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ein paar Fragen eines Anfängers.. :-)

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo zusammen,

bin neu hier und habe gleich mal zwei Fragen. Arbeite in einer Internet Agentur und bin in die gestalterische

Schiene ein bisschen reingerutscht. Habe mich zuvor nie wirklich mit Schriften auseinandergesetzt und dachte immer Arial und Helvetica sind super Schriften.

Habe allerdings recht schnell gemerkt, es gibt tausende von schönen, teilweise auch skurrilen Schriften die ihren ganz eigenen Reiz haben. Inzwischen habe. Inzwischen hat sich eine kleine Sammlung von Schriften angehäuft und die Ergebnisse wurden auch immer besser.

Möchte mich nun aber in das Thema noch besser einarbeiten, da es einfach Spaß macht eine schöne passende Schrift zu finden :-)

1. Könnt Ihr mir gute Bücher empfehlen? Vielleicht ein Buch, in dem eine vielzahl von Schriften vorgestellt werden die man kennen muss. Stoße zum Beispiel immer wieder über "Bauhaus" und "Frutiger", es scheint also schon ein paar Schriften zu geben die man einfach kennen muss, würde mir da gerne das benötigte Grundwissen aneignen.

2. Vielleicht noch ein weiteres, das mir bei meiner Arbeit hilft Schriften zu finden und schön zu gestalten (Abstände, Ausrichtung etc. )

3. Muss eine Art Broschüre erstellen in der die in unserem Gebäude ansässigen Firmen kurz vorgestellt werden und würde dafür gerne eine schöne Schrift verwenden. Sie darf auch ein bisschen was kosten. Möchte nur ungern Arial oder Helvetica nehmen... ;-)

Vielen Dank!

Geschrieben

Das ist natürlich harter Stoff, den der Kollege da ausgegraben hat ;-)

Meine ersten Empfehlungen zum Einstieg in das Thema sind auf jeden Fall die beiden Willberg-Klassiker:

1. Der Wegweiser

2. Erste Hilfe

Es gibt auch noch weitere interessante Bücher beim Hermann-Schmidt-Verlag, einfach mal durchgucken ...

Geschrieben

Die Buchvorschläge des Kollegen Schnitzel hätte ich auch genannt, dazu noch der Tipp, hier im Forum mal ins Wiki zu schauen, dort gibt es weitere empfehlenswerte Buchvorschläge.

Ach, und um einem weiteren Kollegen die Ehre zu geben: Der Minimalist würde an dieser Stelle sicherlich auch den Bringhurst* ins Rennen schicken.

*Mein Link verweist auf eine noch nicht erschienene neue Auflage, das Buch ist aber auch vereinzelt noch in der alten Ausführung erhältlich.

Geschrieben

Viel Einfacher als der „harte Stoff“, und empfehlenswert in Anschluss an Erste Hilfe: Buchstaben kommen selten allein von Indra Kupferschmid beim Niggli Verlag. Günstig, komplett, gut geschrieben! Findest du über den Link zu den Empfehlungen von Typefacts. Wenn dir irgendwann die Lust an der Typografie vergehen sollte, dann empfehle ich ÜberSchrift von Spiekermann, ebenfalls beim Hermann Schmidt Verlag. Letzteres ist nicht nur informativ aber auch lustig.

Geschrieben

"Harter Stoff" sind die drei Bücher nicht, die ich da nannte. Mit Tschichold und Kapr sind einige Generationen groß geworden. Ich habe mit Kapr als 16jähriger angefangen, in meiner Lehrzeit, da haben wir alle Kapr gelesen, "Gestalt und Funktion der Typografie", das habe ich ja nicht einmal genannt. Die Bücher, die ich genannt habe, sind Bilderbücher mit leicht verständlichem Text. Bertram führt die 99 bedeutendsten Schriftkünstler der 500 Jahre auf, Tschicholds und Kaprs Bücher sind vor allem Kataloge mit ein paar Erläuterungen. In der Anfrage ging es weniger um Typografie als um Schriften. Einem Typografie-Einsteiger würde ich an erster Stelle Tschicholds "Erfreuliche Drucksachen durch gute Typografie" empfehlen, das ist leicht verständlich und das am besten geschriebene Buch auf diesem Gebiet überhaupt, an zweiter Stelle dann Willbergs Erste Hilfe, das ist für den alltäglichen Gebrauch noch gut geeignet.

