StefanB Geschrieben Dezember 7, 2011 Geschrieben Dezember 7, 2011 Aus dem Weiß-Antiqua-Thread: Gibt es einen Schriftenanbieter, der die Weiß-Antiqua mit Kapitälchen sowie Mediaeval- und Versalziffern ausliefert? Wie es scheint, gibt es einen solchen Anbieter leider nicht. Joshua und ich konnten zumindest keinen ausfindig machen. Daher die Frage: Gibt es evtl. andere Antiqua-Schriften aus dem Zeitraum 1900–1933, die die oben genannten Kriterien erfüllen? Im Speziellen geht es mir um die Antiqua-Schriften der traditionellen Buchgestalter, wie Emil Rudolf Weiß, Walter Tiemann, Fritz Helmuth Ehmcke, Rudolf Koch usw. Evtl. sogar aus den deutschen Privatpressen jener Zeit? Besten Dank im Voraus.
gutenberger Geschrieben Dezember 8, 2011 Geschrieben Dezember 8, 2011 es gibt ja z. B. von Canadatype ein paar Sachen in der Richtung: Orpheus und Ratio. Aber so ausgebaut wie Ihr das verlangt waren die Original-Bleisatzschriften meines Erachtens vermutlich nicht - ich hab noch nie Kapitälchen der Weiß-Antiqua beispielsweise in Blei gesehen ...
StefanB Geschrieben Dezember 8, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 8, 2011 Ja, die Canada-Type-Schriften sind wohl noch die brauchbarsten Digitalisierungen, vor allem was den Ausbau der Schriftschnitte anbelangt. Leider sind die Digitalisierungen (Orpheus und Ratio) allenfalls für Schriftgarde über 12 Punkt geeignet. Bei Linotype gibt es auch die Tiemann-Antiqua, jedoch nur im Roman- und Light-Schnitt. Für einen ernsthaften Textsatz zu wenig. Die Weiß-Antiqua aus dem Bleisatz ist mir auch nicht mit Kapitälchen bekannt. Jedoch sollte dies doch eine recht überschaubare Hürde für einen Schriftgestalter darstellen, oder? Es erstaunt mich schon, dass es von diesen Klassikern der Schriftgeschichte nur so wenige ins digitale Zeitalter geschafft haben.
gutenberger Geschrieben Dezember 8, 2011 Geschrieben Dezember 8, 2011 soviele Antiqua-Klassiker sinds letztlich auch nicht, die noch fehlen. Die Weiss gibts bei Adobe, die Tiemann bei Linotype (wenn auch leider ohne Euphorion oder ne kursive), die Ehmke gibts glaube ich auch bei myfonts, die Schriften vom Koch, die keine Gebrochenen sind - Marathon und Kabel - gibt es auch digital, wie sogar die Minister, die Genzsch, die Hupp, die Eckmann, die Behrens, die Weissversalien und die Weisslapidar ... Was fehlt da eigentlich noch? Die "Ingeborg" und die "Gerda" (oder wie immer die Frauennamenschriften hießen) sind die einzigen, die mir da auf Anhieb einfallen, und die Bernhard-Antiqua natürlich, was ich hier schon öfter an anderer Stelle beklagt habe. Die Orpheus war übrigens auch schon im Bleisatz eher in größeren Graden in Anwendung, aber das Thema hatten wir ja schon mal. Im Grunde ist doch ne ganze Menge digital vorhanden, wenn man bedenkt, dass es ja nun nicht die große Nachfrage nach deutschen Antiquaschriften der ersten dreißig Jahre des 20sten Jahrhunderts gibt. Ist ja auch eher was für absolute Typoliebhaber oder Nostalgiker - und die brauchen dann den im Bleisatz auch nicht vorhandenen Kram wie verschiedene Ziffern oder Caps eigentlich auch nicht. Und auch die späteren Antiquas wie die von Herbert Post und Consorten sind eigentlich auch ganz gut digital vertreten. Wobei ich es vermutlich sehr lustig finden würde, wenn nun "endlich" jemand "echte" Kapitälchen zur Eckmann oder zur Behrens zeichnen würde.
gutenberger Geschrieben Dezember 8, 2011 Geschrieben Dezember 8, 2011 eigentlich sagen wollte: Man konnte offenbar zu Bleisatzzeiten auch anständig Bücher setzen, ohne immer den heute offenbar absolut notwendigen "opentype pro"- Zeichenvorrat zu haben ... manchmal hatte man sogar nur einen oder zwei Schnitte einer Schrift, keine Kapitälchen und erschwerend womöglich sogar nur ein paar Grade und es ging trotzdem ... das sollte uns doch zu denken geben!
