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Vorbildliche Lehrbücher

Empfohlene Beiträge

Hallo Gemeinschaft,

wir haben den Auftrag bekommen ein Lehrbuch aus einem technischen Bereich zu gestalten. Da wollen wir natürlich die neuesten Erkenntnisse in gestalterischer Hinsicht einfließen lassen.

Erste Frage:

Welche Lehrbücher (bevorzugt aus dem technischen/naturwissenschaftlichen Bereich) haben euch im Laufe eurer Gestaltungsauseinandersetzung besonders gefallen? Und warum?

Zweite Frage:

Kennt wer ein Buch, das sich mit Gestaltungsfragen im Lehrbereich auseinandersetzt?

Danke für das Interesse,

Rainer

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was meinst du genau mit gestaltung? das, was in den bereich der typographie fällt, oder das, was in den bereich didaktik (und/oder medienrezeption und/oder lernpsychologie) fällt?

Hmm, eigentlich eine Mischung aus beidem. Ich würde mich gerne schlau machen, wie man ein (für mich) trockenes Thema didaktisch anspruchsvoll und formal spannend aufbereiten kann.

bearbeitet von Schwalbenkoenig
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der trend der didaktik geht hin zu bunt um jeden preis, verschiedene stile um verschiedene wichtigkeiten zu verdeutlichen und überhaupt. kann leider nur von vielen missgriffen aus dem bereich klassische philologie berichten, in dem hervorragende lehrbücher auf krampf modernisiert wurden, wobei die lehr/lernerfolge hinter bunt/verspielt zurücktraten.

schau dir am besten lehrbücher verschiedener generationen an, jenseits von bildungsmessen und unverschämt teuren verlagsshops hat dein bundesland ein institut für lehrerfortbildung (kann auch anders heißen). dort gibt es eine lehrbuchsammlung. universitäten (sowohl die unibibliotheken als auch die fb-bibliotheken) sind eher schwach bestückt und zudem sind die exemplare auf dem ganzen campus verteilt.

dann gilt es auch noch die anforderungen der länder zu erfüllen (die schulbehörden haben so einen anforderungskatalog, nach dem ein buch überhaupt für den unterricht zugelassen wird). siehe auch http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=522

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dabei fällt mir noch ein, wenn du ausreichend zeit hast, frag einige lehrer direkt, was sie gut/schlecht finden. und dann einige mediendidaktiker und lernpsychologen. bei schülern hast du schnell antworten wie "comic sans" und 14punkt (selbst in latein erlebt, habt ihr schon mal cicero in comic sans gelesen? pfui bäh).

und vergiss nicht, dass lehrer -- warum auch immer -- nur arial, times new roman und comic sans kennen. und etwas zu fetten, doppelt zu unterstreichen und dann kursiv zu stellen ist hübsch. wirklich.

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von den vielen lehrbüchern im bereich altgriechisch/latein gefällt mir als lehrbuch am besten:

die roma-reihe vom buchners-verlag beispielhaft: http://www.amazon.de/gp/product/3766155717

die sind, zumindest in den mir vorliegenden exemplaren äußerst unbunt. haben doch einen guten mix aus übungen, texten und infotexten.

von den grammatiken gefällt mir ob übersichtlichkeit und typographie (gut, es gibt ein, zwei glitches) sehr gut folgendes:

http://www.amazon.de/Lateinische-Grammatik-Neubearbeitung-Grundlage-Landgraf-Leitschuh/dp/3637873729/ref=pd_sim_b_2

Gebundene Ausgabe: 274 Seiten

Verlag: Buchner; Auflage: 2 (29. Oktober 1984)

Sprache: Latein, Deutsch

ISBN-10: 9783637873728

ISBN-13: 978-3637873728

ASIN: 3637873729

und, deutlich weniger (aber das inhaltlich):

http://www.amazon.de/Hellas-Grammatik-Griechischen-Friedrich-Maier/dp/376615821X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1305038729&sr=1-1

Gebundene Ausgabe: 255 Seiten

Verlag: Buchner; Auflage: 2. (2002)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 376615821X

ISBN-13: 978-3766158215

alptraumhafte grammatiken:

http://www.amazon.de/Grammateion-gefasst-Griechische-Lerngrammatik-kurzgefasst/dp/3126701701/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1305038807&sr=1-1 (auch inhaltlich etwas für den scheiterhaufen)

http://www.amazon.de/Kurzgefasste-Griechische-Schulgrammatik-Adolf-Kaegi/dp/3615701003/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1305038802&sr=1-1 (einzige, unübersichtliche bleiwüste)

dennoch auch hier ein wort zur warnung: zumeist empfindet man das lehrbuch, das man selbst erlitt, als das beste (siehe oben, roma und die lateingrammatik).

