Ein_Holger Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Hallo,welche heutige TTF (otf) käme jener Schrift sehr nahe, mit der in der späten DDR typischerweise Ausweise und Formulare gedruckt worden sind?Unten ein Beispiel für die Schrift, die ich im Sinn habe.Danke für Hinweise jeder Art! http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Spielerlaubnis_v.png
Joshua K. Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Vielleich ist das eine Fassung der Candida. Das Bild ist jedoch so klein, daß man wenig erkennen kann. http://new.myfonts.com/search/candida/fonts/ 1
Pachulke Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Abgesehen davon, daß es »die« Ausweisschrift der DDR nicht gegeben haben wird: Das Bild ist zu klein, um die verwendete Schrift vernünftig erkennen zu können. edit: Joshua war schneller.
Ein_Holger Geschrieben Dezember 27, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 27, 2011 (bearbeitet) Okay, okay, wie immer habt ihr Recht. Aber erstmal: danke für die Hilfe bis hierhin. Hier nun eine größere Fassung: http://www.osnoxe.de/Spielerlaubnis_v.png Hoffentlich hilft das ein wenig beim Erkennungsvorgang... edit: @Joshua K.: Wow! Ich habe jetzt mal eine Candida "danebengehalten". Sie sieht wirklich beinahe identisch aus. Respekt und nochmals Danke! bearbeitet Dezember 27, 2011 von Ein_Holger
Stevo Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Lese ich da wirklich Amatuer statt Amateur?
Cajon Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Lese ich da wirklich Amatuer statt Amateur? Da hat sich halt jemand auf die Armatur der Setzmaschine gesetzt.
Pachulke Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 Trennungen wie »Spieler-laubnis« sind ja auch nicht gerade die Hohe Schule der Schriftsetzerei. Für den Ausweis wurde übrigens die Manutius von Drescher verwendet: 4
Ein_Holger Geschrieben Dezember 27, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 27, 2011 Leute, die DDR ist doch nicht ohne Grund untergegangen. Offiziell waren es wir, die Bürger, die den Todesstoß versetzt haben. Aber die Wahrheit lautet: mit den schlecht gemachten Ausweisen fing es an. Nicht reisen zu können ist das eine. Aber nicht reisen können UND einen beschissenen Ausweis haben - da schwillt jedem Volk der Kamm... @Pachulke: historisch wäre das dann ja geklärt. Gäbe es aus deiner Sicht eine vergleichbare TTF?
Gast bertel Geschrieben Dezember 27, 2011 Geschrieben Dezember 27, 2011 (bearbeitet) … Gäbe es aus deiner Sicht eine vergleichbare TTF? Wie Joshua schon angemerkt hat, dürfte die Candida am nächsten dran sein. Die Baltica von ParaType geht auch in die Richtung … bearbeitet Dezember 27, 2011 von bertel
gutenberger Geschrieben Dezember 29, 2011 Geschrieben Dezember 29, 2011 Aber die Wahrheit lautet: mit den schlecht gemachten Ausweisen fing es an. dann gehts ja mit diesem Land auch nicht mehr lange ... Wäre ein hübsches Sammelgebiet: schlecht gemachte Ausweise im Ausweisland schlechthin ... Ich glaub übrigens nicht, dass die angefragte Spielerlaubnis ein von der Wertpapierdruckerei gemachter DDR-weiter offizieller Ausweis war, sondern wahrscheinlicher ist, dass diese Spielerlaubnis nur in einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gegend (vermutlich Bezirk) und (sogar möglicherweise nur innerhalb bestimmter Kreise gültig war) so aussah, weil die zufällig damit beauftragte Druckerei halt grade die Manutius hatte. Woanders sahen diese "Ausweise" anders aus, weil woanders