Sanvean Geschrieben März 12, 2013 Geschrieben März 12, 2013 Hallo Allerseits, die diesmal von mir gesuchte Schrift wurde so in Ostberlin vor der Wende auf Abziehbildern verwendet. Sie sieht mir eigentlich nicht wie eine DDR-typische Schrift aus. Es war ja sonst fast "alles" in Drescher Grotesk oder ähnlichen Schriften gedruckt. http://www.abload.de/img/pbo_kleinnsk8f.jpg
Sanvean Geschrieben März 12, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben März 12, 2013 Ich konnte mir selbst helfen. Über https://www.myfonts.com/WhatTheFont konnte ich ermitteln, daß die Schrift auch zur "Akzidenz Grotesk" gehört. Lustig, irgendwie kam sie mir bekannt vor. Aber da ich sie ja für meine Zwecke angepaßt hatte, hab ich es nicht mehr gleich erkannt. Habe es gleich mal ausprobiert, da ich die Berthold Akzidenz Grotesk habe. Es ist Condensed Fett: Hat sich also erledigt
gutenberger Geschrieben März 12, 2013 Geschrieben März 12, 2013 Würde gerne wissen: Wie sieht denn eine DDR-typische Schrift aus?
Gast bertel Geschrieben März 13, 2013 Geschrieben März 13, 2013 Sie steht auf einem vom Braunkohleruß vergilbten Untergrund.
gutenberger Geschrieben März 13, 2013 Geschrieben März 13, 2013 Aha. Klar, vergilbtes Papier oder verblichene Farben gab und gibt es im Westen natürlich nicht ... warum fällt mir sowas nur immer in Österreich auf? Aber was hat das mit der Schrift zu tun? Ich würde wirklich gerne wissen, was denn nun das "Typische an DDR-Schrift" sein sollte oder könnte ... Müssen doch die Verfechter solcher Thesen irgendwie erklären können. Oder langt es dazu nicht?
Ralf Herrmann Geschrieben März 14, 2013 Geschrieben März 14, 2013 Aha. Klar, vergilbtes Papier oder verblichene Farben gab und gibt es im Westen natürlich nicht ... warum fällt mir sowas nur immer in Österreich auf? Aber was hat das mit der Schrift zu tun? Ich würde wirklich gerne wissen, was denn nun das "Typische an DDR-Schrift" sein sollte oder könnte ... Müssen doch die Verfechter solcher Thesen irgendwie erklären können. Oder langt es dazu nicht? Nun mach mal keine Staatsaffäre draus. Hier hat niemand »Thesen verfochten«. So schwer war der obige Satz ja auch nicht zu verstehen. Dass es AN DDR-Schriften etwas typisches gäbe, hast du gerade geschrieben. Sanvean schrieb nur von »typischen DDR-Schriften« - also den in DDR typischerweise verwendeten Schriften. Deren Zahl war ja überschaubar, da es keinen freien Wettbewerb unter Schriftanbietern gab. Und so gab es also eine Handvoll typische Schriften, die in weiter Verwendung waren. Und eine schmale Akzidenz Grotesk gehörte nicht dazu. Sie sieht also nicht wie eine der »typischen DDR-Schriften« aus. Mehr steht doch da nicht. Bestimmte Regionen und/oder Zeitabschnitte mit bestimmten dafür typischen Schriften zu verbinden, ist doch nichts außergewöhnliches. 3
RobertMichael Geschrieben März 14, 2013 Geschrieben März 14, 2013 typische DDR-schriften sind halt die schriften die man damals™ oft gesehen hat. dazu zähle ich unter anderem diesen gill-verschnitt von den verkehrschildern (die gill war sowieso oft vertreten, siehe NBI), dann diese typische schrift von den plastikschildern, pachulke hatte die schonmal gesucht und wir hatten auch herausgefunden wie dies hieß. ich glaube das war die folio. folio wurde auch viel via typofixbögen vertrieben, ähnlich wie im westen die letrasetbögen. ansonsten sind für mich aber auch Liberta, Super Grotesk, Splendor und Minima von Typoart typische vertreter dieses genres. Vorallem die Super Grotesk war meine erste bleischrift (neben der Mimosa) mit der ich damals in kontakt gekommen bin. ich denke jeder bürger aus der ehemaligen DDR kann ein bild im kopf hervorrufen wenn man ihn darauf anspricht. sicherlich, es gibt nicht die DDR-schrift – wenn man dies in bezug auf die form sieht, denn es gab ja verschiedene stile und formen über die jahre hinweg, vom bauhaus bis zu pinselschriften von schildermachern etc. war da alles vertreten.
