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Muss da mal was die "Profis" fragen....

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Geschrieben

So nach den Demos gegen den Wahnhof in Stuttgart mach ich "Stuttgart-sightseeing" - und da fotografiere ich auch die schönen alten Strassenschilder, sofern vorhanden.

Heute sind mir die drei alle an einer Kreuzung aufgefallen...

Nun, Fraktur erkenne ich noch...aber wer bitte erklärt mir die unterschiedlichen "S" am Wortanfang? Warum, wo angewand, typografisch gut(?), etc. Leider etwas unscharf (aber wer ein Demoplakat tragen muss, kann nicht mehr ordentlich fotografieren....

Danke schon mal den Experten....für die Laienaufklärung!

post-16215-1355407745,0261_thumb.jpg

Geschrieben

Der Begriff »Fraktur« hat eine Doppelbedeutung, das ist etwas verwirrend. Einerseits wird er für alle gebrochenen Schriften verwendet, andererseits für eine Teilmenge der gebrochenen. Die zweite Schrift z. B. ist im engeren Sinne eine Gotisch, also keine Fraktur, im weiteren Sinne (des Sammelbegriffs) eben doch eine Fraktur, weil gebrochen.

Geschrieben

Ich danke zunächst mal für die Antwort. Nur wünschte ich mir eine irgendwie geartete "Bewertung" der Schriften. Wenn ich als Laie die drei Schilder anschaue, dann erscheint mir beim obersten das "S" einfach zu schwer gegenüber den anderen Buchstaben, bei zweiten Schild ist es gerade andersrum...irgendwie sind beide Worte nicht "ausgewogen"....das dritte erscheint mir "kalt" und nüchtern, distanziert. ich hätte nicht gedacht, dass bei so einem solchen unmitelbaren "Vergleich" solche "gefühlten" Unterschiede so deutlich werden!

Geschrieben

Lieber Hurlebaus,

nicht nur die Anfangsbuchstaben unterscheiden sich, sondern es handelt sich sogar um drei komplett unterschiedliche Schriften, eine serifenlose und zwei Frakturschriften. Bei den beiden letzten unterscheiden sich nicht nur die Anfangsbuchstaben sondern auch alle übrigen, die darauf folgen. Warum Du drei so verschiedene Schilder auf einem Fleck angetroffen hast? Vermutlich stammen die Schilder aus drei verschiedenen Schildergenerationen. Auch Schilder sind ja Moden unterworfen und im Laufe der Zeit mag es den unterschiedlichen Oberbaudirektoren (oder wer auch immer dafür zuständig ist) gefallen haben, die Schrift auf den Schildern zu ändern/modernisieren. Und da Behörden doch auch sparsam sind, haben sie die noch gut erhaltenen Schilder einfach an Ort und Stelle belassen und nur die beschädigten ausgetauscht – und schon hat man einen hübschen Schildersalat beisammen, der dem aufmerksamen Betrachter etwas über die typografische Geschichte der Stadt verrät.

:-)

PS: Hier im Forum gibt es übrigens nicht nur „Profis“ sondern auch richtig echte Profis! ;-)

Geschrieben

Bitte, bitte - das mit den "Profis" war doch hoch-anerkennend gemeint...

das hier ist doch, so mein Eindruck, ein gutes Forum...deshalb halte ich mich ja eigentlich als interessierter Laie zurück und bilde mich durch "mitlesen"....

Also dankeschön.....

Geschrieben

Ich habe nicht ganz verstanden, was Du nun wissen möchtest. Das S im ersten Beispiel hat die in der Fraktur übliche Form. Auf folgender Abbildung siehst Du, wie diese Form entstanden ist, und wie sich aus ihr schließlich die Form des S in der deutschen Schreibschrift entwickelt hat.

wb8l94.png

Geschrieben (bearbeitet)
… Nur wünschte ich mir eine irgendwie geartete "Bewertung" der Schriften. Wenn ich als Laie die drei Schilder anschaue, dann erscheint mir beim obersten das "S" einfach zu schwer gegenüber den anderen Buchstaben, bei zweiten Schild ist es gerade andersrum...irgendwie sind beide Worte nicht "ausgewogen"....das dritte erscheint mir "kalt" und nüchtern, distanziert. ich hätte nicht gedacht, dass bei so einem solchen unmitelbaren "Vergleich" solche "gefühlten" Unterschiede so deutlich werden!

Ja, Schriften sind ein ganz wichtiges gestalterisches Ausdrucksmittel – und das sogar im doppelten Sinne. Zunächst haben sie einen ganz konkreten Inhalt, den man über das Lesen erfassen kann. Zusätzlich transportieren Schriften auch noch eine Anmutung. Das kann ein historischer Kontext sein (Straßenschilder in Fraktur verbindet der Betrachter in aller Regel mit vergangenen Zeiten), auf alle Fälle wird zusätzlich ein emotionaler Eindruck vermittelt. Eine Schrift kann sachlich und neutral sein, abweisend wirken, edel und exklusiv rüberkommen oder auch freundlich und einladend. Gute Typografie ist ein enorm wichtiges Stilmittel und will mit Bedacht eingesetzt werden.

Die falsche Schrift am falschen Ort kann völlig verkehrte Signale aussenden. Klassisches Beispiel hierfür wäre die Traueranzeige gesetzt in der Schrift Comic Sans, eine fröhlich-naive, rundliche Schrift, die in diesem Kontext den Eindruck erweckt, die Hinterbliebenen freuten sich über das Ableben des Verstorbenen (was im ein oder anderen Fall tatsächlich so sein mag …).

bearbeitet von Kathrinvdm

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