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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Unwissende Redakteure

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Zitat aus der Frankfurter Rundschau vom 23. 12. 2011 im Artikel

»Mehr Miteinander. Werbe- und Medienmann Peter Heßler ruft zu einer Allianz für Offenbach auf«:

„Nicht tolerieren dürften die Kickers das zunehmende Auftauchen rechtslastiger Symbole

wie Frakturschrift oder schwarz-rot-goldene Fahnen. Das vermittle eine Botschaft der Ausgrenzung“.

Soviel Unkenntnis der Geschichte verschlägt einem die Sprache! Wenn junge Redakteure

nicht wissen, dass die Werke von Goethe, Schiller, Marx und Heine in Frakturschrift veröffentlicht

wurden und es den berüchtigten Schrifterlaß der Nazis von 1941 gegeben hat, ist das evtl.

noch nachzuvollziehen. Aber von einem »Werbe- und Medienmann« hätte ich mehr Fachkenntnis

erwartet. Und seit wann ist Schwarz-Rot-Gold ein »rechtslastiges Symbol«???

Geschrieben

Kann ich nicht zustimmen. Gebrochene Schriften SIND heute nun mal ein mögliches Nazi-Symbol und sie werden von den Rechtsradikalen auch genau deswegen eingesetzt. Gleiches gilt für das Hakenkreuz.

Dass beides nicht von den Nazis »erfunden« wurde, sollte bekannt sein, aber das tut der Symbolwirkung keinen Abbruch.

Geschrieben

Im Zusammenhang mit Fußball sind Frakturschrift und die Deutschlandfahne – wohlgemerkt in der 3. Liga, nicht in Länderspielen – durchaus rechts und ausländerfeindlich aufgeladen. Genau das ist ja der Zweck, der dem Einsatz dieser Symbolik an dieser Stelle zugrunde liegt.

Geschrieben

Man kann offenbar sagen, daß im Fußballstadion aus nationalen Kulturzeichen nationalistische der Barbarei werden können. Der Ball ist zwar rund, aber wo er rollt, ist es oft platt. Wo junge Männer in Massen zusammenkommen, ist jedes Zeichen in Gefahr, nicht gelesen, sondern zum Symbol gemacht zu werden. Wenn jemand behaupten würde, der Fußball sei ein Symbol für Radau, würde ich mich keiner Protest-Demo dagegen anschließen. Es gibt keinen anderen Sport, der die Gesellschaft derart in den Würgegriff nimmt.

Geschrieben
Wenn jemand behaupten würde, der Fußball sei ein Symbol für Radau, würde ich mich keiner Protest-Demo dagegen anschließen. Es gibt keinen anderen Sport, der die Gesellschaft derart in den Würgegriff nimmt.

… was natürlich ähnlich oberflächlich gedacht ist wie es die Rdaubrüder selber auch tun.

Da gibt es diese Horde von Stumpfsinnigen und Gewaltbereiten. Und die suchen sich eben ihr Betätigungsfeld da, wo ihnen Aufmerksamkeit gewiss ist. Tja, und so ist das eben (u. a. ) Fußball als Massen-anziehendes Event. Mit dem Sport als solchen hat das so überhaupt nix zu tun.

Ganz im Gegenteil: Fußball ist eines der effektivsten Integrationsprogramme im Lande.

Immer nur die Elitekicker und die damit verbundenen Auswüchse vor Augen verliert man natürlich gern mal den Blick dafür, was hunderttausende an Freiwilligen mit viel Enthusiasmus an pädagogischer, gesundheitlicher und gesellschaftlicher Arbeit unentgeltlich leisten. (und so nebenbei kann man schön zeigen, wie sinnvoll sich eine bold zum Auszeichnen eignet).

Geschrieben

Martin Z. Schröders Rundumschlag gegen den Fußballsport kann ich so nicht stehen lassen.

Im meinem Amateurverein, in dem ich Vorstandsmitglied bin, haben rund 60 Prozent der

jugendlichen Fußballer einen Migrationshintergrund. Die Jugendtrainer haben mehrheitlich

ausländische Wurzeln und eine komplette Seniorenmannschaft besteht aus Schwarzafrikanern.

