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Die Schriftmuster der Welt in einer Datenbank …

Elementare Typografie

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo alle zusammen.

Ich muss das Thema Elementare Typografie aufarbeiten, deshalb wollte ich mich hier von "Fachleuten" mal beraten lassen ob ich das Thema so grob verstanden habe und ihr mir vielleicht noch Tips geben könnt.

Elementare Typografie:

- soll den zum ende des 19. Jahrunderts Verfall der Typografischengestaltung entgegenwirken

- soll die Typografie als eine Art Kunst etablieren

- soll eine Art "Regelmäßigkeit" einführen. -> Stichwort Jan Tschichold

So das ist jetzt so mein kleiner Überblick über die Elementare Typografie.

Es wäre echt toll wenn ihr mir vielleicht da etwas helfen könnt wenn ich komplett auf den Holzweg bin und mir Tips geben könntet.

Geschrieben

Kleiner fachübergreifender Tip: Wenn man Fachleute

"Fachleute"
nennt, kann das genauso ins Auge gehen wie wenn man "Fachleute" für Fachleute hält ...
  • Gefällt 1
Geschrieben

ach danke für diesen tollen "tip".

ich wollte einfach nur fragen ob sich vielleicht jemand damit besonders gut auskennt und mir vielleicht ein bischen hilft und mir keiner einen vortrag über den begriffsgebrauch Fachleute hält.

Das schreiben in einen Forum ist immer freiwillig und solche ach so hilfreichen kommentare kann keine gebrauchen.

danke trotzdem

Geschrieben

Nunja, das Thema elementare/Neue Typografie lässt sich schwer auf zwei bis drei Sätze herunterbrechen. Wenn du den Stoff wirklich »aufarbeiten« willst, musst du schon einiges an Aufwand betreiben. Da ist der Wikipedia-Eintrag ein guter Anfang, wenngleich dieser relativ unpräzise und schwammig ist.

Elementare Typografie:

- soll den zum ende des 19. Jahrunderts Verfall der Typografischengestaltung entgegenwirken

Das steht zwar so in dem Wikipedia-Artikel, beschreibt das Ziel der Elementaren Typografie meines Erachtens aber nicht richtig. Die elementare Typografie trat zu Beginn der 1920er Jahre auf, kann dadurch faktisch schon einmal nicht die Entwicklung um 1890 beeinflusst haben. Vielmehr war es so, dass bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts vielerorts diverse Reformbemühungen angeregt wurden, die sich gegen den Verfall im Buch- und Druckgewerbe richteten. Zu nennen wären da u. a. die Arts-and-Crafts-Bewegung in England (Stichworte: William Morris, Kelmscott Press, Emery Walker, Doves Press, Private press movement, …) und die Münchner Renaissance (Otto Hupp). Nach 1900 begann man auch in Deutschland Privatpressen nach englischem Vorbild einzurichten (Janus-Presse, Bremer Presse, Ernst-Ludwig-Presse, Rupprecht-Presse usw.) und der Austausch zwischen dem englischen und dem deutschen Buchgewerbe wurde durch Carl Ernst Poeschel, Edward Johnston, Emery Walker und Anna Simons (die in Deutschland unterrichtete) forciert. Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich die sogenannte deutsche Buchkunstbewegung, die dem gewachsenen Interesse am Buch (bzw. am Lesen) Rechnung trug, indem sie Bücher hervorbrachte, die trotz der günstigen, maschinellen Massenproduktion eine hochwertige Ausstattung aufweisen konnten. Wichtige Vertreter der Buchkunstbewegung waren u. a. Paul Renner, Walter Tiemann, Fritz Helmuth Ehmcke, Carl Ernst Poeschel, Emil Rudolf Weiß, aber auch Verleger wie Anton Kippenberg (Insel-Verlag), Eugen Diederichs, Samuel Fischer, Georg Müller usw. Diese Bewegung reichte bis weit in die 1920er Jahre hinein.

