Blieben noch: Bei MyFonts ansehen/herunterladen und Bei MyFonts ansehen/herunterladen
Joshua K. Geschrieben Dezember 8, 2010 Geschrieben Dezember 8, 2010 Noch ein Tipp: Für einen feinen, erhabenen Eindruck solltest Du eine Schrift verwenden, die einen mageren, feineren Schnitt für Überschriften hat. Die Schriften Jenson, Arno und Garamond Premier Pro von Adobe haben sowas. Genauso die Sabon Next und die Stone Cycles. Arno und Cycles sind neuere Schriften im Stil der Renaissance; die Sabon ist eine Neuinterpretation von Garamonds Schriften. Hier ein Beispiel in der Garamond Premier Pro: Bei MyFonts ansehen/herunterladen
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