Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 21, 2014 Geschrieben Juli 21, 2014 Schwer vorstellbar, daß 1918 noch einer seinen Arm in irgend einem Kampf rühren wollte.
boernie Geschrieben Juli 21, 2014 Geschrieben Juli 21, 2014 Das sehe ich auch so. Auf meiner Website habe ich das Werk so beschrieben:»Im Frühjahr 1918, mitten in den Greul des 1. Weltkrieges, veröffentlichteder Wolfenbütteler Bibliothekar Gustav Milchsack seine Schrift»Was ist Fraktur? Eine wissenschaftliche Auseinander-setzung mit dem Kommerzienrat Friedrich Sönneckenin Bonn«, (Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1918),in der er die Bemühungen um eine Schriftreform scharfkritisierte, aber auch schriftgeschichtliche Fehleinschätzungenvon Soennecken schonungslos aufdeckte. Die Lektüre diesesWerkes vermittelt drastisch, mit welcher Unnachgiebigkeitsich Befürworter und Gegner der Fraktur gegenüberstanden.« Auf meiner Seite Frakturverbot gibt es übrigens einen Link zum kompletten Werk. 2
boernie Geschrieben Juli 24, 2014 Geschrieben Juli 24, 2014 Schwer vorstellbar, daß 1918 noch einer seinen Arm in irgend einem Kampf rühren wollte. Während das alte Europa in den Schützengräben verblutet, hofft Milchsack in nationalistischer Verblendung auch 1918 noch auf eine Klärung der Schriftfrage und das Primat der Fraktur nach Beendigung des Krieges.
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 24, 2014 Geschrieben Juli 24, 2014 1918 war ja auch das Gründungsjahr des Bundes für Deutsche Schrift. Milchsack war mit seinen Aktivitäten zu dieser Zeit also keineswegs allein.
boernie Geschrieben Juli 24, 2014 Geschrieben Juli 24, 2014 Umso wichtiger war die Veröffentlichung von Matthias Mieses im Jahr 1919*. Ich darf noch einmal zitieren: »Nationalismus hat in der Schriftgeschichte nichts zu schaffen. Dieselbe religiöseSezession, die der Fraktur eine Heimstätte bei Finnen und Esten, protestantischenLitauern und Masuren, Dänen und Schweden bereitete, hat diese auch in Deutsch-land konserviert. Das ›Deutschtum‹ der Fraktur führt noch heute so manchenguten deutschen Mann irre. Es gibt noch in der Gegenwart manche Deutsche,die eine Steigerung ihres Nationalselbstbewußtseins darin sehen, wenn sie dieFraktur als den Ausdruck des ethnischen Wesens des Deutschtums proklamieren.« *Mieses, Matthias: Die Gesetze der Schriftgeschichte. Konfession und Schrift im Leben der Völker. Wien und Leipzig, 1919
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 24, 2014 Geschrieben Juli 24, 2014 Milchsack konnt noch nicht so viele Antikriegsfilme sehen und Antikriegsromane lesen wie wir und erlitt vielleicht auch privat keinen Verlust. Er war bei Ausbruch des Krieges über sechzig. Und das Nationalgefühl war zu dieser Zeit sehr mächtig. Also verstehen kann man diese Äußerungen durchaus. Die Einstellung von Matthias Mieses war damals und für die folgenden zwanzig Jahre eher die abweichende Position.
