Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Das OpenType Layout Feature C2SC ist nur für Abkürzungen o.ä. gedacht, die ausschliesslich in Grossbuchstaben geschrieben werden. Dieses Feature dient nicht zur gewöhnlichen Darstellung von Kapitälchen. Das ist doch nur als Beispiel gemeint, was da in der Spezifikation steht. Ich verwende C2SC+SMCP wahrscheinlich sogar öfter als Versal- und Kapitälchensatz – nämlich genau als besseren Ersatz für letzte. Die optische Sprünge im Kapitälchensatz will ich meist gar nicht, wenn ich den Versalband-Charakter bewusst anwende und reiner Versalsatz sieht oft so unelegant aus. Alles in Kapitälchen steht wesentlich breiter und hat dadurch einen ganz eigenen Charme. Die jeweilige Darstellung hängt also alleine von der Schrift ab. InDesign hat aber die Vernüpfung von ß zu SS fest eingebaut – egal, was im OpenType-Code steht.
Mach Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Stimmt, es spricht nichts dagegen, die beiden Features zu kombinieren. Ich wollte nur darauf hinaus, dass es wohl keine gute Idee wäre, wenn man «Straẞe» schriebe statt «Straße», nur um ein Kapitälchen-ß zu erzwingen. «Straẞe» ist genauso falsch wie «STRAßE» und sollte zumindest in Internet gemieden werden, semantisches Web und Barrierefreiheit und so (bei Print sieht es anders aus, solange es nur gut aussieht). Sowas, dann ist InDesign in dieser Hinsicht also weniger zuverlässig als XeTeX oder Firefox. Das hätte ich nicht erwartet.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Sowas, dann ist InDesign in dieser Hinsicht also weniger zuverlässig als XeTeX oder Firefox. Das hätte ich nicht erwartet. Ist doch zuverlässig. Es wendet zuverlässig die Ersetzungsregeln von Unicode und der deutschen Rechtschreibung an.
Mach Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Also ist gemäss Unicode oder deutscher Rechtschreibung die erste Interpretation korrekt («Ein Kapitälchen ist ein Grossbuchstabe»)?
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Wie meinen? Ich scheitere wieder einmal an der Mach’schen Logik. Ein Kapitälchen ist ein Kapitälchen …
Mach Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Klar, ein Kapitälchen ist ein Kapitälchen. Meines Wissens ist aber für Kapitälchen nicht definiert, was mit dem «ß» passiert, sondern nur für Kleinbuchstaben («ß» bleibt «ß») und für Grossbuchstaben («ß» wird zu «SS»). Das Kapitälchen-«ß» muss sich also entweder verhalten wie ein Kleinbuchstabe («ß» bleibt «ß», sieht ungefähr aus wie «STRAẞE») oder wie ein Grossbuchstabe («ß» wird zu «SS», sieht ungefähr aus wie «STRASSE»). Mich dünkt beides etwa gleich einleuchtend.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 *kopfkratz* Du sprichst vom Aussehen? Wenn ja: Kapitälchen sind eine Unterart des Versalsatzes und das Gestaltungsprinzip der Buchstaben sollte identisch sein. Also nach aktuellen Regeln: Straße | STRASSE | STRASSE Und wenn dann das Eszett endlich mal funktioniert wie jeder andere Buchstabe und Sonder-Mapping-Regeln wegfallen können: Straße | STRAẞE | STRAẞE Daher sollte auch jede Schrift mit Versal-Eszett und Kapitälchen ein Kapitälchen-Versal-Eszett enthalten. Aber das erscheint mir aus Typedesigner-Sicht wie oben gesagt selbstverständlich. Alle lateinischen Versalien bekommen eine Kapitälchenvariante.
