BerndH Geschrieben Juni 25, 2011 Geschrieben Juni 25, 2011 Hallo Forengemeinde, ich gestalte gerade meine privaten Drucksachen, insbesondere meinen persönlichen Briefkopf, neu. Eine Schrift, die mir immer wieder Freude bereitet, ist die Gentium in ihren verschiedenen Inkarnationen, also möchte ich sie hierfür benutzen. Meine Frage in die Runde: Welche Serifenlose harmoniert mit ihr? Ich selbst dachte an die Fontin Sans, was meint ihr dazu? Die gewählten Schriftarten sollen bei Bedarf auch für andere persönliche Drucksachen, Einladungen etc., verwandt werden. Welchen Eindruck würde in diesem Bereich die Verwendung der Gentium Eurer Meinung nach beim Leser auslösen? Mir ist übrigens schon klar, dass die Wahl der Schrift(kombination) nur ein Teil einer gelungenen Gestaltung ist. Da dies mein erster Forenbeitrag ist, noch ein paar Worte zur Person: Ich bin knapp 50 Jahre alt, habe keine gestalterische Ausbildung und arbeite auch nicht in diesem Bereich, bin aber immer wieder gern als Gastleser hier im Forum unterwegs gewesen und habe mich auch anderswo belesen, da mich gute Typographie einfach erfreut. Ich bin auch als Privatperson und nichtkommerzieller Nutzer bereit, Geld für Schriften auszugeben, tue dies aber eher auf der Ebene einer Bitstream-Kollektion oder eines extra für die Fonts gekauften Corel Draw 9 (aber nicht »10.000 Mega-Duper-Fonts für 9,99 €« ). Da ich privat nahezu ausschliesslich sog. »freie« Software nutze, verfolge ich auch den Bereich von unter OFL und ähnlichen Lizenzen stehenden Fonts und sehe, dass sich in diesem Bereich qualitativ in der jüngeren Vergangenheit eine Menge zum Guten entwickelt hat (PT Serif und Sans sind - neben der Gentium - hier für mich ein Paradebeispiel). Es wäre schön, falls ein freier Font bei meiner Frage das Rennen machen würde, dies ist jedoch nicht Bedingung. Ausserdem bin ich, wohl aus mangelnder Erfahrung, ein wenig sansserifblind: Bei Serifenschriften gewinne ich recht rasch einen Eindruck von der Anmutung, dem Stil, dem Eindruck, den die Schrift auf mich macht, bei serifenlosen Schriften fällt mir das meist deutlich schwerer. Zwar ist es nicht so, dass sie für mich alle gleich aussehen, aber ich kann auch nicht spontan Arial von Helvetica unterscheiden... Also: Ich bin gespannt auf Eure Beurteilung der Kombination Gentium/Fontin Sans und auf weitere Vorschläge. Herzlichen Gruß, Bernd
Joshua K. Geschrieben Juni 25, 2011 Geschrieben Juni 25, 2011 (bearbeitet) Die Gentium ist recht eng an die Handschrift angelehnt und somit schwungvoll und organisch. Die runden, weichen Formen wirken freundlich, persönlich und handwerklich. Durch die kalligraphische Anmutung kann sie auch ein bißchen historisch wirken. Bei der Wahl einer passenden Grotesk kommt es darauf an, ob Du mit ihr den schwungvollen, organischen Charakter unterstreichen willst, oder eher einen zurückhaltenden, nüchternen Partner suchst. Für den ersten Fall schau Dir mal die Calluna Sans an (der magere Schnitt ist kostenlos), und die Chianti, die auf Bitstreams 500-Schriften-CD dabei ist: Bei MyFonts ansehen/herunterladen Für zweiten Fall schau Dir die kostenlose Droid Sans und die ebenfalls kostenlose Lato an. bearbeitet Juni 25, 2011 von Joshua K. 1
