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Bleisatzschriften, die es nicht digital gibt

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Wäre es sinnvoll, hier mal das Thema "Bleisatzschriften, die es nicht digital gibt" anzuschneiden? Ich weiß zwar nicht, in welche Untergruppe das einsortiert werden sollt (Talk? Geschichte? Veröffentlichungen?), will aber erklären, was ich mir davon verspreche. Also: Ich arbeite noch recht viel mit Blei, entwerfe aber vieles am Computer. Dabei ärgert mich immer wieder, dass es trotz zigzehntausender Fonts noch immer von erstaunlich vielen Bleisatzschriften keine digitalen Ausgaben oder wenigstens Neu-Interpretationen gibt. Es kann natürlich auch sein, dass es die eine oder andere doch digital gibt, ich sie aber nicht finde oder sie nicht käuflich zu erwerben ist. Und da ja hier auch hoffentlich Schriftentwerfer reinschauen, könnte dieser Thread möglicherweise eine Fundgrube für sie werden, auf welche Schriften es sich noch zu stürzen lohnen könnte. Und weil ich ja obendrein nicht der einzige Bleisatzfan hier bin, gibt es doch sicher eine ganze Menge Anregungen. Vielleicht könnte man in irgendeiner Form so eine Art Liste führen, was von diesen angeführten Schriften (vielleicht aufgrund dieser Anregung) von wem digitalisiert wurde oder wird? Hat jemand ne Idee dazu?

Wäre das vielleicht was für das Globaltypeprojekt - eine Verlinkung von Bleisatzschriften und deren digitalen Entsprechungen?

Eine weitere Frage: würde es reichen, die Schriftangaben zu schildern oder muss man dazu Bilder hochladen?

Ich will auch gleich mal den Anfang versuchen und liste hier mal nur ein paar Schriften auf, deren digitale Existenz ich immer wieder schmerzlich vermisse, die mir spontan einfallen und von denen ich glaube, dass man sie auch heute noch bzw. wieder gut verwenden könnte:

1. Typoartschriften:

1.1. "Leipziger Antiqua" - wurde mal (bei Typoart selber vermutlich) digitalisiert, ist m.E. aber nirgendwo legal erhältlich.

1.2. Die "Thannhaeuser-Antiqua" - gabs nur als Handsatzschrift in mager, kursiv, halbfett - m.W. nie digital, was ich sehr schade finde, weil sie eine gute Alternative beispielsweise zur Optima wäre ...

1.3. Die legendäre "Freundschaftsantiqua" eines chinesischen Kapr-Schülers, steht m.W. exklusiv in der Bleisetzerei der Leipziger Hochschule - weiß nicht ob man sie heute vielleicht auch gebrauchen könnte ...

1.4. Die "Liberta", eine pinselgezeichnete Antiqua in mehreren Schnitten, die ich immer noch gern in Blei verwende, gabs auch für die Linotype ...

2. Bleisatzklassiker

2.1. Ganz weit in Blei vor allem im Norden war die "Genzsch-Antiqua" verbreitet, in vielen Schnitten ...

Eine Hamburgerin hatte m.W. mal in Zusammenarbeit mit einer Hamburger Kunsthochschule (oder Fachschule?) den normalen Schnitt digitalisiert. Diese Schrift kam meines Wissens nie in den öffentlichen Verkauf ...

2.2. Von der "Tiemann" gibt es zwar bei Linotype zwei Schnitte, aber keine Kursive ...

2.3. Die "Bernhard-Antiqua" ... vom großen Lucian! ... eigentlich seine schönste Schrift ... unbegreiflich

2.4. Nur was für Liebhaber: Die "Ohio-Kraft", eine deutsche fette Werbekreation der Gebrüder Butter basierend auf der amerikanischen Pabst, die es nur in "normal" und kursiv in Blei und digital auch in Caps gab bzw. gibt.

2. 5. Die holländischen Bleisatzklassiker "Romanee" und "Romulus", beides m.W. Monotypeschriften, scheint es (zumindest unter ihrem eigenen Namen) nicht zu geben. Von der einen wird ja sogar behauptet, dass es die erste Schriftsippe hätte werden sollen und können, wenn man van Krimpens angeblich fertigen Zeichnungen der Sans gegossen hätte - mindestens 30 Jahre vor der Erfindung des Begriffs "Schriftsippe" ...

Nu bin ich gespannt, was aus diesem Anfang wird ...

Wenn es jemanden gibt, der irgendetwas von diesen Schriften digital kennt oder digitalisieren will, freu ich mich über jede Mitteilung. Bei Digitalisierungsvorhaben kann ich für einige Schriften komplette Schriftmuster liefern ...

