Karl432 Geschrieben Juli 17, 2012 Geschrieben Juli 17, 2012 Die englischen Begriffe "en dash" und "em dash" werden zumeist mit "Halbgeviertstrich" und ("Voll-") "Geviertstrich" übersetzt. Entsprechend finden sich zur Verwendung Angaben wie "Gedankenstrich/Streckenstrich/usw." für ersteren und "amerikanischer Gedankenstrich, gelegentlich als Spiegelstrich verwendet für zweiteren. Google-Suchergebnisse zeigen jedoch auch Gleichsetzungen von "em dash" mit einem "Dreiviertelgeviertstrich", der z. B. für Preisauszeichnungen wie "3,— €" vorzuziehen sei. Nun haben gängige Fonts (die ja sowohl für deutsche als auch für amerikanische Texte verwendbar sein sollen) für U+2014 EM DASH eine Vollgeviertstrich-Glyphe (sodass im zitierten Preisauszeichnungsbeispiel der "em dash" wohl in den meisten Fällen zu lang erscheint). Dies ist in Übereinstimmung mit der indirekt im Unicode-Standard gegebenen Definition für "en"/"em": Dort steht als Annotation zu U+2002 EN SPACE: "half an em". Nun unterscheidet das wissenschaftliche Textsatzprogramm LaTeX tatsächlich (insbes. außerhalb der speziellen mathematischen Symbole) drei unterschiedliche auf "en"/"em"-Maß bezogene Striche: \textemdash \textendash \textthreequartersemdash sodass schon anderswo einmal Bedarf für einen separaten Dreiviertelgeviertstrich bestanden haben muss. (Außerdem kennt LaTeX noch einen "\texttwelveudash", für die ich in Google die Übersetzung "Zweidrittelgeviertstrich" gefunden hatte, aber sonst überhaupt nichts dazu.) Meine Fragen nun: — Besteht Bedarf für einen "Dreiviertelgeviertstrich" neben dem Halb- und Vollgeviertstrich? — Gibt es typografische Regeln für dessen Verwendung, insbesondere in Abgrenzung zum Vollgeviertstrich? — Gibt es dazu zitierfähige Quellen und reproduktionsfähige Beispiele (speziell aus der "Vor-Computerzeit")? — Wenn tatsächlich Bedarf besteht: Wer würde einen Codierungsantrag an das Unicode-Committee mitunterzeichnen?
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 17, 2012 Geschrieben Juli 17, 2012 Die mathematische Länge ist relativ unwichtig und unterscheidet sich ja ohnehin von Schrift zu Schrift gewaltig. Aus Anwendungssicht macht ja vor allem kurzer Strich (Bindestrich) und langer Strich (Gedankenstrich) Sinn. Weitere Zwischenschritte sind kaum klar optisch unterscheidbar, um sie dementsprechend funktional anders zu belegen. Selbst Halbgeviert und Geviertstrich werden zwar z.B. im deutschen und englischen Sprachraum anders verwendet, aber sie tun doch mehr oder weniger das Gleiche und als Anwender entscheide mich auch immer mal wieder für den jeweils anderen Strich entsprechend der Schriftart. Falls mir ein in der Länge dazwischen liegendes OpenType-Alternativ-Zeichen zur Verfügung stände, hätte ich auch nichts dagegen. Aber ein offiziell kodiertes Zeichen bräuchte ich nicht, weil es dann eben eine Glyphenvariante wäre, die nicht als funktional spezifisches Zeichen kodiert sein müsste.
Þorsten Geschrieben Juli 17, 2012 Geschrieben Juli 17, 2012 Kleine Ergänzung, falls es nicht allen klar sein sollte: zumindest im amerikanischen Englisch werden schon alle drei Striche – mit unterschiedlicher Bedeutung – gebraucht. Beispiel: The region — officially known as the Scranton–Wilkes-Barre Metropolitan Statistical Area — bla bla bla. Es geht um eine von den Städten Scranton und Wilkes-Barre dominierte Region. Der/die/das en-dash wird benötigt, um klar zu machen, dass es um zwei Städte geht und keine davon »Scranton-Wilkes« heißt.
