Ralf Herrmann Geschrieben Juli 5, 2013 Geschrieben Juli 5, 2013 In ihr findet das deutsche Volk sein Wesen, sein Gemüth, seinen Charakter treu abgespielt. Max Booch-Arkossy über die Frakturschrift. 1876
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 5, 2013 Geschrieben Juli 5, 2013 Die Fraktur ist ebensowenig die Repräsentantin der deutschen Eigenart, wie die Antiqua diejenige der nicht deutschen Kultur-Völker. Friedrich Soennecken. Das deutsche Schriftwesen und die Notwendigkeit seiner Reform, 1881
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 5, 2013 Geschrieben Juli 5, 2013 … eine verwachsene und wurmstichige Frucht am Baume des Schriftwesens europäischer Völker. Friedrich Soennecken über die gebrochenen Schriften. Das deutsche Schriftwesen und die Notwendigkeit seiner Reform, 1881
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Wie dunkler Tannen würziger Harzduft, wie wenn die Amsel weithin durch den Abend ruft, wie des Wiesengrases leichtschwankende Zierlichkeit, herrlichste, deutscheste Schrift, so lieben wir dich seit langer Zeit. Rudolf Koch
boernie Geschrieben Juli 12, 2013 Geschrieben Juli 12, 2013 Wie die zwei Schriftgattungen, Fraktur und Antiqua, untrennbar zu unserem geistigen und künstlerischen Besitz gehören, so muß auch der Deutsche die zwei Seelen in seiner Brust hinnehmen, die eine, die zu einer malerisch-dekorativen, die andere, die mehr zu einer tektonischen Anschauung und Auffassung in der Welt seiner künstlerischen Vorstellung hindrängt. Walter Tiemann (1939) 1
boernie Geschrieben Juli 12, 2013 Geschrieben Juli 12, 2013 Alle Typen, außer der Groteskschrift, die dafür auch in den kleinsten Druckereien in allen Weite-, allen Fettegraden zur Verfügung stehen müßte, könnten eingeschmolzen werden. Max Burchartz (1926)
boernie Geschrieben Juli 12, 2013 Geschrieben Juli 12, 2013 Die stolze und doch geschmeidige Linie eines lateinischen Großbuchstabens, die bürgerlich behäbige Sicherheit und Kraft einer Frakturform, die feinen zarten Maßverhältnisse einer zierlichen Brotschrift drücken uns alles aus, was wir auszudrücken vermögen. Rudolf Koch (1921)
boernie Geschrieben Juli 15, 2013 Geschrieben Juli 15, 2013 Das Experiment, die erste Seite in Frakturschrift zu drucken, macht neugierig, schreit aber nicht nach Wiederholung. Diejenigen, die noch bis in die Fünfzigerjahre Bücher in Frakturschrift zu lesen bekamen, ärgern sich, wenn die moderne „Presse“ nicht mehr zwischen langem und rundem „s“ unterscheidet oder rechts oben „Zarack Obama“ stehen lässt, weil jüngere Journalisten das ungewohnte B kaum vom Z unterscheiden können. diepresse.com (Österreich) http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/1429763/Wiener-Presse-und-Provinz_Hauch-von-Kulturimperialismus Stimme zu! Nur: das war keine "echte" "Fraktur". Offensichtlich hat man in der Redaktion einfach einen „Normaltext“ automatisch in „Old English“ (oder eventuell auch „Gothic“ – so etwas hatte ich auf meinem alten PC) umgewandelt – dann kommt das, was man in der Jubiläumsausgabe sah, heraus. Man muss eigene Schriftsätze verwenden (z.B. DS Koch Fraktur oder DS Eisenacher Fraktur), um richtige Fraktur zu bekommen. Dazu ist heute offensichtlich niemand mehr in der Lage oder Willens – außer Fachleute. Schade, dass es die „Presse“ (nur die Überschrift war korrekt!) auch nicht (mehr) schaffte. Eine „Globalisierung“ der andereren Art... Kommentar eines Lesers (13. 07. 2013)
Joshua K. Geschrieben Juli 17, 2013 Geschrieben Juli 17, 2013 Übrigens scheint nicht nur Tschichold seine Haltung zur Fraktur geändert zu haben: Renners „Ballade“ erscheint 1937 bei Berthold, also fast zehn Jahre nach seinen hier zitierten Äußerungen gegen die Fraktur. http://typophile.com/files/BALLADE_RENNER.gif 1
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 17, 2013 Geschrieben Juli 17, 2013 Das alte Problem, das wir hier auch in den aktuellen Diskussionen haben. Renner, Tschichold und dieser Herr Herrmann … Sie äußern sich kritisch zu bestimmten Argumenten und zum Einsatz und der Zukunft der Fraktur. Dadurch sind sie aber mitnichten automatisch generell GEGNER der gebrochenen Schriften, die für sich selbst den Einsatz ausschließen oder anderen generell davon abraten. Kritisches, undogmatisches Denken ist nun eben gerade nicht absolut und lässt nur schwarz oder weiß zu.