Sanvean Geschrieben März 14, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben März 14, 2013 Nun mach mal keine Staatsaffäre draus. Also echt! Da fasse ich mir ja an den Kopf, was mir hier unterschwellig unterstellt wird. Sanvean schrieb nur von »typischen DDR-Schriften« - also den in DDR typischerweise verwendeten Schriften. [...] Und eine schmale Akzidenz Grotesk gehörte nicht dazu. Sie sieht also nicht wie eine der »typischen DDR-Schriften« aus. Mehr steht doch da nicht. Danke - Applaus! Genau so hatte ich es gemeint, und genau so werden es 99 % auch verstanden haben
Gast bertel Geschrieben März 15, 2013 Geschrieben März 15, 2013 Also echt! Da fasse ich mir ja an den Kopf, was mir hier unterschwellig unterstellt wird. Das war Ralf Antwort an gutenberger, nicht an dich
Norbert P Geschrieben März 15, 2013 Geschrieben März 15, 2013 ... ich denke jeder bürger aus der ehemaligen DDR kann ein bild im kopf hervorrufen wenn man ihn darauf anspricht... Auch wir anderen, die wir dank des irrealen Umtauschkurses importierte "gesetzte" Bücher für ein Spottgeld kaufen konnten
Þorsten Geschrieben März 15, 2013 Geschrieben März 15, 2013 Die Kehrseite dieses für euch so tollen Schnäppchenumtauschkurses war natürlich, dass DDR-Rentner auf Westbesuch das Äquivalent mehrerer Monatseinkommen aufbringen mussten, um nicht mir leeren Händen nach Hause fahren zu müssen und wenigstens ein paar billige Geschenke für ihre Enkel mitbringen zu können.
RobertMichael Geschrieben März 15, 2013 Geschrieben März 15, 2013 und wie sahen diese bilder bei euch aus?
gutenberger Geschrieben März 16, 2013 Geschrieben März 16, 2013 Also echt! Da fasse ich mir ja an den Kopf, was mir hier unterschwellig unterstellt wird. Das war Ralf Antwort an gutenberger, nicht an dich Aha. Ich hab mich gar nicht angesprochen gefühlt, weil ich da gar keine Staatsaffäre sehe. Mich hat nur die Frage interessiert, was typisch an einer DDR-Schrift wäre bzw. sein könnte und diese Braunkohlenbemerkung aus dem blauweißen Dunstkreis fand ich weder besonders witzig noch diesbezüglich hilfreich ... Die Antwort von RobertMichael fand ich da wesentlich hilfreicher, wobei mich das mit der Gill etwas wundert. In den Buden, wo ich gearbeitet habe zu DDR-Zeiten, hatten wir keinen Zugriff auf eine Gill ... und träumten immer davon, mal eine echte Times verwenden zu können ... Typisch fand ich eigentlich auch die Super, daneben haben für mich die Manutius, die Kurier, die Pergamon, die Arabella, die Splendor und natürlich die Erler-Versalien irgendwie was "Ostiges", ohne erklären zu können warum. Das ist wahrscheinlich auch von Generation zu Generation unterschiedlich, möglicherweise auch regional anders und vermutlich auch von bestimmten Vorlieben oder Arbeitsgebieten (Buch oder Plakat oder Beschriftungen auf Schildern oder Zeitschriften) abhängig.