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was ich in den didaktiken (geschichte und klassische philologie) aus den fehlern anderer gelernt habe, ist folgendes:

ersetze niemals inhalte durch bilder

graphiken dienen nur der unterstützung von inhalten

drucke fremdsprachiges größer (griechisch mind. 13punkt) und mit größerem zeilenabstand (wegen drüberschreiben/unterstreichen)

lasse platz am rand für notizen

packe niemals wichtige details in fußnoten

stupides zeug lassen sich am besten in tabellen darstellen

nimm niemals etwas a priori für selbsterklärend

erkläre zu anfang, welche formatierungen du benutzt und was sie bedeuten

formuliere eindeutig und benutze kurze sätze

packe nie zu viele informationen unterschiedlicher art in eine tabelle

erkläre unbekanntes/schwieriges nicht in einer fremdsprache

übersetze alles fremdsprachige, damit du sicher bist, dass die leser das verstehen, was du verstanden wissen willst

und aus der farbpsychologie hab ich folgendes mitgenommen: orangetöne fördern die konzentration (in hässlich kann man die umsetzung im lesesaal des hamburger staatsarchives bewundern). blau gilt als kalt. eine grammatik oder ein grundwortschatz auf blauen papier lädt weder zum zugreifen noch zum lernen ein. gelbes/orangenes papier ist zumindest für die augen deutlich angenehmer.

bearbeitet von Phoibos
zwei neue punkte eingefügt
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Ich kann leider eine ähnliche Entwicklung beobachten. Man bemüht sich, alles bunter zu machen und zig verschiedene Dinge unterschiedlich hervorzuheben, was jedoch nur zu einem unangenehmen Durcheinander führt.

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Vor ein paar Jahren habe ich mir das Anatomielehrbuch von Prof. Schiebler (Springer-Verlag) gekauft, und zwar in einer älteren Auflage. Sowohl die alte als auch die neue hatte ich vorher ausgeliehen und probegelesen. Die neue Auflage ist zwar nicht so schlimm wie manch anderes neues Lehrbuch, aber doch deutlich unruhiger als die ältere Auflage, die zum Lernen einfach viel angenehmer war.

Von der alten Auflage habe ich keine Bilder im Netz gefunden, aber von der neuesten Auflage kann man sich hier Bilder ansehen: http://books.google.de/books?id=lfDAwGTlERwC&printsec=frontcover&dq=schiebler+anatomie&hl=de&ei=lmHJTaLKOsPBswbFsq2oAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDoQ6AEwAA

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Hmmm, now that I think about it ...

Nur einige schnell skizzierte Gedanken zu dem Thema:

Zu Studienzeiten war ich noch nicht so sehr auf die Gestaltung fokussiert wie heute. Trotzdem gibt es eine Reihe von Beispielen die belegen daß ich mich damals eher an inhaltlichen Gesichtspunkten als an der Gestaltung orientiert habe. »Molekulare Genetik« von Rolf Knippers im Thieme-Verlag war damals noch ganz schnöde im Zweifarbendruck und damit vielen anderen Genetik-Büchern unterlegen. Trotzdem waren die Inhalte für die von mir besuchte Vorlesung am passendsten. Ähnliches galt für »Biochemstry« von Donald & Judith Voet; hier war es die organisch-chemische Ausrichtung, die mich zum Kauf dieses Buches veranlaßt hat. Die Aufmachung war sekundär.

Having said that: Ich habe durchaus einige Kollegen gehabt, welche bevorzugt zu Amerikanischen Lehrbüchern gegriffen haben, weil diese im Vergleich deutlich bunter waren. Vierfarbendruck, bildlastiger etc. hat also ganz bestimmt eine Ausstrahlung.

Was mir jetzt beim schnellen Durchblättern der hier herumstehenden Lehrbücher auffällt ist eine gewisse typografische Trockenheit wenn nicht gar Einfallslosigkeit. TNR und Helvetica sind vorherrschend, der Satzspiegel i.A. sehr einfallslos mit einer oder zwei Kolumnen, entweder eine Kolumne mit recht viel Platz (was für Leute wie mich wichtig ist, weil ich viel am Rand notiert habe!) oder in zwei Kolumnen mit nur extrem wenig Platz. »Gestaltung« gibt es in dem Sinn wenig. Es ist alles nüchtern, solide und wissenschaftlich (oder was man dafür hält). Mir persönlich fehlt da eine gewisse Kantigkeit. Das Elsevier-Journal »DNA Repair« hat ja über zwei oder so Jahre die Caecilia als Textschrift gehabt und ich persönlich fand ja daß sich die Kantigkeit nicht nur gut von anderen Journalen abgehoben hat sondern auch den wissenschaftlichen Inhalten gut zu Gesicht gestanden hat. Jetzt sind sie bei der Slimbach gelandet, welche sich zwar durchaus hervorragend lesen läßt, aber deutlich weniger ein Alleinstellungsmerkmal ist.

