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Entscheidungshilfe Typografie-Abschlussarbeit

Empfohlene Beiträge

Hallo Leute,

ab Mitte April muss ich mit einer geisteswissenschaftlichen Abschlussarbeit (ca. 80 Seiten) beginnen, für die ich ca. 5 Monate Zeit habe. Im Vorfeld möchte ich - solange ich noch nicht in den Mühlen des Zeitdrucks zerrieben werde - schonmal die Formalitäten, vor allem die Schriftarten, festlegen.

Vorgegeben ist für den Fließtext Times New Roman oder eine ähnliche Schriftart, 12 pt Blocksatz und 1,5-zeilig. Fußnoten dito mit 10 pt, aber einzeilig. Ansonsten keine Anforderungen an die Schriftarten.

Bisher hab' ich in jeder Arbeit die Standardschriftarten Arial oder Times New Roman benutzt. Bis ich merkte, dass es sich dabei nicht gerade um die schönsten Schriftarten handelt. Ich bin schon ein ziemlicher Depp, das mir das erst jetzt aufgefallen ist und schäme mich dafür. Ab sofort soll daher ein neuer typographischer Abschnitt in meinem von graphischen Verfehlungen gezeichneten Leben beginnen.

Folgende Alternativen haben es bei meiner Schriftartsuche in die Mottoshows geschafft:

Überschriften:

  • Futura
  • Myriad Pro
  • Franklin Gothic

Fließtext:

  • Hoefler Text
  • Minion Pro
  • (Gentium)

Nun meine vielen Fragen:

I Welche Kombination würdet Ihr empfehlen?

II Ist es überhaupt üblich in den Geisteswissenschaften, für Überschrift und Fließtext zwei verschiedene Schriftarten zu benutzen (sofern nicht vorgegeben)? Habe da bisher noch nie darauf geachtet, vielleicht hat ja zufällig einer hier im Forum die typographische Entwicklung von Soziologie-, Geschichts-, Philosophiemagisterarbeiten/-dissertationen in letzter Zeit miterlebt und kann berichten?

III Welche Standards haben sich in der Typographen-Szene durchgesetzt (oder gibt es gar Grafik-DIN?) für folgende Formatvorlagen:

  • Wie weit einrücken bei neuem Absatz (außer unmittelbar nach Überschrift)?
  • Wievielt pt oder Zeilen Abstand von Überschrift Ebene 1 (Ü1) zum vorherigen Kapitel (Fließtext) bzw. zum folgenden Kapitel (Fließtext) oder aber zur folgenden Unterüberschrift (Ü2) - manchmal folgt nämlich auf eine Überschrift direkt die Unterüberschrift
  • dito, aber für Ü2 und Ü3
  • Typographische Absetzung der Überschriftenebenen: Welche Schriftgröße für Ü1, Ü2, Ü3 und Ü4 (werde wohl insgesamt 4 Überschriftenebenen verwenden)? Markierungen durch Fett- oder Kursivdruck möchte ich vermeiden. Die Überschriftenhierarchie soll allein durch unterschiedliche Schriftgrößen sowie unterschiedliche Abstände zu den umgebenden Textebenen ersichtlich sein - dezent, aber nicht unauffällig.
  • Wie rechne ich 12 pt Times New Roman am besten in eine Schriftgröße einer anderen Schriftart um, so daß z.B. auf einer DIN A4-Seite genau so viele Wörter in der anderen Schrift und Schriftgröße Platz finden wie 12 pt TNR?

Zum Schluss noch ein paar weitere Angaben:

Ich benutze MS Office fur Mac 2011.

Bis auf die Gentium benutze ich nur vorinstallierte Schriftarten von Mac OS X, Adobe CS 5 und MS Office:mac 2011. Irgendwelche teuren Schriftschnitte (oder wie das heißt) sind in meinem Budget absolut nicht drin. Wenn also bei einer Schriftart Kapitälchen nicht korrekt errechnet werden, so spielt das keine so große Rolle.

