ekke wolf Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 Hallo, soeben ist meine neue Schrift "Barack" erschienen, zu betrachten und zu erwerben bei www.urw.de. Sie ist als Folgeprojekt eines handgezeichneten Buchumschlags entstanden. Barack Outline wurde mit einem 0,5 mm Faserschreiber auf Transparentpapier gezeichnet, die Schnitte Bold und Medium entstanden daraus am Mac. Das Fontediting habe ich erstmals komplett auf Glyphs von Georg Seifert erledigt -- Kompliment und heiße Empfehlung! Die Schrift ist eine Hommage an Barack Obama, gedacht für größere Schriftgrade, speziell in der zarten Outline. Ich hoffe, sie gefällt euch. Grüße aus Wien ekke 5793 CONFIG 1
gutenberger Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 Was mich aus reiner Neugier völlig unabhängig von der Schrift mal interessieren würde: Wie kommt eigentlich man auf die Idee, einen Font als Hommage an Obama zu bezeichnen? Hat die Schrift irgendwas mit Obama zu tun? Ist der amerikanische Präsident so ein Held für Dich, daß Du ihn irgendwie ehren wolltest ( - und wenn dem so wäre, würde ich gern erfahren, was der gute Obama denn so Eindrucksvolles geleistet hat)? Oder ist das die bestellte Hausschrift für Obamas Wahlkampagne und in Wien ist Obamas Europaagentur? Und wenn es nix außer möglicherweise persönliche Verehrung für den Mann sein sollte - was ja auch völlig legitim wäre -: Ist es nicht reichlich gewagt, mit dem Namen hausieren zu gehen? Bei der Klagefreudigkeit von Amerikanern meine ich nur ... Oder gibts gar eine freundliche Genehmigung des Präsidenten? Völlig unabhängig jeglicher politischer Richtungsmeinung (die ich zwar habe, aber die nicht hierhin gehört): Gibt es eigentlich schon ähnliche Statements in der Schriftenszene? Eine Gandhi Uncial beispielweise könnte ich mir vorstellen, kunstvoll kontrastiert von der Churchill Gothic und der Kennedy Script, die so gar nicht mit der schmalen Castro, der schrägen Gorbatschov, der Mao Heavy oder der breitfetten Strauss harmonieren will ... Bisher hab ich sowas noch nicht gesehen ...
Gast Schnitzel Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 ... breitfetten Strauss harmonieren will ...Bisher hab ich sowas noch nicht gesehen ... Ich stelle mir gerade so eine barock verspielte, handgemalerte Bierzeltfraktur vor ...
Þorsten Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 tl;dr So holzschnittartig wie der Charakter der Schrift sind auch die Klischees, mit denen der Gestalter umher wirft. Eine Hommage ist das nicht. Wie kommt eigentlich man auf die Idee, einen Font als Hommage an [einen Politiker] zu bezeichnen? Warum eigentlich nicht? Schriftnamen haben doch relativ oft etwas mit den persönlichen Vorlieben des Gestalters und nichts mit dem Charakter der Schrift an sich zu tun. Hat die Schrift irgendwas mit Obama zu tun? Nein! Weder mit der Person noch mit seiner Partei oder US-Wahlkämpfen allgemein. Es ist bekannt, dass Obama schon mindestens seit seiner Zeit als Redakteur der Harvard Law Review Perfektionist ist. Handschriftliches Gekrakel passt zu ihm überhaupt nicht. US-Wahlkämpfe haben eine ganz typische typografische Formsprache. Handgemalte Schriften kommen darin nach meinen Erfahrungen nie vor, nicht mal bei bekennenden Antiestablishmentkandidaten auf der untersten Ebene (was einiges heißen will, stehen hierzulande selbst Dorfbuchhalter, Hundefänger und Abteilungsleiter der Müllabfuhr zur Wahl). Ist der amerikanische Präsident so ein Held für Dich, daß Du ihn irgendwie ehren wolltest ( - und wenn dem so wäre, würde ich gern erfahren, was der gute Obama denn so Eindrucksvolles geleistet hat)? Nett, dass du deine Meinung zu Obama nicht zum Thema machst (siehe unten). Ist es nicht reichlich gewagt, mit dem Namen hausieren zu gehen? Bei der Klagefreudigkeit von Amerikanern meine ich nur ... Ne, also davor muss der Gestalter nun wirklich keine Angst haben. Obamas Vorname ist nicht »schützbar«. Völlig unabhängig jeglicher politischer Richtungsmeinung (die ich zwar habe, aber die nicht hierhin gehört) Na ein Glück (siehe zwei Zitate weiter oben)! Ansonsten finde ich die Klischees, mit denen der Gestalter spielt, nun ja … Ich habe Obama noch nie das Victory-Zeichen ✌ machen sehen, und das (ursprünglich britische!) CND-Zeichen ☮ hat er als Erwachsener mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch nie benutzt. (Hätte der Gestalter auch nur die geringste Ahnung von amerikanischer Politik, hätte übrigens wenigstens ein Esel dabei sein müssen.) Und dann auch noch der Afro-Kopf (der mich im ersten Moment an eines dieser kugelrunden Schafe erinnert hat, die ich immer in Island sehe)! Das ist bestenfalls peinlich und schlimmstenfalls grenzwertig rassistisch.
