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Schrift gestalten, wo anfangen?

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Hi,

 

eine Freundin und ich möchten gerne eine Schrift gestalten. Nur Fragen wir uns womit wir am Besten anfangen?

Ich denke Minuskeln sind die wichtigsten, und sollten zuerst kommen, oder? Die Effektivsten sind dann wohl:

 

m, n, e, a, c, x, d

 

Was meint ihr? Gibt es da überhaupt "Regeln"?

 

Viele Grüße

lrrm

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Was meint ihr? Gibt es da überhaupt "Regeln"?

 

 

 

Nö  :-D

Man sagt ja in aller Regel nicht: ›So, jetzt gestalte ich mal ’ne Schrift und gucke, ob ich irgendwie ein chices a hinbekomme‹

 

Normalerweise hat man ja eine Gestaltungsidee wie z. B. ›Schrift X ist zu kantig Schrift Z ist zu rund, ich will gucken wie Schrift Y aussehen könnte‹ oder man findet eine alte Bleisatzschrift o. ä. die man digitalisieren und der neuen Technik entsprechend anpassen will. Wie man vorgeht kann dann sehr verschieden sein.

Am Besten ist wahrscheinlich, wenn man zwar eine ungefähre Idee aber noch kein konkretes Zeichen vor Augen hat, dass man sich Buchstaben sucht wo die üblichen Elemente vorkommen. Genau wie bei Schriftproben funktioniert hier das Wort Hamburg ganz gut - man hat Geraden, eine Oberlänge, Rundungen, eine Unterlänge und die entsprechenden Übergänge. Außerdem sieht man dann auch die Zeichen schon im Zusammenhang ...

 

Viel Spaß dabei und viel Erfolg

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Zumindest, was das Ausarbeiten einer Digitalisierung betrifft, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, mit den Kleinbuchstaben mit den wenigsten individuellen Elementen zu beginnen und dann mit Buchstaben weiterzumachen, die möglichst viele bereits digitalisierte Elemente enthalten. Außerdem würde ich von Anfang an die horizontale Metrik mitbauen.

In den meisten Fällen wären die ersten beiden Buchstaben n und u, dann folgen in der Regel m und i. Insbesondere, wenn das u und n die gleiche Form haben (sich also durch Rotation ineinander überführen lassen), hat man hier zwei Komponenten (links und rechts), die in jeder Kombination zueinander passen müssen. Außerdem geben diese beiden (zusammen mit m und i) die horizontale Metrik vor. Mein erster Schritt wäre also dafür zu sorgen, dass Zeichenfolgen wie nnnnnunnnnn gut aussehen, und dann kommt alles weitere.

Fängt man mit anderen Buchstaben an, kann es leichter passieren, dass man nochmal von vorne anfangen muss, weil man irgendwann feststellt, dass das Wort Aluminiumminimumimmuniät einfach grauenvoll aussieht (oder zumindest grauenvoller als nötig).

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Wie Schnitzel schon sagt:  es hilft ungemein, wenn man weiß was das Ziel (ungefähr) ist.

Soll es eine hippe Display-Schrift sein, ist die Sache relativ einfach ... man zeichnet 26 Formen die in sich konsitent sind und bei denen im Zusammenspiel keine aus der Reihe fällt. Soll es eine Lese- oder Schilderschrift sein, wird die Sache komplizierter ... klare Anforderungen machen es einfacher: Lange Texte, kurze Texte, Lesbarkeit auf große Entfernung, geringer Platzbedarf, unterstützte Sprachen, ...

Drauf los arbeiten ohne Ziel ist wie expressionistischer Tanz: Wer's kann, kann damit Kunstwerke schaffen ... wer's (noch) nicht kann wird nie drauf kommen ob das was er macht irgend eine Zielmarke erreicht oder einfach "Schrott" ist – der ist mit Foxtrott oder Walzer vielleicht erst mal besser dran ... das ist auch schön und schwierig genug, aber es gibt Wegmarken und Ziele.

 

Bücher sind hier immer noch das beste Mittel, und diese nie verkehrt:

– Albert Kapr, Schriftkunst

– Walter Tracy, Letters of Credit (englisch)

– Alexander Lawson, Anatomy of a Typeface (englisch)

– Karen Cheng, Anatomie der Buchstaben (bloß nicht zu sehr in "Gesetzmäßigkeiten" verfallen!)

– Fred Smeijers, Counterpunch (englisch)

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Hallo,

 

mal ganz pragmatisch gesehen, aus der Sicht eines Hobbyschriftenfälschers: Am Anfang war die Idee! Die Idee kann von irgend jemand kommen und sie muss gut sein. Nur zwanghaft eine Idee zu suchen um anders zu sein als die Anderen ist einfach nur Schei$e. Wenn man keine gute Idee selber hat oder sich guttenbergen kann lässt man es bleiben. Das erspart dann viel Zeit.

 

Falls man nun eine gute Idee geguttenbergt hat sucht man sich alle Informationen über die bereits vorhandene Idee und setzt diese dann „einfach“ mal um. Ist es zB eine Binder-Style? Radien und Strichdicken ermitteln und dann alles nachzeichnen. Beispiel:

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5l.html

 

Ist die Idee vielleicht nicht mal dokumentiert? Kommt auch vor. Hier gibt es handemailierte Straßenschilder mit einer besonderen Grotesk. Also nimmt man eine Knipse und rennt durch die Straßen und macht rund 300 Bilder, nimmt sich die Glyphen, misst diese dann aus und zeichnet diese der Reihe nach mit einem Vektorzeichenprogramm nach. Fehlende Glyphen phantasiert man dann herbei. Beispiel:

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5h.html

 

Manchmal sind es auch nur wenige Buchstaben von Plakaten und Spruchbänder die man hat. Man macht diese also nach und sieht sich um wie der Rest wohl aussehen würde. Das ist natürlich mir sehr viel Raten verbunden.