Auf jeden Fall benötige ich folgende Sonderzeichen: Č, Š, Ž, č, š, ž, ë und ė, da das Themengebiet höchstwahrscheinlich in Osteuropa liegen wird.

Fragen über Fragen also! Diesmal aber möchte ich die Arbeit auch typographisch überdenken und erfahrungsgemäß gilt: Je früher und je detaillierter mit der (auch typographischen) Planung anfangen, desto weniger Probleme kurz vor Abgabe. Daher meine detailversessenen Fragen.

Vielen Dank für Tipps und Tricks!

bearbeitet von Depp
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Willkommen im Forum!

Mal so ganz spontan und ohne jetzt detailliert auf Deine Fragen einzugehen: hast Du Dir mal die Lido STF von Herrn Štorm angesehen? Die ist von der Times quasi abgeleitet, hat aber einen ziemlich eigenständigen Charakter. Und sie umfaßt mit Sicherheit die Zeichen, die Du brauchst. Wenn Arial und Times recht eingefahrene Schriftarten an der Fakultät sind, dann ist es u.U. gefährlich, sich zu weit davon wegzubewegen. Die Lido ist da ggf. ideal, da sie Times-ähnlich ist, aber trotzdem einen ganz eigenen Charakter hat.

Ansonsten im Vorfeld mit dem Dozenten/Professor klären, daß ein bestimmtes Layout in Ordnung geht. Das erspart Dir im Zweifelsfall daß Du kurzfristig noch tiefgreifende Änderungen vornehmen mußt.

Grüße,

Christian

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Servus :)

Aaalso, mal vorweg: Myriad und Minion sind eine schöne Kombination, wenn Du kein Budget für eine weitere Schrift hast :) Gibt es ja kostenlos, zumindest die wichtigeren Schnitte :)

Von der Furura und der Franklin würde ich bei sowas (Fließtext ohne irgendein Corporate Design, das diese Schriften sinnvoll vorgibt) ganz weiten Abstand nehmen: Beide sind relativ auffällig, speziell die Futura, die auch sehr inflationär und oft ganz falsch eingesetzt wird ...

Zu I.: Minion und Myriad sind schon schön, wie gesagt ;)

Zu II.: Ob das üblich ist kann ich Dir nicht sagen, aber es ist ganz sicher kein Fehler :) Überschriften in der selben Schrift wie den Fließtext zu setzen wirkt etwas klassischer und oft edler, aber dann kommst Du um den kursiven Schnitt kaum herum ... :)

Zu III.: :kicher: Nein, eine DIN gibt es nicht, aber durchaus Regeln ... :)

a) Ab einem Em (die breite des großen M) aufwärts ... Bis vielleicht 3 Em (je nachdem, wie breit das M ausfällt) ist das sehr orthodox, darüber hinaus muss das dann schon Absicht sein; macht das Lesen nicht unbedingt leichter ... Weiter als die Hälfte der Breite des Satzsspiegels würde ich nicht einrücken, sonst werden das schon lächerlich wenige Wörter in der ersten Zeile des Absatzes ... ;) Im Rahmen von 1 bis 3 Em richtet sich der tatsächlich verwendete Einzug dann auch nach dem Zeilenabstand; experimentier mal rum, wann der Einzug zu groß wirkt, und wann zu klein, sprich wann es ein deutliches Loch gibt, und wann der Einzug im Vergleich mit dem angrenzenden Weißraum (dem zwischen den Zeilen) zu mickrig wirkt, kaum noch wahrgenommen wird ...

b) & c) Also, ein ganz neues Kapitel fängt sinnvollerweise auf einer ganz neuen Seite an, und wenn es sich einrichten lässt, dann am liebsten auf einer rechten ... Wenn die Kapitelüberschrift ordentlich groß ist, dann darf ruhig oben und unten noch so viel Luft sein, dass sie insgesamt ein Drittel der Seite einnimmt – muss aber nicht :)

