spielzeit Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Hallo an alle! Ich finde diesen Font sehr oft in Büchern der 60/70er Jahre. Meist ist angegeben, dass sie aus der Borgis Garamond gesetzt wurde. Borgis bezeichnet meines Wissens den Schriftgrad. Gibt es diesen Font auch digitalisiert - besonders interessant sind die Umlaute und die Zahl 7. Vielen Dank
Kathrinvdm Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 (bearbeitet) Das ist eine schöne Schrift, gefällt mir. Sieht aber so gar nicht nach einer Garamond aus … 3343 CONFIG bearbeitet August 19, 2011 von Kathrinvdm
Erwin Krump Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Bei deinem Schriftmuster handelt es sich nicht um die Garamond sondern um die Candida. Der Schriftgrad Borgis steht für 9 Punkt. Gruß Erwin
Martin Z. Schröder Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Borgis ist der Schriftgrad 9p. Mit einer Garamond oder einer anderen Renaissance-Antiqua hat die abgebildete Schrift nichts zu tun, erinnert eher an Schadow, Candida, Volta, also eine Egyptienne. Bücher sollte man damit kaum setzen.
Martin Z. Schröder Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Hatte die Candida den Querstrich in der 7? Meine digitale hat sie nicht, und in Blei habe ich nur Volta, mangels Candida. In der halbfetten in Blei ist das g unten geschlossen.
Kathrinvdm Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 · Versteckt Versteckt Die Joanna ist ähnlich, hat aber auch keinen Querstrich in der 7. Bei MyFonts ansehen/herunterladen
Martin Z. Schröder Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Es gibt zwei digitale Candida mit dem Ü und der 7 des Beispiels. (Tschichold hat sich übrigens über den Querstrich in der 7 grundsätzlich geärgert, seit ich das las, schreibe ich handschriftlich Mediävalziffern ohne durchgestrichene Versal-7.)
Erwin Krump Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Die Bleisatz-Candida aus dem Schriftmusterbuch der Fa. Linotype, Ausgabe 1967. 1
Martin Z. Schröder Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Dankesehr! Der abgebildete Text ist sicherlich Maschinensatz, so schlecht würde kein Handsetzer ausschließen. Vielleicht gabs noch eine andere Handsatzvariante, oder im Bleisatz-Magazin Rheinland (obiger Link) haben wir die halbfette Schrift falsch ausgezeichnet übernommen.
spielzeit Geschrieben August 19, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben August 19, 2011 Vielen Dank euch allen! Ich habe mir bisher bei Linotype und Adobe die vorhandenen Candida angeschaut, leider hat keine die alten Umlaute. Hat jemand noch eine Alternative?
Gast bertel Geschrieben August 19, 2011 Geschrieben August 19, 2011 Die von URW++ hat ein Ü, was in die Richtung geht:
spielzeit Geschrieben August 21, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben August 21, 2011 Ich habe noch einmal die ursprünglich gemeinte "Borgis Garamond" gescannt. Im Impressum ist verzeichnet "Monotype Borgis Garamond". Kennt jemand eine diesem Schriftbild identische Garamond als Digitalisat?
Martin Z. Schröder Geschrieben August 22, 2011 Geschrieben August 22, 2011 (bearbeitet) Exakt digitalisierte Bleisatzschriften können im Offset nicht dieselbe Wirkung haben, weil die Quetschränder und die leichte Dreidimensionalität durch die Prägung der Bleischriften ihren Duktus beeinflussen; auch die Unregelmäßigkeiten, die im Buchdruck auftreten wie das Zulaufen von Punzen mit Farbe, verleihen der Schrift eine Bewegung, die sie im Offset nicht haben kann. Im Offset wirken Bleischriften immer schwächer, deshalb sollte für Offset besser eine verbesserte Schrift verwendet werden. Gerade für die Renaissance-Antiqua besteht eine ausgezeichnete Auswahl, Arno und Minion beispielsweise, aber es gibt auch gute Garamonds. Die Monotype-Garamond auf dem Bild ist gut gesetzt, aber eben ohne Randausgleich, das konnte zwar Gutenberg im Handsatz, aber auf der Monotype wurde es nicht gemacht. Und die Garamond hat recht kurze Unterlängen und zu große Versalien, ist also auch keine Schönheit, die es zu erhalten gelte. Borgis spielt keine Rolle. Auf meinem Bildschirm sehe ich eher Cicero als Borgis, also eher 12p als 9, und als Didot-Punkte, nicht Pica, wie sie heute digital verwendet werden. Wenn man den Schriftgrad kopieren will, muß man Zeichen auf Zeile auszählen (spätere Ergänzung: Achtung, Bleisatz läuft weiter als digitaler Satz!) und das digital anwenden und Ausdruck und Buchseite übereinanderlegen. Für digitale Schriften gilt noch stärker als für Blei, daß Schriftgrade eben nur Kegel betreffen und nicht Buchstaben. bearbeitet August 22, 2011 von Martin Z. Schröder