Der Erste Weltkrieg stellte gewissermaßen eine Zäsur dar. Fortschrittliche Kräfte versuchten sich der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu entledigen und eine vollkommen neue Gesellschaft aufzubauen (un es mal ganz vereinfacht auszudrücken). Dazu gehörte auch, dass man in der Buchgestaltung vollkommen neue Wege gehen wollte, die mit den Errungenschaften seit der Erfindung des Buchdruckes wenig bis gar nichts mehr zu tun haben sollten. Die elementare Typografie ist daher nicht als eine ästhetische Reaktion auf die Entwicklungen des 19. Jahrhunderts anzusehen, sondern als radikale Bewegung, die die typografische Gestaltung von Grund auf neu konzipieren und aufbauen wollte. Dass man mit dieser Anforderung weit über das Ziel hinausgeschossen hatte, haben viele Protagonisten später einsehen müssen.

- soll die Typografie als eine Art Kunst etablieren

Das mag vielleicht für Avantgardisten zutreffen, die über die Malerei zur Typografie bzw. Schriftgestaltung gekommen sind. Für Typografen, die die elementare Typografie ›ernsthaft‹ aufbauen wollten, wie Tschichold, Trump, Renner, Baumeister usw., trifft das meines Erachtens nicht zu.

- soll eine Art "Regelmäßigkeit" einführen. -> Stichwort Jan Tschichold

Kannst du das näher erläutern? Beziehst du dich auf den Anspruch an höchste Ökonomie und Funktion in der Drucksachengestaltung, der sich u. a. in der Verwendung der DIN-Formate widerspiegelte?

Vielleicht noch zwei, drei Worte zu dem Begriff ›elementare‹ Typografie. Nach meinem Wissen sprach man lediglich zwischen 1925, dem Jahr des Erscheinens des Sonderheftes elementare typographie, und 1928 (Tschichold: Die neue Typographie) von der elementaren Typografie.

Aber bevor ich mir hier die Finger wund schreibe, wäre es ganz gut, wenn du deine Fragen etwas präzisierst. Vielleicht reicht ja auch das bereits Geschriebene. :)

  • Gefällt 2
Geschrieben

hallo stefan erstmal ein dickes danke schön für deine bemühungen.

Also ich habe mich shon bischen in das Thema jetzt reingearbeitet und auch schon mit meiner Präsentation angefangen aber es ist schwierig das Thema in 5 minuten abzuarbeiten.

Aber jetzt erstmal von Anfang an. Ich muss, wie schon gesagt ein Kurzreferat von 5 minuten über das Thema Elementare Typografie und Internationalestile halten. Das ist leider wie ich schon durch eigener Recherche und jetzt deinen tollen Einblick nicht ganz einfach ist.

Vielleicht wäre es ganz gut wenn ich einfach mal schreibe wie ich das so angehen wollte in meiner Präsentation und ihr mir einfach sagen könntet ob das jetzt zu vereinfacht ist oder ich was ganz wichtiges vergessen habe.

Am anfang wollte ich grob so erklären warum es zu der Neuen Typografie gekommen ist. Grund ist ja der Verfall, also unsachgemäße benutzung von Verschnörkselungen und Verzierungen in der damaligen Drucktechnik zum 19. Jahrhundert. Desweiteren wollte ich erklären was sie den so ausmacht im vergleich zu den damaligen Standards. Serifenloseschrift, einfachheit und natürlichkeit der Typografie. Das wollte ich wiederum mit zwei Bildern machen auf den man zum einen eine Reklame die ganz verspielt mit sehr vielen schriftarten und serifen bestückt ist und die andere hingegen ist ein Plakat einer Bauhaus ausstellung. Ganz schlicht serifenlos etc. Das sollte so grob die Unterschiede zeigen.

