Jenita Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 Hallo zusammen, sämtliche Typesorten haben den Mit-Titel „Gothic“ – aber was bedeutet das eigentlich? Von der Gotik her? Gotische Schrift mit der Breitbandfeder haben für mich nicht wirklich einen Bezug. Wer weiß hier mehr?
Kathrinvdm Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 … sämtliche Typesorten haben den Mit-Titel „Gothic“ … Wie meinst Du denn das genau?
Jenita Geschrieben Januar 28, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 28, 2011 Sorry, war etwas unklar. Ich würde gern wissen was diese Bezeichnung „Gothic“ bedeutet (z. B.: Clearface Gothic, Franklin Gothic …) Was sagt diese Bezeichnung aus?
Ralf Herrmann Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 Das ist einfach die (besonders bei amerikanischen Schriftgießereien) übliche Bezeichnung für Grotesk-Schriften oder serifenlose.
Minimalist Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 So wie ich das sehe ist das eine Bezeichnung die früher von den Amis für Serifenlose verwendet wurde ... Edit: Poh ... Ralf Du Streber ...!
Jenita Geschrieben Januar 28, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 28, 2011 ah, ok und Danke, das ist doch ne Aussage. Gibt es denn eine Herleitung? Wie die Amis auf Gothic kamen? Bedeutet das dort sowas wie hierzulande der Begriff Grotesk? Wobei das klingt schon sehr weit her geholt, oder?
Uwe Borchert Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 Hallo, ah, ok und Danke, das ist doch ne Aussage. Gibt es denn eine Herleitung? Wie die Amis auf Gothic kamen? Bedeutet das dort sowas wie hierzulande der Begriff Grotesk? Wobei das klingt schon sehr weit her geholt, oder? Gothic(s) -> Gote(n) Ich habe eine Begründung noch in wager Erinnerung. In dieser wurde den Schriften eine gotische (deutsche) Herkunft nachgesagt. Dafür habe ich aber keine Belege oder Quellen. Die Zweideutigkeit bzgl der Textura/Gotischen ist arg unpraktisch und hat glücklicherweise den Begriff aus der Alltagsgebrauch verdrängt. MfG
Joshua K. Geschrieben Januar 28, 2011 Geschrieben Januar 28, 2011 Ich glaube, die Bezeichnung rührt daher, daß die ersten, recht kräftigen Grotesken einen so dunklen Eindruck machten wie gotische Schriften.
Michael Bundscherer Geschrieben Januar 29, 2011 Geschrieben Januar 29, 2011 Gothic ist ein Zusatz bei vielen serifenlose Schriften aus dem englischen Sprachraum (z. B. Franklin Gothic, Letter Gothic). Als die ersten dieser Schriften in Amerika auf dem Markt kamen, empfand man diese noch als sehr ungewöhnlich, barbarisch, oder eben gothic. Somit hat der Zusatz „Gothic“ also eine ähnliche Herkunft wie bei uns die Beschreibung „Grotesk“. Häufig wird Gothic daher auch synonym mit „Amerikanische Grotesk“ verwendet, also jenen Schriften, die zwischen 1905 und 1950 in den USA überwiegend als Anzeigen- und Werbeschrift entstanden. Gothic sollte nicht mit Gotisch (Sammelbegriff für Schriften, deren Formen zwischen 1100 und 1500 n.Chr. entstanden sind) verwechselt werden.
Jenita Geschrieben Januar 29, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 29, 2011 zusammenfassend amerikanisch Gothic = europäisch Grotesk (Beginn 20. Jhd) Roger? Hast du vielleicht eine Quellenangabe dazu? Besten Dank!
Ralf Herrmann Geschrieben Januar 29, 2011 Geschrieben Januar 29, 2011 Das braucht keine Quelle, das ist Typo-Basis-Wissen, wie Kapitälchen, Serifen usw. Aber wenn Du eine Quelle angeben möchtest, es steht jetzt im Wiki: [WIKI]Gothic[/WIKI]
Michael Bundscherer Geschrieben Januar 29, 2011 Geschrieben Januar 29, 2011 zusammenfassend amerikanisch Gothic = europäisch Grotesk (Beginn 20. Jhd) Roger? Wenn Du so willst, ist aber arg vereinfacht. Wenn man es genau nimmt, ist Gothic eine Sonderform/Weiterentwicklung der frühen europäischen Groteskschriften und beschreibt die Form, nicht so sehr die zeitliche Herkunft. Bezugsquelle: hier http://twitpic.com/3uiwpl oder im anderen Regal
Joshua K. Geschrieben Januar 29, 2011 Geschrieben Januar 29, 2011 Die Bezeichnung kennt man ja in erster Linie von den Schriften Morris Fuller Bentons. Hat er/ATF sie eingeführt?
