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Eszett in der Hausschrift des Flughafens BER

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

85 Prozent der Betrachter am Flughafen werden erst mal "Willi Brandt begrützt die Welt." lesen.

Geschrieben

So muß das. :cheer:

>> Ralf: Da kannst Du Dir mal ein Beispiel nehmen. ;-)

>> bertel: Das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn.

Weiß jemand, was für eine Grotesk das ist?

Geschrieben
>> Ralf: Da kannst Du Dir mal ein Beispiel nehmen. ;-)

Nö.

Die Form ist in dem Fall ein bewusst eingesetztes lokales Markenzeichen als Anspielung auf die Berliner Straßenschilder. Gefällt in diesem Zusammenhang, hat aber ansonsten nix mehr in aktuellen Schriften zu suchen. (da für die Masse der heutigen Leser eher hinder- als förderlich.) Da können sich die »gesunden Conservativen« noch so sehr auf den Kopf stellen.

Geschrieben
So muß das.

Wesentliche Aufgabe der Schrift: mithelfen für Orientierung zur Sorgen am Flughafen. So gesehen nicht optimal gelöst dieses „ß“.

Geschrieben
>> bertel: Das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. …

Das sei dir zugestanden. Ich halte das ß trotzdem für komplett verunglückt. Eine Schrift, die explizit für einen Flughafen entworfen wurde, muss 100 Prozent Funktion haben und möglichst schnell les- und erfassbar sein. (Wenn sie darüber hinaus noch etwas hübsch ist, schadet das nicht). Das ß wird mit Sicherheit von vielen nicht sofort erkannt werden, weil es nicht der gewohnten Form entspricht (und damit nicht schnell erfassbar ist), ist somit also als Fehler anzusehen.

Geschrieben
Das ß wird mit Sicherheit von vielen nicht sofort erkannt werden, weil es nicht der gewohnten Form entspricht (und damit nicht schnell erfassbar ist), ist somit also als Fehler anzusehen.

Die dort reichlich zu erwartenden internationalen Gäste werden es sicher nicht sofort erkennen ...

... als B, also Ziel erreicht! ;-)

Die Deutschen, die die Form nicht als ß erkennen, werden auch eher nicht "begrützt" lesen, denn würden sie das ʒ als z erkennen, was für den tz-Irrtum nötig wäre, wäre der Schritt zum korrekten Erkennen des ſʒ auch nicht mehr weit ...

Geschrieben
… wäre der Schritt zum korrekten Erkennen des ſʒ auch nicht mehr weit ...

Natürlich ist das alles irgendwie entzifferbar. Aber – ich wiederhole mich da – eine speziell für einen Flughafen entworfene Schrift darf nicht mehrere Schritte bis zum zweifelsfreien Erkennen voraussetzen, das ist kontraproduktiv.

Geschrieben

Ich stelle mir gerade die Frage, wie viele Worte im Leitsystem denn tatsächlich ein »ß« benötigen. Und ob es dann überhaupt die relevanten, schnell zu dekodierenden Inhalte betrifft … :-?

Geschrieben
Ich stelle mir gerade die Frage, wie viele Worte im Leitsystem denn tatsächlich ein »ß« benötigen. Und ob es dann überhaupt die relevanten, schnell zu dekodierenden Inhalte betrifft … :-?

Mit der Herangehensweise hätten sie gleich die Arial nehmen können.

Geschrieben

Es würde mich wundern, wenn eine Schrift für einen Flughafen entwickelt und dabei bewusst ein schlecht erfassbares ß gestaltet wird, weil je eh keine relevanten Informationen ein ß enthalten werden. Das klingt schon sehr an den Haaren herbeigezogen ;-)

Geschrieben
Ich stelle mir gerade die Frage, wie viele Worte im Leitsystem denn tatsächlich ein »ß« benötigen. Und ob es dann überhaupt die relevanten, schnell zu dekodierenden Inhalte betrifft … :-?

Diese Frage hatte sich mir auch gestellt. Ich gehe davon aus, dass es diese Diskussion zwischen Schriftgestalter und Signaletiker/Grafik-Designer bezüglich der ß-Gestaltung gegeben hat. Und dass man sich schließlich aufgrund der wenigen Begriffe, die ein ß innerhalb des Orientierungssystems verlangen, für das Berliner-ß entschieden hat.

Geschrieben

Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass das als Hommage an der Berliner ß gemacht wurde. Nicht aber weil eh keine relevanten Informationen ein ß enthalten.

