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Eine weitere DDR-Schrift

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Geschrieben

Kann mir hierzu vielleicht jemand einen Tip geben?

 

Hat ein bischen Ähnlichkeit mit der "Plakativen Grotesk" und der "Berthold Akzidenz Gothic" finde ich.

Aber nicht genau. Bei den kleinen Buchstaben b, t usw. gibt es Unterschiede. Und beim großen S auch z.B.

 

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Geschrieben

Sieht alles aus nach einer mehr oder weniger gelungen ausgeführte Variante der Schrift der Königliche Preussische Eisenbahn von 1905. Diese wurde 1931 mit geringfügigen Änderungen als DIN Engschrift in der DIN 1451 aufgenommen. Beide Schriften stehen auf einem einfachen Raster (Hilfsnetz). Typisch für diese Schriften ist das b was links unten rund ist sowie das t was rechts unten keinen horizontalen Bogen hat und oben diagonal abgeschnitten wird. Die Musterzeichnung der Preussischen Eisenbahn und das DIN Normblatt waren in ihrer Ausführung recht grob. So hatten beispielsweise die Rundungen keinen Überhang zur Schriftlinie und x-Höhe. Bei Bedarf haben die Schildermaler also, je nach können, die Schriften etwas besser gemalt als vorgegeben. Oder auch noch einfacher. Schilder wie diese wurden damals noch nicht als Teil des Unternehmensauftritts gesehen. Es war alles ‘Zweckbeschriftung’ die bei Bedarf auch ‘von Ungeübte’ ausgeführt werden sollte.

Nun zu die hier gezeigte Varianten: Das gemeine o und n der KPE-Schrift und der DIN Engschrift sind genau 3 Einheiten breit und 5 Einheiten hoch. Bei der DIN Mittelschrift waren das 4 und 5. Aufbauend auf diesem System konnte man auch eine noch schmaler aussehende Schrift konstruieren. Beispielsweise so, dass die Breite ebenfalls 3 Einheiten, die x-Höhe aber 6 Einheiten hoch war. Das scheint hier der Fall gewesen zu sein. Obwohl es sehr viele Anwendungen solcher Schriften gegeben hat, hat es nie eine KPE-Musterzeichnung oder DIN-Normblatt gegeben, was eine Schrift mit derartige Proportionen enthalten hat. Hierfür hat man sich auf Kundenseite wohl auf die Fähigkeiten des Schildermalermeisters verlassen. Es kann aber eine sogenannte Werksnorm eines Eisenbahnwerkes oder Schilderherstellers gegeben haben. Im Idealfall wurden solche Werksnormen ergänzend zu den DIN Normen angelegt. Wahrscheinlich sind auch für die hier gezeigte Schriften solche Art von Vorlagen entstanden. Die CST Berlin-East ist eine Interpretation solcher Vorlagen und/oder Schilder. Der genauere Werdegang kann man in der Lektüre über dieser Schriften von Verena Gerlach und Ole Schäfer nachlesen.

 

N.B: Die Schriften der aktuellen DIN 1451 wurden zuletzt als DIN 1451-2 überarbeitet und dabei genauer definiert. Seitdem haben die Rundungen eine Überhang und gibt es die typische Buchstabenformen von b und t nicht mehr. In der DDR wurden die DIN Normen zuerst weitergeführt, danach in TGL umbenannt und teilweise überarbeitet. Die TGL Normblätter für Schrift haben so weit mir bekannt keine extraschmale Schrift enthalten.

  • Gefällt 4
Geschrieben

Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort  :-)

 

Ich habe die Preußische Musterzeichnungsschrift auf dem Rechner und mal einen Vergleich erstellt.

 

Da ich mich nicht so gut auskenne mit dem Bearbeiten von Schriften, habe ich sehr lange gebastelt, um die Berthold Akzidenz Gothic annähern an die Schrift von den Schildern anzupassen. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber ich bin durchaus erstmal damit zufrieden. Den eckigen I-Punkt habe ich durch einen runden ausgetauscht. Das b habe ich entsprechend links unten abgerundet (durch Zuhilfenahme des kleinen "e"), das M habe ich verändert, das kleine p  usw. Als nächstes sind die Ziffern dran ...

Leider weiß ich nicht, wie man die Breite der Buchstaben und Ziffern einheitlich hinbekommt, ich denke aber, daß man etwaige Abweichungen kaum sieht. Besonders schwierig finde ich z.B. die Rundungen des "Bogens" in der 2 ... da habe ich gestern bestimmt 1 Stunde dran gesessen.

