Perplex Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Bin grad über eine Fußnote aus einem typografischen Werk gestolpert, wo ich nicht sicher bin, ob ich die Klammern ebenfalls so setzen würde: Les caracteres se trouvent chez Claude Minot Fondeur. Paris 1941. (No. 245c. Cicero a gros oeil romain.) Nach «oeil» wird die Zeile umbrochen. Was mich verunsichert, ist die zweite Klammer. Kann mir jemand erklären, warum die kursiv ist?
Perplex Geschrieben Januar 15, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 15, 2011 Ich muss noch anfügen dass es sich um eine deutschsprachige Publikation handelt, also auch die deutschen typografischen Regeln gelten.
Mach Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Beim Zitieren gilt oft die Konvention, dass der Titel des zitierten Buchs kursiv gesetzt wird. So gesehen dünkt es mich eher ungewöhnlich, dass der Text vornedran kursiv gesetzt ist. Sollte es nicht heissen "à gros oeil" mit Gravis?
Perplex Geschrieben Januar 15, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 15, 2011 Es geht mir nicht ums Zitieren, auch nicht darum ob ein «a» oder «à» richtig wäre. Der Grundtext der Publikation ist regular gesetzt, Auszeichnungen sind kursiv. Die Fussnoten folgen dem gleichen Muster. Was mich verwirrt, ist die Tatsache, dass die erste Klammer regular gesetzt ist, die zweite aber kursiv. Gibt es dafür eine klare Regelung? Ich tendiere dazu, dass beide Klammern regular sein müssten.
Pachulke Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Ich weiß nicht, ob sich jemand die Mühe gemacht hat, für das Offensichtliche eigens eine Regel zu formulieren, aber ein zusammengehöriges Klammerpaar muß auch die gleichen typgraphischen Parameter aufweisen, unabhängig von dem Textteil, den es einschließt. Vermutlich hat im gezeigten Beispiel einfach derjenige, der den Satzteil ausgezeichnet hat, bei der Auswahl versehentlich die Klammer mit erwischt. Absicht kann ich mir nur schwer vorstellen.
Perplex Geschrieben Januar 15, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 15, 2011 Was mich umso mehr erstaunt, da es sich um eine Publikation von Max Caflisch handelt
Pachulke Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Ach, das ist kein Grund, gleich perplex zu sein: Beim Setzen geschieht es sehr schnell, daß man ein Zeichen zu viel auswählt, beim Korrekturlesen übersieht man eine solche Klammer leicht, da der vorherige Text ja auch cursiv ist.
Joshua K. Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Ich kann mich zwar nicht erinnern, in einem Buch so eine Regel gelesen zu haben, wohl aber, daß hier im Forum schon behauptet worden ist, man solle (da das besser aussehe) ein nach einem kursiven Text stehendes Satzzeichen ebenfalls aus der Kursive setzen, auch wenn es nicht zum hervorzuhebenden Teil gehört. Ich halte das auch nicht für gut, kann es aber schon nachvollziehen. Es sieht eben in manchen Fällen wirklich seltsam aus, wenn ein einzelnes Zeichen nicht kursiv an kursivem Text hängt. Allein: mir ist die logische Gliederung wichtiger.
Minimalist Geschrieben Januar 15, 2011 Geschrieben Januar 15, 2011 Jo, Bringhurst meint ebenfalls, dass die Klammern aufrecht gehören. 1
Phoibos Geschrieben Januar 16, 2011 Geschrieben Januar 16, 2011 ich erinnere mich an die regel, dass satzzeichen sich dem folgenden oder dem vorhergehenden buchstaben (abhängig von der position) anzupassen habe.
StefanB Geschrieben Januar 16, 2011 Geschrieben Januar 16, 2011 ich erinnere mich an die regel, dass satzzeichen sich dem folgenden oder dem vorhergehenden buchstaben (abhängig von der position) anzupassen habe. So ist es auch in der Detailtypografie nachzulesen. Zum Thema Auszeichnen und Klammern sagen Forssmann und De Jong: Wenn innerhalb der Klammern auch gerader Text steht, sind sie gerade. Wenn sie ausschließlich kursiven Text enthalten, sind sie kursiv – nicht aber in wissenschaftlichen Werken. 1
Joshua K. Geschrieben Januar 16, 2011 Geschrieben Januar 16, 2011 Meiner Meinung nach gehören die Klammern zum übergeordneten Text (also in der Regel zum Haupttext). Deshalb werden sie bei mir auch so formatiert wie der übergeordnete Text — auch wenn sie nur kursiven Text enthalten.