Mueck Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Hmmm ... Ich habe Kapitälchen bisher immer für Kleinbuchstaben im Großbuchstabendesign gehalten ... Deswegen wäre die Nutzung vom ẞ im Font existiert - wenn man ẞ ist ja bisher nur freiwillig, ohne dass es bisher passende Normen gäbe *) PS: Gibt es eigentlich auch die Umkehrung mit Großbuchstaben im Kleinbuchstabendesign für einen, ähm, Großgemeinensatz? *) Ok, dheoräthish iſd die janse Rähhdshraibunk fraivvillik ...
Þorsten Geschrieben Juni 28, 2012 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 28, 2012 Ist doch zuverlässig. Es wendet zuverlässig die Ersetzungsregeln von Unicode und der deutschen Rechtschreibung an. Ich halte es trotzdem für (zumindest potentiell) problematisch, wenn ein Programm – unkonfigurierbar! – die Intention des Schriftgestalters aushebelt. (Du nicht!? ) Wenn ich die von dir beschriebene ID-Automatik richtig verstehe, würde also aus Straße selbst dann STRASSE werden, wenn der Schriftgestalter so etwas definiert hat: feature smcp { sub germandbls by Germandbls.sc; }[/CODE] Ist das nicht ein wenig viel der Bevormundung? _____________ P.S. Könntest du das Sitedesign vielleicht so verbiegen, dass der störende [i]Code:[/i]-Präfix verschwindet, wenn man {CODE}{/CODE} benutzt?
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Das ist eben allgemein das neue Dilemma. Soll Rechtschreibung in Schriften einprogrammiert sein oder soll das nicht das Anwendungsprogramm machen. Anfangs wurde bei InDesign aus Straße STRAßE, wenn man auf automatischen Versalsatz geschaltet hat. Was sollte auch sonst anders passieren – den passenden Buchstaben gab es ja nicht. Nach Protesten aus Reihen der deutschen Designer hat Adobe sich netterweise der Sache angenommen und die übliche Ersetzung durch SS fest integriert. Dass kurz darauf die Versal-Eszett-Debatte aufflammen würde, konnte keiner ahnen und da die Ersetzung ja nach wie vor der amtlichen Rechtschreibung entspricht, gibt es für Adobe auch keinen Grund am derzeitigen Stand etwas zu ändern. Wer ein Versal-Eszett möchte, fügt es momentan gezielt ein.
Þorsten Geschrieben Juni 28, 2012 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 28, 2012 … zwei verschiedene Interpretationen möglich … Ein Kapitälchen ist ein Grossbuchstabe, also ist die Umwandlung wie Straße → STRASSE korrekt; ein Kapitälchen ist ein Kleinbuchstabe, also ist die Umwandlung wie Straße → STRAẞE korrekt. Auf die Idee wäre ich nie gekommen! Auch wenn ich bisher Kapitälchen intuitiv als »Unterart des Versalsatzes« (Hermann 2012) wahrgenommen habe, birgt die 2. Interpretation einen gewissen Charme. Vielleicht ließe sie sich sogar als Argument in der Debatte mit jenen benutzen, die toUpper(ß) → SS weiterhin für zwingend notwendig erachten. Etwa so: Wann wird SMCP allein (statt C2SC+SMCP) benutzt, obwohl es i.a.R. nicht besonders toll aussieht? Wenn es wichtig ist, die semantischen Unterschiede zwischen Groß- und Kleinbuchstaben zu erhalten. Warum sollte man dann ausgerechnet in solch einer Situation den semantischen Unterschied zwischen ß und ss verschwinden lassen? Kurz und gut: Kapitälchen sehen zwar aus wie Versalien, sind im gemischten Satz aber weiterhin explizit (semantisch) als Kleinbuchstaben ausgezeichnet. Wenn jedoch die Schrift Calluna tatsächlich die erste Interpretation anwendet Tut sie ja nicht. Meine Calluna Regular enthält folgenden Eintrag in der C2SC-Tabelle: uni1E9E ← uni1E9E.smcp. Wenn das in deiner auch so ist (wovon man sicher ausgehen kann), ist es also tatsächlich ID, dass diesen Eintrag einfach ignoriert und – zumindest bei der C2SC-Ersetzung ẞ (U+1E9E) so behandelt, als wäre es ein ß.
