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Funktionale Analphabeten

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2011 hatte eine Studie der Uni Hamburg ergeben, dass in Deutschland
rund 7,5 Millionen funktionale Analphabeten leben (das sind mehr als 14 Prozent
der Erwerbsfähigen).
Meine Frage: Gibt es inzwischen aktuellere Zahlen? Leider war meine
diesbezügliche Recherche wenig aufschlussreich.
 

 

 

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Also mir erscheint schon die Definition funktionaler Analphabet auf Wikipedia …


Als funktionaler Analphabetismus oder Illettrismus wird die Unfähigkeit bezeichnet, die Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird. Funktionale Analphabeten sind Menschen, die zwar Buchstaben erkennen und durchaus in der Lage sind, ihren Namen und ein paar Wörter zu schreiben, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht verstehen oder nicht schnell und mühelos genug verstehen, um praktischen Nutzen davon zu haben. Eine feste Grenze zwischen „verstehen“ und „nicht verstehen“ existiert dabei nicht.

… so schwammig, dass man wahrscheinlich jede Zahl zwischen 800.000 und 80 Mio. irgendwie »passend machen« könnte¹. Macht es da wirklich einen Unterschied, ob du eine Zahl von 2011 oder 2012 benutzt?

 

__________

1. Es soll ja z.B. Leute geben, in deren sozialem Kontext es als selbstverständlich erachtet wird, flüssig Fraktur und Kurrent zu lesen. Wer das nicht bringt, ist dann eben zumindest in Bezug auf die deutſche Sprache und Schrift funktionaler Analphabet!

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Schade! Deine Antwort war nun wirklich keine Hilfe...

 

hm, ich finde schon. Die Zahl ist aus der Luft gegriffen, weil das "Krankheitsbild" ja gar nicht definiert ist, sondern nur umschrieben wurde. Also wird eine aktuellere Zahl genauso aus der Luft gegriffen sein und eher den Charakter einer Größenordnung haben.

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Wenn ich mir die Definition des funktionalen Analphabetismus anschaue, weiß ich nicht, auf welcher Basis die Studie zu einem Ergebnis kam. Was ist "schnell" und "mühelos"? Was ist "ein praktischer Nutzen"? Zu welcher Gruppe werden diejenigen gezählt, die sich in der Nähe der gar nicht definierten Grenze zwischen „verstehen“ und „nicht verstehen“ befinden?

 

Eine schöne Annäherung bietet der "Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung" – auch hier wird deutlich, dass eine absolute Zahl an funktionalen Analphabeten irrelevant ist, weil sich die Basis der Einteilung ständig ändert. Wer heute als f. A. gilt, kann morgen schon keiner mehr sein, weil die Gesellschaft um ihn herum sich geändert hat.

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Könnt mir vorstellen, wenn die eine Studie dazu gemacht haben, daß sie für sich Analphabetismus auch definiert haben. Ferner geh ich davon aus, daß da genügend Leute daran beteiligt sind die sich mit dem Thema nicht nur nebenbei beschäftigen und also ihre Definition dann auch relativ verläßlich ist.

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absolute Zahl an funktionalen Analphabeten irrelevant

 

 

Irrelevant für wen oder was?

Wenn einer danach fragt, dann wird sie wohl relevant sein für ihn.

 

 

Wer heute als f. A. gilt, kann morgen schon keiner mehr sein, weil die Gesellschaft um ihn herum sich geändert hat.

 

 

... und schon kann man einen abziehen dann von der absoluten Zahl.

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das einzige problem, das ich sehe, ist, dass es sein könnte, dass zwei unabhängig voneinander erstellte untersuchungen inkompatible definitionen von funktionalem analphabetismus verwenden, sodass die daten nicht vergleichbar sind. die befürchtung, dass es sich generell um aus der luft gegriffene definitionen handelt oder dass analphabetismus sich einer definition entzieht, habe ich zumindest bei der hier zusammengefassten hamburger studie nicht. die auswertung basiert in diesem fall auf sogenannten alpha-levels, die unter anderem hier beschrieben sind, also grob gesagt kompetenzklassen (wenn man das und das kann > klasse x usw.). natürlich kann man sich, wie so oft, über einzelheiten streiten, aber nach meinem eindruck geht das methodisch doch etwas über ›können halt nicht gut lesen‹ hinaus.

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… die befürchtung, dass es sich generell um aus der luft gegriffene definitionen handelt oder dass analphabetismus sich einer definition entzieht, …

 

Das war so auch nicht befürchtet. Die Zahlen sind aber gerade wegen ihrer Methodik über die Jahre genauso wenig aussagekräftig wie beispielsweise die Antwort auf die Frage "wie viele Reiche gibt es in Deutschland?", wenn sich "reich" aus einer Relation zur Gesamtbevölkerung ableitet. Die Relation zum Rest der Gesellschaft, die dann eben einen f. A. ergibt oder nicht, lässt die Zahlen nicht vergleichbar werden.