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5e.html

 

Andere Beispiele sind zB bekannte Schriften wie die Stahl/Offenbach von Koch/Kühne oder die Capitalis Monumentalis von der Trajanssäule.

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5d.html

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5k.html

 

Manchmal hat man zwar ganz tolle Schriften gesehen, aber irgendwas passt nicht. So hat die Chesterfield von Allen Meeks ganz nette Eigenschaften, aber die Großbuchstaben sind viel fetter als die Kleinbuchstaben und gesperrte Großbuchstaben sehen suboptimal aus. Nachdem dann auch noch ein eher Bleisatzquetschrand gefragt war, das kleine g etwas seltsam aussah war es an der Zeit sich die Buchstaben vorzuknöpfen, nachzuzeichnen und in meinem Fall die Rastergrafiken zu vektorisieren. Im Prinzip sollte die Schrift auf Speisekarten etwas flippiger wirken aber genau so gut laufen wie die Goudy Bookletter 1911 oder ähnliche Schriften. Beispiel:

http://uwes.suche-plus.de/galerie/galerie5i.html

 

Also Diletant auf dem Gebiet kann ich zusammenfassend ich nur sagen: Man hat eine ggf geguttenbergte Idee und setzt diese dann technisch um. Dabei geht man so vor wie es einem am sinnvollsten erscheint und das sind dann immer Einzelfallentscheidungen die man an Hand bereits gemachter Erfahrungen trifft. Aber ob Dir das jetzt weiter hilft? Wichtig ist aber die Beherrschung der Werkkzeuge. Fonteditor, Vektorzeichenprogramm und sonstiger Kleinkram sollte man schon recht gut kennen und damit geübt haben.

 

MfG

bearbeitet von Uwe Borchert
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Cool, das sind ja eine ganze Menge antworten. Wir hatten eher ein an ein Thema gedacht und wollten dazu eine Schrift entwerfen. Das interessante daran ist, dass da am Ende eine Leseschrift oder eine Displayschrift oder etwas ganz anderes dabei rauskommen kann.

 

Mit n m u anzufangen und Hamburg zu definieren scheint mir auf einmal sehr plausiblel. Dankeschön!

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Ist auch in etwa so ...  "n" und "o" geben viele Basisproportionen und Formen für Folgebuchstaben vor. ein "u" kann das dann verifizieren, das "m" bringt in der Regel keinen großen Erkenntnisgewinn mehr.

"a", "e", "g" und "f" bringen hingegen viel "Eigenheit" in die Schrift und sollten recht bald folgen um abzustecken, ob viel lebhafte Varianz oder eher ruhige Gleichförmigkeit in den Formen zu finden sein wird. Auch das "l" ist wichtig für die schmalen Zeichen sowie für die Oberlängen.

Für die Versalien gilt das selbe für "H" und "O".

Gern vergessen sind "v" und "A", die die diagonalen Formen umreißen ...

Das "s" wiederum ist so schwierig, dass man es am besten dann macht, wenn die meisten anderen Zeichen schon einigermaßen stabil sind und als Messlatte dienen können.

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Hallo,

 

Cool, das sind ja eine ganze Menge antworten. Wir hatten eher ein an ein Thema gedacht und wollten dazu eine Schrift entwerfen. Das interessante daran ist, dass da am Ende eine Leseschrift oder eine Displayschrift oder etwas ganz anderes dabei rauskommen kann.

 

Das ist aber IMHO der falsche Ansatz! Da ist doch keine Idee dahinter. Ich habe ja schon geschrieben: Wer keine Idee hat, sei es eine geguttenbergte oder eigene, soĺlte es bleiben lassen. Und bzgl. der Buchstaben bei der Umsetzung bist Du extrem von der Art der Schrift abhängig. Bei einer geometrisch konstruierten Grotesk zB sind das große und das kleine O gute Ansatzpunkte. Aus dem großen O kann man dann das C und G basteln, aus dem kleinen o das c, e, einstöckige a, b, d, p, q ... daraus kann dann schnell das n folgen und daraus das m. Das große und das kleine S sind aber immer wieder eine Herausforderung ... So, jetzt geh mal hin, mach die Augen auf und suche nach einer guten Idee. Die Handschrift eines Freundes, die Schrift auf alten und handgemachten Straßenschildern, schräge Plakate ... irgendwas auffälliges, das interessant aussieht und was man gerne als Schrift nutzen würde.

 

MfG

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  • 2 Monate später...

Hallo Freunde :)

 

ich bin jetzt aus dem Urlaub zurück und habe nochmal in diesen Thread hinein geschaut, weil doch einiges drin steht was ich mir nicht merken konnte. 

 

@Uwe: Ich bin im Urlaub auf die Idee gekommen, das man eine Schrift an einem Geschmack koppeln könnte. In meinem Fall wäre das Ajvar, der kroatische Gemüsekaviar. Als kohärente Idee kann man das nicht unbedingt bezeichnen, aber es gibt von der Gefühlsseite her genügend Impulse um abstecken zu können was jetzt wie Ajvar schmeckt und was nicht.

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