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Borgis Garamond?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo an alle!

Ich finde diesen Font sehr oft in Büchern der 60/70er Jahre. Meist ist angegeben, dass sie aus der Borgis Garamond gesetzt wurde. Borgis bezeichnet meines Wissens den Schriftgrad. Gibt es diesen Font auch digitalisiert - besonders interessant sind die Umlaute und die Zahl 7.

Vielen Dank

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Geschrieben (bearbeitet)

Das ist eine schöne Schrift, gefällt mir. Sieht aber so gar nicht nach einer Garamond aus … :-?

3343 CONFIG
bearbeitet von Kathrinvdm
Geschrieben

Borgis ist der Schriftgrad 9p. Mit einer Garamond oder einer anderen Renaissance-Antiqua hat die abgebildete Schrift nichts zu tun, erinnert eher an Schadow, Candida, Volta, also eine Egyptienne. Bücher sollte man damit kaum setzen.

Geschrieben

Es gibt zwei digitale Candida mit dem Ü und der 7 des Beispiels. (Tschichold hat sich übrigens über den Querstrich in der 7 grundsätzlich geärgert, seit ich das las, schreibe ich handschriftlich Mediävalziffern ohne durchgestrichene Versal-7.)

Geschrieben

Dankesehr! Der abgebildete Text ist sicherlich Maschinensatz, so schlecht würde kein Handsetzer ausschließen. Vielleicht gabs noch eine andere Handsatzvariante, oder im Bleisatz-Magazin Rheinland (obiger Link) haben wir die halbfette Schrift falsch ausgezeichnet übernommen.

Geschrieben

Vielen Dank euch allen! Ich habe mir bisher bei Linotype und Adobe die vorhandenen Candida angeschaut, leider hat keine die alten Umlaute. Hat jemand noch eine Alternative?

Geschrieben

Die von URW++ hat ein Ü, was in die Richtung geht:

fz6712.png

Geschrieben

Ich habe noch einmal die ursprünglich gemeinte "Borgis Garamond" gescannt. Im Impressum ist verzeichnet "Monotype Borgis Garamond". Kennt jemand eine diesem Schriftbild identische Garamond als Digitalisat?

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Geschrieben (bearbeitet)

Exakt digitalisierte Bleisatzschriften können im Offset nicht dieselbe Wirkung haben, weil die Quetschränder und die leichte Dreidimensionalität durch die Prägung der Bleischriften ihren Duktus beeinflussen; auch die Unregelmäßigkeiten, die im Buchdruck auftreten wie das Zulaufen von Punzen mit Farbe, verleihen der Schrift eine Bewegung, die sie im Offset nicht haben kann. Im Offset wirken Bleischriften immer schwächer, deshalb sollte für Offset besser eine verbesserte Schrift verwendet werden. Gerade für die Renaissance-Antiqua besteht eine ausgezeichnete Auswahl, Arno und Minion beispielsweise, aber es gibt auch gute Garamonds.

Die Monotype-Garamond auf dem Bild ist gut gesetzt, aber eben ohne Randausgleich, das konnte zwar Gutenberg im Handsatz, aber auf der Monotype wurde es nicht gemacht. Und die Garamond hat recht kurze Unterlängen und zu große Versalien, ist also auch keine Schönheit, die es zu erhalten gelte.

Borgis spielt keine Rolle. Auf meinem Bildschirm sehe ich eher Cicero als Borgis, also eher 12p als 9, und als Didot-Punkte, nicht Pica, wie sie heute digital verwendet werden. Wenn man den Schriftgrad kopieren will, muß man Zeichen auf Zeile auszählen (spätere Ergänzung: Achtung, Bleisatz läuft weiter als digitaler Satz!) und das digital anwenden und Ausdruck und Buchseite übereinanderlegen. Für digitale Schriften gilt noch stärker als für Blei, daß Schriftgrade eben nur Kegel betreffen und nicht Buchstaben.

bearbeitet von Martin Z. Schröder
Geschrieben (bearbeitet)
Hallo an alle!

Ich finde diesen Font sehr oft in Büchern der 60/70er Jahre. Meist ist angegeben, dass sie aus der Borgis Garamond gesetzt wurde. Borgis bezeichnet meines Wissens den Schriftgrad.

