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Wann lohnt sich eine kommerzielle Schrift?

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Der zweite Thread und gleich eine grundsätzliche Frage.

 

Wie in dem anderen Thread beschrieben, denke ich darüber nach, mir die Minion Pro zuzulegen. Nun bin ich beim herumstöbern unter anderem auf die freie Schrift Crimson gestoßen und hab mir auch noch mal die Linux Libertine angeschaut. Je länger ich darüber nachdenke, desto unsicherer bin ich mir, ob ich eine kommerzielle Schrift tatsächlich 'brauche'.

 

Als Kontext: Ich bin als Doktorand in den Naturwissenschaften tätig, habe also keinerlei kommerzielle Anwendung für die Schrift. Über die Zeit hinweg (und wahrscheinlich auch durch das Arbeiten mit LaTeX) hat sich allerdings ein gewisses Interesse an Typographie entwickelt, das ich jetzt 'dummerweise' nicht mehr so einfach loswerde ;) (Wer sonst so von Wissenschaftlern gesetzte Texte lesen muss, weiß, wovon ich spreche.) Zu setzen sind bei mir online gestellte Paper, Berichte, Lebenslauf, in ferner Zukunft Diss., etc. ... 

 

Ich frage mich: Tut es nicht auch eine kostenlose Schrift? Das Problem dabei ist, dass ich mittlerweile zumindest so weit sensibilisiert bin, dass mir die fast unvermeidbaren Schwächen freier Schriften sofort ins Auge fallen. Bei der Libertine sind Kerning und manche Glyphen verbesserungswürdig, bei der Crimson sieht der Regular Schnitt sehr passabel aus, bei den anderen gibt es mehr zu bemängeln. Keine der beiden Fonts hat ein griechisches Alphabet, das mit dem der Minion annähernd auf Augenhöhe ist. Wahrscheinlich fallen dem geschulten Auge noch wesentlich mehr Mängel auf.

 

Auf der einen Seite steht für mich der rund-um-sorglos Aspekt einer kommerziellen, hervorragend ausgebauten und hochklassigen Schrift.

Auf der anderen Seite stehen über 190 € (vier Schnitte der Minion), das Potential der freien Schriften (an beiden Schriften wird ja aktiv gearbeitet) und das zumindest die Libertine auch jetzt schon durchaus verwendbar ist.

Wenn man professionell mit Schrift arbeitet, ist es ja gar keine Frage, dass man keine Kompromisse eingeht, aber ich muss mir eingestehen, dass ich mit einer etwaigen kommerziellen Schrift eher mein ästhetisches Empfinden als die beruflichen Notwendigkeiten befriedige.

Wie würdet Ihr euch an meiner Stelle entscheiden?

 

 

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Die Minion Pro ist Teil diverser Adobe-Pakete, die es unter anderem auch als Trial-Versionen gibt, somit ein legales Installieren stattfindet. Zumindest zum ausgiebigen Testen (falls dir moralische Bedenken kommen) ist das doch eine prima Variante.

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Da ich ein, äh, ein flexibles Verhältnis zu EULA habe, würde ich die Minion nicht kaufen, bei der gibt es eine Menge Hintertürchen.

Hingegen gibt es tolle Schriften, die ausschließlich käuflich zu erwerben sind und zudem auch noch jeden Pfennig wert sind. Nicht erst eine Dissertation spiegelt ja auch Deine Persönlichkeit oder zumindest Dich als Person wider. Ich lege eher weniger Wert auf Äußeres, doch meine Gedanken, mein Wissen, letztlich mein Ich, möchte ich schon ansprechend repräsentieren. Das sind mir dann auch die paar Euros für einen anständigen Font wert, die ich eh wieder beim Anzug einspare *g*

 

Während der Dissertation willst Du Dich auch nicht mehr mit einer nicht ganz passenden Kursive oder so beschäftigen, das sorgt für zuviel Irritation.Dann lieber gleich Nägel mit Köpfen und eine gute Schrift kaufen, die Dir angemessen erscheint.

