Gast Schnitzel Geschrieben Dezember 29, 2011 Geschrieben Dezember 29, 2011 Jetzt komme ich ›zwischen den Jahren‹ endlich mal dazu mich mit kurzweiliger Unterhaltungsliteratur zu beschäftigen, und dann stoße ich auf das: Fraktur ist in der Typographie sozusagen das' date=' was das Fachwerk in der Architektur darstellt. Beide signalisieren eine gewisse Altertümlichkeit, aber auch solides Handwerk und zeitlose Haltbarkeit. Fraktur ist vertrauenserweckend.[/quote'] Quelle Ich fand das ganz treffend ausgedrückt
boernie Geschrieben Februar 29, 2012 Geschrieben Februar 29, 2012 Erinnerung von Peter Henisch an die Lektüre seines ersten Karl-May-Bandes: »Er war noch in Frakturschrift gedruckt, was mir beim Lesen anfangs gewisse Schwierigkeiten bereitete. Aber ich fraß mich durch.« orf-Website zum 100. Todestag des Autors http://oe1.orf.at/artikel/299226
boernie Geschrieben Mai 15, 2012 Geschrieben Mai 15, 2012 15. 05. 2012 Die Berliner Zeitung (15. 05. 2012) über den türkischen Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karsioglu: Wollen Sie meinen neuesten Schatz sehen? , fragt er. Ohne eine Antwort abzuwarten, eilt er in ein Hinterzimmer. Dort liegen in Leder gebundene Wälzer, die Weltgeschichte in sechs Bänden, eine gut erhaltene Ausgabe aus dem Jahr 1906. Karslioglu hat sie bei einem Brandenburger Trödler gefunden. Er blättert darin, fast zärtlich berührt er die Seiten. Mühelos liest er die deutsche Frakturschrift. 1
boernie Geschrieben Juni 26, 2012 Geschrieben Juni 26, 2012 Die Presse (Österreich) am 27. 09. 2011in einem Artikel über die Neuauflage der Werke von Arthur Schnitzler: Die Ausgaben bei Fischer sind nicht zuverlässig, aber seit die Werke 2001 gemein-frei wurden, werden die Nachdrucke dennoch nach diesen Büchern gemacht. Dagibt es enorm viele Fehler, es wird Musik statt Mystik geschrieben, Athlet statt Ästhet.Man hat offenbar die Frakturschrift der Erstausgaben nicht richtig entziffert.
boernie Geschrieben April 15, 2013 Geschrieben April 15, 2013 Thüringer Allgemeine, 15. 04. 2013 »So kommt es, dass seit der Ablösung des Bleisatzes durch den Fotosatz um 1980die Frakturschriften in Zeitschriften und Büchern verdrängt worden sind.« Donnerwetter, welche Erkenntnis…
Ralf Herrmann Geschrieben April 15, 2013 Geschrieben April 15, 2013 Ich liefere mal den Kontext nach: http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Warum-eine-Literaturliebhaberin-alte-wertvolle-Buecher-abtippt-1420039475 Die Anwendung von Lang-s und Schluss-s lässt auch keine Verwechslungen zu. Zum Beispiel ist bei dem Wort Wachstube nicht zu erkennen, ob Wach-stube oder Wachs-tube gemeint ist. Die deutsche Fraktur-Schrift dagegen ist eindeutig! Donnerwetter! Jetzt verstehe ich es endlich! Fraktur und Sütterlin zurück in den Schulunterricht!
boernie Geschrieben April 23, 2013 Geschrieben April 23, 2013 Noch ein Zitat: »Nationalismus hat in der Schriftgeschichte nichts zu schaffen. Dieselbe religiöseSezession, die der Fraktur eine Heimstätte bei Finnen und Esten, protestantischenLitauern und Masuren, Dänen und Schweden bereitete, hat diese auch in Deutsch-land konserviert. Das ›Deutschtum‹ der Fraktur führt noch heute so manchenguten deutschen Mann irre. Es gibt noch in der Gegenwart manche Deutsche,die eine Steigerung ihres Nationalselbstbewußtseins darin sehen, wenn sie dieFraktur als den Ausdruck des ethnischen Wesens des Deutschtums proklamieren.« (Mieses, Matthias: Die Gesetze der Schriftgeschichte. Konfession und Schriftim Leben der Völker. Wien und Leipzig, 1919) 1
boernie Geschrieben Mai 10, 2013 Geschrieben Mai 10, 2013 Überlaſſt die gebrochenen Schriften nicht den Ewiggeſtrigen, ſondern eignet ſie euch ſelber an! Irgendwo im Internet gelesen...
