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Hinting in DTP- und Office-Anwendungen

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Geschrieben

Liebe Font-Profis,

 

ich habe eine Verständnisfrage zum Thema Hinting:

Soweit ich es laut Wikipedia und diversen Foundry-Websites verstehe, geben die aufwändig ausgearbeiteten »Hints« dem Programm Anweisungen, wie eine Schrift in einer bestimmen Punktgröße auf dem Bildschirm dargestellt wird. Also in 9 pt, 10 pt, 11 pt etc.

 

Nun kann man in allen Anwendungen aber auch »krumme« Anzeigegrößen anwählen. Werden die Hints dann trotzdem noch berücksichtigt?

 

Beispiel: Ich habe eine Schrift 9 pt gesetzt und skaliere die Seite in InDesign oder Word auf 127 %. (Also eine theoretische Schriftgröße von 11,43 pt)

– Greifen InDesign/Word auf die nächstgelegene Hinting-Punktgröße zu? (In diesem Fall 11 pt)

– Ignorieren InDesign/Word generell solche Hints und verwenden ClearType, CoolType oder Quartz?

– Gehen die InDesign/Word-Versionen für Mac und Windows-PC verschieden damit um?

– Werden PostScript- und TrueType-Hints von InDesign/Word unterschiedlich ausgewertet?

– Welche Programme berücksichtigen überhaupt Hinting-Anweisungen? Also werden beispielsweise PostScript-Hints von Microsoft Word am PC berücksichtigt? Oder nur TrueType-Hints?

 

Wo findet sich eine Erklärung, welches Programm auf welcher Plattform welche Hints berücksichtigt? Immerhin ist manuelles Hinting ein riesiger Haufen Arbeit und alle Foundries werben damit, dass manuelles Hinting eine große Qualitätsverbesserung darstellt.

Ich habe schon in dem Standardwerk »Fonts & Encodings« nachgeschlagen. Aber irgendwie finden sich da umfangreiche Angaben zur Theorie und leider nur wenig Angaben zur Praxis.

 

Für eure Antwort danke ich im Voraus.

 

Herzliche Grüße!

Geschrieben

Komplexes Thema. Es ist auch noch komplexer als “Windows oder Mac”, ”Schriftgröße A oder B” etc. weil jede Programm- oder Betriebssystemversion unter Windows auf andere Render-Engines zugreifen und der Benutzer auch nochmal eingreifen kann. 

 

Warum fragst du eigentlich? Überlegst du, Hinting für einen Font zu erstellen?

Geschrieben

Ich bin an der Erstellung von Corporate Designs beteiligt.

– Manchmal geben wir die Entwicklung eigener Hausschriften in Auftrag und dabei stellt sich meist die Frage, wie (kosten)aufwändig das Hinting sein darf. Es ist aber immer ein wenig diffus, mit welchem Hinting welcher praktische Nutzen für den Auftraggeber rausspringt.

– Meist greifen wir bei der CD-Entwicklung auf bestehende Schriften zurück. Dabei tauchen immer die gleichen Fragen auf: Werden die Hints der Office-Schriften überhaupt berücksichtigt, wenn der Auftraggeber nur mit Macs arbeitet? Welche konkreten Nachteile hätte es, wenn der Auftraggeber ausschließlich Office-Fonts erwirbt und die Mitarbeiter mit DTP-Programmen ebenfalls damit arbeiten? Bei PPT soll ein Office-Font als große Headline verwendet werden – werden diese Headlines lesbarer, wenn man die PPT-Folie kleinskaliert ansieht? etc.

 

Das ist ja eigentlich ein Thema, was sehr viele Nutzer betrifft und unter Umständen große finanzielle Auswirkungen hat.

Und zur Qualitätssicherung bei Corporate Designs ist dieses Wissen ebenfalls unverzichtbar. Man muss als Designer/Reinzeichner eigentlich klar argumentieren können, bei welchem Workflow durch aufwändiges Hinting Vorteile zu sehen sind – sowohl wenn Schriften neu entwickelt werden als auch beim »Customizing« bestehender Schriften für einen Auftraggeber.

 

Gibt es für dieses Thema vielleicht »support tables« à la caniuse.com?

Geschrieben

Gibt es für dieses Thema vielleicht »support tables« à la caniuse.com?

 

Leider nicht. Das Thema ist wie gesagt zu komplex und in allen Details durchschauen können dies nur eine Handvoll Leute auf der Welt. 

Alle deine berechtigten Fragen laufen im Grunde auf ein ausartendes »ja/nein aber …« und »es kommt drauf an ob …« heraus und was vor 2 Jahren richtig war, gilt womöglich schon gar nicht mehr, weil eine bestimmte Render-Engine mittlerweile wieder anders funktioniert. 

 

In Eurem Fall wäre wohl einfach ein heißer Draht zu einem Unternehmen wie FontShop oder Linotype zu empfehlen. 

Oder wenn man sich nicht an die »großen« wenden möchte, zum Beispiel: http://fontwerk.de

Geschrieben

Ein paar Antwort-Versuche, ohne dass ich Hinting-Experte wäre …

 

Greifen InDesign/Word auf die nächstgelegene Hinting-Punktgröße zu?

 

Klar. Pixel sind Pixel. Da gibt es keine krummen Werte.

 

Werden PostScript- und TrueType-Hints von InDesign/Word unterschiedlich ausgewertet?

 

Wenn sie ausgewertet werden, ja. Es sind ja völlig unterschiedliche Prinzipien. 

 

Also werden beispielsweise PostScript-Hints von Microsoft Word am PC berücksichtigt?

 

Ja. Es gibt aber kein schriftgrößenspezifisches Hinting wie bei TT. 

 

Werden die Hints der Office-Schriften überhaupt berücksichtigt, wenn der Auftraggeber nur mit Macs arbeitet?

 

Ich glaube nicht. Da sollte das MacOS-Rendering greifen. 

 

Welche konkreten Nachteile hätte es, wenn der Auftraggeber ausschließlich Office-Fonts erwirbt und die Mitarbeiter mit DTP-Programmen ebenfalls damit arbeiten?

 

Technisch keine. Die Office-Familien sind aber oft kleiner (weniger Schnitte) als die DTP-Familien, haben standardmäßig Versalziffern und gegebenenfalls weniger Features. Das muss man dann berücksichtigen. Aber die Office-Fonts funktionieren prinzipiell natürlich auch in DTP-Anwendungen. 

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