Welche Sportart leistet mehr für die Integration als der Amateurfußball?

  • Gefällt 1
Geschrieben

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich die Gefühle der Freunde des Ballspielens verletzt haben sollte. Zurücktreten werde ich nicht, aber ich habe meinen Sprecher entlassen. Leider hat er zwei letzte Bemerkungen gemacht, deren Veröffentlichung ich nicht verhindern konnte:

Wenn ich in Berlin wieder in ein öffentliches Verkehrsmittel lieber nicht einsteige, um grölenden Männermassen auszuweichen, werde ich die Hinweise bedenken und meine stumpfsinnigen Gedanken zügeln.

Welche typografischen Zeichen vertreten denn das pädagogisch, gesundheitlich und gesellschaftlich sinnvolle Tummeln mit dem Ball?

Ich distanziere mich von diesen ungeheuerlichen Entgleisungen. Der Fußball und seine Anhänger haben ein Anrecht auf größtmögliche Aufmerksamkeit in allen Schichten und Klassen der Gesellschaft, niemand darf sich davon distanzieren, nachts ist es kälter als draußen, und die Unger-Fraktur darf nicht auf Vereins-Schals gestickt werden.

Geschrieben
Welche typografischen Zeichen vertreten denn das pädagogisch, gesundheitlich und gesellschaftlich sinnvolle Tummeln mit dem Ball?

Es gibt auch ein Leben jenseits von Typografie. Ich fürcht aber daß in angesprochenen Kreisen die Comic Sans sich großer Beliebtheit erfreut. Und weißt Du was: es stört mich so überhaupt nicht.

Und wenn sich der Trainer der D2 der DJK Otterskirchen auf einer Urkunde für seinen mannschaftsinternen Torschützenkönig in einer Fraktur versucht, dann wird hinter den gestalterisch vermutlich verunglücktem Versuch keiner rechtes Gedankengut vermuten.

Rechtlastige empfundene Symbolik aber bewußt zur Schau gestellt beunruhigt mich im Stadion aber genauso wie in Fußgängerzonen oder Konzerten.

Geschrieben

Was mich grundsätzlich an der vorschnellen Attitüde zum Bannen von Symbolen, Liedern und so vielem mehr abstößt, ist die Tatsache, dass man dadurch den Nazis einen Sieg und Geländegewinn kampflos überlässt.

Man sollte den Feinden unserer Demokratie nichts, aber auch rein gar nichts überlassen, weder unsere Farben und Fahne noch unsere Kultur-Symbole. Deshalb sollte man diese Inhalte bewusst und vermehrt einsetzen und zur Kenntnis nehmen. Das würde von Geschichtsbewusstsein zeugen.

Was originär von Nazis erschaffen und gestaltet wurde, kann in den Müll. Aber was die Nazis übernommen und misbraucht haben, sollte man ihnen wieder entreißen, wieder in den Dienst des Guten stellen und somit Geschichte und Werte im Bewusstsein halten.

Das gilt für mich nicht nur für den Nationalsozialismus, sondern auch für andere totalitäre Ideologien und Systeme.

  • Gefällt 2
Geschrieben (bearbeitet)

Ich stimme Dir grundsätzlich zu.

Aber das Argument von Ralf, dass bestimmte Symbole (auch Schriften) spezifische – ungewollte – Assoziationen hervorrufen und deren Verwendung deswegen nicht unproblematisch ist, hat ebenfalls seine Berechtigung. Ich weiß nicht, ob Ihr die Diskussion (unter anderem hier) verfolgt, die sich in den letzten Tagen um die Veröffentlichung von Entwürfen zu einer möglichen Weiterentwicklung des hp-Logos entwickelt hat? Mal von den eigenartigen Umständen, unter denen diese Entwürfe das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben, abgesehen: In dem aus vier schrägen Strichen bestehenden Entwurf sehen einige Menschen eine visuelle Verwandtschaft zur Siegrune und lehnen den Entwurf aus diesem Grund strikt ab.

Es geht also nicht nur darum, dass von den Nazis missbrauchte Symbole für eine weitere Verwendung unbrauchbar (oder auch verboten) sind, sondern auch alle Zeichen, die daran erinnern, sind in ihrer Anwendung nicht unbelastet.