Geschrieben
"Harter Stoff" sind die drei Bücher nicht, die ich da nannte.

Das habe ich natürlich etwas überspitzt formuliert, aber, um sie wirklich zu studieren (nicht nur durchblättern) muss man schon sehr ambitioniert sein. Willberg ist einfach der kurzweiligere aber dennoch informative Einstieg – meines Erachtens.

Geschrieben
… und dachte immer … Helvetica sind super Schriften … Möchte nur ungern … Helvetica nehmen …

Die Helvetica ist eine Superschrift. Aber halt vor allem dann, wenn man auch etwas zu sagen hat, mit dem, was man so setzt und gestaltet. Die Helvetica nimmt sich nämlich selber nicht so wichtig, sie setzt sich eher in den Hinter- und die Botschaft in den Vordergrund. Sie kommt nicht angetanzt und japst hopsend vor deinen Augen rum und wispert "Schau her, wie toll ich heute wieder schrifte!" und "Ach! Was bin ich schön!". Die Helvetica sagt bloß: "Lies halt mal, dann wirste g'schwind g'scheiter.". Willste eine Faustregel? Kriegste eine Faustregel: Je klarer desto Helvetica. Hab' ich jetzt ganz exklusiv für dich und voll spontan erfunden.

Bücher über Schrift? Und was man so damit anstellen kann?

Schriftwechsel. Stephanie & Ralf de Jong (Verlag Hermann Schmidt Mainz)

Die Grafiksprache des Neville Brody. Jon Wozencroft (Bangert Verlag)

Detailtypografie. Friedrich Forssmann, Ralf de Jong (Verlag Hermann Schmidt Mainz)

…

Geschrieben
: Je klarer desto Helvetica.

Das sagt der Schweizer über die Schweizer Typografie, der Norddeutsche (oder -Europäer) würde vielleicht sagen: ›Helvetica ist die Langeweile in Tüten.‹ :-D

... und wer chat’s erfuuundn?

Hab' ich jetzt ganz exklusiv für dich und voll spontan erfunden.

Geschrieben

... und wer chat’s erfuuundn?

In diesem Fall waren es eher die Leipziger: Die Helvetica (oder genauer gesagt, die neue Haas Grotesk) basiert schließlich auf die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke. Und auf die Akzidenz Grotesk. Aber auch die hatte wohl maßgeblich die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke als Vorbild. Auch wenn wir den Umweg über die magere Royal Grotesk mit einkalkulieren wollen, bleibt die nächst frühere Station in der Geschichte dieser Art von Groteskschriften die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke. Bis jemand etwas anderes besser nachweisen kann …

http://www.typefacedesign.org/resources/dissertation/2004/WolfgangHomola_dissertation.pdf

Dissertation von Wolfgang Homola über die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke von 1890, ihre Vorläufer und Nachkommen.

http://www.amazon.de/Schriftgestalten-schrift-gestaltung-Tino-Graß/dp/3721206533/

Siehe den Beitrag von Eckehart Schumacher-Gebler worin er die Idee von G. G. Lange, die Akzidenz Grotesk sei in Wirklichkeit die (mutmaßlich) von Theinhardt geschnittene Royal Grotesk stichfest widerlegt.

Geschrieben
Die Helvetica sagt bloß: "Lies halt mal, dann wirste g'schwind g'scheiter.". Willste eine Faustregel? Kriegste eine Faustregel: Je klarer desto Helvetica.