RobertMichael Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 die so gar nicht mit der schmalen Castro Fiedel: https://www.myfonts.com/fonts/latinotype/fidel/ kleine admin-anmerkung: bitte bleibt beim thema typografie, politischen diskussionen sind hier nicht erwünscht.
Kathrinvdm Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 Was sagt denn die verehrte Forumsgemeinde ganz unabhängig von der Namensgebung zur hier präsentierten Schrift? Wie gefällt Euch die Schrift an sich – würdet Ihr sie einsetzen und wenn ja für welchen Zweck?
Ralf Herrmann Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 Zur näheren Ansicht das PDF: http://www.urw.de/graphic/pdf/b0bavolume.pdf
Gast bertel Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 … Wie gefällt Euch die Schrift an sich … Ich finde sie … hm … ganz nett. Nichts Besonderes, zigmal auf dafont als Freefont vorhanden. Nichts, was ich mir kaufen würde.
ekke wolf Geschrieben September 4, 2012 Themen-Ersteller Geschrieben September 4, 2012 Zur Namensgebung: Das Buch, aus dessen Gestaltungsauftrag die "Barack" hervorgegangen ist -- im Endeffekt hat der Verlag noch 2mal den Titel geändert, woraufhin ich das Handtuch geworfen habe --, hatte Obamas Präsidentschaft zum Thema. Dass Gestalter sich zu politischen Themen äußern, ist eigentlich nichts Neues. Eine Hommage an Obama ist ohnehin ein relativ beliebiges Statement aus europäischer Perspektive: Die USA brauchen einen Präsidenten, der laufend Kompromisse einzugehen hat; wer mit welchem Image und welchem Stil in Washington regiert, hat jedoch globale Auswirkungen. Zum Stil: Die Schrift reflektiert den hemdsärmeligen Teil von Obamas Auftreten. Insofern ist sie selbstverständlich eine Hommage. Auch wenn sie Obamas persönlichen Geschmack vermutlich nicht trifft, aber darauf muss ich bei einer freien Arbeit glücklicherweise keine Rücksicht nehmen. Im stilistischen Kontext der Schrift sollte hoffentlich auch zu erkennen sein, dass der Afro ohne rassistische Ambitionen gezeichnet wurde. Klischee: ja, natürlich, aber kein negatives. Grüße ekke
gutenberger Geschrieben September 4, 2012 Geschrieben September 4, 2012 Dass Gestalter sich zu politischen Themen äußern, ist eigentlich nichts Neues. Das bezweifle ich ja gar nicht und finde es auch völlig in Ordnung, aber im Zusammenhang mit einer Schrift (ohne Verbindung mit einem Buch, einem Plakat oder sonstigen Anwendung - halt nur als Font) ist mir soetwas bisher noch nicht bewußt vor Augen gekommen. Hat mich überrascht und neugierig auf die Zusammenhänge gemacht. Das Einzige in der Richtung war nach meiner Kenntnis die "Parole" (oder wie auch immer die frei downloadbare Schrift mit unter anderem einigen Politikerporträts auch immer hieß). Danke für den Tip mit der "Fidel". Finde ich ganz lustig ... Naja, vielleicht eröffnet das ja einen neuen Kosmos in Sachen Schriftnamen - auf diesem Sektor wirds ja immer enger und irgendwann werden dann wohl auch solche Namen gebraucht werden. Du bist also vermutlich ein Vorreiter! Eine politische Diskussion wollte ich wahrlich nicht anzetteln und hab es ja auch nicht getan.