Þorsten Geschrieben Juni 28, 2012 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 28, 2012 Anfangs wurde bei InDesign aus Straße STRAßE, wenn man auf automatischen Versalsatz geschaltet hat. Was sollte auch sonst anders passieren – den passenden Buchstaben gab es ja nicht. Nach Protesten aus Reihen der deutschen Designer hat Adobe sich netterweise der Sache angenommen und die übliche Ersetzung durch SS fest integriert. Nur anscheinend sind sie dabei über das Ziel hinaus geschossen. Sicher hat niemand etwas dagegen, STRAßE durch STRASSE zu ersetzen, wenn der Schriftgestalter keine eigene Vorkehrung für die Behandlung des ß getroffen hat. Aber wenn eben z.B. ein SMCP-Eintrag germandbls ← Germandbls.sc vorliegt, gibt es m.E. keinen Grund mehr für automatische Notlösung – die sollte nur greifen, wenn keine explizite Regel existiert! Wer ein Versal-Eszett möchte, fügt es momentan gezielt ein. Und deswegen gibt es nun schon gar keinen Grund, U+1E9E durch SS zu ersetzen, wenn ein C2SC-Eintrag Germandbls ← Germandbls.sc existiert! U+1E9E ist ja gerade (noch) nicht die Großbuchstabenvariante des ß. Warum sollte man eine ß-Regel dann darauf anwenden? Technisch wäre die Änderung vermutlich ganz einfach: Adobe müsste lediglich die Reihenfolge der Regeln ändern und ß → SS nur dann ersetzen, wenn am Ende aller Opentype-Ersetzungen immer noch die unbehandelte Glyphe ß steht.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Hab’s gerade nochmal in InDesign probiert, mit der Adobe Text. Das Mapping zwischen uni1E9E und uni1E9E.sc klappt, und zwar in beide Richtungen. Ein eingegebenes Versal-Eszett wird also bei »Alles in Kapitälchen« korrekt in ein Kapitälchen-Versal-Eszett gewandelt und ein eingegebenes Kapitälchen-Versal-Eszett wird beim Umstellen auf Großbuchstaben durch ein Versal-Eszett wiedergeben. Also gar keine bösen Eingriffe hier. Was Pomeranz in seinem Beitrag meinte ist lediglich, dass man vom ß nicht menügesteuert zu uni1E9E oder uni1E9E.sc kommt. Das finde ich aber wie gesagt zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig in Ordnung. Auch die vorgeschlagene Variante, dass erst nach OT-Code geschaut wird, ist an sich schlüssig, aber aktuell in diesem Fall verfrüht. Aus Anwendersicht wäre das ja momentan Russisches Roulette, was dann jeweils rauskommt. Das kann ja auch nicht sein.
Thomas Kunz Geschrieben Juni 28, 2012 Geschrieben Juni 28, 2012 Was Pomeranz in seinem Beitrag meinte ist lediglich, dass man vom ß nicht menügesteuert zu uni1E9E oder uni1E9E.sc kommt. Ja, genau das meinte ich. Wer ein Versal-Eszett möchte, fügt es momentan gezielt ein. Es gibt ein, zwei Schriften, bei denen ich das Versal-Eszett nicht über die Glyphentabelle von InDesign einfügen konnte. Nach Klick auf das Versal-Eszett wurde im Text SS eingefügt. Ich werde am Wochenende mal nachschauen, bei welchen Schriften das der Fall war. Vielleicht kann dann mal einer der Experten gucken, was da abläuft. Technisch wäre die Änderung vermutlich ganz einfach: Adobe müsste lediglich die Reihenfolge der Regeln ändern und ß → SS nur dann ersetzen, wenn am Ende aller Opentype-Ersetzungen immer noch die unbehandelte Glyphe ß steht. Derzeit sollte ein Font standardmäßig Minuskel-Eszett in Kapitälchen-SS bzw. Versal-SS wandelt. Wenn die Schrift über ein Versal-Eszett und ein Kapitälchen-Eszett verfügt, könnte man dem Anwender ja die Kontrolle zurückgeben, indem man ihn über einen OT-Formatsatz diese Glyphenformen anwählen lässt. Genauso wird es ja auch gehandhabt, wenn eine Schrift Alternativformen, wie ein- und zweistöckiges a, bietet.
