Ralf Herrmann Geschrieben Juli 6, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben Juli 6, 2013 Wir wollen alles vermeiden, was Schnörkel und Überladung ist, und Schnörkel heißt mir in einem Buche alles, was nicht Buchstabe oder Interpunktion ist. Friedrich Schiller in einem Brief an seinen Verleger Cotta
boernie Geschrieben Juli 7, 2013 Geschrieben Juli 7, 2013 Ohne Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks wären weder die Flugblätter des Bauernkriegs möglich gewesen noch die Aufrufe der Französischen Revolution. Irene Jung
boernie Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Irene Jung ist Autorin des Artikels »Schrift ist nicht nur zum Lesen da« aus dem Hamburger Abendblatt, 29./30. Oktober 1994
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Ich hab mich schon gewundert über die merkwürdige Auswahl historisch bedeutender Ereignisse. Die Vorläufer der Bauernerhebungen kamen ohne Schriftsatz aus, zumal leibeigene Bauern in dieser Zeit sicherlich kaum lesen konnten. Und für das Gemetzel in Frankreich und Desmoulins tolldreiste Schlachtrufe war der Buchdruck sicherlich sehr wichtig, aber mit Mord und Totschlag die Berechtigung des Buchdrucks zu würdigen, erscheint mir reichlich dusselig. Oder soll das eine Kritik sein? Schließlich wurde insgesamt vermutlich mehr Schlechtes als Gutes gedruckt, das hat sich bis heute nicht geändert. Vom Ablaßbrief über die Hetzschrift zur Konsumwerbung, keine Stoffe für das Hohelied auf Gutenberg. 1
boernie Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Wenn wir hier beginnen, die Inhalte des Gedruckten zu diskutieren, sprengen wir sicherlich den Rahmen. Dazu ein Zitat von John Stauber: »40 Prozent von allem, was man in den USA in denZeitungen liest oder im Fernsehen sieht, ist vonPR-Firmen im Auftrag ihrer Kunden geschrieben oderproduziert worden. Die PR-Erzeugnisse werden inden freien Medienmarkt gedrückt von den über200.000 Mitarbeitern der Public Relations Industrie.«
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Nicht jeder Satz über Typografie ist zitierwürdig, das wollte ich nur sagen. Das Zitat aus dem Hamburger Abendblatt erscheint mit wenig wertvoll. Revolutionen und Umstürze gab es auch vor Gutenberg. Was Frau Jung sagen wollte, bleibt im Dunkeln. Sie sagt, daß weder die Aufrufe noch die Flugblätter möglich gewesen wären. Das bezieht sich ebenso auf das Alphabet und das Papier und natürlich die Menschen.
CRudolph Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Wenn es auch nur bedingt zum Thema beiträgt: Wobei ich doch irgendwo einmal gehört oder gelesen habe daß das Ausmaß der Reformation ohne die Möglichkeit des schnellen und im Vergleich relative günstigen Druckes viel geringer ausgefallen wäre. Die enorme Destabilisierung im Europäischen Raum die ja sogar dem Osmanischen Reichen Tür und Tor geöffnet hat war nicht zuletzt auf die schnelle und massive Verbreitung des entsprechenden Gedankengutes zurückzuführen. Aber woher kam das nur? Haben wir das hier im Forum mal verhackstückt? Oder habe ich das von der Führung in der Bodleian Library in Oxford, in welcher ja auch ein Exemplar der Gutenberg-Bibel ist? *grübel* Grüße Christian 1
gutenberger Geschrieben Juli 8, 2013 Geschrieben Juli 8, 2013 Wobei ich doch irgendwo einmal gehört oder gelesen habe daß das Ausmaß der Reformation ohne die Möglichkeit des schnellen und im Vergleich relative günstigen Druckes viel geringer ausgefallen wäre. Darüber sind sich die Historiker - soweit das bei Historikern überhaupt geht - weitestgehend einig. Vermutlich wäre Luther ohne Buchdruck eine Wittenbergische Randerscheinung (a la "Der irre Mönch") geblieben - ein hübscher Gedanke ... Die französische Revolution würde ich nun aber auch nicht nur auf Mord und Totschlag reduzieren - wie übrigens fast alle Revolutionen in der Geschichte war es schon etwas mehr als nur und sicherlich auch das. 2
boernie Geschrieben Juli 9, 2013 Geschrieben Juli 9, 2013 Die Geschichte der Schrift ist die Geschichte der menschlichen Kultur. H. Virl (Die Entstehung und Entwicklung der Schrift. Stuttgart, 1949)
boernie Geschrieben Juli 10, 2013 Geschrieben Juli 10, 2013 In irgendeinem Magazin sehe ich ein Logo oder einen Rubriktitel mit interessanten Schriftzeichen. Ohne den Urheber kopieren zu wollen, sehe ich die Chance, in freier Improvisation (ungefähr wie Jazzer über alten Melodien improvisieren) ein ganzes Alphabet daraus zu machen. Die Ideen für solche Schriften liegen auf der Straße . . . Manfred Klein