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Ein paar Erfahrungswerte oder generelle Anmerkungen eines anderen naturwissenschaftlichen Doktoranden (Physik):

Paper werden in aller Regel vom Verlag gesetzt und auch beim arXiv empfiehlt es sich, dass sie Deine TeX-Quellen compilieren. Einige Verlage erlauben es zwar, dass Du eine eigene Version des Papers hochstellst, aber die wird nicht gerade von vielen Menschen gelesen werden (nämlich nur denen, die sich für Dein Paper interessieren und nicht an die Zeitschrift kommen, in der Du veröffentlicht hast). Das dürfte noch nicht einmal den Aufwand lohnen, es neu zu setzen, geschweige denn, hierfür eine Schrift zu kaufen.

Viele Geldgeber haben irgendwelche grauenvollen Formatvorgaben für Berichte und Anträge (z. B. Arial, doppelter Zeilenabstand, usw.). Hier hast Du also eventuell auch keinen Spielraum.

Je nach Prüfungsordnung und Prüfern kann es sein, dass genau eine Person Deine Dissertation liest (nämlich der Korreferent), auch wenn es vielleicht anders vorgesehen ist. Und selbst wenn sechs Leute die Dissertation lesen, sind die schon froh über alles, was sich vom Standard-LaTeX‑ bzw. ‑Word‑Einheitsbrei abhebt. Falls Du kumulativ promovierst, kann es zudem sein, dass sich ein Großteil Deiner Dissertation aus Papern zusammensetzt.

Wo man am ehesten Spielraum zur Individualität hat und wo sie auch von einer bedeutenden Anzahl wahrgenommen werden kann, sind Poster und Vorträge (es sei denn, hier gibt einem der Arbeitgeber auch etwas vor). Gerade letztere sind nicht zu unterschätzen und hier gibt es sehr viel gestalterischen Müll (und damit meine ich nicht nur Comic Sans), von dem man sich abheben kann. Hierfür nutze ich übrigens zur Zeit die Aller Sans (zusammen mit XITS Math).

Schließlich solltest Du berücksichtigen, dass kommerzielle Schriften bei kollaborativen Arbeiten ein Problem darstellen können, da eben nur Du sie haben wirst.

Wenn ich auch schon mehrfach damit geliebäugelt habe, eine Schrift zu kaufen, so war es noch nie für diesen Einsatzbereich.

Eine weitere Anmerkung noch: Viel schwieriger als die Wahl der Brotschrift ist die Wahl der Formelschrift (zu der dann die Brotschrift wiederum passen sollte). Hier ist die Auswahl meines Wissens nach äußerst begrenzt (eine Liste; keine Ahnung, was Minion Math taugt).

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Im Prinzip schön zusammengefaßt. Allerdings möchte ich doch einige Anmerkungen etwas relativieren. Bei Geldgebern lohnt es sich z.B. genau auf die Formulierungen zu achten. Oftmals sind es keine Vorgaben sondern Empfehlungen. Hier zum Beispiel. Ich habe oftmals einfach nachgehakt und bisher noch immer eine Kompromißlösung durchbekommen. Adelle Sans für obiges Beispiel war kein Problem. Ein weiteres Beispiel war die explizit-genannte Times New Roman, wo ich durchgesetzt habe die Times Ten benutzen zu können (klingt nach nicht viel, hat aber, zumindest für mich, einen großen Unterschied gemacht).

 

Was Dissertationen angeht: oftmals können die Leute im Prüfungsamt nicht einmal eine Sans-Serif von einer Serif unterscheiden. Ich würde Schriftwahl mit dem Erstgutachter besprechen und gut ist.

 

Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet mir eine maßgeschneiderte Schrift für Präsentationen zu kaufen und die Zeit und Mühe hat sich gelohnt. Ich mag die Schrift sehr und verwende sie seit Jahren ohne größere Probleme. Bei allen günstigeren Varianten bin ich irgendwann über Probleme gestolpert. Auch die Überlegungen bezüglich der Poster kann ich nur unterschreiben. Hier hast Du im alltäglichen Gebrauch sicher die größten Gestaltungsspielräume.