CRudolph Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 Interessant, für mich ergibt das überhaupt keinen Sinn. Die Klammern zeigen doch einen Einschub an, der ggf. komplett entfernt werden kann – das aber eben genau mit den Klammern. Die bleiben ja beim Entfernen des Einschubes nicht stehen. Zudem bringt es einiges an typografischen Problemen mit sich (es muß explizit und immer spationiert werden) und sieht, zumindest für mein Auge, auch nicht schön aus: »Deletions lacking RNase HI (∆rnhA) show no obvious phenotype« Harmonisch ist etwas anderes. Grüße, Christian
Joshua K. Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 Hier geht mir eben Logik über Harmonie. Ich betrachte die Klammern wie Schubladen. Der Haupttext ist der Schrank. Die Schubladen haben natürlich die Farbe des Schrankes — bloß weil in einem Fach meine rote Unterwäsche liegt, ist die Schublade nicht rot angemalt. Und was sagst Du zu folgendem Beispiel: This process involves gene activation by the factors ODD1 (also known as OSR1) and members of the paired-box (Pax) gene family. Wenn da jetzt bloß die Klammern um Pax kursiv wären, wäre es uneinheitlich und damit auch nicht mehr schön.
Pachulke Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 … meine rote Unterwäsche … Das hätte ich von Dir jetzt zuallerletzt erwartet.
CRudolph Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 Ich betrachte die Klammern wie Schubladen. Ich eher wie Kisten, die man nach Gebrauch komplett auf dem Dachboden verstaut! Wenn da jetzt bloß die Klammern um Pax kursiv wären, wäre es uneinheitlich und damit auch nicht mehr schön. Wird ja auch durchaus (wie in meinem alten Blog schon mal diskutiert) unterschiedlich gehandhabt. Sowohl Bringhurst als auch Forssmann/de Jong sind da eindeutig – nur eben unterschiedlich. Ich glaube, das hat auch etwas mit Faulheit zu tun. Gerade in Times New Roman kollidieren kursive Buchstaben oftmals ganz schlimm mit aufrechten Klammern und gerade in Manuskripten ist das mit dem Spationieren so eine Sache, da kann es passieren daß einem das vom Producion Office des entsprechenden Journals um die Ohren gehauen wird, weil die natürlich selber setzen. Da ist es auf Anhieb einfacher einfach nach den Detailtypografie-Regeln die Klammern kursiv zu setzen. Denn formal hast Du wohl recht: es geht ja um die Auszeichnung des Gens, welches kursiv geschrieben wird. Die Klammern haben aber mit dem Gen nichts zu tun, warum sollten sie also auch kursiviert werden? Ist offenbar Ermessenssache (irgendwoher müssen Forssmann und de Jong die Idee ja auch haben; ich kann mir kaum vorstellen daß es einfach vom Himmel gefallen ist). Grüße, Christian
Joshua K. Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 Ja, es bleibt wohl eine Ermessenssache. Man kann ja auch nachvollziehen, wie man zu dieser Regel kommt. Meine privaten Vorlieben tun hier allerdings nichts zur Sache!
Erwin Krump Geschrieben Januar 17, 2011 Geschrieben Januar 17, 2011 Zu diesem Thema gibt es keine einheitliche Richtlinie. So ist es sicher auch zulässig, ein zur Gänze kursiviertes Zitat mit kursiven Klammern zu umgeben. Vermeiden würde ich jedoch das Mischen von normalen und kursiven Klammern, auch wenn das Zitat in Normalschrift beginnt und kursiv endet. Bei meinen Arbeiten, vor allem bei wissenschaftlichen Werken, werden Klammern, die ein Zitat umschließen, immer in der Grundschrift gesetzt. Ich sehe das ebenso wie Joshua K. Grüße Erwin
Perplex Geschrieben Januar 17, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 17, 2011 Habe heute bei meinem ehemaligen Prof. nachgefragt. Im Bleisatz, so sagte er, wurden in solchen Fällen (meinem Fall) auch schon mal Klammern gemischt – Regular und kursiv. Heute würde man das nicht mehr machen.
Mach Geschrieben Januar 18, 2011 Geschrieben Januar 18, 2011 Zu diesem Thema gibt es keine einheitliche Richtlinie. Das Chicago Manual of Style empfiehlt, die Art der Klammern an den umgebenden Text anzupassen. Aber das ist englische Typographie.
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