Wrzlprmft Geschrieben Mai 10, 2013 Geschrieben Mai 10, 2013 Überlaſſt die gebrochenen Schriften nicht den Ewiggeſtrigen, ſondern eignet ſie euch ſelber an! Vermutlich hier.
Kurt Geschrieben Mai 10, 2013 Geschrieben Mai 10, 2013 Donnerwetter! Jetzt verstehe ich es endlich! Fraktur und Sütterlin zurück in den Schulunterricht! Definitv! Gebrochene Schriften und die alten Schulausgangsschriften (meinetwegen Sütterlin) sollten den Kindern in der Schule nahegebracht werden. Dafür ist Schule da. Und ich muß mich dann nicht mehr grämen, auf eBay zu lesen: „Achtung! Dieser Karl-May-Roman ist eine alte Ausgabe und in Schnörkelschrift geschrieben.“
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Es verstand sich fast von selbst, daß die ungestalte und häßliche Schrift, die noch immer unsere meisten Bücher gegenüber denen aller übrigen gebildeten Völker von außen barbarisch erscheinen läßt und einer sonst allgemeinen Übung unteilhaftig macht, beseitigt bleiben müßte. Leider nennt man diese verdorbene und geschmacklose Schrift sogar eine deutsche … Nichts ist falscher, und jeder Kundige weiß, daß im Mittelalter durch das ganze Europa nur eine Schrift, nämlich die lateinische, für alle Sprachen galt und gebraucht wurde. (Jakob Grimm, 1854)
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Es kann der Tag kommen, wo die Fraktur die Antiqua auf der ganzen Welt verdrängt haben wird. (Abgeordneter Bindewald im Reichstag, 1911)
Gast Schnitzel Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Entweder haben wir da was verpasst, oder sie hockt beim alten Barbarossa in der Höhle und wartet sich die Beine in den Bauch
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Je stärker sich ein Volkscharakter herausbildet, desto eigentümlicher wird er sich im Handschriftlichen und in den Typen bekunden. So ist für mich immer die Fraktur der unmittelbarste und lebendigste Ausdruck für das Faustische im deutschen Menschen gewesen, ohne das doch der Deutsche kein deutscher Mensch sein würde. Walter Tiemann (1876–1951)
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Im Jahre 1918 wurde der Bund für deutsche Schrift gegründet, der sich für die Pflege und Erhaltung der deutschen Schrift einsetzt und sich dabei Verdienste erworben hat. Die Organisation gibt auch heute noch eine Vierteljahres-Zeitschrift heraus, deren Name sich einige Male geändert hat und nun lautet: Die deutsche Schrift. Vierteljahreshefte zur Förderung der deutschen Sprache und Schrift, herausgegeben in Ahlhorn. Früher lautete der Untertitel »Zeitschrift zur Förderung von Gotisch, Schwabacher und Fraktur«. Ob mit dieser Änderung der unrichtigen Bezeichnung der Gotisch als einer deutschen Schrift auch eine Korrektur der dogmatisch-nationalistischen Haltung der Herausgeber verbunden sein wird, muß abgewartet werden. Obwohl ich viele interessante und sachliche Beiträge fand, wünschte ich mir doch eine ästhetisch besser fundierte und unpolitische Einstellung der Redaktion. Albert Kapr 1
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 “It was the only good thing Hitler did for the German civilization.” Siegried Heinrich Steinberg über die Abschaffung der gebrochenen Schriften in seinem Buch »Five Hundret Years of Printing«
Pachulke Geschrieben Mai 26, 2013 Geschrieben Mai 26, 2013 Ah, eine Es-war-nicht-alles-schlecht-Wortmeldung.