gedruckt. Wie halt heutzutage auch jeder Verein oder Fitnessladen oder wer auch immer sich seine Ausweise amateurmäßig zusammenschraubt. Zu DDR-Zeiten genügte allein die Tatsache, dass eine Druckschrift verwendet wurde (und die Manutius gab es meines Wissen nur in Blei) zur allgemeinen Fälschungssicherheit - Druckschriften gabs eben nur in (mehr oder weniger kontrollierten, immer aber kontrollierbaren) Druckereien. Qualitativ halbwegs gute Kopiermöglichkeiten gabs damals eben noch nicht ... Und so war jede gedruckte Schrift quasi amtlich ... Und demzufolge gab es praktisch alle Schriften, die in Druckereien vorhanden waren und sich halbwegs dafür eigneten auch in "Ausweisen". Die Manutius und die Technotyp als Serifenbetonte wirkten immer besonders amtlich und wurden deshalb dafür besonders gern genommen, ich hab aber auch schon "Ausweise" unter Verwendung von Thomas-Versalien, Erler-Versalien (eigentlich die klassische Urkundenschriften), der Post-Antiqua (klassische Trauerkartenschrift) und Schreibschriften wie Kurier, Agitator, Splendor etc. gesehen. Selbst gebrochene wurden manchmal verwendet ... Ihr glaubt ja gar nicht, was man mit Zugang zu einer kleinen Bleisetzerei zu DDR-Zeiten alles fälschen oder sich "amtlich ausweisen" konnte, wenn man nicht 1. zu politisch wurde und/oder 2. sich nicht erwischen ließ ... Das wäre auch ein spannendes Kapitel, wenn mal rauskäme, was beispielsweise DDR-Setzerlehrlingsgenerationen in der Berufsschule so alles heimlich gedruckt (und in Umlauf gebracht) haben ...
Ein_Holger Geschrieben Dezember 29, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 29, 2011 Unglaublich! Die subversiven Berufsschüler waren es also. Selbstgedruckte Einstufungen als Schallplattenunterhalter und dann womöglich nicht mal 60:40 gespielt... das musst ja böse enden. Also ausnahmsweise mal gut, im Fall der DDR. Und ich dachte immer, als Berufsschüler und Internatsbewohner hätte ich mit dem Fälschen von Verspätungsscheinen der Reichsbahn die Gipfel der Jugendkriminalität erklommen.
gutenberger Geschrieben Dezember 29, 2011 Geschrieben Dezember 29, 2011 der zu seinen Gigs damals als Schallplattenunterhalter gleich mit selbstgedruckten (!) Fahrkarten gefahren ist ... und natürlich auch bei der 60/40 Regel wurde weitergeschummelt ... es war eben nicht alles schlecht ... Aber trotzdem: ich halte die Manutius immer noch für eine grausame Schrift und die Technotyp finde ich sogar noch schlimmer ... Und wollte mit der letzten Bemerkung nicht sagen, daß der vorgezeigte Ausweis eine illegale Arbeit war, sondern sicherlich hochoffiziell in Auftrag gegeben wurde, aber vermutlich im Bezirk Gera anders aussah als in Rostock ... weil halt ein anderer kleiner Ausweisdrucker am Werk war. Es sieht zumindest nicht so aus, als käme der aus der Wertpapierdruckerei Leipzig oder vom "Vordruckleitverlag" (jaja, sowas gab es wirklich!). Und über weitere Beispiele für grausame selbstgemachte "Ausweise" würde ich mich trotzdem freuen ...
Pachulke Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 … ich hab aber auch schon "Ausweise" unter Verwendung von … Splendor etc. gesehen. Splendor für einen Ausweis? Das würde ich ja gern mal sehen. Es sieht zumindest nicht so aus, als käme der … vom "Vordruckleitverlag" ... Die VLV-Drucksachen sahen nicht unbedingt aufwendiger aus. Wenn Holger so freundlich ist, uns einen ordentlichen Scan der Rückseite einzustellen, kann man über die Druckgenehmigungsnummer vielleicht etwas herausfinden.