Uwe Borchert Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Hallo, *Hüstel* Das ist eine schmalfette Erbar. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erbar-7.jpg Die Erbar ist keine Ossi-Schrift. Wir Wessis hatten so was wie die schmale magere Erbar auf Streichholzschachteln. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erbar-6.jpg Achte auf die Buchstaben von „40 SICHERHEITS-ZÜNDHÖLZER DZMG“ http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Welthoelzer_DZMG.jpg Die Schrift wurde in der DDR auf Schildern verwendet. In Restdeu Westdeutschland verschwand die Schrift aus dem Alltag und auf Schildern hat sie sich kaum etablieren und gegen die Schriften nach DIN 1451 durchsetzen können. Allerdings findet man hier in Karlsruhe gelegentlich Schilder mit einer der schmalen mageren Erbar nachgebastelten Schrift. MfG 1
Ralf Herrmann Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Aha. Ich hab mich gar nicht angesprochen gefühlt, weil ich da gar keine Staatsaffäre sehe. Mich hat nur die Frage interessiert, was typisch an einer DDR-Schrift wäre bzw. sein könnte Diese Ansprache war aber schon ziemlich derb … Müssen doch die Verfechter solcher Thesen irgendwie erklären können. Oder langt es dazu nicht? Hallo, *Hüstel* Das ist eine schmalfette Erbar. Die Erbar ist keine Ossi-Schrift. Nochmal: es ging um in der DDR typische Schriften. Die müssen weder ein besonderes, »ostiges« Gestaltungsmerkmal haben, noch müssen sie IN der DDR entworfen worden sein. Sie müssen nur typisch, weil häufig verwendet sein.
Uwe Borchert Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 (bearbeitet) Hallo, Nochmal: es ging um in der DDR typische Schriften. Die müssen weder ein besonderes, »ostiges« Gestaltungsmerkmal haben, noch müssen sie IN der DDR entworfen worden sein. Sie müssen nur typisch, weil häufig verwendet sein. Genau das relativiere ich. Die Schrift wurde in der DDR nicht übermässig verwendet, nur Restbestände etwas etwas nachhaltiger abgeschöpft? In der Bundesrepublik Deutschland wurde die auch verwendet. Ich sehe daher erst mal keine signifikante Mehrnutzung Ost. Daher würde ich die Erbar Grotesk als neutral, also weder Ost noch West einstufen. Darauf habe ich auch meine Argumentation mit den Welthölzern aufgebaut. Sie ist besser als altbacken zu titulieren. Attribute: Post-Weltkrieg II, 1960er und 1970er. Das einzige Ossi-Attribut ist vielleicht die häufigere Verwendung auf Schildern. Attribut: Ossi-Schilderschrift. Die Schilder haben einfach nur die Streicholzschachteln in der freien Wildbahn überlebt. Echte Ossi-Schriften wären eher sowas wie die Maxima, Drescher Grotesk und die Gill Sans? Das sind Schriften die im Osten signifikant „häufiger“ verwendet wurden als in der Bundesrepublik Restdeutschland. Äh? *Nachdenk* Nach Deiner Logik wäre die Garamond vielleicht eine Schwabenschrift? Und die Frutiger eine Karlsruherschrift? MfG bearbeitet März 17, 2013 von Uwe Borchert
Ralf Herrmann Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Die Schrift wurde in der DDR nicht übermässig verwendet … In der Bundesrepublik Deutschland wurde die auch verwendet. Typisch DDR hat doch nichts mit Exklusivität zu tun. Ich bin in der DDR aufgewachsen und Schilder sind nun mal etwas sehr präsentes. In meiner Erinnerung ist diese Schrift typisch DDR. Ob sie im Westen auch verwendet wurde, ist da völlig irrelevant (genau wie die etwaige Entstehung vor der Gründung der DDR). Das macht in der Wahrnehmung des Lebens- (oder hier eher Lese-)Umfeldes des DDR-Bürgers doch überhaupt keinen Unterschied. Nach Deiner Logik wäre die Garamond vielleicht eine Schwabenschrift? Und die Frutiger eine Karlsruherschrift? Das sind alberne Beispiele weil hier der zeitlich oder regional abgeschlossene »Raum« fehlt, der die Entwicklung entsprechender Assoziationen erlauben würde.
gutenberger Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Diese Ansprache war aber schon ziemlich derb … Ach Gottchen, soooooo sensibel ... Tschuldigung!