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klar, das ist immer ein problem, dass sich definitionen über die jahre verändern und alte zahlen mit neuen nicht (komplett) vergleichbar sind. das ist aber etwas, scheint mir, das der sozialforschung inhärent ist (bzw. jeder untersuchung, die etwas wissen will, für das es kein messgerät gibt). man muss eben irgendwo eine grenze ziehen, auch wenn die letztlich ein bisschen willkürlich ist. aber was lässt dich vermuten, dass sich an den sozialen erwartungen im hinblick auf lesefähigkeit in der jüngsten vergangenheit etwas grundlegendes geändert hat? zumindest in den unteren drei alphaklassen, die in der hamburger studie für (funktionalen) analphabetismus stehen, könnte ich spontan nicht sagen, was sich verändert haben könnte.

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Funktionaler Analphabetismus bedeutet die Unterschreitung der gesellschaftlichen Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache, deren Erfüllung Voraussetzung ist zur sozial streng kontrollierten Teilnahme an schriftlicher Kommunikation in allen Arbeitsund Lebensbereichen. (Drecoll 1981)

 

Die gesellschaftlichen Mindestanforderungen sinken ständig, das ist durchaus eine grundlegende Änderung. Sicher werden die sich nicht innerhalb weniger Jahre signifikant ändern, aber das ist ja auch ein Hinweis darauf, dass die 2013er Zahlen sich nicht wesentlich von den 2011er unterscheiden werden. (Ja, das ist eine Vermutung meinerseits.)

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ja, vermute ich auch, dass sich innerhalb von zwei jahren nichts wesentliches tut. aber wie kommst du darauf, dass die gesellschaftlichen mindestanforderungen (in diesem bereich) ständig sinken? es geht auf den drei niedrigsten alpha-niveaus ja nicht um gedichtinterpretation und orthografische feinheiten, sondern darum, dass manche der leute mühe haben, ein längeres straßenschild zu entziffern und zu begreifen. das, nehme ich an, wird in absehbarer zeit nicht als normales kompetenzniveau in puncto leseverständnis aufgefasst.

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Mag sein, dass wir schon ganz unten angelangt sind. Hätte den sarkastischen Vorteil, dass das Niveau ab jetzt gleich bleibt. Insgesamt stelle ich aber fest, dass das Niveau in den letzten 20 Jahren arg gesunken ist, was die Zahl der f. A. statistisch verringert obwohl deren Kenntnisstand schlechter ist als zuvor.

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eine derart pauschale aussage – ›das niveau‹ ist gesunken – klingt für mich nach wenig fundiertem kulturpessimismus. dagegen lässt sich kaum sinnvoll argumentieren. ich kann nur auf folgendes hinweisen: der zusammenfassung der hamburger studie entnehme ich, dass sich die zahl der funktionalen analphabeten über alle altersgruppen hinweg kaum unterscheidet. das sind 12,6% aller getesteten bei den 18–29-jährigen, 14,9% bei den 30–39-jährigen, 14,5% bei den 40–49-jährigen und 15,7% bei den 50–64-jährigen. das schließt also auch die ein, die vor zwanzig jahren an dem offenbar bedeutend höheren niveau teilgenommen haben. vielleicht bist du einfach anspruchsvoller geworden, nicht ›das niveau‹ niedriger.

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eine derart pauschale aussage – ›das niveau‹ ist gesunken – klingt für mich nach wenig fundiertem kulturpessimismus.

Du kannst es Dir aussuchen ob der gestiegenen Zahlen der Abiturienten in Hamburg: Entweder sind die Kinder von heute fähiger, die Schullaufbahn erfolgreich zu beenden, oder das Niveau wurde massiv abgesenkt.

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ich weiß nicht, ob dieser anstieg (und damit das scheinbare oder tatsächliche absenken des niveaus) etwas zu tun hat mit der lesekompetenz in den alleruntersten dieser alphaklassen. die anforderungen für den höchstmöglichen schulabschluss und die mindestanforderungen für lesefähigkeit verändern sich ja nicht zwangsläufig parallel. leider weiß ich nicht genug darüber, wie funktionaler analphabetismus vor dreißig jahren (gesellschaftlich) definiert wurde. wenn ich dich (bzw. bertel) richtig verstehe, müsste das ja eine definition sein, die weitere, höhere alphaklassen einschließt. dann ist mir aber tatsächlich unklar, warum diejenigen, die in einer gesellschaft gelebt haben, die diese strengeren anforderungen gestellt hat, nicht bei der heutigen, angeblich lascheren definition sehr viel günstiger abschneiden als diejenigen, die die alten, hohen anforderungen nie erlebt haben.

 

darüber hinaus vermute ich auch, dass ›niveau wurde gesenkt‹ nicht den gesamten anstieg der abiturquoten erklären kann – wenngleich das abitur heute sicher nicht mehr denselben stellenwert hat wie, sagen wir, 1970. heute gehen dafür auch kinder aufs gymnasium, die das vor vierzig jahren trotz hinreichender eignung nicht getan hätten.

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