Wenn Borgis Garmond angegeben wäre, würde ich als Schriftsetzer aus dem Bleisatz diese Information möglicherweise auch als 9-Punkt Schrift auf einem 10-Punkt Schriftkegel werten mögen («Setz das mal in Borgis auf Garmond!»). Ich erinnere mich aber auch gut daran, dass nicht nur ich "Garmond" während der ganzen Lehrzeit ständig mit "Garamond" verwechselte. In der Schweiz wurden uns Lehrlingen die Schriftgrössen im Bleisatz wie folgt beigebracht (um 1975):

2˙ = Nonplusultra (nur auf 6-Punkt Kegel)

3˙ = Brillant (nur auf 6-Punkt Kegel)

4˙ = Diamant (nur auf 6-Punkt Kegel)

5˙ = Perl (nur auf 6-Punkt Kegel)

6˙ = Nonpareille

6½˙ = Insertio

7˙ = Kolonel

8˙ = Petit

9˙ = Borgis (auch Bourgeois)

10˙ = Garmond (auch Korpus)

11˙ = Rheinländer

12˙ = Cicero

14˙ = Mittel

16˙ = Tertia

18˙ = Paragon

20˙ = Text

24˙ = 2 Cicero (auch Doppelcicero)

28˙ = Doppelmittel

36˙ = 3 Cicero

48˙ = 4 Cicero

Aber Achtung: ich habe diese Angaben soeben aus einem meiner eigenen Notizbücher der Lehrzeit abgeschrieben. Das bedeutet, dass ich das absolut ohne jeglichen Anspruch auf Gewähr etceterapipapo hier wiedergebe.

Allegra, bleibt gesund!

Norbert II

bearbeitet von Norbert II
Geschrieben

Norbert, die Kegelangaben für die Grade unterhalb Nonpareille beziehen sich auf den Druckereibestand. Es wurde von Gießereien angeboten und gibt auch in meiner Werkstatt eine 4p- und eine 5p-Schrift auf entsprechendem Kegel.

Die Schriftgrade

1 Punkt: Mikroskopisch

2 Punkt: Non plus ultra Nicht darüber hinaus

3 Punkt: Brillant

4 Punkt: Diamant

5 Punkt: Perl in Frankreich auch Parisienne oder Sedanoise

5½ Punkt: Agate amerikanischer Schriftkegel

6 Punkt: Nonpareille Ohnegleichen

6½ Punkt: Insertio

7 Punkt: Kolonel auch Jungfer genannt, in Frankreich Mignonne, Petit auf Kolonel-Kegel gegossen heißt Grobe Kolonel

8 Punkt: Petit auch Jungfer genannt, in Amerika Brevier

9 Punkt: Borgis

10 Punkt: Korpus oder Garmond

11 Punkt: Rheinländer (früher Descendiain) in England und Amerika Small Pica

12 Punkt: Cicero spanisch: Atanasia

14 Punkt: Mittel

16 Punkt: Tertia

18 Punkt: Parangon

20 Punkt: Text italienisch: Ascendonica

24 Punkt: Doppelcicero

28 Punkt: Doppelmittel

36 Punkt: Dreicicero früher Kanon

40 Punkt: Doppeltext oder Grobe Kanon

48 Punkt: Viercicero früher Kleine Missal

60 Punkt: Fünfcicero früher Grobe Missal

72 Punkt: Sechscicero früher Kleine Sabon

84 Punkt: Siebencicero früher Grobe Sabon

Maße

1 Punkt = 0,376 mm

12p = 1 Cicero

4 C = 1 Konkordanz

Duodezimalsystem: Das Duodezimalsystem (auch Zwölfersystem) ist ein Stellenwertsystem zur Darstellung von Zahlen. Es verwendet die Basis Zwölf, ist also das „12-adische Stellenwertsystem“. Im gewohnten Dezimalsystem (10er-System) zählt man mit den 10 Fingern (2 mal 5) beider Hände. In einigen Gegenden der Welt existierte aber ein Zählen mit Hilfe der Fingerglieder, das einhändig zur Zahl zwölf, zweihändig sogar zur Zahl 60 führt. Im Duodezimalsystem lassen sich Größen besser in ganze Teile teilen, die 10 ist nur durch 2 und 5 teilbar, die 12 aber durch 2, 3, 4 und 6.

Geschrieben
Wenn Borgis Garmond angegeben wäre, würde ich als Schriftsetzer aus dem Bleisatz diese Information möglicherweise auch als 9-Punkt Schrift auf einem 10-Punkt Schriftkegel werten mögen («Setz das mal in Borgis auf Garmond!»).

Darf ich die Erinnerung berichtigen? Wenn man Borgis auf Korpus setzt, bedeutet das, eine 9p-Schrift auf einem Borgiskegel mit einem Punkt zu durchschießen. Die Satzanweisung heißt beispielsweise: 20/9/10, das bedeutet 5 Konkordanz Satzbreite und 9p-Schrift mit einem Punkt (umgangssprachlich eine Achtel) Durchschuß. Die 9p-Schrift auf 10p-Kegel würde hier eher nicht verwendet werden, weil der Satz selbst dann kompreß wäre und schwer zu verarbeiten.

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