Thomas Kunz Geschrieben Juni 5, 2013 Geschrieben Juni 5, 2013 Mir gefällt das Zapf-Zitat. Auch wenn ich es schade finde, dass die schönen Formen der Fraktur keine praktische Bedeutung (als Brotschrift) mehr haben.
boernie Geschrieben Juni 17, 2013 Geschrieben Juni 17, 2013 Die meisten verstehen nur die Fraktur Schrift im Buche der Schöpfung und übersehen die kleine Perlschrift auf Wiesenblumen und Schmetterlingsflügeln Adalbert Stifter
boernie Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Man sehe sich einmal Schilder von Verkehrsfahrzeugen, von Straßen, von Bahnhöfen an. Was wird da herumgewurstelt! Was wird da experimentiert! gewechselt, umgelegt, neu angestrichen, heruntergerissen, wiederangeschraubt ... ! Ich schweige ganz von dem Unfug, am Bahnhof Friedrichstraße Fraktur malen zu lassen, an einem Ort also, wo Fremde ankommen und abfahren – und es ist sehr bezeichnend für die Machtlosigkeit dieser Demokratie, dass dieser Fehlgriff völkischer Beamten nicht zu entfernen ist. Aber abgesehen davon: jeder Psychologe im zweiten Semester weiß, dass nichts so angenehm für das Auge ist als die Gleichförmigkeit, an die es sich einmal gewöhnt hat. Kurt Tucholsky (alias Ignaz Wrobel) Die Weltbühne, No. 31, 1927
Martin Z. Schröder Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Zwar erstaunlich schlecht geschrieben und der letzte Satz unsinnig, aber immerhin kümmerten sich Feuilletonisten einst um das Gesicht ihrer Welt. Sie konnten sehen.
austerlitz Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Was sollte denn an dem letzten Satz unsinnig sein? Meinst du vielleicht die altmödische Unterschlagung der Psychologinnen? Oder etwa die altmödische Verwendung von als?
Martin Z. Schröder Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Gleichförmigkeit ist für das Auge nicht »angenehm«, sondern ermüdend.
Gast Schnitzel Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Gleichförmigkeit ist für das Auge nicht »angenehm«, sondern ermüdend. Quellen? Einem Postulat ein weiteres gegenüber stellen führt irgendwie auch nicht weiter. Außerdem schließt das eine das andere nicht aus ...
Martin Z. Schröder Geschrieben Juni 19, 2013 Geschrieben Juni 19, 2013 Daß »nichts für das Auge so angenehm wie die Gleichförmigkeit« sei, ist doch ein Ausschluß, das ist ja der Unsinn, nicht wahr? Man kann sich auch mal Synonyme vor Augen führen: Uniformierung, Einförmigkeit, Monotonie, Eintönigkeit, Langeweile, Einerlei, Öde, Gleichmacherei, Gleichschaltung usw. Tucholsky wird ja nicht Harmonie gemeint haben, Rhythmus, Takt, Zyklus, Ebenmaß, Symmetrie, Ausgewogenheit und so fort. Er spricht ja von Schildern, an die man sich »einmal gewöhnt« hat, vom Immergleichen, also wirklich von einer einzigen Form, von Einförmigkeit. Ein- oder Gleichförmigkeit ist dem Auge nie angenehm, wir hätten sonst sehr viel weniger Schriften und brauchten keine Grafikdesigner, Architekten und dergleichen. Tucholsky war großartig, aber manchmal eben schrieb er schnell und erregt eine Zeitungskolumne, und da ist ihm auch Quatsch reingeraten. Ist ja auch nicht schlimm.
boernie Geschrieben Juni 20, 2013 Geschrieben Juni 20, 2013 ... immerhin kümmerten sich Feuilletonisten einst um das Gesicht ihrer Welt. Stimmt! Ist heute leider die Ausnahme. So wie hier unter fontblog.de Schildbürgerstreich: »Menschen verboten«
Stevo Geschrieben Juni 20, 2013 Geschrieben Juni 20, 2013 Das mit der Gleichförmigkeit und der Vielfalt ist für mich eine Frage der klaren Zuordnungsfähigkeit. Im öffentlichen Raum hilft eine saubere Kontinuität bei der raschen und eindeutigen Zuordnung von Botschaften, zumindest in unserem Kulturraum. Auf mich persönlich wirken klare, einheitliche und langfristig vertraute Schriftbilder trotz der ungenutzten Kreativpotentiale eher angenehm als permanente Permutationen. Wo kämen wir denn auch hin, wenn jetzt jede Gemeindeverwaltung ihre Schilder kreativ gestalten lassen würde.(Lutherfraktur auf den Zone-30-Schildern in Wittenberg?) Schlimm genug, dass jeder Balltreterverein sich jedes Jahr eine neue Gestaltung der Spielerleibchen einfallen lassen muss, einschließlich neuer Schrift für die Spielernamen. 1
Martin Z. Schröder Geschrieben Juni 20, 2013 Geschrieben Juni 20, 2013 Das sehe ich genauso. Das meinte Tucholsky vielleicht oder sogar wahrscheinlich. Aber als Schnellschreiber für ein Wochenblättchen (das ich übrigens 1989 mal für ein viertel Jahr als sehr junger technischer Redakteur als Krankheitsvertretung ganz allein umbrochen habe inkl. Kollationieren mit den Redakteuren) hat er sich unklar ausgedrückt. Es ist sicherlich angenehm, Schilder rasch lesen zu können, aber deshalb ist Gleichförmigkeit für die Augen nicht angenehm wie nichts anderes.