Im Text lässt man idealerweise zwei oder drei Zeilen über der Überschrift frei, und eine unterhalb ... wichtig ist, dass die Überschrift näher an dem Text ist, zu dem sie gehört, also dem unteren. Zwischen zwei Überschriften würd ich eine Zeile setzen, vielleicht auch zwei, wenn das wegen der Schriftgröße besser aussieht ...

d) Die unterste Ebene kann, wenn Du eine andere Schrift (oder die Textschrift in kursiv) verwendest in Textgröße sein, und ab dort springt man idealerweise entlang der konventionellen Skala, nicht auf irgendwelche seltsamen Größen, damit ein sichtbarer Unterschied zustande kommt. Die Skala geht: 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 16, 18, 21, 24, 36, 48, 60, 72. Also sagen wir, Text in 12pt, Überschrift in 12pt, dann 14, dann 16, und die Kapitel dann in 24pt. Größer als 24 wird vermutlich eng, weil dann nicht mehr viel in eine Zeile passt ... Hängt auch von Deinen Kapitelnamen ab :) Wenn Den Kapitelüberschriften dann noch »Saft« fehlt, kannst Du ja mal mit Fettdruck spielen ... :)

e) Gar nicht, das wirst Du austesten müssen. Die Minion ist relativ sparsam mit dem Platz ... Größer als 12pt würde ich Fließtext aber echt nicht setzen, dann lieber einen Tick mehr Zeilenabstand, so dass unten ein, zwei Zeilen verschwinden ... Kann eh nicht schaden, wenn man es nicht übertreibt ... :)

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Hallo und vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten!

0) Schriftart-Wahl:

Die Lido gefällt mir zwar besser als Times NR, aber weniger gut als die ursprünglich von mir ins Auge gefassten Schriftarten.

Eigentlich war Hoefler Text mein Favorit - doch ich habe vorher entdeckt, dass in Hoefler Text die arabische und die römische "1" fast gleich aussehen. Eine klare Unterscheidung zwischen arabischer und römischer Nummerierung (wie in den Vorgaben gefordert) ist damit kaum möglich. An solchen Kleinigkeiten scheitert's dann halt, kaum zu glauben, worauf man alles achten muss ;-)

Ich werde mich daher für die Myriad & Minion-Kombination entscheiden (besitze die allerdings nur als vorinstallierte "Pro"-Versionen).

A) Einzug

Mit dem Einzug werde ich noch etwas herumexperimentieren. Gut ist es jedenfalls, mit diesem "Em" einen Richtwert zu haben, diese "Em"s kannte ich vorher noch gar nicht.

B + C) Abstand Überschriften und Text

Eine bzw. zwei Zeilen scheint mir fast ein wenig groß. Wenn ich mir allerdings die Habil von meinem Prof anschaue (der nur Times NR verwendet), dann könnte das hinkommen. Also werde ich auch hier ums Herumexperimentieren kaum herumkommen.

D) Schriftgrößenhierarchie Überschriften

Super-Tipp mit der Skala! Das schreib' ich mir sofort auf, dann entfällt das ewig Rumgegrüble, ob 2.1.1. jetzt um 1 oder 2 pt kleiner sein soll als 2.1. usw.

E) Schriftgröße (Referenz: Times NR 12 pt)

Stimmt, die Minion und Times NR geben sich wirklich nicht viel. Das Problem wäre bei der Hoefler Text eher virulent gewesen, da mir diese Schriftart "gestauchter" und breiter erscheint.

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Eine bzw. zwei Zeilen scheint mir fast ein wenig groß. [...] Also werde ich auch hier ums Herumexperimentieren kaum herumkommen.

Nee nee, das ist schon gut so; Weißraum hat noch keiner Seite geschadet ... ;) Leg mal probehalber ne Seite so und ne Seite mit engeren Abständen an, druck sie aus, und schau sie Dir ne Woche lang einmal am Tag an ... Spätestens nach der Woche wirfst Du die enge Seite Weg und redest nie wieder darüber ... ;))

Super-Tipp mit der Skala! Das schreib' ich mir sofort auf, dann entfällt das ewig Rumgegrüble, ob 2.1.1. jetzt um 1 oder 2 pt kleiner sein soll als 2.1. usw.