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 17, 2013 Geschrieben Juli 17, 2013 Hübsche Dreierreihe, so was wie Marx, Lenin, Stalin?Gab es jemals jemanden, der sich dogmatischer über Typografie äußerte als Tschichold? Der Meinungswandel zumindest Tschicholds ist bislang unbestritten gewesen. 1
StefanB Geschrieben Juli 17, 2013 Geschrieben Juli 17, 2013 Man sollte sich hüten, allein anhand der hier gesammelten Zitate Rückschlüsse auf den Standpunkt des Urhebers zur Frakturfrage zu ziehen. Meist sind diese aus dem Kontext gerissen und geben nur eine verkürzte Meinung des Zitierten wieder. So würde ich niemals auf die Idee kommen, Paul Renner als erklärten Gegner der gebrochenen Schriften zu bezeichnen. Auch wenn er den fortschrittlichen Tendenzen in der Typografie nicht ablehnend gegenüberstand und sein bekanntester Schriftentwurf eine geometrische Grotesk ist, war er tief geprägt von der Tradition, was sich in seinen Arbeiten auch stets widerspiegelte. Schließlich würde auch niemand Rudolf Koch unterstellen, dass er mit seiner Kabel den gebrochenen Schriften entsagen wollte. Und auch das laute Poltern Tschicholds gegen die gebrochenen Schriften, insbesondere zwischen 1925 und 1933, muss man nicht bitterernst nehmen. Schließlich arbeitete Tschichold bis zu seiner Emigration u. a. für den Leipziger Insel-Verlag, der zwar für gut ausgestattete Bücher (gern auch in gebrochener Schrift), aber eben nicht fortschrittliche Grotesk-Typografie bekannt war. Darüber hinaus unterrichtete er in München Lehrlinge und Meisterschüler im Schriftschreiben – und das sicherlich nicht nur in Blockschrift. 2
boernie Geschrieben Juli 18, 2013 Geschrieben Juli 18, 2013 Kritisches, undogmatisches Denken ist nun eben gerade nicht absolut und lässt nur schwarz oder weiß zu. Kritisches, undogmatisches Denken ... lässt nicht nur schwarz oder weiß zu.
Ralf Herrmann Geschrieben August 21, 2013 Geschrieben August 21, 2013 Die gebrochenen Schriften sind bisher oft nicht nur ungenau als «Frakturschriften», sondern nicht selten auch als «deutsche Schriften» bezeichnet worden. Keiner der beiden Ausdrücke ist treffend. Jan Tschichold, Meisterbuch der Schrift
Ralf Herrmann Geschrieben August 25, 2013 Geschrieben August 25, 2013 … Teutschland, folgte seinen Nachbarn, England und Frankreich, im typographischen Luxus nur langsam und schüchtern nach; und hatte, ich muß es bekennen, dazu seine guten Gründe. Das wichtigste Hinderniß, welches es zuerst wegzuräumen hatte, waren seine gothischen Typen, seine eckige schnörckelreiche Mönchsschrift. Mit dieser war und ist nicht an ein Meisterstück typographische Schönheit zu denken, ohngeachtet Breitkopf und Haas aus ihr, noch was möglich war, gemacht hatten. Verleger Johann Justin Bertuch, 1793.
Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 3, 2013 Geschrieben Oktober 3, 2013 Fraktur: Wie dunkler Tannen würzigen Harzduft,wie wenn die Amſel weithin durch den Abend ruft,wie des Wieſengraſes leichtſchwankende Zierlichkeit,herrlichſte, deutſcheſte Schrift,ſo lieben wir dich ſeit langer Zeit.Antiqua: Ernſte, Gemeſſene du,klaſſiſchen Geiſtes erhabene Künderin,vieler Jahrhunderte Lauf ÜberwinderinAlters und Neues Verbindende, du –wie ſollten wir dein nicht gedenken in Ehrfurcht? Quelle: http://www.typografie.info/3/page/artikel.htm/_/wissen/schriftgiesserei-im-schattenbild
Phoibos Geschrieben Oktober 3, 2013 Geschrieben Oktober 3, 2013 Ernſte, Gemeſſene du, klaſſiſchen Geiſtes erhabene Künderin, vieler Jahrhunderte Lauf Überwinderin Alters und Neues Verbindende, du – wie ſollten wir dein nicht gedenken in Ehrfurcht? Ob solcherlei Worte und Ideen den Bürgern in den Sinn gekommen wären, wenn sie bereits gewußt hätten, dass die strahlende, nüchterne, unschuldig weißmarmorne Antike eher ein quietschbuntes Disneyland war? 1
boernie Geschrieben Oktober 7, 2013 Geschrieben Oktober 7, 2013 So wie also bestimmte Wörter bestimmte Konnotationen haben und bestimmte Assoziationen hervorrufen können, […] so können auch Schriftarten ein ‚Image‘ bekommen. Dies trifft einerseits auf solche Schriftarten zu, die wir mit bestimmten Produkten oder Konzernen verbinden, […] andererseits – zumindest in Deutschland – auch auf die Frakturschrift. […] Das Nationalsozialistische ist diesen Schriftarten also nicht inhärent, sondern kann allenfalls durch einen bestimmten Gebrauch mit ihnen assoziiert werden. Und genau das ist den Frakturschriften in Deutschland widerfahren. Niehr, Thomas: Frakturschrift und Purismus – eine unheilige Allianz. Die Re-Ideologisierung von Schriftarten im 21. Jahrhundert. In: Schneider/Birk (Hrg.): Philosophie der Schrift. Tübingen, 2009
boernie Geschrieben Oktober 10, 2013 Geschrieben Oktober 10, 2013 Nicht weil sie deutsch, sondern weil sie unkünstlerisch ist, verdient unsere meist gebräuchliche Zeitungsfraktur und aus dem selben Grunde auch die gebräuchliche Antiqua scharfe Gegnerschaft. Karl Mathies: Die Deutschen und ihre Schrift. Berlin, 1911
Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 24, 2013 Geschrieben Oktober 24, 2013 Die deutſche Schrift iſt wie ein Symbol der eigentümlichen Sendung des deutſchen Volkes, das unter den Kulturvölkern das Beſondere, das Eigentümliche, das Vaterländiſche in allen Äußerungen des Lebens nicht nur zu verteidigten, ſondern als ein Muſter und Beiſpiel ihnen allen vorzuleben hat. Rudolf Koch 1
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 1, 2013 Geschrieben Dezember 1, 2013 Innerhalb des Beſtandes unſerer heutigen Schriftformen gewahren wir eine Scheidung in zwei große Gruppen, die äußerlich ſcheinbar durch eine Kluft der Formanſchauung getrennt, in Wahrheit aber nur differenzierte Ausdrucksmittel ein und desſelben Kulturwillens und urſächlich miteinander verbunden ſind. F.E. Ehmcke über Fraktur und Antiqua, circa 1909
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 3, 2013 Geschrieben Dezember 3, 2013 Solchen Verlegern und Druckern, die, weſtlich und mechaniſch eingeſtellt, deutſche Texte in lateiniſchen Lettern drucken in einem einſeitigen und irrigen Feſthalten eines oberflächlichen, nicht in zu Ende gedachten Schönheitsprinzips, mit dem ſie lange genug deutſche Augen und deutſche Seelen gequält haben, möchte man energiſch ins Gewiſſen rufen, wie ſehr ſie ſich am eigenen Volkstum verſündigen. Wer in ſolchen Anſchauungen einer reaktionären Stupidität verharrt, bezeugt mit dieſem Mangel an Geiſt, daß ihm dieſer konſtant fortgeſetzte Wille zur Selbſtverdummung im undeutſchen Blute liegt. Prof. Dr. Julius Zeitler, Leipzig 1934
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 3, 2013 Geschrieben Dezember 3, 2013 Daß es in Deutschland einmal Zeiten gab, in denen man ernſthaft überlegte, ob man die deutſche – die deutſche! – Schreib- und Druckſchrift „abschaffen“ ſolle, ja daß im Jahre 1911 ſogar der deutſche Reichstag beinahe die Wahnſinnstat vollbracht hätte, die deutſche Schrift zu vernichten – ſie iſt mit einer Mehrheit von nur zwei Stimmen gerettet worden – das muß heute jeden Deutſchen, in dem nur ein Funke nationalen Empfindens glüht, doch tatſächlich berühren wie das ſinnlose Zertrümmern unerſetzlicher, aus dem Volkstum gewordener Koſtbarkeiten. Albert Windisch
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 3, 2013 Geschrieben Dezember 3, 2013 Prüfe wer noch zweifelt / ob ſich unſer bekannter Homer oder Horaz nicht viel traulicher an- heimelt / wenn wir ſie in traut bekanntem Deutſchdruck leſen. F.G. Klopstock
Phoibos Geschrieben Dezember 3, 2013 Geschrieben Dezember 3, 2013 Prüfe wer noch zweifelt / ob ſich unſer bekannter Homer oder Horaz nicht viel traulicher an- heimelt / wenn wir ſie in traut bekanntem Deutſchdruck leſen. F.G. Klopstock Es gab/gibt ein gebrochenes polytonisches Griechisch?
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