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Eine Hamburgerin hatte m.W. mal in Zusammenarbeit mit einer Hamburger Kunsthochschule (oder Fachschule?) den normalen Schnitt digitalisiert. Diese Schrift kam meines Wissens nie in den öffentlichen Verkauf ...

Ich würde mal vermuten, dass das an der HAW Hamburg, Fachbereich Gestaltung passiert ist, da diese über einen hervorragenden Typografiebereich verfügt und – wie an anderer Stelle bereits erwähnt – die Bleisatzwerkstatt. Da wäre dann vermutlich Professor Veljovic der zuständige Prof gewesen. Da könnte man nachfassen.

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für die Hinweise. Bei der Genzsch hatte ich mich nicht richtig ausgedrückt: Ich selber hab diese Schrift (bin also versorgt), finde es aber schade, dass es nicht mehr Schnitte gibt und die Schrift nicht frei zu kaufen ist. Die Hamburger Kunsthochschule hatte übrigens zumindest bis nach 2000 sogar eine noch größere Bleisatzwerkstatt als die Fachhochschule mit vielen sehr schönen Schriften in unglaublich guten Zustand und hat in den 90ern auch mal ein sehr schönes Schriftmusterbuch daraus gemacht.

Ich bilde mir auch ein, die Genzsch als "Nordische Antiqua" in einer (nicht bleigesetzten) Publikation der Kunsthochschule gesehen zu haben - also kann sie auch dort entstanden sein.

Bei der Bernhard gibts digital eben immer nur diesen einen schmalfetten (?) Schnitt. Viel schöner und vielleicht sogar als Mengentextschrift verwendbar wäre aber der gewöhnliche. In Blei wurden jedenfalls ganze Bücher draus gesetzt. Es gab auch mindestens noch einen kursiven Schnitt in Blei, möglicherweise sogar noch weitere ... Die alle gibt es eben nicht bei MyFonts. Die Belucian, Lucian, Bernhard Schönschrift, Bernhard Modern, Bernhard Fashion etc. haben damit nix zu tun. Am ehesten noch diese eine Kursive von NicksFont, aber auch die scheint mir eher Bernhards Plakaten entlehnt ...

Ich such mal nach einer Abbildung der echten Bernhard-Antiqua ... aber das kann dauern. Denn die hätte ich zwar gern in Blei, hab sie aber nicht. Obwohl sie in den zwanziger Jahren zumindest im Berliner Raum weitverbreitet gewesen sein muss.

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Die Hamburger Kunsthochschule hatte übrigens zumindest bis nach 2000 sogar eine noch größere Bleisatzwerkstatt als die Fachhochschule mit vielen sehr schönen Schriften in unglaublich guten Zustand und hat in den 90ern auch mal ein sehr schönes Schriftmusterbuch daraus gemacht.

Ich bilde mir auch ein, die Genzsch als "Nordische Antiqua" in einer (nicht bleigesetzten) Publikation der Kunsthochschule gesehen zu haben - also kann sie auch dort entstanden sein.

Danke für die Information. Da kann man ja nur hoffen, dass die ihre Bleisatzschätze auch weiterhin bewahren und pflegen … :-)

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Die Leipziger sieht auf den ersten Blick ganz gut aus! Die Liberta Dederon zu nennen ist ja witzig, scheint mir aber vom Original schon etwas weiter weg zu sein - ich weiß auch nicht warum, in Blei finde ich sie sympatischer. Die Trinite ist natürlich für Entwurfszwecke etwas zu teuer, da setze ich lieber gleich in Blei.

Auf alle Fälle aber Danke und Respekt für die schnelle Antwort.

Ein paar Nüsse wären ja noch zu knacken. Und vielleicht kommen ja auch noch ein paar andere Ideen, was in der digitalen Welt noch so alles fehlt.

Was den Bleisatz der Kunsthochschule heute angeht: ich glaub die Werkstatt verstaubt mittlerweile irgendwo eingemottet oder gar noch Schlimmeres. Das letzte, was ich dazu (schon vor einigen Jahren) gehört hatte, klang zumindest so ...

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noch zwei Schriften eingefallen,

die es anscheinend auch nicht in die heutige Welt geschafft haben:

Die "Alt-Mediäval" von Berthold, eine sehr schöne, aber zugegebenermaßen etwas altertümliche Antiqua, die ein bißchen der Belwe ähnelt.

Und die "Hochblock". Auch von Berthold: die Block (der Klassiker aller eigenwilliger Grotesken) mit verlängerten Oberlängen. Sehr schick und macht vermutlich nicht mal allzuviel Arbeit beim Digitalisieren, falls man die Block schon hat ...