boernie Geschrieben Juni 20, 2013 Geschrieben Juni 20, 2013 Lutherfraktur auf den Zone-30-Schildern in Wittenberg? Na, dann aber konsequent: Würzburger Fraktur auf den Einbahnstraßen-Schildern in Würzburg. Kasseler Fraktur auf den Hinweis-Schildern in Kassel. Niedersachsen-Fraktur... usw. usw. (Nur das keine Missverständnisse aufkommen: Die Luthersche Fraktur hat natürlich nichts mit Martin Luther oder Wittenberg zu tun. Sie heißt so, weil sie in der Lutherschen Gießerei, Frankfurt am Main, entstanden ist.) 2
boernie Geschrieben Juni 21, 2013 Geschrieben Juni 21, 2013 Wir Experten müssen Nachsicht üben, wenn Laien die gebrochenen Schriften mit dem Dritten Reich in Verbindung bringen. Dieser Bezug ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Jürgen Siebert, 2006
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 21, 2013 Geschrieben Juni 21, 2013 Die Fraktur ist ein öder Rückgriff, Ausdruck von Orientierungslosigkeit, unterstreicht, wie wir im Design das Vorwärtsschauen vergessen haben. HD Schellnack, Fontblog 2006
boernie Geschrieben Juni 21, 2013 Geschrieben Juni 21, 2013 »Wer das Woherkommen nicht ergründet, findet im Wohingehen keinen Halt. Typographie sucht nicht nach allem, was noch möglich ist, sondern fragt nach dem, was nötig ist.« Kurt Weidemann »Die Vergangenheit ist das einzige Arsenal, wo wir das Rüstzeug finden, unsere Zukunft zu gestalten.« Jose Ortega y Gasset 1
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Man kann nicht gut folgern, daß weil wir alle die humaniſtiſche Schrift verwenden, die Kunſt des Schriftzeichnens keinen Raum für die nationale Form ließe. Es wird ſehr unfreundlich in der Typographie ausſehen, wenn die Länder der Welt dazu kommen, genau die gleiche Schriftform zu verwenden. Ich finde, wir haben kein Recht, gegen eine deutſche Schrift Einſpruch zu erheben, weil ſie ſich auf ihr Urſprungsland beſchränkt. Stanley Morrison 1
Martin Z. Schröder Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Als Mail war er angekommen. By the way: Im ersten Wort dürfte ein n überschüssig sein. Aus welchem Text stammt denn das Zitat?
Stevo Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Edit sagt: Fragen zu Satzfehlern sind hier nicht passend.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Fehler wurden korrigiert. Das Zitat stammt aus dem Buch »Typen der Vergangenheit und Neuzeit«. Für Satzregel-Diskussionen ansonsten bitte einen eigenen Strang aufmachen. Die Zitate-Sammel-Stränge sollten am besten Zitate sammeln und durch möglichst wenige Diskussionen unterbrochen werden.
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Es will nit schön sehen, so man die Teutschen Sprach mit Lateinischen Buchstaben schreyben will. Wolfgang Fugger
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Möge nun unsere Schrift entstanden sein, wie, wo und wann sie wolle, heute ist sie unsere deutsche, volkstümliche Schrift. Hermann von Pfister (in »Über deutsche und lateinische Buchstaben«)
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Ein solches Einheitsband aber ist die deutsche Schrift, sie ist heute unentbehrlicher denn je, um das Einheitsgefühl und die nationale Widerstandsfähigkeit der Deutschen in der Fremde zu erhalten. Gustav Ruprecht (Verleger)
Ralf Herrmann Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 Es handelt sich hier nicht um Altertümelei oder eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern um eine Frage der ehrlichen Erkenntnis einer blutsmäßigen Auswirkung unseres Volkstums. Gustav Ruprecht (Verleger)
StefanB Geschrieben Juni 23, 2013 Geschrieben Juni 23, 2013 »Organische, d. h. künstlerische Gesetze lassen sich nicht durch Majoritätsbeschlüsse schaffen. Entweder die Fraktur ist tot und stirbt ab, dann wollen wir sie mit Respekt begraben. Hat sie aber Lebensfähigkeit, so wird sie sich künstlerisch weiterentwickeln und dann der Ausdruck modernen deutschen Wesens sein.« Eugen Diederichs: Sollen wir die Fraktur abschaffen? (1912)
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