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„Balkenbildende Zeilen brauchen mehr ZAB“

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Hallo, ich lese immer wieder, dass balkenbildende Schriften (dominierende x-Höhe/bzw. kurze Ober- und Unterlängen) mehr Zeilenabstand brauchen. Mir erschließt sich der Sinn aber nicht so ganz: Die Balken-Wirkung nimmt dadurch nicht ab – nein, ich habe eher den Eindruck, dass ein größerer ZAB das Ganze noch schlimmer macht. Kann mir das jemand erklären?

Danke!

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Hmmm, Lesbarkeit eigentlich doch schon, oder? Ich meine, grob verallgemeinert wird der Zeilenabstand doch am Stärksten von zwei Parametern bestimmt: Zeilenlänge (längere Zeilen benötigen auch einen größeren Zeilenabstand) und Wortabstand (der Zeilenabstand muß größer als der Wortabstand sein sonst »schwimmt« das Auge auf der Seite). Der Zeilenabstand wird aber ja optisch durch die x-Höhe und nicht durch die Versalhöhe bestimmt (was wiederum eine Verallgemeinerung ist, aber im Prinzip geht es in die richtige Richtung). Schriften mit ausgeprägter x-Höhe haben daher optisch einen geringeren Zeilenabstand und müssen mit etwas mehr Luft gesetzt werden. Das korreliert jetzt eigentlich auch ganz gut mit meinen persönlichen praktischen Erfahrungen. Oder verstehe ich gerade etwas miß?

Christian

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Leider finde ich das Originalzitat nicht mehr. In dem Buch/auf der Seite schreibt de Jong über die Vor- und Nachteile einer Schrift mit dominanter x-Höhe. Er erwähnt schließlich dass die Schrift nur scheinbar dadurch platzsparender ist (in Bezug auf die ZAB), da eine Schrift mit großer x-Höhe gleichzeitig auch mehr Zeilenabstand braucht.

Womöglich habe ich wirklich die falschen Schlüsse gezogen: Die Balkenbildung bleibt zwar, aber die Lesbarkeit nimmt durch den optisch größeren ZAB (Danke an CRudolf) zu. Wahrscheinlich ist das ein typischer Fehler, dass man bei diesen amerikanisch-geschnittenen Schriften zuwenig ZAB dazu gibt („Ist doch genug Platz zwischen Ober- und Unterlänge!“) und de Jong wollte den Leser diesbezüglich aufklären.

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  • 3 Wochen später...

— Balkenbildung

Ob die Zeilen letztendlich Balken bilden, hängt nicht nur von das Verhältnis von Mittellänge bzw. x-Höhe zum Zeilenabstand ab. Der zweite Faktor der das mitbestimmt ist der Grauwert der Zeile, diese Setzt sich zusammen aus Strichstärke, Schriftweite und Laufweite. Aber Ralf de Jong bezieht sich hir vermutlich auf Textschriften. Also nicht auf fette, magere, schmale, breite und besonders eng- oder weitlaufende Schriften. Also stimmt es schon was er sagt.

Übrigens, der Flämische Untersucher Karel van der Waarde hat (anhand von hunderte von Texte in Bücher, Magazine, Broschüren usw.) herausgefunden, dass wir im Fließtext im Schnitt eine x-Höhe von 1,6 mm wählen (+/- 0,1 mm) und dazu einen Zeilenabstand der 3 x so groß ist. Der Faktor von x-Höhe zum Zeilenabstand beträgt demnach 1:3 (+1/4 -2:5). Also tun wir alle am Ende im Schnitt (bewusst oder unbewusst) das Gleiche. Zeitungen hat er nicht nachgemessen. Da ist aber die x-Höhe relativ groß, die Zeilenlänge aber kürzer, also kann der Zeilenabstand relativ klein ausfallen.

 

— amerikanisch geschnitten

Damit referierst Du wohl an die Schriften die beispielsweise ITC herausgegeben hat. Viele der ITC Schriften waren ja Re-designs von ältere Schriften der ATF. Wobei ITC Avant Garde Gothic als ein Re-design der Futura betrachtet werden könnte. Die Designstrategie war ziemlich konsequent. Bis in den achtziger Jahre, wo dann im ITC Typeface Review Board so Leute wie Spiekermann dazu kamen und es Schriften wie ITC Berkeley Old Style gab, wurden beim Design aller ITC Schriften die Mittellänge auf Kosten der Ober und Unterlängen vergrößert.

Die Idee an sich ist nicht neu. Schriften für kleinere Schriftgraden (Caption) werden in der Regel auch so angelegt. Neu war es damals, dass diese Schriften zuerst explizit für den Headlinebereich und einige Jahre später auch für den Fließtext vermarktet wurden. Im Gegensatz zu den Schriften für kleine Graden wurden diese Schriften extrem eng gesetzt. In Magazine-Headlines sah das erst mal geil aus, im Fließtext natürlich nicht. Aber damals empfahl sogar Berthold ihre Kunden die Textgrößen mit -1 Laufweite (entspricht etwa 20 Einheiten in InDesign) zu setzen. Die amerikanische und europäische Werbegestalter waren davon zunächst gleichermaßen schwer begeistert. Die Typografen wie Willberg (—> Forsmann —> de Jong) eher nicht. Auch die Amerikaner nicht. Inzwischen ist aber der Spuk aber vorbei.

bearbeitet von Albert-Jan Pool
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