 

Links im Bild (untereinander) die von mir transformierte Berthold Akzidenz Gothik. Rechts (untereinander) die Preußische.

 

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Geschrieben

Nicht übel! Du hast ja Glück, in den 30ern wurden in der Entwurfsphase die DIN Schriften an die Akzidenz Grotesk angepasst (siehe Versal S in der DIN Mittelschrift) auch die Akzidenz Grotesk wurde an die DIN Schrift angepasst (zumindest für die Erstellung der Normblätter). Zumindest theoretisch ist es also nicht verkehrt mit der Akzidenz Grotesk anzufangen. Ich kenne aber keine Akzidenz Grotesk von Berthold die Akzidenz Gothic oder Gothik heißt oder hieß …

Geschrieben

Fantastisch! danke für diese spannende Typestory, da kommt keiner Tatort (bis auf die Münsterische) mit. Als diplomierter verbürgter Din Schrift Hasser finde ich die Preuss. Fassung eigentlich ganz lustig. Was alle diese Schriften haben, wie Albert Jan bereits ausführlich dargestellt hat, sind formen die leicht nach zu machen sind. Daher sind fasst alle Rundungen wie beim s und e aus Cirkelteile und mit geraden zusammen gelegt. Die Akzidenz ist dagegen bereits freiformig elegant.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Nicht übel!

Danke, trotzdem brauche ich als Laie ewig für solche Anpassungen. Wenn ich wüßte, wie ich es machen muß, würde ich mir die Schrift 1:1 nachbauen.

Ich habe genug Vorlagen als Schilder. Aber soviel Geduld und Talent habe ich wohl nicht.

 

Ich kenne aber keine Akzidenz Grotesk von Berthold die Akzidenz Gothic oder Gothik heißt oder hieß …

 

Asche auf mein Haupt! Ich hatte mich verschrieben. Ich meinte natürlich "Grotesk" statt "Gothik" ...

 

Ich suche auch schon wieder eine "neue", da ich noch einige Abziehbilder nachgestalten muß.

http://www.typografie.info/3/topic/28187-und-wieder-wird-eine-schrift-gesucht-ddr/

 

 

 

Peter Wiegel, der ebenfalls in diesem Forum aktiv ist, hat seine Version der Schrift nach der Preussischen Musterzeichnung IV 44 zum Download bereitgestellt. Mit dieser kommst du der gesuchten Schrift auch recht nah – wenigstens näher, als mit der Akzidenz Grotesk.

 

Vielen Dank, die inspiziere ich gleich mal näher und "teste" sie mal in Photoshop für meine Zwecke.

Geschrieben

Hallo,

 

Sieht alles aus nach einer mehr oder weniger gelungen ausgeführte Variante der Schrift der Königliche Preussische Eisenbahn von 1905. Diese wurde 1931 mit geringfügigen Änderungen als DIN Engschrift in der DIN 1451 aufgenommen.

 

Eine sehr ähnliche Schrift habe ich vor ewigen Zeiten in einem Modellbahnforum gefunden. Sie wurde als Engschrift nach DIN 1451, Schriftmuster von 1906 bezeichnet. Sie war zusammen in einem Packen mit einem Schriftmuster von 1932. Herausgegeben wurde sie von Steam Joe AKA Jochen Löscher. Leider ist diese Schrift nicht mehr auf seiner Seite (http://www.steamjoe.de/) zu finden. E-Mail findet man auf der Seite nicht, auch Denic spukt nur eine Postadresse aus. Du könntest Jochen Löscher anschreiben? Adresse kriegst Du über http://www.denic.de und eine Domainabfrage. Hier mal ein Beispiel, aber auch da weichen einige Lettern stark ab:

 

 

In ganz groben Zügen ist das Original wohl eine individuelle Wiedergabe der alten Schriftmuster der Engschrift nach DIN 1451 vom 1906 oder kurz später.

 

MfG

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Geschrieben

Danke, ich finde diese Schrift zu stark abweichend und werde einfach meine selbst zusammengebastelte obige Variante nutzen.

Inzwischen fand ich übrigens noch die Filmotype Ginger und Glenlake, die beide auch nahe an Originale Vorlagen aus der DDR heranreichen.

Beide waren mir bisher völlig unbekannt, ich bin sehr froh, sie nun entdeckt zu haben.

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