boernie Geschrieben Juli 11, 2013 Geschrieben Juli 11, 2013 Der gedruckte Bogen überwindet Raum und Zeit. Der gedruckte Bogen, die Unendlichkeit der Bücher, muß überwunden werden. El Lissitzky
StefanB Geschrieben Juli 11, 2013 Geschrieben Juli 11, 2013 Den wichtigsten Teil des Zitates hast du uns aber unterschlagen: Der gedruckte Bogen überwindet Raum und Zeit. Der gedruckte Bogen, die Unendlichkeit der Bücher, muß überwunden werden. DIE ELEKTROBIBLIOTHEK. El Lissitzky: Topographie der Typographie, 1923
boernie Geschrieben Juli 11, 2013 Geschrieben Juli 11, 2013 Typografie ist die Kunst des feinen Maßes: ein Zuwenig und Zuschwach entfernt sie ebenso von der Meisterschaft wie ein Zuviel und Zustark. Kurt Weidemann
Gast Schnitzel Geschrieben Juli 11, 2013 Geschrieben Juli 11, 2013 Da könnte man die restlichen neun Thesen auch noch dazu nehmen
boernie Geschrieben Juli 12, 2013 Geschrieben Juli 12, 2013 Die richtige Ausübung des typografischen Berufes ist ein endloser Lernprozeß und eine Herausforderung des individuellen Talents, der Fantasie und des praktischen Denkens. Oliver Simon
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 13, 2013 Geschrieben Juli 13, 2013 »Es ist ein Irrtum, zu behaupten, daß mit typografischem Material Dinge produziert werden können, die JEDER machen kann, und es wird außer acht gelassen, daß auch hier nicht die Technik allein, sondern hauptsächlich der Geist ausschlaggebend ist.« Imre Reiner (Typo-Graphik, 1944) 1
boernie Geschrieben Juli 15, 2013 Geschrieben Juli 15, 2013 Typografie ist zum großen Teil ein Spiel mit den Schrifttypen, und die Auswahl eines Druckers sollte nicht groß genug sein, damit man sich nicht mit einer Bodoni begnügen muß, weil keine Garamond lieferbar ist. Das macht es für unsere Designer zu einer schwierigen Aufgabe, mit den Designern anderer Länder zu konkurrieren. Es wird eine Langzeitaufgabe sein für unsere staatliche Industrie eine Lösung zu finden für die Knappheit guter Schrifttypen. Oldrich Hlavsa, 1963 Tschechischer Designer (1909-1995)
boernie Geschrieben Juli 16, 2013 Geschrieben Juli 16, 2013 Des Daseins eigentlichen Anfang macht die Schrift. Heraklit
Ralf Herrmann Geschrieben Juli 29, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben Juli 29, 2013 Keine andere Kunst hat mehr Berechtigung, ihren Blick auf die zukünftigen Jahrhunderte zu richten als die Typographie; denn was sie heute schafft, kommt der Nachwelt nicht weniger zu gute als der lebenden Generation.— Möchte doch diese Kunst, sinnvoll, nützlich und schön wie sie ist, auch allenthalben mit der ihr würdigen Geschicklichkeit und Liebe geübt, mit Geschmack und gutem Urteil gefördert werden. Bodoni 2
Ralf Herrmann Geschrieben August 4, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben August 4, 2013 Dagmar Welle in »Deutsche Schriftgiessereien und die künstlerischen Schriften zwischen 1900 und 1930« 2
Gast bertel Geschrieben August 4, 2013 Geschrieben August 4, 2013 Typographie ist eine spröde Kunst – wenn überhaupt eine. Max Caflisch: Schriftanalysen, Untersuchungen zur Geschichte typografischer Schriften, 2003 Hier finden sich neben dem obigen noch viele weitere Zitate zur Typorafie.
Ralf Herrmann Geschrieben August 6, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben August 6, 2013 Wir ſind Schriftzeichner, Stempelſchneider, Holzſchneider, Schriftgießer, Setzer, Drucker und Buchbinder aus Überzeugung und aus Leidenſchaft, nicht etwa, weil unſere Begabung zu dürftig wäre für andere, höhere Dinge, ſondern weil für uns die höchſten Dinge in engſter Beziehung dazu ſtehen. Rudolf Koch
Ralf Herrmann Geschrieben August 8, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben August 8, 2013 Eugen Diederichs, Verleger
Ralf Herrmann Geschrieben August 9, 2013 Themen-Ersteller Geschrieben August 9, 2013 Die Schrift wurde die Trägerin des Edelſten,was in den beiden großen Sphären,der Intelligenz und der Gefühle,des forſchenden Sinnes und derſchaffenden Einbildungskraft,die Menſchheit errungenund als eine unvergängliche Wohltatder ſpäteren Nachwelt vererbt hat. Humboldt
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