Da kannst Du natürlich auch drin springen: 12pt, 16pt, 24pt ... Nur keine anderen Werte verwenden, dann bist Du auf der sicheren Seite ... ;)

Stimmt, die Minion und Times NR geben sich wirklich nicht viel.

So wie das da steht, ohne »in der Weite der Zeichen« klingt das seeehr verdächtig, da kannst Du leicht Ärger mit Slimbach-Anhängern bekommen ...! ;))

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… So wie das da steht, ohne »in der Weite der Zeichen« klingt das seeehr verdächtig, da kannst Du leicht Ärger mit Slimbach-Anhängern bekommen ...! ;))

Aber es steht doch unter der Überschrift »Schriftgröße« – also ist Herrn Slimbach kein Unrecht passiert … :-)

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0) Schriftart-Wahl:

Die Lido gefällt mir zwar besser als Times NR, aber weniger gut als die ursprünglich von mir ins Auge gefassten Schriftarten.

Eigentlich war Hoefler Text mein Favorit - doch ich habe vorher entdeckt, dass in Hoefler Text die arabische und die römische "1" fast gleich aussehen. Eine klare Unterscheidung zwischen arabischer und römischer Nummerierung (wie in den Vorgaben gefordert) ist damit kaum möglich. An solchen Kleinigkeiten scheitert's dann halt, kaum zu glauben, worauf man alles achten muss ;-)

Ich werde mich daher für die Myriad & Minion-Kombination entscheiden (besitze die allerdings nur als vorinstallierte "Pro"-Versionen).

Das ist eine wichtige Erfahrung, da sowas immer ein ganz entscheidendes Auswahlkriterium für Schriften darstellt. In der Genetik z.B. werden Genbezeichnungen immer aus gewöhnlich drei Buchstaben und einer Zahl zusammengesetzt. Also z.B. sgs1. Damit eignen sich für derartige Texte alle Schriftarten wie z.B. die beliebte Gill Sans nicht, welche bei der 1 keinen anständigen Abstrich haben. Weil man nicht sagen kann ob es sich jetzt um eine 1 oder um ein kleines l handelt.

Was die Überschriften angeht: ich würde Dir empfehlen so viele Beispiele wie möglich anzuschauen. Wenn man mit mehr oder weniger trockenen Seminararbeiten an der Uni quasi aufgewachsen ist, dann fällt es oftmals schwer sich von diesem Schema zu lösen. Eine wirklich schöne eher klassisch anmutende Variante findest Du bei Robert Bringhurst – vielleicht gibt es das in der Uni-Bibliothek? Einen ganz anderen Stil findest Du in der Diplomarbeit von Gerrit von Aaken auf Prägnanz.de. Einen guten Einstieg in gute typografische Gestaltung findest Du bei Hans-Peter Willberg und Friedrich Forssman – und das auch zu Überschriftenebenen, Inhaltsverzeichnissen etc. Das Büchlein ist nicht teuer und die Ausgabe lohnt sich ungemein.

Grüße,

Christian

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Da werden einem die Worte im Mund herumgedreht! :baeh:

Aber im Ernst: für Anfänger halte ich den Bringhurst ehrlich gesagt eher zum anschauen als zum Lesen empfehlenswert. Solange man wirklich gute Typografie (noch) nicht zu schätzen weiß ist man m.E. im Bringhurst eher verloren (auch wenn der Anblick alleine natürlich schon das Geld des Buches wert ist, keine Frage).

