Sebastian Nagel Geschrieben März 19, 2013 Geschrieben März 19, 2013 Dann geht's aber eigentlich doch nicht um Alphabete, sondern um Ortstafel-Fragen wie bis vor kurzem auch in Kärnten ... http://derstandard.at/1363239459426/Streit-um-neue-Schriften-Kyrillisch-schlecht-fuer-die-Gesundheit
Þorsten Geschrieben März 19, 2013 Geschrieben März 19, 2013 Leider ist die These dieses ekelhaften Nationalisten nicht so absurd, wie sie vielleicht erscheint. Traumaopfer können durch alles mögliche re-traumatisiert werden, selbst Dinge und Umstände, die Anderen harmlos oder gar banal erscheinen müssen. Meine Frau und ich waren (bis zu seinem Tod) mit einem aus Polen stammenden Arzt befreundet, der als junger Mann sechs Konzentrationslager überlebt hatte. Trotz seines unvorstellbaren Martyriums hatte er sich eine Liebe zur deutschen Sprache und Literatur bewahrt. So schenkte er meiner Frau bei jedem Besuch einen deutschsprachigen Gedichtband oder Roman aus seiner Bibliothek, auch weil niemand sonst in seiner Familie noch Deutsch lesen konnte oder wollte. Aber eine Sache hat ihn jahrzehntelang verfolgt: er konnte nie braune Kleidungsstücke tragen und hat sie auch nie gern an Anderen gesehen. Er meinte selbst, dass das völlig unlogisch sei, da die KZ-Bewacher und anderen deutschen Uniformierten, denen er begegnete, nie braune Uniformen trugen. Aber das Symbol – braun als Nazifarbe – in Verbindung mit Kleidung (→ Uniform), reichte aus, um ihn zu re-traumatisieren. Er war übrigens bei weitem kein gebrochener Mann, sondern einer der lustigsten und lebensbejahenden Menschen, die ich je getroffen habe. Es ist also vorstellbar, dass Menschen, die durch eine Gruppe traumatisiert wurden, die während ihrer Aktivitäten (der Besetzung der Region, um die es geht?) das kyrillische Alphabet benutzten, durch ein plötzliches Wiederauftauchen des Kyrillischen re-traumatisiert werden könnten, insbesondere, wenn sie seit Ende ihres Traumas keinen weiteren Kontakt mit dem Kyrillischen hatten. Ob das ein ausreichender Grund ist, der serbischen Minderheit kyrillische Ortsschilder zu verweigern, darf wohl zumindest langfristig bezweifelt werden. Immerhin hat sicher auch die serbische Seite einiges an Trauma erlitten und vielleicht können Maßnahmen, die zu mehr Anerkennung beitragen (so symbolisch sie auch sein mögen), zur Verarbeitung dieses Traumas beitragen. Aber so einfach, wie es im ersten Augenblick scheint, ist die Sache m.E. nicht. 1
Þorsten Geschrieben März 19, 2013 Geschrieben März 19, 2013 Ansonsten gibt es solche Probleme (mit Schildern, nicht Trauma) auch in Deutschland:
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