Cajon Geschrieben Juli 17, 2012 Geschrieben Juli 17, 2012 Diese Verlängerung des normalen Bindestrichs (also Ersetzung durch den Halbgeviertstrich) ist für solche Zwecke auch im Deutschen möglich, wenn auch extrem selten angewendet. Den Geviertstrich sieht man ja auch sehr selten. Einen Dreiviertelgeviertstrich sehe ich in deinem Beispiel aber auch nicht (und hab ihn noch nie irgendwo gesehen).
Þorsten Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 Einen Dreiviertelgeviertstrich sehe ich in deinem Beispiel aber auch nicht Hab ich ja auch nicht behauptet. Ich wollte schreiben, dass es durchaus Szenarien gibt, in denen mehr als 2 Striche gebraucht werden, eben z.B. im US-Englisch hyphen, en-dash und em-dash.
Wrzlprmft Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 Wo ich mir noch die Notwendigkeit eines dritten bzw. vierten Striches vorstellen könnte, wäre als Auslassungsstrich in Geldbeträgen (3,— €), wenn diese untereinander angeordnet sind und einige von ihnen ausgeschriebene Nachkommastellen haben. Dieser Strich müsste also so lang sein wie zwei Tabellenziffern. Diese Verlängerung des normalen Bindestrichs (also Ersetzung durch den Halbgeviertstrich) ist für solche Zwecke auch im Deutschen möglich, wenn auch extrem selten angewendet. Den Geviertstrich sieht man ja auch sehr selten. Einen Dreiviertelgeviertstrich sehe ich in deinem Beispiel aber auch nicht (und hab ihn noch nie irgendwo gesehen). Sicher? Und falls ja, welcher Strich bindet dann stärker? Schreibe ich also Runge-Kutta–Prince-Dormand–Verfahren oder Runge–Kutta-Prince–Dormand-Verfahren (Variante des Verfahrens von Runge und Kutta nach Prince und Dormand)?
Cajon Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 Wo ich mir noch die Notwendigkeit eines dritten bzw. vierten Striches vorstellen könnte, wäre als Auslassungsstrich in Geldbeträgen (3,— €), wenn diese untereinander angeordnet sind und einige von ihnen ausgeschriebene Nachkommastellen haben. Dieser Strich müsste also so lang sein wie zwei Tabellenziffern. Je nach Schrift ist das auch so. Kommt halt auf den Entwerfer an. Hier mal die Arno Pro: Sicher? Und falls ja, welcher Strich bindet dann stärker? Schreibe ich also Runge-Kutta–Prince-Dormand–Verfahren oder Runge–Kutta-Prince–Dormand-Verfahren (Variante des Verfahrens von Runge und Kutta nach Prince und Dormand)? Ersteres. Kürzerer Strich = engere Verbindung. Wobei ich das eher für mit anderem gekoppelte Doppelnamen („Die Mayer-Vorfelder–Verschwörung“ ) verwenden würde.
Gast bertel Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 Beträge mit Kommastellen in Tabellen werden üblicherweise ausgeschrieben und nicht mit einem Geviertstrich versehen.
Wrzlprmft Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 falls ja, welcher Strich bindet dann stärker? Schreibe ich also Runge-Kutta–Prince-Dormand–Verfahren oder Runge–Kutta-Prince–Dormand-Verfahren (Variante des Verfahrens von Runge und Kutta nach Prince und Dormand)? Ersteres. Kürzerer Strich = engere Verbindung. Wobei ich das eher für mit anderem gekoppelte Doppelnamen („Die Mayer-Vorfelder–Verschwörung“ ) verwenden würde. Das ergäbe Sinn, allerdings könnte man hier auch der Philosophie folgen, dass Runge–Kutta und Prince–Dormand ebenso zu schreiben sind, um klarzustellen, dass es sich nicht um Doppelnamen handelt. Im Englischen kollidieren bei den meisten Regelwerken an dieser Stelle zwei Richtlinien. Eindeutig wäre natürlich Runge–Kutta—Prince–Dormand—Verfahren, aber das sieht hässlich aus. Ob es mit Dreiviertelgeviertstrich erträglicher wäre? À propos: Drei-Viertel–Geviert—Strich. Nichtsdestotrotz würde mich interessieren, wer den Halbgeviertstrich auf diese Weise im Deutschen verwendet oder gar diese Schreibung empfiehlt.
Cajon Geschrieben Juli 18, 2012 Geschrieben Juli 18, 2012 Ich weiß nicht mehr wo ich das mal gelesen habe. Und so übertrieben wie in deinem Beispiel ist es natürlich auch nicht empfehlenswert.
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