Þorsten Geschrieben Juni 28, 2012 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 28, 2012 Hab’s gerade nochmal in InDesign probiert, mit der Adobe Text. Das Mapping zwischen uni1E9E und uni1E9E.sc klappt, und zwar in beide Richtungen. Ein eingegebenes Versal-Eszett wird also bei »Alles in Kapitälchen« korrekt in ein Kapitälchen-Versal-Eszett gewandelt und ein eingegebenes Kapitälchen-Versal-Eszett wird beim Umstellen auf Großbuchstaben durch ein Versal-Eszett wiedergeben. Na gut, dann gehts ja. Das finde ich aber wie gesagt zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig in Ordnung. Auch die vorgeschlagene Variante, dass erst nach OT-Code geschaut wird, ist an sich schlüssig, aber aktuell in diesem Fall verfrüht. Wobei ich mich frage, wie lange das noch gelten muss. Vor ein paar Wochen gab es hier doch ein Fotos einer McDonalds-Packung mit »SÜẞSAUER SAUCE« (sic). Wenn McDonalds nicht Mainstream ist, wer ist es dann? Der Konzern setzt nun einmal Maßstäbe für die Massen. Irgendwo habe ich gelesen, dass die gesamte Landwirtschaft von McD. nachhaltig geprägt wird. Irgendwann hat der Konzern eine besonders umstrittene Methode der Tierhaltung boykottiert und im Handumdrehen ist die von allen landwirtschaftlichen Betrieben abgeschafft worden – und zwar nicht nur von den McDonalds-Zulieferern. (Ich kann das Foto übrigens gerade nicht finden, würde es aber darauf verweisen, um dem ẞ-Einbau in die Ubuntu endlich mal wieder in Gang zu bringen.) Aus Anwendersicht wäre das ja momentan Russisches Roulette, was dann jeweils rauskommt. Das kann ja auch nicht sein. Wieso? Ist ein ẞ (bzw. ẞ) vorhanden, wird es benutzt. Ansonsten eben die Notlösung SS. Wäre das nicht genau das, was uns (mehr oder weniger langfristig) vorschwebt? Was Pomeranz in seinem Beitrag meinte ist lediglich, dass man vom ß nicht menügesteuert zu uni1E9E oder uni1E9E.sc kommt. Ich hatte mich hierauf bezogen: Markiert man das [highlight]Versaleszett[/highlight] und weist ihm das Opentype-Feature »Alles in Kapitälchen« zu, wird in allen Schriften zur Kapitälchen-SS-Form gewandelt
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Na gut, dann gehts ja.Wobei ich mich frage, wie lange das noch gelten muss. Vor ein paar Wochen gab es hier doch ein Fotos einer McDonalds-Packung mit »SÜẞSAUER SAUCE« (sic). Wenn McDonalds nicht Mainstream ist, wer ist es dann? Das war aber glaube ich einfach ein kleines Eszett im Versalsatz ... Die Liste hier ist doch aber schon recht Eindruck erweckend. Wenn selbst die Bundesregierung ausdrücklich ein ẞ fordert, heißt das doch schon was. Wieso? Ist ein ẞ (bzw. ẞ) vorhanden, wird es benutzt. Ansonsten eben die Notlösung SS. Wäre das nicht genau das, was uns (mehr oder weniger langfristig) vorschwebt? Ja, aber wenn das so implementiert wird, wechselt die »Bevormundung« nur von Indesign auf den Font. Da die unterschiedlichen Schreibungen aber explizit die Rechtschreibung betreffen (und nicht nur eine grafische Variante sind), sollte die Ansprache der Varianten – wie technisch auch immer gelöst – ausdrücklich in der Hand des Benutzers liegen. Zumindest solange, bis das Versal-Eszett als Standardschreibweise in die amtliche Rechtschreibung aufgenommen ist. Dann kann das ja bei der Sprachauswahl »Deutsche Rechtschreibung (2020)« so umgesetzt werden.