Was die Unaufdringlichkeit angeht stimme ich Dir bestimmt voll zu, was die Lesbarkeit angeht aber nicht. Die Journale der »Cell«-Gruppe wissenschaftlicher Fachjournale, also Cell, Molecular Cell etc. sind generell in den Biowissenschaften sehr angesehen werden schon seit Urzeiten in der Helvetica gesetzt. Und gut lesen konnte ich sie noch nie. Sicher, gute Typografie ist etwas anderes, da wird versucht Platz zu sparen wo es nur geht, aber bei »Nature« findet man eben eine Minion und ich empfinde sie, obwohl in sogar noch kleineren Graden, deulich lesbarer. Ist aber nur meine persönliche Wahrnehmung und Meinung ... :-|

Geschrieben

Neben Buchstabenkommenseltenallein(e) empfehle ich Ellen Luptons Thinking with Type, weil es einen guten Rundumeinstieg bietet und gut geschrieben ist (in englisch). Für die Feinheiten lege ich Dir Das Detail in der Typografie von Jost Hochuli ans Herz. Auch gut ist Jan Middendorps Shaping Text.

Geschrieben
Das sagt der Schweizer über die Schweizer Typografie, der Norddeutsche (oder -Europäer) würde vielleicht sagen: ›Helvetica ist die Langeweile in Tüten.‹ :-D

... und wer chat’s erfuuundn?

In diesem Fall waren es eher die Leipziger: Die Helvetica (oder genauer gesagt, die neue Haas Grotesk) basiert schließlich auf die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke. Und auf die Akzidenz Grotesk. Aber auch die hatte wohl maßgeblich die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke als Vorbild. Auch wenn wir den Umweg über die magere Royal Grotesk mit einkalkulieren wollen, bleibt die nächst frühere Station in der Geschichte dieser Art von Groteskschriften die Breite Grotesk von Schelter & Giesecke. Bis jemand etwas anderes besser nachweisen kann …

Wer welche Schriften wo gezeichnet hat, kümmert mich weder aus qualitativer noch gestalterischer Sicht sonderlich, wenn sie einfach transportiert, was ich mit ihr transportieren muss und will. (Ja, mir ist bekannt, dass es durchaus Schriften gibt, die nicht für jede Sprache bestens geeignet sind …) So gesehen ist es nicht mehr als ein Zufall, den ich nicht zu beeinflussen vermag, dass die Helvetica so ähnlich tönt, wie einer der Namen meiner Nationalität.

Was die Unaufdringlichkeit angeht stimme ich Dir bestimmt voll zu, was die Lesbarkeit angeht aber nicht. Die Journale der »Cell«-Gruppe wissenschaftlicher Fachjournale, also Cell, Molecular Cell etc. sind generell in den Biowissenschaften sehr angesehen werden schon seit Urzeiten in der Helvetica gesetzt. Und gut lesen konnte ich sie noch nie. Sicher, gute Typografie ist etwas anderes, da wird versucht Platz zu sparen wo es nur geht, aber bei »Nature« findet man eben eine Minion und ich empfinde sie, obwohl in sogar noch kleineren Graden, deulich lesbarer. Ist aber nur meine persönliche Wahrnehmung und Meinung ... :-|

So lange du mir nicht den Turtschi schmackhaft zu geigen versuchst, versichere ich dir, dass deine persönliche Wahrnehmung und deine Meinung in Sachen Typografie in meinen Augen ein durchaus hohes Ansehen verdient. Ich weiß von deinem Fachbereich faktisch nicht das Molekül – du von meinem hingegen mittlerweile mit Sicherheit so viel wie ich. Also, immer her auch mit deinen Ansichten.

Geschrieben
[…] Ellen Luptons Thinking with Type, weil es einen guten Rundumeinstieg bietet und gut geschrieben ist (in englisch). […]

Das Buch gibt’s aber auch auf deutsch („mit Schrift denken“), da ist es genauso gut geschrieben :)

Geschrieben
Das Buch gibt’s aber auch auf deutsch („mit Schrift denken“), da ist es genauso gut geschrieben :)

Von der ersten Auflage gibt es eine deutsche Fassung: „Mit Schrift denken“. Die zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage gibt es leider nur in englisch. Hier meine Buchsprechung dazu: http://tinyurl.com/9u4ljhl

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