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Hmmm, ich glaube das hängt auch von der persönlichen Präferenz ab. Tschichold ist mir persönlich zu dogmatisch. Da wird einfach in den Raum geworfen, daß schwarze Schrift auf hochweißem Papier einem die Augen kaputt macht – weil das eben so sei. In der ersten Hilfe hingegen kann man sich das direkt einfach ansehen und vergleichen, weil es unterschiedliche Papiere enthält. Man kann den Zusammenhang zwischen Zeilenlänge und Zeilenabstand studieren. Man kann selber ein Urteil darüber fällen, was einem besser erscheint und was nicht. Mir persönlich ist das wichtiger als jede Dogmatik. Und das ist im Bringhurst eben auch nicht so klar.

Was hat Dir denn nicht gefallen? Einfach generell? Oder spezielle Details?

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Hmm, was mir an dem Buch speziell unangenehm aufgefallen ist, kann ich Dir jetzt nicht mehr so genau sagen ... Ich muss aber nochmal aus dem Haus, vielleicht komm ich ja dazu, nochmal nen Blick reinzuwerfen :)

Zum Thema Tschichold uns Bringhurst ... Das ist vielleicht auch ein Stück weit Geschmackssache ... :kopf kratz: ... Ich find das insbesondere bei Lehr- und Fachbüchern gar nicht schlecht, wenn jemand eine sehr feste Meinung vertritt. Jemand der sich für ein Thema wirklich interessiert, der wird ohnehin mehr als eine Informationsquelle bemühen, oder das ist zumindest ratsam. Da kann man dann vergleichen: A kommt aus der Ecke B und vertritt diese Ansicht, Y kommt aus der Ecke Z und vertritt jene Ansicht ... Was ist denn jetzt vor diesem Hintergrund eher richtig? Oder hat beides seine Berechtigung? Oder keines? Oder jedes in einem anderen Zusammenhang? Für mich persönlich ist das sinnvoller als so ein Dies-oder-das-oder-jenes-aber-Du-musst-auch-nicht-Mischmasch ... Da kann man dann auch mal irgendwo eine ganz andere Ansicht hören, oder in der Anwendung sehen, und weiß sie ungefähr einzuordnen, kann vielleicht eher beurteilen, ob da ein Schnitzer vorliegt, und warum, oder ob das tatsächlich eine weitere Möglichkeit ist, vielleicht in einem bestimmten Rahmen, oder gar eine noch umfassendere und richtigere Theorie als jene, die man bisher kannte ... :-D

Aber vielleicht lernen die Menschen ja auch unterschiedlich, oder vielleicht ist so ein, um mit Deinen Worten zu sprechen, »undogmatischer« Ansatz auch geeigneter für Leute, die einen Einstieg suchen und vorerst nicht planen, das Thema von dort aus noch weiter zu vertiefen ... Keine Ahnung :-?

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Danke für die zahlreichen Buchtipps!

Leider gibt es das Buch in der UB nicht - sobald ich mein nächstes Monatsbudget zur Verfügung habe, werde ich mir vielleicht das «Erste Hilfe-Buch» besorgen.

Ein paar Abschlussarbeiten in meinem Fach habe ich mir von Kommilitoninnen und Kommilitonen geben lassen. Jedoch diese sind klassisch in TNR («Keine Experimente!») gehalten, wovon ich ja gerade abkommen möchte. Es handelt sich in meinem Fall darüber hinaus um eine Master-Thesis, keine Doktorarbeit. Dies ist wichtig, da eine Publikation und alle damit zusammenhängenden Überlegungen somit entfallen.

Die Diplomarbeit über das Podcasting (von Gerrit von Aaken) gefällt mir optisch sehr gut und bestärkt mich in meinem Vorhaben, die Minion Pro zu nutzen. Allerdings kann ich dieses Design für eine geisteswissenschaftliche Master-Thesis kaum verwenden. Bei uns gilt: klassisch 1-seitig/spaltig, mit Fußnoten und ohne Farbspielereien. Meine Aufgabenstellung bezüglich des Schriftbildes ist daher eine klassische «so ... wie möglich, so ... wie nötig»: So augenfreundlich und lebendig wie möglich, so konservativ wie nötig (bzw. innerhalb des Gestaltungsspielraums, den die Fachtradition gewährt, noch zumutbar).