Gast bertel Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 … ein Foto einer McDonalds-Packung mit »SÜẞSAUER SAUCE« (sic). … Meinst du jenes? Ich kann da beim besten Willen kein Versal-ß erkennen. Nur nebenbei: Es ist noch dazu falsch, müsste es doch süß-sauer heißen.
Mach Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Auf die Idee wäre ich nie gekommen! Auch wenn ich bisher Kapitälchen intuitiv als »Unterart des Versalsatzes« (Hermann 2012) wahrgenommen habe, birgt die 2. Interpretation einen gewissen Charme. Vielleicht ließe sie sich sogar als Argument in der Debatte mit jenen benutzen, die toUpper(ß) → SS weiterhin für zwingend notwendig erachten. Das glaube ich nicht. toUpper betrifft die Kodierung, nämlich die regelmässige Beziehung zwischen den zwei Arten von Zeichen (Gross- und Kleinbuchstaben), die in bikameralen (oder so) Schriften vorkommen. Diese Beziehung ist in Unicode und in der deutschen Rechtschreibung ausdrücklich geregelt und besagt, dass dem ß in Grossbuchstaben ein SS entspricht. smcp hingegen betrifft Glyphenvarianten für eine bestimmte Art von Schriftauszeichnung. Es ist eher mit der Kursiven vergleichbar als mit toUpper. Wie das ß in Kapitälchen dargestellt werden soll, scheint nirgends geregelt zu sein, so dass gegen die Beibehaltung des ß in Kapitälchen wohl nichts einzuwenden ist. Zur Beibehaltung des ß in Kapitälchen braucht es übrigens kein grosses Eszett, denn ein Kapitälchen-ß wird genausowenig als grosses Eszett kodiert wie ein Kapitälchen-a als grosses A. Kapitälchen werden als Kleinbuchstaben kodiert und stehen wie diese im Kontrast zu Grossbuchstaben. Selbstverständlich sieht ein Kapitälchen wie ein verkleinerter Grossbuchstabe aus, aber das betrifft alleine die Gestaltung, und nicht die Kodierung.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Diese Beziehung ist in Unicode und in der deutschen Rechtschreibung ausdrücklich geregelt und besagt, dass dem ß in Grossbuchstaben ein SS entspricht. Dass es eindeutig geregelt ist, heißt aber nicht, dass diese Regel gut und nicht überdenkenswert wäre. Aus toUpper(a) wird A, aus toLower(A) wird wieder a Aus toUpper(b) wird B, aus toLower(B) wird wieder b ... Aber dann: toUpper(ß) wird SS, und toLower(SS) wird ss und eben NICHT ß Hoppla! Und da haben wir den Salat. Die klaren Regeln sind zwar einfach umsetzbar, aber sprengen bei einem einzigen Buchstaben der lateinischen Schrift die Beziehungen der beiden »Häuser«. Aber das erzählen wir ja nun schon seit Jahren … Wie das ß in Kapitälchen dargestellt werden soll, scheint nirgends geregelt zu sein, so dass gegen die Beibehaltung des ß in Kapitälchen wohl nichts einzuwenden ist. Muss ja auch keiner »offiziell regeln«, da es, wie du ja schon sagt, eine grafische Variante ist. Nämlich die visuell verkleinerte Darstellung des jeweiligen Capitals — deswegen heißt das Ding Kapitäl-CHEN.