BerndH Geschrieben Juni 25, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 25, 2011 Hallo Joshua, Bei der Wahl einer passenden Grotesk kommt es darauf an, ob Du mit ihr den schwungvollen, organischen Charakter unterstreichen willst, oder eher einen zurückhaltenden, nüchternen Partner suchst. Eher ersteres, aber ich bin für alle Hinweise und Ratschläge offen. Für den ersten Fall schau Dir mal die Calluna Sans an (der magere Schnitt ist kostenlos), und die Chianti, die auf Bitstreams 500-Schriften-CD dabei ist: Bei MyFonts ansehen/herunterladen Danke, sehe ich mir an, ich werde morgen am Nachmittag Zeit zum Ausprobieren haben. Für zweiten Fall schau Dir die kostenlose Droid Sans und die ebenfalls kostenlose Lato an. Bei der Droid fehlt mir der Kursivschnitt, vielleicht brauche ich den später ja mal. Die Lato ist mit Schnitten ja reichlich ausgestattet. Für ein anderes Vorhaben habe ich mal jemand die Open Sans empfohlen, die ja auch hervorragend ausgebaut ist. Ich sprach ja oben schon von meiner eingeschränkten Kompetenz, speziell serifenlose Schriften zu beurteilen - mag jemand etwas dazu sagen, inwiefern sich Lato und Open Sans unterscheiden? Joshua, inwieweit erfüllt die Fontin Sans Deiner Meinung nach Deine (sehr gute, danke!) Beschreibung von Fall 1, also der Betonung des organischen Charakters der Gentium?
Joshua K. Geschrieben Juni 25, 2011 Geschrieben Juni 25, 2011 Die Fontin ist auch eine organische Schrift und daher nicht unpassend. Mir persönlich gefällt sie allerdings nicht besonders. Die Open Sans unterscheidet sich kaum von der Droid Sans, ist also offensichtlich aus ihr entstanden. Beide hat Steve Matteson gezeichnet. Die Lato ist im Vergleich mit der Droid/Open Sans etwas weicher, runder und ein bißchen breiter. In der Droid/Open Sans ist die Senkrechte stärker betont, sie wirkt etwas förmlicher und strenger. Die Lato habe ich schon benutzt, sie sieht gedruckt gut aus. Die Droid/Open Sans ist in erster Linie für die Darstellung am Bildschirm entworfen; wie sie auf dem Papier aussieht, weiß ich nicht. 1
BerndH Geschrieben Juni 26, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Juni 26, 2011 (bearbeitet) So, wie angekündigt habe ich heute mal ein wenig herumprobiert, mit dem Ergebnis, dass mir die Kombination Lato/Gentium (eigentlich) sehr angenehm erschien, obwohl oder vielleicht weil die Lato relativ zur Fontin Sans ja deutlich nüchterner ist. Probieren ist aber auch gefährlich: Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Gentium für den vorgesehenen Zweck wirklich das Optimum darstellt Ich mag die Anmutung dieser Schrift sehr, aber je länger ich sie auf meinem Briefbogen sehe, besonders bei etwas längeren Beispielbriefen, desto mehr erscheint sie mir für diesen Zweck und für mich unpassend. Etwas zu verspielt, etwas zu künstlerisch, etwas zu handgemacht... Sympathischer ist mir da ein Testausdruck in der URW Garamond No. 8 - da assoziiere ich die Eigenschaften mit, die mir an der Gentium gefallen, aber feiner abgewogen. Erscheint das nachvollziehbar, oder rede ich mir da was ein? Ich werde mal mein Corel Draw 9 auf Garamond-Varianten durchsehen, meine Bitstream Font Kollektion ist noch aus der Prä-Euro-Ära und daher hier nicht so geeignet. Gruß in die Runde, Bernd (Edit 2. Juli: Die Entscheidung steht, es bleibt bei Garamond, Briefkopf in Kapitälchen, keine Kombination mit einer Sans.) bearbeitet Juli 1, 2011 von BerndH
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