Gott sei Dank ist mein Prof kein Times NR/Arial-Fetischist (die soll's ja auch geben) und lässt mir freie Wahl, solange es eine Serifenschrift ist, die nicht zu abgefahren aussieht wie z.B. die Rockwell Extra Bold. Seriös und irgendwie «geisteswissenschaftlich» soll's halt daher kommen. Daher sollte die Minion Pro die richtige Wahl sein.

Allerdings verlangt der Prof in regelmässigen Abständen .doc-Entwürfe in Times New Roman, um meinen jeweiligen Arbeitsstand zu überprüfen und ggf. verbessernd einzugreifen. Er beharrt zu diesem Zweck (nicht aber für die ausgedruckte Abgabeversion) auf Times New Roman, da er ein Computerbanause ist und Minion/Myriad Pro nicht auf seinem Windows-PC hat (PDFs lehnt er ab, da er mit der Kommentarfunktion nicht zurechtkommt und direkte Änderungen im Text vornehmen möchte - somit fällt nebenbei auch LaTeX flach. Ein Installieren der besagten Schriftarten nur wegen meiner Abschlußarbeit lehnt er ebenfalls ab - sofern es die für Windows überhaupt kostenfrei gibt).

Das heißt für mich: bevor ich ihm die Entwürfe zuschicke, markiere ich kurz den Gesamttext und wandle alles in TNR um. Ich muss somit erstmal austesten, ob die Gesamtseitenzahl eines in Myriad Pro verfassten Textes mit demselben Text nach TNR-Umwandlung ungefähr übereinstimmt, da der Entwurf für den Prof schließlich ungefähr dieselbe Seitenanzahl haben soll wie meine Arbeitsversion in Minion Pro. Ganz schön kompliziert, aber auch hier denke ich mir: Lieber zerbreche ich mir jetzt den Kopf als fünf Minuten vor Abgabeschluss.

Zwei Fragen habe ich noch:

1) Eine Frage habe ich noch zum Abstand von Ziffern und Text in den Überschriften: So wie in Variante 1 oder 2 auf meinem Bild? Oder typographisch frei wählbar?

Ich würde instinktiv zu Variante 2 tendieren. Sie sieht irgendwie «geordneter» aus, gerade wenn zwei oder drei Überschriftenebenen direkt untereinander stehen, was durchaus vorkommen kann. Wenn jedoch auf eine Überschrift der Ebene 1 unmittelbar Fließtext folgt, sieht Variante 2 seltsam aus, da der Platz zwischen Ziffer und Text doch sehr groß ist...

2) Hab' mich jetzt etwas in das Typographie-1x1 eingelesen und bin auf die «Ligaturen» gestoßen: Lohnt sich eine manuelle Eingabe oder überflüssige Mühe? Word für Mac 2011 fügt nämlich leider keine automatischen Ligaturen ein (Minion Pro sowie Times NR haben ja schöne Ligaturen). Falls Ligaturen Probleme bei der Wörterzählung im Dokument verursachen sollten, würde ich auf jeden Fall davon Abstand nehmen.

post-19902-1355407723,3608_thumb.jpg

bearbeitet von Depp
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Das heißt für mich: bevor ich ihm die Entwürfe zuschicke, markiere ich kurz den Gesamttext und wandle alles in TNR um.

Nein, tu das bitte nicht! So etwas macht man, indem man in der Formatvorlage Standard, auf der die meisten Deiner sonst verwendeten Formatvorlagen hoffentlich basieren, die Times New Roman als Schrift einstellt. Erstens ist das Arbeiten mit Formatvorlagen sowieso essentiell bei solchen Projekten, wenn man sich nicht selbst das Leben schwer machen oder sich ins Knie schießen will. Händische Formatierungen haben da nichts verloren! Und außerdem hast Du nur so die Möglichkeit, auch die Überschriften dem Professor mit abweichender Schrift (hier bietet sich Arial an) zu zeigen, wenn Du alles markierst, werden ja auch die Überschriften zur Times.