Mach Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Dass es eindeutig geregelt ist, heißt aber nicht, dass diese Regel gut und nicht überdenkenswert wäre. Klar. Unicode sieht übrigens ja auch das "tailored casing" for, wo tatsächlich toUpper(ß) zu grossem Eszett wird. Ist das wohl irgendwo schon einmal eingesetzt worden? Muss ja auch keiner »offiziell regeln«, da es, wie du ja schon sagt, eine grafische Variante ist. Nämlich die visuell verkleinerte Darstellung des jeweiligen Capitals — deswegen heißt das Ding Kapitäl-CHEN. Dieser Name bezieht sich nur auf die Form. Ich spreche aber nicht von der Form, sondern von der Kodierung. Bei smcp sind die Kapitälchen Glyphenvarianten (glyph variant) der Kleinbuchstaben (character), werden also kodiert als Kleinbuchstaben (bei c2sc hingegen als Grossbuchstaben, also kann man dort auch das grosse Eszett einsetzen). Ich denke, die deutschen Rechtschreibregeln beziehen sich eher auf Kodierungen als auf Formen; Unicode bezieht sich ganz ausdrücklich nur auf Kodierungen (character) und nicht auf Formen (glyph).
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Bei smcp sind die Kapitälchen Glyphenvarianten (glyph variant) der Kleinbuchstaben (character), werden also kodiert als Kleinbuchstaben … Jepp. Das ist ja der Witz der Kapitälchen, dass die Doppelhäusigkeit erhalten bleibt, obwohl die Buchstabenformen theoretisch nur aus einem Haus stammen. (bei c2sc hingegen als Grossbuchstaben, also kann man dort auch das grosse Eszett einsetzen). Ich verstehe nicht worauf du hinauswillst … Warum kann man DORT ein großes verwenden. Im Vergleich wozu?
Mach Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Ich verstehe nicht worauf du hinauswillst … Ich will darauf hinaus, dass man gemäss derzeitigem Regelwerk in Kapitälchentext das ß (als Kapitälchen, d.h. als Glyphenvariante des kleinen ß) beibehalten kann, wobei das grosse ẞ (als Unicode-Charakter) überhaupt nicht ins Spiel kommt. Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst. Du scheinst mir die Meinung zu vertreten, dass man gemäss derzeitigem Regelwerk in Kapitälchentext das ß nicht beibehalten könne, sondern dass man es in ein Kapitälchen-SS verwandle. Deshalb meine Rückfrage, wie du das denn begründest. Ich mag halt nach wie vor Begründungen. Warum kann man DORT ein großes verwenden. Im Vergleich wozu? c2sc – verwandelt zu Kapitälchen: Grossbuchstaben (z.B. ẞ) smcp (hingegen) – verwandelt zu Kapitälchen: Kleinbuchstaben (z.B. ß) PS: Mir fällt gerade wieder mal auf, dass im Texteingabe-Fenster das grosse ẞ nicht in der richtigen Forum-Schrift angezeigt wird. Das kann man per CSS verbessern.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Die mach'sche Logik findet aber auch immer wieder wurmlöcher durch die Grundprinzipien der Schrift, sodass man Mühe hat, da hinterherzukommen. So auch hier. Ich hab's aber nun verstanden. Du siehst kapitälchensatz als Variante des gemischten Satzes und Regeln zum Versalsatz wären somit egal. Puh, da muss man erstmal drauf kommen. Das lässt sich natürlich nicht widerlegen ohne wieder endlos lang Grundprinzipien aufzuzählen, die du dann eh nicht als solche akzeptierst. Daher so kurz wie möglich: kapitälchensatz ist ausgezeichneter Versalsatz. Man markiert durch Größe (Farbe, schrägstellung, Codes etc) die zu grunde liegende gemischte Schreibung. Aber der Zeichenvorrat speist sich komplett aus den versalien. Wo kein versaleszett, da auch kein kapitälcheneszett. Wo die Rechtschreibung vom Versalsatz spricht, schließt sie den kapitälchensatz mit ein. Logisch. Zumindest für mich. Sent from my iPhone using Tapatalk
Dieter Stockert Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 kapitälchensatz ist ausgezeichneter Versalsatz. Es gibt ja Schriften, bei denen nur die Form einiger Kleinbuchstaben von den Großbuchstaben entlehnt ist und der Rest der Kleinbuchstaben die übliche Gemeinenform aufweist. Wenn Mach also nicht von der Form der Buchstaben ausgeht, sondern allein von der Tatsache, dass zwischen Groß- und Kleinbuchstaben an sich unterschieden wird, unabhängig davon, wie die Kleinbuchstaben aussehen, so scheint mir das kein »Wurmloch« zu sein, sondern von der Logik her eigentlich zwingender als das, was Ralf zur Auszeichung von Versalsatz schreibt. Trotzdem stimme ich Ralf zu, was das scharfe ß betrifft, schon allein weil es mir weh tun würde, ein normales kleines scharfes ß im Kapitälchensatz herausstechen zu sehen.