Michael Bundscherer Geschrieben Januar 29, 2011 Geschrieben Januar 29, 2011 Weil viele erfolgreiche Schriften von Morris Fuller Benton „Gothic“ im Namen tragen hat ATF ohne Zweifel sehr dazu beigetragen, diesen Begriff zu verbreiten. Es gab aber auch schon vorher einige Schriften mit Gothic, z.B. von J.&R.M. Wood (1865), Miller & Richard (Anglo Gothic, 1869) und andere. Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Sans-serif 2
Gast Schnitzel Geschrieben Januar 30, 2011 Geschrieben Januar 30, 2011 Ich meine da gerade auch was bei Tschichold drüber gelesen zu haben, entweder die ›Erfreulichen Drucksachen‹ oder ›Die Geschichte der Schrift‹. Müsste ich noch mal nachgucken ...
Joshua K. Geschrieben Januar 30, 2011 Geschrieben Januar 30, 2011 Michi Bundscherer: Danke! Schnitzel: Interessiert mich.
Jenita Geschrieben Januar 30, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 30, 2011 @ Schnitzel: Interessiert mich auch! Und Merci! @ Ralf: Beim wissenschaftlichen Arbeiten müsste man schon eine Quelle angeben und nicht Wikipedia. Die Typo-Wikivariante gefällt mir schon gut. Allerdings fehlt mir der Bezug, von wegen das Gothic ein veralteter Begriff bzw. Vorgänger der Sans-Serif war und daher stammte, dass der optische Eindruck der ersten Serifenlosen für die Betrachter an das dunkle Druckbild der Blackletter erinnerte. (Ich brauch das jetzt nicht für eine Arbeit, ich wollte das nur schon immer mal ganz genau wissen ) Schön! Wieder was gelernt und vor allem den Hintergrund erfahren. Danke an alle!
Gast Schnitzel Geschrieben Januar 30, 2011 Geschrieben Januar 30, 2011 Hier wird es auch erwähnt, aber ich meine es gerade auch noch in anderer Literatur erklärt bekommen zu haben. Da ich zuvor die besagten Tschichold-Bücher gelesen habe, ging ich davon aus, dass es in einem von denen war. Auf die Schnelle habe ich es jedoch noch nicht gefunden. Ich bleibe aber dran ...
Ralf Herrmann Geschrieben Januar 30, 2011 Geschrieben Januar 30, 2011 … dass der optische Eindruck der ersten Serifenlosen für die Betrachter an das dunkle Druckbild der Blackletter erinnerte. Klar, das müsste man belegen können. Deswegen habe ich diesen Teil auch bislang nicht mit in unseren Wiki-Eintrag übernommen.
Jenita Geschrieben Januar 30, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 30, 2011 Na, wenn sich noch ne schöne Quelle zeigt, passt das doch. Eine nicht schöne Quelle unter „Name Gothic“ wäre auch hier: http://en.wikipedia.org/wiki/East_Asian_gothic_typeface
Martin Z. Schröder Geschrieben August 3, 2011 Geschrieben August 3, 2011 Ich meine da gerade auch was bei Tschichold drüber gelesen zu haben "[...] die Schrift, die wir heute "Grotesk" nennen (Schraffenlos wäre der bessere Ausdruck) wirkte auf die Zeitgenossen ihres ersten Auftretens (1832) äußerst sonderbar; daher ihr Name." Jan Tschichold, Eine neue Klassifizierung der Buchdruckschriften Schriften 1925-1974, Band 2, Seite 79 Hervorhebung von J.T. Tschichold belegt die Angabe der Begriffsherkunft in diesem Text nicht. An anderer Stelle: "Striche von gleichbleibender Stärke sind nicht nur ein Vergehen gegen die eigentümliche Form unserer Schrift, die nun einmal aus einer Breitfederschrift erwuchs, sondern vermindern, wie das Abschneiden der Endstriche, die Leserlichkeit, wenigstens die der Gemeinen. So führt die Grotesk ihren historischen Namen mit vollem Recht. Sie ist ein eigentliches Monstrum." J.T., Zur Typographie der Gegenwart a.a.O., S. 258
Gast Schnitzel Geschrieben August 4, 2011 Geschrieben August 4, 2011 Oh, vielen Dank! Ich habe das echt nicht wiedergefunden; man gut, dass wir hier einen Tschichold-Experten haben Aber: Die beiden Bücher habe ich nicht, vielleicht hat er sich in einem anderen selber zitiert
Martin Z. Schröder Geschrieben August 4, 2011 Geschrieben August 4, 2011 Nun ja, zitiert jedenfalls nicht immer wörtlich. Er hat viel publiziert und bei ähnlichen Themen ähnlich argumentiert. Ich glaube, daß es diesen Hinweis auf die Grotesk an weiteren Stellen gibt. Tschichold hat aber nicht immer alles mit Quellen belegt, und gelegentlich irrte er. Daß er etwas über Gothic gesagt hätte, ist mir nicht in Erinnerung, aber das heißt nichts. Diese beiden Bände der Essays sollte jeder Typograf kennen, es gibt ja nichts vergleichbares. Gut angelegte 80 Euro, was fürs Leben. Ich bin kein Tschichold-Experte, ich lese die Aufsätze nur gelegentlich nach.
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