boernie Geschrieben Mai 27, 2013 Geschrieben Mai 27, 2013 Noch ein Zitat: »... kaum verflossen einige Jahrzehnte trennender lutheranischer Arbeit und schon empfand das führende Volk des Lutheranismus, die deutscheNation, die Fraktur im Gegensatz zu den katholischen Ländern alsso heimisch, daß es dieselbe als ›deutsche‹ Schrift ansehen konnte.«Mieses, Matthias: Die Gesetze der Schriftgeschichte. Konfession und Schriftim Leben der Völker. Wien und Leipzig, 1919
boernie Geschrieben Mai 27, 2013 Geschrieben Mai 27, 2013 Es kann der Tag kommen, wo die Fraktur die Antiqua auf der ganzen Welt verdrängt haben wird. (Abgeordneter Bindewald im Reichstag, 1911) Am 4. Mai 1911 kam es schließlich im Berliner Reichstag nach einer langwierigen und heftig geführten Debatte, in deren Verlauf der SPD- Abgeordnete Beck die rhetorische Frage gestellt hatte »Sind wir wirklich in der Lage, das Vaterland in Gefahr zu bringen, wenn jemand lateinische Schriftzeichen, die Antiqua, wählt?«, zu einer Abstimmung über den eingebrachten Antrag, die Antiqua als Amtsschrift einzuführen. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit (85 zu 82 Stimmen) abgelehnt. Die Ausszählung der Stimmen ergab aber schließlich, daß das hohe Haus beschlußunfähig war! Deshalb kam es am 17. 10. 1911 erneut zu einer Abstimmung, die ein eindeutiges Ergebnis von über 75 Prozent der Stimmen zugunsten der gebrochenen Schrift ergab. 1
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 1, 2013 Geschrieben Juni 1, 2013 Die bewußte Verwendung von Frakturschriften in Westdeutschland hingegen war nur selten unbefangen. Ihre Freunde meinen meistens, sie verteidigen zu müssen und wählen oft den Angriff als Verteidigung. Polemik – mitunter mit unpräzisen Argumenten – ersetzt häufig nüchterne Analyse. Hans Peter Willberg
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 1, 2013 Geschrieben Juni 1, 2013 Es wäre verfehlt, die gebrochenen Schriften den lateinischen Schriften als die schöneren oder besser lesbaren gegenüberzustellen. Unter beiden Schriftarten gibt es wesentlich mehr schlechte als gute. Hans Peter Willberg
boernie Geschrieben Juni 2, 2013 Geschrieben Juni 2, 2013 »Italiener, Franzosen und Engländer gaben schon frühzeitig die eckige Buchschrift, mit der die ersten Werke gedruckt waren, auf, während die Deutschen, Holländer, Dänen, Schweden, Czechen und Slovaken die Frakturschrift bis auf die jüngste Zeit bewahrt haben, indem hier der Gebrauch der Antiqua auf die Werke in lateinischer, sowie allen romanischen und in englischer Sprache beschränkt wurde. Hieraus entstand die Ansicht, die Frakturschrift sei die nationale deutsche Schrift, ein Miss- verständnis, dessen sich nur Derjenige schuldig machen kann, der die ältesten englischen und französischen Drucke nicht kennt.« Karl Faulmann
boernie Geschrieben Juni 5, 2013 Geschrieben Juni 5, 2013 »Wer die Entwicklung in den zwanziger Jahren unvoreingenommen studiert, wird feststellen, daß auch ohne jenen unsinnigen Regierungserlaß im Januar 1941 die Antiqua früher oder später die Frakturschriften abgelöst hätte. Ich glaube heute nicht mehr daran, daß die Frakturschriften jemals wieder eine praktische Bedeutung erlangen werden. Sie waren eine wichtige historische Entwicklungsphase in der Schriftgeschichte unseres Landes, wie beispielsweise die Unziale, ehe die karolingische Minuskel sie ablöste.« Hermann Zapf in: Plata, Walter (Hrsg.): Schätze der Typo- graphie. Gebrochene Schriften. Frankfurt am Main, 1968 1
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