Als nächstes wollte ich auf die Vorreiter in diesen Gebiet eingehen, eher auf zwei einmal den Herrn Tschihold und den Herrn Moholy-Nagy (der Bauhauskünstler) eingehen. Bei den Bauhauskünstler wollte ich den Künstlerischen Aspekt ansprechen.

So das ist jetzt was ich habe ich weis auch nicht ob ich das mit dem Internationalenstil eingebracht habe oder nicht da ja der Herr Moholy-Nagy ungare ist und der Herr Tschihold deutscher.

Geschrieben

Dass es sich um einen 5-Minuten-Vortrag handelt, ging aus deinem ersten Beitrag nicht hervor. Unter den Umständen kann das Thema wirklich nur extrem gerafft werden. (Welchen Mehrwert solche Kurzvorträge haben, möchte ich gerne mal wissen.)

Am anfang wollte ich grob so erklären warum es zu der Neuen Typografie gekommen ist. Grund ist ja der Verfall, also unsachgemäße benutzung von Verschnörkselungen und Verzierungen in der damaligen Drucktechnik zum 19. Jahrhundert.

Wie gesagt, der Grund allein ist dies sicher nicht. Das Ganze ist dann doch wesentlich vielschichtiger, als es uns einige Lehrbücher (und Wikipedia) weismachen möchten (siehe meinen Beitrag oben).

Desweiteren wollte ich erklären was sie den so ausmacht im vergleich zu den damaligen Standards. Serifenloseschrift, einfachheit und natürlichkeit der Typografie. Das wollte ich wiederum mit zwei Bildern machen auf den man zum einen eine Reklame die ganz verspielt mit sehr vielen schriftarten und serifen bestückt ist und die andere hingegen ist ein Plakat einer Bauhaus ausstellung. Ganz schlicht serifenlos etc. Das sollte so grob die Unterschiede zeigen.

Das ist okay, unter der Voraussetzung, dass du lediglich auf die ästhetischen Unterschiede eingehen möchtest – was bei einer Kurzpräsentation auch sinnvoll ist. Eventuell solltest du noch erwähnen, dass sich die elementare/Neue Typografie insbesondere bei der Gestaltung von Werbesachen (Plakate, Anzeigen, Handzettel usw.) sowie Geschäftsausstattungen (Briefbögen, Visitenkarten, Rechnungsbögen usw.) etablieren konnte. In der Buchgestaltung fand sie sich dagegen nur vereinzelt wieder, sieht man einmal von den wenigen fortschrittlichen Verlagen und den Publikationen ab, die den Kreis der Avantgarde nur selten verlassen haben.

Als nächstes wollte ich auf die Vorreiter in diesen Gebiet eingehen, eher auf zwei einmal den Herrn Tschihold und den Herrn Moholy-Nagy (der Bauhauskünstler) eingehen. Bei den Bauhauskünstler wollte ich den Künstlerischen Aspekt ansprechen.

Tschichold ist erst relativ spät dazugestoßen (um 1924), wenngleich er einer der wichtigsten Protagonisten der elementaren Typografie war. Wirkliche Vorreiter waren eher László Moholy-Nagy, Willi Baumeister, Johannes Molzahn, El Lissitzky, die Holländer um Theo van Doesburg (De Stijl) und Kurt Schwitters.

So das ist jetzt was ich habe ich weis auch nicht ob ich das mit dem Internationalenstil eingebracht habe oder nicht da ja der Herr Moholy-Nagy ungare ist und der Herr Tschihold deutscher.

Den internationale style in der Typografie bringe ich eher mit den Entwicklungen in der Schweiz nach 1955 in Verbindung. Da gab es die elementare Typografie in der Ausprägung der 1920er und 1930er Jahre schon gar nicht mehr. Sicherlich ist die elementare/Neue Typografie eine wichtige Quelle für den ›Schweizer Stil‹, aber in einen Topf sollte man die beiden Bewegungen deswegen nicht werfen.

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