boernie Geschrieben August 23, 2014 Geschrieben August 23, 2014 Das Untereinanderwerfen der Fraktur- und Antiqua-Schriften auf Titeln u. dergl. ist, wo der Mangel an passenden Schriften es nicht durchaus erfordert, streng zu verpönen. Hermann Neubürger: Leitfaden für Schriftsetzer-Lehrlinge, Dessau, 1842
catfonts Geschrieben August 23, 2014 Geschrieben August 23, 2014 Das Untereinanderwerfen der Fraktur- und Antiqua-Schriften auf Titeln u. dergl. ist, wo der Mangel an passenden Schriften es nicht durchaus erfordert, streng zu verpönen. Das kunterbunte Untereinanderwerfen jeglicher verschiedener Schriften auf Titeln u. dergl. ist, wo der Mangel an passenden Schriften es nicht durchaus erfordert, streng zu verpönen. 1
boernie Geschrieben Oktober 30, 2014 Geschrieben Oktober 30, 2014 »Es mag wohl dem in den französischen Kriegen erwachten Nationalitätseiferzuzuschreiben sein, dass in Deutschland die Versuche, die Fractur abzuschaffen,zu Anfang dieses Jahrhunderts ganz aufgegeben wurden.«Karl Faulmann»Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst«Wien, Pest, Leipzig, 1882
boernie Geschrieben Oktober 31, 2014 Geschrieben Oktober 31, 2014 »Die Schriften … aus der Hand des damals berühmten SchriftgiessersZingk in Wittenberg, … aus der Trattnerschen Giesserei in Wien, habenso wenig Anspruch auf Schönheit, dass man es sehr begreiflich findet,wie sich die Gunst der deutschen Leser von ihnen abwenden musste.Damals war die deutsche Leserwelt so mit französischen Schriften vertrautund an die Antiqua gewöhnt, dass Göschen es wagen konnte, deutscheRomane in Antiqua zu drucken. Es ist zu beklagen, dass dieses Beispielnicht mehr Nachahmung fand, dass die günstige Gelegenheit nicht benütztwurde, um die Fracturschrift abzuschaffen, und die deutschen Buchdruckerei-besitzer, welche noch heute den ihrem Betriebscapital unangenehmenDualismus der Schrift empfinden, dürfen es besonders beklagen. Die Fracturhat keine grössere Berechtigung als die französische Batarde, sie ist einSchreiberproduct einer vergangenen Zeit und besitzt nicht den lapidarenCharakter, welcher die Antiqua zu einer neuen Verjüngung befähigte.«Karl Faulmann»Illustierte Geschichte der Buchdruckerkunst«Wien, Pest, Leipzig, 1882
Gast Schnitzel Geschrieben Oktober 31, 2014 Geschrieben Oktober 31, 2014 Schön gesagt – auch wenn ich ein ausgesprochener Fan der französischen Bartaden* bin * Wie ist da die Mehrzahl? Eher französisch ›Batardes‹ oder eingedeutscht wie oben oder lieber einfach Bastardschriften?
Phoibos Geschrieben November 20, 2014 Geschrieben November 20, 2014 Nicht wirklich ein Zitat, aber eine Antwort auf meine Frage: Es gab/gibt ein gebrochenes polytonisches Griechisch? Quelle: Yannis Haralambous, From Unicode to Typography , a Case Study : the Greek Script, 1999. Pdf im Rahmen der 14th International Unicode Conference, Boston 1999, erstellt und hier noch via Wayback herunterladbar: https://web.archive.org/web/20030701000000*/http://genepi.louis-jean.com/omega/boston99.pdf Seite 23. Vielleicht finde ich ja noch mehr Informationen zu dem Thema. Unklar ist weiterhin, ob es sich um eine Schrift handelt, die polytonisches Griechisch unterstützt.
Pachulke Geschrieben November 20, 2014 Geschrieben November 20, 2014 Seeehr speziell. Wird die in Griechenland zur Beschriftung deutscher Restaurants benutzt? Gibt es da überhaupt deutsche Restaurants?
Phoibos Geschrieben November 20, 2014 Geschrieben November 20, 2014 Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schrift überhaupt von irgendjemanden genutzt wird/wurde. Die macht eher einen Eindruck einer Fingerübung oder einer Machbarkeitsprüfung auf mich. Deutsche Restaurants? Es gibt tatsächlich so etwas wie deutsche Küche? Zudem hat sich Deutschland, abgesehen von einer kurzen deutschen, präziser bayrischen, Herrschaft und der damit einhergehenden Bierkultur, dort nicht wirklich mit Ruhm bekleckert (Rehakles sei ausgenommen). Wenn ich schon Bier erwähne, vielleicht brauchte das irgendeine einheimische Brauerei für ihre Corporate Identity?
catfonts Geschrieben November 20, 2014 Geschrieben November 20, 2014 ^Mir sieht diese schrift einfach zu zusammengebastelt aus. Solche einfach gespiegelten Elemente, wie im Sigma oder Omega gehen gar nicht.
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