In einer der Designagenturen, in der ich während meines Studiums gearbeitet habe, vertrat der Chef die Ansicht, dass nur eine einzige unpassende oder negative Assoziation, die während einer Logopräsentation zu einem Entwurf geäußert wird, diesen in der Regel umbringt. Und in der Tat – wenn ein Logoentwurf einmal mit dem Stigma einer ungewollten Assoziation behaftet ist, wird man ihn davon kaum mehr befreien können. Schlimmer noch, jeder, der um diese Assoziation weiß, wird sie bei jedem Betrachten des Entwurfes von Augen haben.

Vor längerer Zeit haben wir mal hier im Forum Piktogrammentwürfe für Ralfs Wayfinding diskutiert. Und da gab es ein Piktogramm, das ein Strichmännchen darstellt, das nach einem Taxi winkt. Ein klassisches Piktogramm, das in fast jeder Piktogrammsammlung zum Thema Orientierungssysteme so oder so ähnlich vorkommt und das von den meisten Menschen »gelernt ist«. Und doch, die einmal geäußerte Assoziation eines Diskussionsteilnehmers, der erhobene Arm des Strichmännchens erinnere an den Hitlergruß, hatte zur Folge, dass wir alle plötzlich diese Lesart vor Augen hatten, wenn wir das Piktogramm betrachteten.

So recht Du auch hast, Bernd, so schwierig ist dennoch der Umgang mit diesen Symbolen. Leider.

bearbeitet von Kathrinvdm
hp kleingeschrieben
Geschrieben

Es geht also nicht nur darum, dass von den Nazis missbrauchte Symbole für eine weitere Verwendung unbrauchbar (oder auch verboten) sind, sondern auch alle Zeichen, die daran erinnern, sind in ihrer Anwendung nicht unbelastet.

Hi,

nicht nur NS-Symbole sondern auch explizit Symbole, die ähnlich zu den NS-Symbolen sind, sind per Gesetz verboten (§86 etc.pp.). Also einfach dem Hakenkreuz einen Haken abnehmen macht die Verwendung nicht legal. Deswegen weichen ja Neonazis auf andere Symbole aus, z. B. kaiserliche Kriegsflagge etc.pp.

Die SS-Runen werden immer problematisch bleiben, die Einzelrunen sind nicht nationalsozialistischen Ursprungs, aber das SS-Logo sehr wohl. Sicher gibt es also Vermischungen zwischen originären und nicht-originären Inhalten und Symbolen. Da ist Fingerspitzengefühl bei der Einzelfallbetrachtung geboten.

Aber das Beispiel mit dem »Taxi-Männchen vs. Deutschem Gruß« finde ich schon bissl überreagiert.

Grundsätzlich bin ich dafür, dass man den »Bankräuber nicht mit der Beute entkommen lässt, sondern die Beute ihm wieder entreisst«.

Schöne Feiertage!

Geschrieben (bearbeitet)
… Aber das Beispiel mit dem »Taxi-Männchen vs. Deutschem Gruß« finde ich schon bissl überreagiert. …

Da ging es um eine Assoziation, nicht um eine Reaktion.

bearbeitet von bertel
Geschrieben

@109: Wie gesagt, ich stimme Dir grundsätzlich völlig zu. :-)

In meinen Augen ist auch der Vergleich des Logoentwurfes für hp mit der Siegrune sehr weit hergeholt. Aber wenn sich so eine Lesart erstmal verbreitet, dann kann sie zum Problem werden für den Logoinhaber. Zumal es passieren könnte, dass solcherart gebrandete Artikel von den falschen Leute als subtiles Erkennungsmerkmal getragen werden könnten – und welcher Markeninhaber würde das schon wollen, sofern er kein Gesinnungsgenosse ist.

Geschrieben
Da ging es um eine Assozation, nicht um eine Reaktion.

Dann Assoziation. Aber Assoziationen sind sehr persönlich, für mich scheint die Verbindung zw. einem Taxi-Männchen und einem Deutschen Gruß weithergeholt.

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