Ein herausragendes Lehrbuch? Was die Gestaltung angeht muß ich da passen, gestaltungstechnisch ist mir da wenig im Gedächtnis geblieben. Am ehesten noch der »Taschenatlas der Biochemie« von Jan Koolman und Klaus-Heinrich Röhm. Dies aber auch nur wegen der Gestaltung im weitesten Sinn: der Inhalt ist stark reduziert. Es findet sich immer eine Seite komplett gefüllt mit Formeln, Stoffwechselwegen etc. und eine Seite mit den entsprechenden Erklärungen. Das war damals tatsächlich neu und erfüllt den Zweck wenn man schnell und prägnant eine Übersicht über ein bestimmtes Thema bekommen will/muß.

Was Zeitschriften angeht spricht mich persönlich ja immer wieder das Layout der Nature Reviews an, also z.B. Nature Reviews Molecular Cell Biology etc. Ich persönlich finde, daß hier die Balance zwischen der »Wissenschaftlichen Trockenheit«, der Auflockerung durch bunte Bilder etc. ganz gut gewahrt ist. Falls Dich das interessiert, Du aber auf die Artikel nicht zugreifen kannst (normalerweise werden Artikel nach 6 Monaten freigestellt, ich weiß aber gerade nicht ob das bei Nature auch der Fall ist) schick mir einfach eine PM und ich schicke Dir einige pdfs zur Ansicht.

Grüße,

Christian

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dabei fällt mir noch ein, wenn du ausreichend zeit hast, frag einige lehrer direkt, was sie gut/schlecht finden. und dann einige mediendidaktiker und lernpsychologen.

Dazu fällt mir eine Anekdote* aus der Lesbarkeitsforschung ein:

Man hat Sehbehinderte gefragt, was sie bevorzugen würden: Arial oder Times, 12 oder 14 Punkt (mit abgebildeten Beispielen). Sie votierten für Arial 14 Punkt, möglichst auch noch fett.

Anschließende Experimente haben aber gezeigt, daß sie Text in normalfetter Times 14 Punkt (die von der Größe eher Arial 12 Punkt entspricht) schneller lesen konnten.

Also – bei Fragen nach Vorlieben ist Mißtrauen angebracht.

* Albert-Jan Pool hat diese Anekdote in einer Präsentation zu Lesbarkeitsfragen erwähnt.

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Spannende Frage, Kollege Schwalbenkönig ... :-D

Mal einige Gedanken von mir:

Ich persönlich hab nix dagegen, ein enorm textlastiges, ziemlich trockenes Buch durchzulesen wie einen Roman ... Das ist aber vermutlich weder der Idealfall, noch die Regel ...

Ausnahmslos jedem Buch, völlig egal, was drin steht, tut es gut, wenn es gut gesetzt ist: Ordentliche Schrift (und da wird die Luft schon dünn, wenn Du besondere Zeichen brauchst, oder für Deine Gestaltung nen schmalen Schnitt, oder optische Größen ...), genug Weißraum, ein passender Zeilenabstand, Registerhaltigkeit ...

Wichtig ist auch ein durchdachtes Konzept ... Also ein ordentliches Raster, Linien (so man welche braucht) die in der Stärke zum Text passen ...

Ein gutes Beispiel für gelungene und völlig unaufdringliche Gestaltung ist in meinen Augen der Bringhurst: nicht nur der hervorragend locker und freundlich geschriebene Text lädt dazu ein, das Buch zu lesen wie einen Roman :-D

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Bilder helfen, und zwar ungemein. Es gibt Dinge, die kann man auf einem Bild zeigen, und man könnte zehn Seiten dazu schreiben, und trotzdem würde die Phantasie des Lesers kein so übersichtliches Bild ergeben. Wichtig ist dabei, dass ein Bild genausowenig im ersten Anlauf fertig ist wie ein Text: ein gutes Bild verlangt Arbeit und Denkarbeit ... :-D Formal lege ich auch Wert darauf, dass die Bilder zueinander und zum Text passen, dass sich also auch hier die Schwärze der Linien an der restlichen Gestaltung orientiert. Entweder werden also alle Bilder (bei Handarbeit) gleich stark verkleinert, oder man achtet im Illu darauf, dass die Linienstärken nicht verändert werden. Farbe ist dabei keine absolute Notwendigkeit: Wenn die Botschaft in Schwarz genau so gut oder besser vermittelt wird, muss man bestimmt keine Farbe reinzwingen.

Gute Beispiele für überaus anschauliche Bilder geben die Werke von David Macaulay ab:

2ceg13m.jpg

345odx2.jpg

2niaal0.jpg

jiknkh.jpg

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