Bleib bei der Times New Roman, solange der Professor darin rummachen will. Und am Schluss brauchst Du dann bloß in den Formatvorlagen Standard und Überschrif 1 ... 4 die jeweils gewünschte Schrift (und Schriftgröße) einzustellen.

Und noch ein Tipp: Verzichte in den Formatvorlagen auf Zeilenabstand einfach (oder ein mehrfaches davon), sondern stelle "Genau" ein.

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Wenn jedoch auf eine Überschrift der Ebene 1 unmittelbar Fließtext folgt, sieht Variante 2 seltsam aus, da der Platz zwischen Ziffer und Text doch sehr groß ist...

Finde ich nicht. Und selbst wenn, wär's das kleinere Übel.

2) Hab' mich jetzt etwas in das Typographie-1x1 eingelesen und bin auf die «Ligaturen» gestoßen: Lohnt sich eine manuelle Eingabe oder überflüssige Mühe?

Kann Word mit Ligaturen umgehen? Ich weiß es nicht, sehe aber auch keinen Sinn darin, hier Ligaturen zu verwenden. Das von Word erzeugte Satzbild ist nicht gut genug, als dass so etwas eine Rolle spielen würde. Außerdem halte ich Ligaturen sowieso für überschätzt, bei den meisten Schriften sind sie überflüssig. (Und der Aufwand für Dich steigt dadurch nur an, weil Du ja alle Ligaturen daraufhin überprüfen musst, ob sie korrekt sind ("treffen" mit Ligatur, "auffinden" ohne!).

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Bleib bei der Times New Roman, solange der Professor darin rummachen will.

So schaut es aus :) Formatieren sollte man wirklich erst, wenn der Text final ist; sonst kann es ein ewiges Hin und Her geben, wenn sich am Text noch was ändert, dadurch irgendwas wichtiges verrutscht, laberrhabarber ... ;)

Leider gibt es das Buch in der UB nicht - sobald ich mein nächstes Monatsbudget zur Verfügung habe, werde ich mir vielleicht das «Erste Hilfe-Buch» besorgen.

Du kannst Dir solche Bücher wie das Erste-Hilfe, den Bringhurst und so bestimmt auch via Fernleihe in der Bibliothek ordern ... Kost einsfuffzich pro Buch, und sie sind für 4 Woche Dein ... ;) Um sich mal reinzulesen reicht das bestimmt, gerade wenn man aufs Budget schauen muss :)

Allerdings kann ich dieses Design für eine geisteswissenschaftliche Master-Thesis kaum verwenden. Bei uns gilt: klassisch 1-seitig/spaltig, mit Fußnoten und ohne Farbspielereien.

Dann solltest Du wirklich mal einen Blick in den Bringhurst werfen, so rein als Inspiration; der ist ein ganz großer Traditionalist ... ;)

Eine Frage habe ich noch zum Abstand von Ziffern und Text in den Überschriften: So wie in Variante 1 oder 2 auf meinem Bild? Oder typographisch frei wählbar?

Eins :) Zwei würde ich nur verwenden wenn ich die Ziffern nach links aus dem Textblock herausragen lassen könnte/wollte :)

Hab' mich jetzt etwas in das Typographie-1x1 eingelesen und bin auf die «Ligaturen» gestoßen [...]

Das ist im Deutschen ein komplexeres Thema (Wortfugen!) bei dem man ohnehin keine Automatik verwenden sollte ... Ob das irgendwelche Probleme verursacht weiß ich nicht, aber es sieht allemal schöner und professioneller aus :)

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Kann Word mit Ligaturen umgehen? Ich weiß es nicht, sehe aber auch keinen Sinn darin, hier Ligaturen zu verwenden. Das von Word erzeugte Satzbild ist nicht gut genug, als dass so etwas eine Rolle spielen würde. Außerdem halte ich Ligaturen sowieso für überschätzt, bei den meisten Schriften sind sie überflüssig. (Und der Aufwand für Dich steigt dadurch nur an, weil Du ja alle Ligaturen daraufhin überprüfen musst, ob sie korrekt sind ("treffen" mit Ligatur, "auffinden" ohne!).

