Pachulke Geschrieben September 3, 2011 Geschrieben September 3, 2011 Abgetrennt aus dem Versal-Eszett-Strang Warum ich die herkömmliche ß-Schreibung verwende: Um ein Gegengewicht zur Reformschreibung bilden zu können, ist in meinen Augen wichtig, daß die Reformgegner einheitlich schreiben. Da das lange s nicht mehr benutzt wird, ist nur das Eszett zur Wortfugenkennzeichnung geblieben, was in meinen Augen eine nicht unwichtige Funktion ist. Vergleiche bspw. Kussszene : Kußszene. Die Änderung der ß-Schreibung ist die wohl bekannteste Änderung der Reform. Das ß hat somit eine Signalwirkung und zeigt, daß ich die herkömmliche Rechtschreibung anwende. Obwohl die reformierte s-Regel als leicht verständlich angesehen wird, hat sie in einem Bereich, in dem Fehler vor der »Reform« sehr selten waren, eine extreme Fehlerdichte hervorgebracht. Geschäfts- und Behördenpost, die ich erhalte, wimmelt von Worten wie »Strasse«, »Grüsse«, »aussen« und dergleichen mehr.Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber der Befund ist eindeutig: Die adelungsche s-Schreibung wurde von der Sprachgemeinschaft jahrzehntelang im wesentlichen fehlerfrei angewandt, bei der heyseschen Schreibung funktioniert das nicht ansatzweise. Da die Einheitlichkeit der Rechtschreibung also innerhalb der Gemeinschaft der Heyseaner schon nicht gegeben ist, gibt es auch keine Veranlassung, (der Einheitlichkeit wegen) aus dem adelungschen ins Heyse-Lager überzulaufen. Eine einheitliche Anwendung der s-Regeln scheint — warum auch immer — nur innerhalb der adelungschen Schreibung zu funktionieren, weswegen man Heyseaner um des Rechtschreibfriedens willen nur einladen kann, zu Adelung zurückzukehren. Umgekehrt funktioniert es erwiesenermaßen nicht.
Ralf Herrmann Geschrieben September 4, 2011 Geschrieben September 4, 2011 Es kann viele Gründe geben, warum einzelne heute »Strasse« und ähnliches schreiben. Es kann an der Übergangsphase und der damit einhergehenden Unsicherheit (oder schlicht Unwissenheit mangels Desinteresse) liegen. Es kann am fehlenden Versal-Eszett liegen, das Schreibungen wie FUSSBALL tagtäglich in den Medien erscheinen lässt und somit den Zweck des Eszetts verwässert. Es mag daran liegen, dass heute schlicht einfach viel mehr Leute mit ihrem PC »publizieren« können, während vor 50 Jahren Schriftsatz noch in den Händen von erfahrenen Autoren und Schriftsetzern lag. Aber das System (Heyse’sche S-Schreibung) an sich zu diesem Zeitpunkt schon als »erwiesenermaßen(!)« gescheitert verdammen zu wollen, ist doch eine reine Schutzbehauptung der Gegner. Wer es einmal gelernt hat, kann es auch richtig anwenden. Und wer es nicht gelernt hat, hat wahrscheinlich ohnehin kein großes Interesse an korrekter Rechtschreibung. Für ein »erwiesenes Scheitern« müsste man erstmal zwei Generationen abwarten, bevor mal so etwas behaupten kann. Wie schon an anderer Stelle immer wieder gesagt: Vor 100 Jahren hatten wir das gleiche Theater. Gegen die neuen Schreibungen wurde mit den gleichen Argumenten gewettert. Es zeigten sich vermehrt Fehlschreibungen, jeder würde seine eigene Hausorthografie benutzen usw. 20 Jahre später krähte kein Hahn mehr nach den veralteten Schreibungen. So wird es mit der aktuellen Rechtschreibung auch sein. Dass einzelne demonstrativ weiter nach Adelung schreiben kann ich aus menschlicher Sicht nachvollziehen, aber Aufrufe zu einem neuen Umsturz zurück zur alten Schreibung sind lächerlich, weil völlig unrealistisch. Sie werden nie eine kritische Masse erreichen, denn die Rechtschreibreform ist durch und mit jedem Tag kommen tausende neue Texte in Heyse’scher S-Schreibung hinzu und die Gewohnheit diesbezüglich ist längst gekippt. Die Zahl der Befürworter der alten Schreibungen nimmt täglich ab. Schon die Aufgabe des langes s hat gezeigt, dass die deutsche Schrift ohne zusätzliche Morphemgrenzen-Hilfen auskommt. Dass das Eszett überhaupt eine solche darstellt, wissen doch ohnehin nur ein paar Fachleute. Es fehlt also hier einfach ein klarer Mangel, der so schwer wiegen würde, dass sich eine breite Front für eine weitere Reform der Reform finden würde. Sorry, die Schlacht ist verloren.
Mach Geschrieben September 4, 2011 Geschrieben September 4, 2011 Für ein »erwiesenes Scheitern« müsste man erstmal zwei Generationen abwarten, bevor mal so etwas behaupten kann. Meine Rede! Eine hübsche Illustration dafür, dass die Heysesche Schreibung (gemeinsam mit einer Schreibung ganz ohne ‹ß›) vor hundert Jahren schon einmal sich am Durchsetzen war, dann aber wieder zurückgedrängt wurde, in jüngster Zeit aber wieder deutlich überhand genommen hat, zeigt die folgende Grafik, welche die Schreibungen dass und daß zählt: Ein vergleichbares, wenn auch etwas anders geartetes Bild ergibt sich übrigens bei den Schreibungen selbstständig und selbständig – erstere ist in einem langwierigen Prozess von den Rechtschreibreformern unterdrückt worden, kehrt aber jetzt, kaum dass sie nicht mehr verboten ist, wieder mit Macht zurück:
Dieter Stockert Geschrieben September 4, 2011 Geschrieben September 4, 2011 Geschäfts- und Behördenpost, die ich erhalte, wimmelt von Worten wie »Strasse«, »Grüsse«, »aussen« und dergleichen mehr. Die meisten Leute meinen wohl, das scharfe ß sei mehr oder weniger abgeschafft, sie kennen keine Regeln und denken auch nicht weiter darüber nach.
Frakturfreak Geschrieben September 4, 2011 Geschrieben September 4, 2011 (bearbeitet) Ein vergleichbares, wenn auch etwas anders geartetes Bild ergibt sich übrigens bei den Schreibungen selbstständig und selbständig – erstere ist in einem langwierigen Prozess von den Rechtschreibreformern unterdrückt worden, kehrt aber jetzt, kaum dass sie nicht mehr verboten ist, wieder mit Macht zurück: Nur ist hier der Unterschied, dass es sich bei selbständing und selbstständig um zwei verschiedene Worte handelt und nicht wie bei dass/daß um ein Wort. Da haben die Autoren des Duden etwas durcheinander bekommen, und da sie nur eine Schreibung für ein Wort anbieten wollten, fiel selbstständing unter den Tisch. bearbeitet September 4, 2011 von Frakturfreak
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