Þorsten Geschrieben September 5, 2012 Geschrieben September 5, 2012 Die Schrift reflektiert den hemdsärmeligen Teil von Obamas Auftreten. Inwiefern genau tritt Obama hemdsärmelig auf? Das klingt für mich etwa so hanebüchen wie die Vorstellung, Angela Merkel sei eine schenkelklatschende Karnevalsscherzkanone, weil sie statt schwarzer Anzüge eben bunte trägt. Obama ist so ziemlich das komplette Gegenteil von hemdsärmelig, insbesondere im Vergleich zu seinen Amtsvorgängern der letzten 20 Jahre. Zum Cowboyhut tragenden, Pickup fahrenden W. muss ich sicher nichts schreiben, aber auch Bill “Bubba†Clinton hat das Image des einfachen Jungen vom Lande immer kultiviert. Selbst Ronald Reagan hat sich in Blue Jeans und legerem Hemd im Oval Office fotografieren lassen. Bei Obama ist ein solches Auftreten praktisch undenkbar; er sieht hingegen immer wie aus dem Ei gepellt aus. Also: woher hast du das mit dem hemdsärmelig? Im stilistischen Kontext der Schrift sollte hoffentlich auch zu erkennen sein, dass der Afro ohne rassistische Ambitionen gezeichnet wurde. Dass du keine rassistische Absicht hattest, glaube ich dir unbesehen. Leider sieht das Ergebnis ganz anders aus. Den Ghettoblaster, den du auch im Font hast, hatte ich vorher noch gar nicht erwähnt. Was soll der denn?! Wenn du möchtest, kann ich eine (völlig neutrale) Ankündigung deiner Schrift gerne mal an ein oder mehrere Mailinglists amerikanischer Literatur-, Kulturstudien- und Geschichtsprofessoren (mit Schwerpunkt afroamerikanische ~) schicken. Eigentlich würde ich dir den shit storm, der dich da erwartet, ersparen wollen. Aber vielleicht wäre es ja lehrreich …
109 Geschrieben September 5, 2012 Geschrieben September 5, 2012 Jeder hat seine ganz ureigene Sicht der Dinge, und wenn geborene Mitteleuropäer ohne jahrelangen Aufenthalt in den USA einen Blick über den Atlantik werfen, dann ist die Wahrnehmung und Interpretation vor diesem Hintergrund gefiltert, in vielen Dingen falsch, in manchen richtig – umgekehrt genau so. Vielleicht sollte man nicht gleich ein perfektes Psychogramm Obamas, der US-Politik und der US-Gesellschaft in einer Schrift erwarten. Man kann auch versuchen, der Arbeit eures Kollegen casual gegenüberzutreten – vielleicht findet sich ja eines Tages eine Anwendung die zu einem schönen Ergebnis führt ...
guest_12 Geschrieben September 13, 2012 Geschrieben September 13, 2012 Inwiefern genau tritt Obama hemdsärmelig auf? Das klingt für mich etwa so hanebüchen wie die Vorstellung, Angela Merkel sei eine schenkelklatschende Karnevalsscherzkanone, weil sie statt schwarzer Anzüge eben bunte trägt. Obama ist so ziemlich das komplette Gegenteil von hemdsärmelig, insbesondere im Vergleich zu seinen Amtsvorgängern der letzten 20 Jahre. Zum Cowboyhut tragenden, Pickup fahrenden W. muss ich sicher nichts schreiben, aber auch Bill “Bubba” Clinton hat das Image des einfachen Jungen vom Lande immer kultiviert. Selbst Ronald Reagan hat sich in Blue Jeans und legerem Hemd im Oval Office fotografieren lassen. Bei Obama ist ein solches Auftreten praktisch undenkbar; er sieht hingegen immer wie aus dem Ei gepellt aus. Also: woher hast du das mit dem hemdsärmelig? Dass du keine rassistische Absicht hattest, glaube ich dir unbesehen. Leider sieht das Ergebnis ganz anders aus. Den Ghettoblaster, den du auch im Font hast, hatte ich vorher noch gar nicht erwähnt. Was soll der denn?! Wenn du möchtest, kann ich eine (völlig neutrale) Ankündigung deiner Schrift gerne mal an ein oder mehrere Mailinglists amerikanischer Literatur-, Kulturstudien- und Geschichtsprofessoren (mit Schwerpunkt afroamerikanische ~) schicken. Eigentlich würde ich dir den shit storm, der dich da erwartet, ersparen wollen. Aber vielleicht wäre es ja lehrreich … Selten so einen Quatsch gelesen. Bewerte doch einfach die Schrift, wenn du dazu nichts zu sagen hast, sage nichts.
Gast Schnitzel Geschrieben September 13, 2012 Geschrieben September 13, 2012 Bewerte doch einfach die Schrift, wenn du dazu nichts zu sagen hast, sage nichts. dito
TypoSan Geschrieben November 20, 2012 Geschrieben November 20, 2012 Mir persönlich ist die Schrift ein wenig zu unruhig, und der, zumindest in meinen Augen, leichte "optische Linksdrall" bei einigen Buchstaben - naja... Die Medium gefällt mir von allen am besten.
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