Ein_Holger Geschrieben Dezember 30, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 30, 2011 (bearbeitet) Stop! Jetzt muss ich mal schnell sagen, dass der Ausweis nicht von mir, sondern von Wikipedia ist. Dort zu finden unter dem Stichwort "Spielerlaubnis". Ein vglw. guter Scan einer Spielerlaubnis für Schallplattenunterhalter ist hier zu sehen: http://www.studio89.de/spielerl.htm Gleich mal die Frage: mit welchen heutigen TTFs könnte man dieses Dokument nachempfinden? Diesselbe Frage auch für die AWA-Liste, von der man hier einen guten Einruck erhält: http://www.studio89.de/images/AWA1.jpg Ich möchte die beiden Dokumente gern nachbauen und mir fehlt einfach jede Idee, welche Schriftart ich als Ersatz für die Originale verwenden kann. Ich selber habe übrigens eine Ausbildung zum Schallplattenunterhalter bei der FDJ-Kreisorganisation "genießen" dürfen. Unvergesslich auf immer ist mir mein Thema der schriftlichen (!) Abschlussprüfung: "Kunst ist Waffe!- Wenden Sie diese Aussage Friedrich Wolfs auf die Tanzveranstaltung an". Kein Wunder, dass jeder Ost-DJ weiß, dass es nur unter strikter Anwendung der 60:40 Regel möglich war, den Klassenfeind aus den tanzenden Körpern der Jugend zu exorzieren. Noch ein Hinweis zum Thema Fälschungssicherheit und dem offiziellen Ausfüllung von Ausweisdokumenten mit speziellen Schreibmaschinen. (Ausweis drucken war das eine, aber ihn mit der korrekten Schreibmaschine ausfüllen nochmal ein eigenes Thema). Dieses Dokument http://robotron.foerderverein-tsd.de/SWD/robotronSWDa.pdf sagt auf Seite 18: "Nebenlinien zur Kleinschreibmaschine: Im Jahr 1973 wurde die Dokumentenschreibmaschine E 70 in die Produktion (abgeschlossener Fertigungsbereich) überführt. Das Tastwerk wurde von der Erika übernommen, das Schaltwerk und der Wagen von der Optima, Mod. 12. Mit dieser Schreibmaschine konnten in Behörden und Ämtern Ausweise mit kartoniertem Einband ausgefüllt werden. Der Text wurde in Großbuchstaben (einige Buchstaben zur Erkennung leicht verändert) geschrieben, max. Breite des Dokumentes 220 mm, max. Höhe 160 mm. Die Dokumente konnten sowohl steifen oder flexiblen Einband haben, die Buchmitte musste 16 mm frei bleiben." bearbeitet Dezember 30, 2011 von Ein_Holger
Pachulke Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 "Kunst ist Waffe!- Wenden Sie diese Aussage Friedrich Wolfs auf die Tanzveranstaltung an". Ein vglw. guter Scan einer Spielerlaubnis für Schallplattenunterhalter ist hier zu sehen: http://www.studio89.de/spielerl.htm Gleich mal die Frage: mit welchen heutigen TTFs könnte man dieses Dokument nachempfinden? Diesselbe Frage auch für die AWA-Liste, von der man hier einen guten Einruck erhält: http://www.studio89.de/images/AWA1.jpg Das sind Pergamon, Super und Thannhäuser: Für die Pergamon mußt Du mal nach klassizistischen Schriften suchen, für die Super gibt es eine Digitalisierung (Drescher?) und für die Thannhäuser gibt es meines Wissens nichts vergleichbares.
Ein_Holger Geschrieben Dezember 30, 2011 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 30, 2011 Cool - danke! Wenn's wieder andersrum kommt, werde ich mit diversen gut vorbereiteten Ausweisen freie Auswahl bei meiner Karriere im Bereich der Unterhaltung haben.
Joshua K. Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 Die Thannhaeuser gibt’s auch digital: http://new.myfonts.com/fonts/rmu/neue-thannhaeuser/ 1
Pachulke Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 Cool - danke!Wenn's wieder andersrum kommt, werde ich mit diversen gut vorbereiteten Ausweisen freie Auswahl bei meiner Karriere im Bereich der Unterhaltung haben. Ich will ja deinen Enthusiasmus nicht bremsen, aber die EUdSSR wird dich wohl eher mit einem RFID-Chip taggen, auf dem alle Deine Zugangs- und Arbeitsberechtigungen gespeichert sind nebst Informationen, wieviel von Deiner Nahrungs- und Genußmittel- sowie CO2-Ration Du im jeweiligen Monat schon verbraucht hast. Da wirst Du mit gefälschten DDR-Ausweisen nicht weit kommen.