Word kann seit Version 2010 das Liga-feature nutzen, man kann also Ligaturen generell anschalten. Ich stimme Dieter aber zu daß dies wegen der Ligaturregeln im Deutschen problematisch ist (»auffinden« bekommt selbstverständlich eine fi-Ligatur, nur keine ffi! :!:). Wenn man Ligaturen möchte kommt man im Grunde nicht darum herum alle möglichen Ligaturstellen abzuklappern und entweder an falschen Stellen Ligaturen zu verhindern oder an korrekten Stellen Ligaturen einzufügen. Hat bei meiner Doktorarbeit allerdings wirklich nicht lange gedauert, weil Ligaturen (selbst fi und fl) nicht fürchterlich häufig vorkommen. Die Minion ist auch nicht so fürchterlich kollisionsanfällig, die Times ist da schon problematischer.

Wichtiger wäre allerdings in Word das Kerning (Unterschneidung) anzuschalten. Wenn ich mich nicht irre ist dies selbst in Word2010 noch immer standardmäßig deaktiviert. Und das Satzbild ist in Word zwar per default nicht schön, daran kann und sollte man aber arbeiten. Dazu gehört eine anständige Silbentrennung. Auch diese macht allerdings im Grunde erst ganz am Ende Sinn, weil man entweder von Hand nacharbeiten muß oder sie von vornherein semi-manuell macht – und das als einen der letzten Schritte, damit einem Änderungen hinterher nicht wieder alles zerschießen. Wenn man möchte kann man ganz am Ende am Satz noch mit Tips und Tricks etwas feilen, das artet dann allerdings tatsächlich in Arbeit aus. Bringt aber recht gute Ergebnisse. ;-)

Grüße,

Christian

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Aber doch nur ab der zweiten Ebene:

1. Ramburgefonts

1.2 Handgloves

1.3.1 Lorem

1.3.2 Ipsum

2. Fox & Dog

2.1 Foxy

2.2 Doggy

Moin,

das finde ich nicht ganz schlüssig: Erstens, Zweitens vs. 1.2 (Eins-Punkt-Zwei); 2.1 (Zwei-Punkt-Eins) sind für mich 2 unterschiedliche Aufzählungsvarianten in einem System. Ich würde ein einheitliches System einem diskordanten vorziehen.

Oder was bewegt Dich zu Deinem Ansatz?

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Hallo,

Außerdem halte ich Ligaturen sowieso für überschätzt, bei den meisten Schriften sind sie überflüssig. (Und der Aufwand für Dich steigt dadurch nur an, weil Du ja alle Ligaturen daraufhin überprüfen musst, ob sie korrekt sind ("treffen" mit Ligatur, "auffinden" ohne!).

Zum einen sind Ligaturen Gewohnheitssache. Bei Textsatz (LaTeX) bekommt man die automatisch und fast immer richtig geliefert. Die Trennmuster und deren lokale Anpassungen helfen dabei und der Nutzer hat fast keinen zusätzlichen Aufwand. Zum Anderen ist das auch eine Sache der Schriftgröße. Im normalen Fließtext fällt das Fehlen von Ligaturen nicht/kaum auf. Bei Überschriften kann das schon anders sein. Das ist aber auch abhängig von der Schrift. Je dekorativer desto kritischer, speziell bei extraordinären Serifen kann es zu Problemen kommen. Das sollte bei der Schriftwahl berücksichtigt werden, so man die Ligaturen nicht vom Programm frei Haus geliefert bekommt (LaTeX oder echte DTP-Weichware) oder sich den Aufwand für das manuelle Setzen antun will.

MfG

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