Und dann wollte ich noch sagen, weil ich grade kein Bild finde: die Bernhard-Antiqua sieht der Lo-Type (die gibt es digital) ähnlich, ist aber nicht ganz dasselbe ...

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super arbeit, herr reichardt.

erstaunliche funde, vorallem die nordische antiqua von giesela will.

@ gutenberger

Romanee? Trinite?

ja, ich glaub du hast recht – ich hab den artikle nur überflogen.

aber ich war mit einer niederländischen schriftschmiede schon nahe dran, wie

HansReichardt in seinem post bewiesen hat.

bitte versuche doch zu den gesuchten fonts ein andruck/schriftmuster mit abzubilden,

das macht manchen das suchen leichter, vorallem da viele digitalisierungen nicht unter

dem normalen namen veröffentlicht wurden.

die lapture war mich echt entfallen und auf die liberta warten einige hier (mich eingeschlossen)

schon seit längerem.

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ich fasse mal den Zwischenstand zusammen:

Leipziger Antiqua, Freundschaftsantiqua und den einen Schnitt der Bernhard kann man digital bekommen.

Romulus, Genzsch, Liberta, Tiemann Kursiv gibt es digital, sind aber (soweit ich das auf den entsprechenden Webseiten richtig gedeutet habe) nicht frei verkäuflich - nicht mal für viel Geld.

(Also im Grunde sind sie dann also doch nicht vorhanden.)

Zu allen anderen: keine Nachrichten. Ich versuch mal ein paar dieser Kandidaten als Bild zu präsentieren - mal sehen obs klappt, ich hab das noch nie gemacht ...

Hier sollten dann also die Bernhard und die Thannhäeuser jeweils in mager erscheinen:

2498 CONFIG
2497 CONFIG
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auch noch die Ohio-Kraft, ich geb es zu, es ist eine sehr spezielle Schrift - eben nur für Liebhaber einer bestimmten Plakatrichtung ... übrigens die digitale "Anakronism" isses nicht ganz ... auch wenn deren Versalien der Ohio-Kraft schon sehr nahekommen ...

2499 CONFIG
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Wäre das vielleicht was für das Globaltypeprojekt - eine Verlinkung von Bleisatzschriften und deren digitalen Entsprechungen?

Hallo!

Die Idee hatte ich auch schon. Ich wollte MyFonts einen Austausch vorschlagen. Denn Laurence Penney hatte mir auf der ATypI Lissabon einen Datenbankabgleich vorgeschlagen – eines fernen Tages.

Eine weitere Frage: würde es reichen, die Schriftangaben zu schildern oder muss man dazu Bilder hochladen?

Wenn keine Bilder im Fundus sind, gibt es ja auch keine Möglichkeit, sie hochzuladen. Wir wollen nur JPGs und PDFs anbieten, die im Globus-Browser später dargestellt werden können.

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  • 1 Jahr später...

Ich möchte noch ergänzen, dass GlobalType durchaus bereits jetzt die Information bereithält, ob eine Schrift digital verfügbar ist. In der Spalte Medium finden sich die Kürzel B, F, PS, TT und OT. Wenn das alles aktuell und gepflegt wäre, könnte man die von gutenberger im Eröffnungsposting gewünschte Information für alle existierenden Schriften ablesen. Immerhin habe ich seinerzeit nicht nur die Datenbank der Blei- und Fotosatzschriften von Herrn Reichardt übernommen, sondern habe diese Sammlung ergänzt durch das PDF „Mac PostScript-Schriften“, ebenfalls aus seiner Feder. So dürfte die Sammlung ungefähr bis 1990 aktuell und annähernd vollständig sein, wobei wir auf die Integration des zweiten PDFs „PC TrueType-Schriften“ bewusst verzichtet haben wegen der oft schlechten Qualität dieser Fonts.

 

Zur Bernhard Antiqua fällt mir noch ein, dass sie im Seemann aufgeführt war, weshalb sie auch in GlobalType vorkommt, sogar mit Bild. Die Suche nur nach „Bernhard“ im Feld Namen ergibt ein interessantes Ergebnis.

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James Felici, der Autor von »The Complete Manual of Typography«, nennt hier zehn Schriften, die es nicht von der bleiernen in die digitale Welt geschafft haben.

 

Er vermisst eine getreuere Nachbildung von Oldrich Menharts Figural, als es die ITC-Version ist.

 

20130403_Fig01_Figural.png

 

Ihm fehlt auch eine digitale Version von Giovanni Mardersteigs Fontana.

 

20130403_Fig07_Fontana.png

 

Von Jan van Krimpen müssten gleich zwei Schriften digitalisiert werden: Lutetia

 

20130403_Fig09_Lutetia.png

 

und Romulus.

 

20130403_Fig10_Romulus.png

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