gutenberger Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 würde der Manutius sehr ähnlich sehen. War die Candida nicht auch mal Anlass zu einer Plagiatsdiskussion, in die auch Herr Caflisch verwickelt war? Irgendwie so Ende der 90er Jahre? Oder verwechsel ich da was? Wäre aber ein großer Spaß, wenn es so wäre und sich nun rausstellen würde, dass die Candida nur ein Plagiat der Manutius wäre. Ich kann das nicht prüfen, weil ich die Candida gar nicht habe und die Manutius ich glaub nur in schmalfett oder halbfett oder so ... Den Ausweis mit der Splendor werde ich mal suchen, vielleicht hab ich ihn sogar noch, versprechen kann ich aber nix ... Guten Rutsch allerseits!
Sebastian Nagel Geschrieben Dezember 30, 2011 Geschrieben Dezember 30, 2011 würde der Manutius sehr ähnlich sehen. War die Candida nicht auch mal Anlass zu einer Plagiatsdiskussion, in die auch Herr Caflisch verwickelt war? Irgendwie so Ende der 90er Jahre? Oder verwechsel ich da was? Wenn du das meinst was ich meine, ging es dabei um die PMN Caecilia und Thesis Sans. An andere "Plagiatsdiskussionen" von Max Caflisch kann ich mich nicht erinnern. 1
Joshua K. Geschrieben Dezember 31, 2011 Geschrieben Dezember 31, 2011 Es ist umgekehrt: Die Manutius wurde laut Pachulkes Muster erstmals 1950 gegossen, die Candida aber schon 1936 (laut Global Type). Du erinnerst Dich vermutlich daran, daß der Bundesgerichtshof 1958 darüber geurteilt hat, ob die Candida als Kunstwerk Urheberschutz genießt. Die Leitsätze des Grundsatzurteiles lauten: 1. Da der Kunstschutz ein eigentümliches Erzeugnis voraussetzt, sind bei Prüfung der Frage, ob der für ein Kunstwerk erforderliche Mindestgrad an ästhetischem Gehalt vorliegt, diejenigen Formungselemente nicht zu berücksichtigen, die auf bekannte Vorbilder zurückgehen, es sei denn, dass in ihrer Kombination eine künstlerische Leistung zu erblicken ist.2. Auch für den gewöhnlichen Gebrauch bestimmte Schriften (sog. Brotschriften) können Kunstschutz geniessen. Massgebend für die Beurteilung, ob eine Gebrauchsschrift ein Kunstwerk darstellt, sind jedoch nicht die besonderen ästhetischen Feinheiten der Schrift, die allein ein geschulter Schriftenfachkenner herauszufühlen in der Lage ist, sondern der ästhetische Eindruck, den die Schrift bei einem Vergleich ihres Gesamtbildes mit vorbekannten Schriften dem mit Kunstdingen vertrauten und für den Anruf der Kunst empfänglichen Laien vermittelt. Quelle: http://www.debier.de/db_datenbank/?az=I%20ZR%2021%2F57&start=0
RobertMichael Geschrieben Dezember 31, 2011 Geschrieben Dezember 31, 2011 just my 2 cents ... und die Technotyp finde ich sogar noch schlimmer ... find ich nicht. die Technotyp gibts mittlerweile auch digital: http://www.typografie.info/2/content.php/188-Typoart-Technotyp-erschienen
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 31, 2011 Geschrieben Dezember 31, 2011 Stop! Jetzt muss ich mal schnell sagen, dass der Ausweis nicht von mir, sondern von Wikipedia ist. Dort zu finden unter dem Stichwort "Spielerlaubnis". Bitte achtet darauf, dass ihr hier keine Bilder auf unseren Server ladet, die nicht frei von Rechten dritter sind. Uns droht da als Betreiber der Seite für jeden einzelnen Fall schnell eine 4-stellige Abmahnsumme.
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