Ralf Herrmann Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Na bei mir musst du dich nicht entschuldigen. Mich hattest du ja nicht angesprochen. Aber du darfst dich dann natürlich auch nicht wundern, wenn deine Frage nach den vermeintlichen typischen DDR-Schriften-Merkmalen auch nach zweimaligem Fragen nicht beantwortet wird, wenn du so herumpolterst.
Phoibos Geschrieben März 17, 2013 Geschrieben März 17, 2013 Wo wir schon bei typischen Ost-Schriften sind und hier so viele Fachleute der damaligen Zeit anwesend sind: Habt Ihr zusätzliche Informationen zur Ladoga, wie sie bei Paratype zu erwerben ist? Paratype schreibt folgendes: Ladoga — one of the most beautiful Russian designs from the soviet period. The type family was developed in Polygraphmash in 1968 by Anatoly Shchukin on the base of his own lettering for book covers and titles. It was one of the first attempts in Cyrillic typography to create text face in a style of renaissance antiqua. Stylization to broad pen calligraphy resembles early forms of Latin types that were based on handwritten humanistic minuscule. Unique in its character set digital version of Ladoga was designed by Viktor Kharik on the base of artworks of Shchukin for ParaType. The family consists of roman and italic styles in text and display versions. Character set includes characters of original shapes as well as more modern alternatives. Besides there are a set of additional characters, old style figures and small caps. The fonts cover all modern languages based on Latin and Cyrillic scripts, Greek alphabet (including polytonic extension), Hebrew and historical Cyrillic letters. Ladoga is gorgeous in display sizes and pretty readable in texts. It’s well suitable for fiction literature, historical books, art criticism, religious and philologist works. It will be extreme helpful for multilingual issues and for inclusions into body text historical passages in original orthography. The family was released in 2010. Habt Ihr zusätliche Informationen zu der Schrift und deren Vorläufer? Ich finde die totschick, fand aber nicht mehr als jenen Infotext.
RobertMichael Geschrieben März 18, 2013 Geschrieben März 18, 2013 stimmt. danke für den einauswurf. *Hüstel* Das ist eine schmalfette Erbar.
RobertMichael Geschrieben März 18, 2013 Geschrieben März 18, 2013 wobei mich das mit der Gill etwas wundert. http://www.amazon.de/NBI-Neue-Berliner-Illustrierte-Bild/dp/B004GT5QVE http://www.ebay.de/itm/NBI-13-78-Neue-Berliner-Illustrierte-Roboter-Trabant-/120674603720 http://www.pixilla.de/2010/10/15/ddr-verkehrsschild-in-bautzen/verkehrsschild-in-bautzen-2/ 1
Þorsten Geschrieben März 18, 2013 Geschrieben März 18, 2013 Typisch DDR hat doch nichts mit Exklusivität zu tun. Ich bin in der DDR aufgewachsen und Schilder sind nun mal etwas sehr präsentes. In meiner Erinnerung ist diese Schrift typisch DDR. Ob sie im Westen auch verwendet wurde, ist da völlig irrelevant (genau wie die etwaige Entstehung vor der Gründung der DDR). Das macht in der Wahrnehmung des Lebens- (oder hier eher Lese-)Umfeldes des DDR-Bürgers doch überhaupt keinen Unterschied. So isses. Bei mir hängt dieses Schild über der Tür, das meine Schwiegereltern geschickt haben¹, eben weil es nach ihrer Wahrnehmung ein typisch olles DDR-Schild ist: _________ 1. nachdem ein ungebetener »Gast« durch die amerikavorstadttypisch unverschlossene Haustür spaziert war
Pachulke Geschrieben März 18, 2013 Geschrieben März 18, 2013 … weil es nach ihrer Wahrnehmung ein typisch olles DDR-Schild ist … Na klar, wenn Dewag Signograph, Druckgenehmigungsnummer und EVP-Preis draufsteht, wäre es schwierig, das nicht als DDR-typisch wahrzunehmen — relativ unabhängig von der Typographie.
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