Arabische und lateinische Schrift

[Thomas Kunz]

Hallo allerseits,

 

ich muss in einen deutschen Text (über das Land Ägypten) den Ländernamen in der Landessprache darstellen:

 

 

Könnt ihr mir sagen, ob die vertikale Anpassung so richtig ist?

[Gast bertel]

Das müsste von der Grundlinie her schon passen.

http://www.shia-forum.de/index.php?/topic/49106-arabische-buchstaben-lernen-online-teil-1/

[Albert-Jan Pool]

Die Ausrichtung ist richtig, aber die arabische Schrift wird fast immer zu klein ausschauen, ihre Oberlängen sind relativ lang und die ‘Mittellänge’ vergleichsweise klein. Das optische Ergebnis wird besser, wenn Du eine lateinische Schrift mit einer kleineren x-Höhe bzw. längere Ober- und Unterlängen nimmst. Oder halt eine Schrift wie die FF Aman, FF Seria oder die FF Fedra wobei die arabische und die lateinische Schrift (von vornherein) aufeinander angepasst worden sind. Bei solche Schriftfamilien sind dann nicht nur die vertikale Proportionen einigermaßen stimmig, auch die Strichstärkenkontraste sind bei diesen Schriften aufeinander abgestimmt worden. Auch bei Linotype gibt es solche Schriftfamilien. Siehe Janna / Palatino. Wenn die ‘Mittellänge’ einer arabischen Schrift zu sehr an einer lateinische Schrift mit einer eh schon große Mittellänge (wie es bei Dir der Fall ist) dann empfinden die meisten arabischen Leser das als ungewöhnlich. Der Effekt ist ähnlich wie bei den ITC-Schriften der 1970er Jahre, solche Schriften mögen die meisten Typografen nicht gerne für längeren Texten auf Spaltenbreiten wie in zB. Romane setzen. Im Gegensatz zu den schmalen Spalten der Zeitungen wo man wenig Zeilenabstand braucht, sind bei den breiteren Spalten größere Zeilenabstände erforderlich. Im letzteren Fall ist es entsprechend unsinnig wenn die Ober- und Unterlängen einer Schrift etwas kurz ausfallen. Das ist also verschenkter Platz und Leserlichkeit.

[Albert-Jan Pool]

Viele Informationen über arabische Schrift und Typografie gibt es bei der Khatt Foundation. Die Khatt Foundation wird aber nachgesagt, dass sie zu sehr eine ITC-artige Anpassung von arabische an lateinische Schriften propagiert. Zu große Mittellängen, zu kurze Oder- und Unterlängen. Wie dem auch sei, die Khatt Foundation bringt die arabische Schrift nach vorne; in ihre Buchhandlung gibt es jede Menge Bücher über arabische Typografie und die Gestaltung arabischer Schriften.

Das Gegenteil macht die Firma DecoType. Ihr ist es gelungen mit der sogenannten ACE-Technologie die grammatikalisch korrekte Struktur der arabische Schrift perfekt abzubilden. Die für lateinische Schrift typische Schriftlinie gab es in der arabische Schrift ursprünglich vor allem in der stark geometrisch orientierten Kufi-Stil. Kufi können alle die arabische Schrift verstehen ebenfalls lesen, aber sie gilt als formalistische Display-Schrift (wie ITC Kabel hoch 2). Bei ACE kann man wieder auf die horizontale Schriftlinie verzichten und die arabische Schrift wieder so aussehen lassen, wie sie vor der Einführung der Satzmachinen ausgesehen hat und noch immer gerne gelesen wird. DecoType steht genauso wie die Khatt Foundation in der Kritik, aber dann umgekehrt. Ihr wird vorgeworfen zu traditionell zu sein und die Kalligraphie zu rekonstruieren, wobei DecoType der Auffassung ist, alles einfach nur nach den Regeln der Kunst und Grammatik richtig zu machen. 

Zuletzt möchte ich hier noch auf die Website von Pascal Zoghbis Firma 29letters verweisen, einer der führenden Designer arabischer Schrift. Hier auf seinem Blog schreibt er über die historische Entwicklung der arabische Schrift und wie ihre Gestaltung von der für die lateinische Schrift entwickelte Satztechnologie beeinflusst wurde. Allerdings ohne Links auf Seiten wo man den Koran kaufen kann.