Mach Geschrieben Juni 29, 2012 Geschrieben Juni 29, 2012 Selbstverständlich muss ein Kapitälchen-Eszett zu den übrigen Kapitälchen passen! Wo die Rechtschreibung vom Versalsatz spricht, schließt sie den kapitälchensatz mit ein. Solange es um die Rechtschreibung geht, können wir uns hier wohl auf Uneinigkeit einigen. Ein Kapitälchen mag entweder als Grossbuchstabe gelten (wie es aussieht) oder als Kleinbuchstabe (wenn ihm ein solcher zu Grunde liegt). In Bezug auf Unicode dünkt es mich jedoch ganz klar, dass ein mit smcp hergestelltes Kapitälchen ein Kleinbuchstabe bleibt. smcp verändert die zu Grunde liegende Kodierung nicht – im Unterschied zu toUpper. Jetzt ist mir noch eine ähnliche Text-Transformation eingefallen. Es gibt in CSS die Möglichkeit, gewöhnlichen gemischten Satz in reinen Versalsatz umzuwandeln, und zwar mit der CSS-Angabe text-transform: uppercase. Auch dabei ändert sich die zu Grunde liegende Kodierung nicht. Wenn mit text-transform: uppercase auf ein kleines ß angewendet wird, bleibt in der Kodierung das kleine ß als Kleinbuchstabe erhalten – genau gleich wie bei der Anwendung von smcp. Anders als bei smcp dünkt mich aber bei text-transform: uppercase die Zielform eindeutig (im Rahmen der heutigen Rechtschreibung), nämlich SS. text-transform: uppercase und smcp unterscheiden sich wie folgt: Bei text-transform: uppercase sind die zu Grunde liegenden Unterschiede zwischen Gross- und Kleinbuchstaben nicht mehr zu sehen. Bei smcp bleiben die zu Grunde liegenden Unterschiede zwischen Gross- und Kleinbuchstaben sichtbar. Ich ändere jetzt also meine Meinung: Es ist nicht die zu Grunde liegende Kodierung als Kleinbuchstabe, die für mich zu einer Unsicherheit bei smcp(ß) führt, sondern die Sichtbarkeit des zu Grunde liegenden Kleinbuchstabens (wie Dieter Stockert geschrieben hat: «[D]ass zwischen Groß- und Kleinbuchstaben an sich unterschieden wird, unabhängig davon, wie die Kleinbuchstaben aussehen»). Im gemischten Kapitälchensatz kann ich erkennen, wo Kleinbuchstaben zu Grunde liegen. Das Hauptbeispiel, das ich für Kapitälchensatz im Sinn habe, ist übrigens – wie Þorsten gesagt hat – genau so eines, wo die Unterscheidung zwischen ss und ß eigentlich eine Rolle spielen sollte. Das Beispiel ist die in verschiedenen Zitierstilen üblichen gemischten Kapitälchenschreibung der Nachnamen. Ist das Buch jetzt von GRAẞ geschrieben worden oder von GRASS (wer weiss, dass besagter Mann ein Verfechter der Rechtschreibung von vor 1996 war, könnte versucht sein, auf GRAẞ zu tippen)?
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