Geschrieben

@Stefan: Danke, das beruhigt mich jetzt aber! ; )

Meine Spekulation noch mal konkretisiert:

Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Hommage an das Berliner ß werden sollte. Möglicherweise gab es auch einen Plan B. Weil aber keine relevanten Informationen ein ß enthalten, gab es nichts gegen den Wunsch einer Hommage einzuwenden. Also konnte man sich schlussendlich ruhigen Gewissens dazu entschieden. :roll:

Geschrieben
@Stefan: Danke, das beruhigt mich jetzt aber! ; ) …

War Stefan an dem Designprozess beteiligt?

Geschrieben

Ich find’s natürlich wunderbar! Ich glaube auch nicht, daß viele Menschen mit diesem ß Schwierigkeiten haben, und falls Schwierigkeiten auftreten, bedeuten diese höchstens Verzögerungen von Sekundenbruchteilen. Es sei denn natürlich, jemand bleibt stehen, um die schöne Schrift zu bewundern. ;-)

Geschrieben

Mir gefällt, dieses Eszett recht gut und auf den Berliner Straßenschildern ließt ja auch niemand Stratze. Aber möglicherweise hat die Schriftart ja auch noch ein „normales“ Eszett welches bei Bedarf genutzt werden kann.

In Peter Wiegels „Berlin Email“ liegt auf der Position des Eszett die neuere Version und auf dem Doppelkreuz (#) das klassische Eszett, so kann es auch der Normalnutzer aufrufen. Bei dem von Profis verwendeten Font dürfte dies per OpenType-Feature noch eleganter zu lösen sein.

Geschrieben
Das klingt schon sehr an den Haaren herbeigezogen ;-)

An den Haaren herbeigezogen ist diese Lesbarkeitsdiskussion. Das ist einfach eine sehr gut gelungene, charaktervolle Schrift und das ß trägt ganz wesentlich zu ihrem Charme bei. Daß irgendjemand — von Ausländern abgesehen, die ganz allgemein mit jeder Form von ß nichts anfangen können — ein funktionales Problem mit dieser Buchstabenform haben könnte, halte ich für Fiktion. Es gibt so viele alternative Formen bei vielen Buchstaben ohne daß jemand so eine Diskussion anfinge. Ausgerechnet beim ß sollen da auf einmal Leute davorstehen und grübeln? Glaub ich nicht. Und wenn, dann sollen sie meinethalben doch radfahren statt zu fliegen.

Geschrieben

Abwarten! Ich warte schon auf die ersten entsprechenden Probleme/Kommentare in Nicht-Designerkreisen.

Man darf in diesem Falle natürlich nicht von sich selbst und seiner Lese-Erfahrung ausgehen. Diese Form ist schon seeeeehr speziell und kommt so gegebenenfalls in der normalen Leseerfahrung vieler Menschen schlicht überhaupt nicht vor – aber alle anderen Glyphen dieser Schrift sehr wohl – und das hat dann in dieser Kombination schon Konfliktpotential. Klar, wenn man Bergmannstraſʒe an einen Straßen(!)-Schild liest, dann ergibt sich das schon zwangsläufig, so wie man auch mit Buchstabendrehern und Ersetzungen wie NUMB3RS umgehen kann.

Wie gesagt: ich find das in dem Zusammenhang auch »charmant«, aber dass von konservativen Seite das Lesbarkeitsproblem runtergespielt wird, nur weil man die Form als besser/historischer/richtiger betrachtet, ist ja nun auch kein Geheimnis.

Geschrieben
… hat aber ansonsten nix mehr in aktuellen Schriften zu suchen. (da für die Masse der heutigen Leser eher hinder- als förderlich.)

Entschuldige. Du behauptest das hier so felsenfest. Aber:

1) Gibt es denn dazu überhaupt irgendwelche fundierten Studien oder Ähnliches?

2) Ich könnte mir vorstellen, dass man das auch etwas differenzierter betrachten muss. In diesen Fall denke ich da an unterschiedliche Alters-Zielgruppen. Ist es nicht durchaus denkbar, dass mindestens die 55-Plus-Generationen in unserem Land mit diesem Berlin-Eszett überhaupt keine Schwierigkeiten haben?

Diese Form ist schon seeeeehr speziell und kommt so gegebenenfalls in der normalen Leseerfahrung vieler Menschen schlicht überhaupt nicht vor …

Warum kommt es denn der »Leseerfahrung vieler Menschen schlicht überhaupt nicht vor«? Wenn dann doch sicher, weil es diese Alternative heute nicht mehr so oft in die gängigen Schriften schafft, oder? Das heißt doch aber nicht, dass man diese nicht im Handumdrehen »lernen« könne, so wie die Spielarten vieler andere Buchstaben auch.

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