 

Was Manuskripte angeht ist es natürlich richtig daß diese vom entsprechenden Journal gesetzt werden. Aber vorher gehen sie in Manuskript-Form an die Gutachter. Ich benutze aus diesem Grund nie Standard-Schriften und eine Investition lohnt sich m.E. auch hier. Man muß allerdings hervorheben daß es bei Kollaborationen gerne Probleme gibt weil ein Kollege die Schrift ggf. nicht hat. Hierüber stolpere ich in regelmäßigen Abständen. Ich bleibe aus diesem Grund am Ende doch oftmals wieder bei der Minion Pro hängen.

 

Ich würde mir einige qualitativ hochwertige Schriften aussuchen und die Foundries überreden daß sie Dir einen Schnitt für eine Testperiode zur Verfügung stellen. Probiere sie ausführlich aus, es lohnt sich.

 

Grüße,

 

Christian

 

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Danke erstmal für das wortwörtlich diverse Feedback.

 

 

Hingegen gibt es tolle Schriften, die ausschließlich käuflich zu erwerben sind und zudem auch noch jeden Pfennig wert sind.

 

 

Ich bin keineswegs auf die Minion Pro festgelegt, fand aber bislang, dass sie eine der wenigen humanistischen Antiquas ist, die sich auch im naturwissenschaftlichen Bereich richtig wohlfühlen. Wenn es da noch bessere Alternativen gibt, immer her damit!

 

 

 

Viel schwieriger als die Wahl der Brotschrift ist die Wahl der Formelschrift (zu der dann die Brotschrift wiederum passen sollte)

 

 

Das stimmt natürlich. Ich arbeite mit unicode-math und hab mir meine Mathe-Schrift dabei aus TeX Gyre Termes Math (vor allem wegen der schönen großen Operatoren), XITS Math (Wurzel) und Neo Euler (mathcal) zusammengebastelt. Die jeweilige Textschrift verwende ich über die 'range' Option. Die Minion Math hab ich mir auch schon mal angeschaut, bin bei dem Preis allerdings zusammengezuckt – die Beispiele auf der Homepage sehen trotzdem vielversprechend aus!

 

Das mit dem kollaborativen Arbeiten ist ein guter Punkt. Wobei da auch die otf-Version der Libertine Schwierigkeiten machen kann, wenn die Kollegahs die erst installieren müssen.

Das Argument mit der kumulativen Dissertation versteh ich nicht ganz. Es wird doch letztendlich trotzdem zu einer Dissertation gebündelt (also 3 x \include{} ;) )?!

 

Für Präsentationen hätte ich die Lucida Sans verwendet, die fand ich bisher immer sehr leserlich. Bei Postern wiederum haben wir sehr wenig Gestaltungsspielraum, es gibt eine Powerpoint- und eine LaTeX-Vorlage an die man sich halten muss. Ich kann es sogar verstehen. Wenn ich sehe, was Leute so für Poster produzieren ... dagegen sind typographische Fehlgriffe bei Fließtexten ein Witz.

 

Testen ist vermutlich das Vernünftigste, gerade auch in Anbetracht der Verwendung in Formeln. Wenn ihr zu meinem Suchprofil (humanistisch mit Eignung für Naturwissenschaften, auf Bildschirmen zumindest mittelprächtig) einen heißen Tip neben der Minion Pro habt, wäre das natürlich toll! (FF Scala gefällt mir bspw. auch sehr gut, aber der Preis ...  :neenee: )

 

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Ich bin keineswegs auf die Minion Pro festgelegt, fand aber bislang, dass sie eine der wenigen humanistischen Antiquas ist, die sich auch im naturwissenschaftlichen Bereich richtig wohlfühlen. Wenn es da noch bessere Alternativen gibt, immer her damit!

 

Ich bin da eher auf der philologisch-historischen Seite zu Hause und kann Dir da nicht wirklich weiterhelfen, da ich keine Ahnung habe, was die Naturwissenschaftler so an Zeichen haben wollen.

 

Für den Anfang schau Dir doch mals die Andron oder Skolar an. Gerne mag ich auch noch die Ladoga, wobei deren Stil schon etwas spezieller ist.