Gast njr Geschrieben August 22, 2011 Geschrieben August 22, 2011 (bearbeitet) Hallo an alle!Ich finde diesen Font sehr oft in Büchern der 60/70er Jahre. Meist ist angegeben, dass sie aus der Borgis Garamond gesetzt wurde. Borgis bezeichnet meines Wissens den Schriftgrad. Wenn Borgis Garmond angegeben wäre, würde ich als Schriftsetzer aus dem Bleisatz diese Information möglicherweise auch als 9-Punkt Schrift auf einem 10-Punkt Schriftkegel werten mögen («Setz das mal in Borgis auf Garmond!»). Ich erinnere mich aber auch gut daran, dass nicht nur ich "Garmond" während der ganzen Lehrzeit ständig mit "Garamond" verwechselte. In der Schweiz wurden uns Lehrlingen die Schriftgrössen im Bleisatz wie folgt beigebracht (um 1975): 2˙ = Nonplusultra (nur auf 6-Punkt Kegel) 3˙ = Brillant (nur auf 6-Punkt Kegel) 4˙ = Diamant (nur auf 6-Punkt Kegel) 5˙ = Perl (nur auf 6-Punkt Kegel) 6˙ = Nonpareille 6½˙ = Insertio 7˙ = Kolonel 8˙ = Petit 9˙ = Borgis (auch Bourgeois) 10˙ = Garmond (auch Korpus) 11˙ = Rheinländer 12˙ = Cicero 14˙ = Mittel 16˙ = Tertia 18˙ = Paragon 20˙ = Text 24˙ = 2 Cicero (auch Doppelcicero) 28˙ = Doppelmittel 36˙ = 3 Cicero 48˙ = 4 Cicero Aber Achtung: ich habe diese Angaben soeben aus einem meiner eigenen Notizbücher der Lehrzeit abgeschrieben. Das bedeutet, dass ich das absolut ohne jeglichen Anspruch auf Gewähr etceterapipapo hier wiedergebe. Allegra, bleibt gesund! Norbert II bearbeitet August 22, 2011 von Norbert II
Martin Z. Schröder Geschrieben August 22, 2011 Geschrieben August 22, 2011 Norbert, die Kegelangaben für die Grade unterhalb Nonpareille beziehen sich auf den Druckereibestand. Es wurde von Gießereien angeboten und gibt auch in meiner Werkstatt eine 4p- und eine 5p-Schrift auf entsprechendem Kegel. Die Schriftgrade 1 Punkt: Mikroskopisch 2 Punkt: Non plus ultra Nicht darüber hinaus 3 Punkt: Brillant 4 Punkt: Diamant 5 Punkt: Perl in Frankreich auch Parisienne oder Sedanoise 5½ Punkt: Agate amerikanischer Schriftkegel 6 Punkt: Nonpareille Ohnegleichen 6½ Punkt: Insertio 7 Punkt: Kolonel auch Jungfer genannt, in Frankreich Mignonne, Petit auf Kolonel-Kegel gegossen heißt Grobe Kolonel 8 Punkt: Petit auch Jungfer genannt, in Amerika Brevier 9 Punkt: Borgis 10 Punkt: Korpus oder Garmond 11 Punkt: Rheinländer (früher Descendiain) in England und Amerika Small Pica 12 Punkt: Cicero spanisch: Atanasia 14 Punkt: Mittel 16 Punkt: Tertia 18 Punkt: Parangon 20 Punkt: Text italienisch: Ascendonica 24 Punkt: Doppelcicero 28 Punkt: Doppelmittel 36 Punkt: Dreicicero früher Kanon 40 Punkt: Doppeltext oder Grobe Kanon 48 Punkt: Viercicero früher Kleine Missal 60 Punkt: Fünfcicero früher Grobe Missal 72 Punkt: Sechscicero früher Kleine Sabon 84 Punkt: Siebencicero früher Grobe Sabon Maße 1 Punkt = 0,376 mm 12p = 1 Cicero 4 C = 1 Konkordanz Duodezimalsystem: Das Duodezimalsystem (auch Zwölfersystem) ist ein Stellenwertsystem zur Darstellung von Zahlen. Es verwendet die Basis Zwölf, ist also das „12-adische Stellenwertsystem“. Im gewohnten Dezimalsystem (10er-System) zählt man mit den 10 Fingern (2 mal 5) beider Hände. In einigen Gegenden der Welt existierte aber ein Zählen mit Hilfe der Fingerglieder, das einhändig zur Zahl zwölf, zweihändig sogar zur Zahl 60 führt. Im Duodezimalsystem lassen sich Größen besser in ganze Teile teilen, die 10 ist nur durch 2 und 5 teilbar, die 12 aber durch 2, 3, 4 und 6.
Martin Z. Schröder Geschrieben August 22, 2011 Geschrieben August 22, 2011 Wenn Borgis Garmond angegeben wäre, würde ich als Schriftsetzer aus dem Bleisatz diese Information möglicherweise auch als 9-Punkt Schrift auf einem 10-Punkt Schriftkegel werten mögen («Setz das mal in Borgis auf Garmond!»). Darf ich die Erinnerung berichtigen? Wenn man Borgis auf Korpus setzt, bedeutet das, eine 9p-Schrift auf einem Borgiskegel mit einem Punkt zu durchschießen. Die Satzanweisung heißt beispielsweise: 20/9/10, das bedeutet 5 Konkordanz Satzbreite und 9p-Schrift mit einem Punkt (umgangssprachlich eine Achtel) Durchschuß. Die 9p-Schrift auf 10p-Kegel würde hier eher nicht verwendet werden, weil der Satz selbst dann kompreß wäre und schwer zu verarbeiten.
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