StefanB Geschrieben Dezember 8, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 8, 2011 … die Ehmke gibts glaube ich auch bei myfonts, … Ehrlich? Aber nicht unter den Namen Ehmcke. Zumindest kann ich unter seinem Namen nichts finden. Was fehlt da eigentlich noch? Wie gesagt, die ganzen Schriften, die für die Privatpressen-Publikationen exklusiv geschnitten wurden. Da gibt es sicher noch einige Schätze zu bergen.
Gast bertel Geschrieben Dezember 8, 2011 Geschrieben Dezember 8, 2011 Zur Ehmcke gibt’s hier einen Strang …
Dieter Stockert Geschrieben Dezember 9, 2011 Geschrieben Dezember 9, 2011 Man konnte offenbar zu Bleisatzzeiten auch anständig Bücher setzen, ohne immer den heute offenbar absolut notwendigen "opentype pro"- Zeichenvorrat zu haben ... manchmal hatte man sogar nur einen oder zwei Schnitte einer Schrift, keine Kapitälchen und erschwerend womöglich sogar nur ein paar Grade und es ging trotzdem ... Das ja. Aber mich hatte selbst bei den für ihren sorgfältigen Satz hoch gelobten Greno-Büchern das fehlende Kerning gestört. Beim Lesen bin ich immer über die »Fast-Leerzeichen« bei manchen Buchstabenkombinationen gestolpert.
Joshua K. Geschrieben Dezember 9, 2011 Geschrieben Dezember 9, 2011 Woran die vorhandenen Digitalisierungen alle kranken, ist, daß sie bloß einen einzigen Schriftgrad enthalten, während die Bleisatzschriften sorgfältig an verschiedene Größen angepaßt sind. In der Regel fehlen auch Verbünde wie ch und die ursprüngliche Form der großen Umlaute mit niedrigen Punkten.
gutenberger Geschrieben Dezember 9, 2011 Geschrieben Dezember 9, 2011 Woran die vorhandenen Digitalisierungen alle kranken, ist, daß sie bloß einen einzigen Schriftgrad enthalten, während die Bleisatzschriften sorgfältig an verschiedene Größen angepaßt sind. In der Regel fehlen auch Verbünde wie ch und die ursprüngliche Form der großen Umlaute mit niedrigen Punkten. ist wohl wahr, aber: ich glaube die wenigsten heute gesetzten Bücher sind so sorgfältig durchgearbeitet, dass DAS auffallen würde oder besser gesagt: die meisten haben gravierendere andere Schwächen, so dass diese Schwäche selbst von den wenigsten Typografen bemerkt werden würde. Beziehungsweise: die wenigen Bücher, in die wirkliche Typografen tatsächlich dermaßen viel Zeit, Liebe, Aufwand stecken, daß DAS auffallen würde, sind dann wiederum so gut durchgearbeitet, dass DAS dann doch nicht auffällt, weil es geschickt kaschiert werden kann - solange die Brotschriftgrade halbwegs gescheit laufen. Wenn die großen oder ganz kleinen Grade nicht funktionieren, muss man halt entweder manuell nacharbeiten oder sich was anderes einfallen lassen oder drauf verzichten. Es gibt auch klasse gesetzte Bücher nur aus einem oder zwei Schriftgraden ...Klingt etwas irre, ist aber so. Die Sache mit den Grenobüchern zeigt es ja auch - wobei die nicht im Handsatz, sondern auf der Monotype gesetzt wurden.
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