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Cool Tips. Die Andron hab ich schon mal gesehen und sagt mir optisch auch zu (wobei sie möglicherweise etwas zu edel sein könnte?), aber den bezahlbaren Varianten fehlen wichtige Komponenten (wie z.B. griechisches Alphabet).

 

Die Skolar gefällt mir auch gut, wobei sie mir fast etwas zu technisch und 'hart' ist. Das mag ich eben so an der Minion: Sie ist nüchtern und technisch genug für naturwissenschaftliche Texte und hat trotzdem diese kalligraphische Note.

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Nicht umsonst findet die Minion Pro bei naturwissenschaftlichen Artikeln weite Verbreitung. Wobei ich persönlich die Skolar ja auch sehr gut leiden kann – sie steht auf meiner Wunschliste.

 

Nur mal so in den Raum geworfen: schau Dir doch auch noch mal die Palatino von Linotype an. Die kommt eigentlich mit jeder Office-Installation. Die große Gefahr ist daß man sie in zu großen Größen setzt, aber in 10 pt als Leseschrift funktioniert sie sehr gut. Die ist durchaus auch als Hausschrift von einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Journalen vertreten.

 

Grüße,

 

Christian

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schau Dir doch auch noch mal die Palatino von Linotype an.

Hab ich schon gemacht und leider festgestellt, dass das Kerning teilweise sehr schlampig ist (Bsp. "To"). An sich gefällt sie mir, auch wenn sie tatsächlich sehr aufdringlich sein kann. Böse gesagt verbinde ich mit ihr meist achtlos gesetzte Dokumente, die man dann versucht mit einer "edel" wirkenden Schrift aufzubessern (und dann am besten richtig groß und wuchtig im Fließtext). An sich gefällt mir dir die Schrift aber gut und ich kenne auch einige wissenschaftliche Zeitschriften und Lehrbücher, die mit ihr gesetzt werden und sehr gut zu lesen sind.

 

 

Die Equitiy ist tatsächlich ansehnlich! Vor allem macht sie auf dem Bildschirm eine sehr gute Figur. Leider keine Oblique-Kapitälchen, die ich für viele "Acronym-Variablen" bräuchte. Trotzdem danke für den Tip.

 

Ich habe mich im Übrigen mittlerweile gegen die Minion entschieden. Sie sieht gedruckt wirklich toll aus, aber für Dokumente, die zu 99 % nur auf dem Bildschirm gelesen werden ist sie mir einfach zu teuer. Ich habe mal ein paar Tests mit dem Adobe Reader gemacht (hatte sonst immer nur das Mac Programm Vorschau verwendet) und da geht doch einiges verloren.

 

Wenn ich nicht noch einen Geheimtip kriege, werde ich wohl bei der Libertine hängen bleiben und hoffen, dass das Kerning noch mal etwas überarbeitet wird.

 

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Wenn ich nicht noch einen Geheimtip kriege, werde ich wohl bei der Libertine hängen bleiben und hoffen, dass das Kerning noch mal etwas überarbeitet wird.

Nur so als Randbemerkung: Da die Libertine quelloffen ist, sollte es nicht so schwierig sein, einzelne Kerning-Paare zu verbessern (und die Allgemeinheit daran teilhaben zu lassen).
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  • 2 Wochen später...
Die Minion Math hab ich mir auch schon mal angeschaut, bin bei dem Preis allerdings zusammengezuckt – die Beispiele auf der Homepage sehen trotzdem vielversprechend aus!

 

Ein einzelner Font der Minion Math ist (m.E.) erschwinglich und in vielen Fällen schon ausreichend, er bietet ungefähr dasselbe wie andere Mathematikschriften (»ungefähr«, da der Zeichenvorrat und die OpenType-Funktionen nicht identisch sind).

 

Der »Preis zum Zusammenzucken«  gilt für die gesamte Schriftfamilie mit 20 Schnitten (4 Gewichte jeweils in 5 optischen Größen). Das ist viel mehr als das, was alle anderen Mathematikschriften bieten – und viel mehr als das, was man als »Normalbenutzer« braucht …

 

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